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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

hat, daß es nicht mit sich spaßen und spielen läßt, weder militärisch noch diplo¬
matisch. Das ist erreicht worden, und es mußte erreicht werden bei dieser ersten
ernsthaften Beteiligung an der Weltpolitik über dem Wasser. Das Deutsche Reich
will in China keine Sondervorteile erreichen, es will nichts erobern, keine Auf¬
teilung. Es hat keine Veranlassung, "auf Prestige zu arbeiten," keine Rücksicht
zu nehmen auf innere Vorgänge, auf Parlaments- und Präsidentenwahlen, es wird
nicht gedrängt von kapitalistischen Interessenkreisen, die durch den Krieg ihr Ge¬
schäft machen wollen, aber es will und muß im allereigensten politischen, nationalen
und wirtschaftlichen Interesse eintreten für den gebotnen gemeinsamen Zweck der
Mächte und der gesamten Kulturwelt, dem Völkerrecht Achtung und Macht zu
wahren überall, wo Völker miteinander zu thun haben. Daß es dazu den Willen
und die Macht hat, mußte der Welt handgreiflich vor die Augen geführt werden
für alle Zeiten in dieser chinesischen Affaire. Noch wird viel geschehn müssen, daß
das ganz erreicht wird, viel weise Energie wird aufgewandt, viel Vorsicht geübt
werden müssen, noch können manche Fehler, viele äußere Widerstände, Ränke und
Schachzüge den Erfolg erschweren. Wie könnte das anders sein? Aber was die
deutsche Politik bisher erreicht hat, darf uns in der frohen Hoffnung bestärken, daß
sie ihr Ziel hier, und wo es sich in zukünftigen Welthändeln darum handelt, zu
erreichen wissen wird. Zunächst scheinen die Chinesen ja auch wieder bescheidner
geworden zu sein, worauf aber vorläufig natürlich nichts zu geben ist. Auf die
Leute ist nur Verlaß, wenn sie an Händen und Füßen geknebelt sind.

Es scheint so, als ob die Bülowsche Note doch auch in Kreisen, die sich bisher
in Deutschland jedem Verständnis für unsre Aufgabe in China verschlossen hatten,
ein wenig aufklärend, vielleicht belehrend zu wirken begönne. Sogar in der links¬
freisinnigen Presse urteilt man über sie auffallend vernünftig. Wir geben uns
niemals optimistischen Illusionen in Bezug auf das Parteitreiben hin und legen
auf das Parteiurteil in dieser Frage besonders wenig Gewicht. Aber wir hoffen
doch auch nach dieser Richtung auf einen glänzenden Sieg der kaiserlichen Politik
über die kleinlichen Nörgler und Flaumacher unter uns selbst.

Die Thorheit, Deutschlands Anteil an der Lösung der chinesischen Frage nur
nach den deutschen wirtschaftlichen Interessen in China zu beurteilen, die sich sta¬
tistisch herausrechnen lassen, haben wir schon früher in den Grenzboten zurückge¬
wiesen. Wenn jetzt der bekannte russische Staatsrat Bloch in der "Zeitschrift für
Sozialwissenschaften" mit sehr mangelhaften Zahlen den Beweis führen will, daß
die Mächte mit ihrer Aktion in China nur Geld zum Fenster hinauswerfen, so
haben wir nicht mehr nötig, darauf einzugehn. Wenn er es aber für nötig hält,
Europa mit der "gelben Gefahr" von neuem zu drohen, die man durch die Er¬
schließung Chinas für abendländische Kultur heraufbeschwöre, so möchten wir doch
endlich einmal daran erinnern, daß es eben -- sofern Vernunft und nicht krasse
Unvernunft die europäischen Mächte, Rußland voran, beseelt -- bei den über kurz
oder lang zu eröffnenden Verhandlungen, die sich übrigens wohl mehr zwischen
den Mächten als zwischen ihnen und China abspielen werden, ganz besonders darauf
ankommen wird, dieser "gelben Gefahr" gehörig vorzubeugen. Vierhundert Millionen
so gefährliche Kerle, als die auch wir in gewissem Sinne die Chinesen betrachten,
laßt man sich nicht ungestört zur Gefahr für die ganze europäische Kultur und die
europäischen Staatswesen auswachsen, die nimmt man beizeiten unter die Schere.
Wir gerade verkennen die ungeheure Bedeutung der chinesischen Frage auch in dieser
Beziehung nicht, und wir verlangen gerade deshalb, daß der chinesische Krieg nicht
ausläuft wie das Hornberger Schießen. Wir verlangen, daß trotz aller staatlichen
und nationalen Selbständigkeit, die man den Chinesen vorläufig lassen soll, dauernd
dafür Sorge getragen wird, daß die europäische Politik die chinesische Entwicklung


Maßgebliches und Unmaßgebliches

hat, daß es nicht mit sich spaßen und spielen läßt, weder militärisch noch diplo¬
matisch. Das ist erreicht worden, und es mußte erreicht werden bei dieser ersten
ernsthaften Beteiligung an der Weltpolitik über dem Wasser. Das Deutsche Reich
will in China keine Sondervorteile erreichen, es will nichts erobern, keine Auf¬
teilung. Es hat keine Veranlassung, „auf Prestige zu arbeiten," keine Rücksicht
zu nehmen auf innere Vorgänge, auf Parlaments- und Präsidentenwahlen, es wird
nicht gedrängt von kapitalistischen Interessenkreisen, die durch den Krieg ihr Ge¬
schäft machen wollen, aber es will und muß im allereigensten politischen, nationalen
und wirtschaftlichen Interesse eintreten für den gebotnen gemeinsamen Zweck der
Mächte und der gesamten Kulturwelt, dem Völkerrecht Achtung und Macht zu
wahren überall, wo Völker miteinander zu thun haben. Daß es dazu den Willen
und die Macht hat, mußte der Welt handgreiflich vor die Augen geführt werden
für alle Zeiten in dieser chinesischen Affaire. Noch wird viel geschehn müssen, daß
das ganz erreicht wird, viel weise Energie wird aufgewandt, viel Vorsicht geübt
werden müssen, noch können manche Fehler, viele äußere Widerstände, Ränke und
Schachzüge den Erfolg erschweren. Wie könnte das anders sein? Aber was die
deutsche Politik bisher erreicht hat, darf uns in der frohen Hoffnung bestärken, daß
sie ihr Ziel hier, und wo es sich in zukünftigen Welthändeln darum handelt, zu
erreichen wissen wird. Zunächst scheinen die Chinesen ja auch wieder bescheidner
geworden zu sein, worauf aber vorläufig natürlich nichts zu geben ist. Auf die
Leute ist nur Verlaß, wenn sie an Händen und Füßen geknebelt sind.

Es scheint so, als ob die Bülowsche Note doch auch in Kreisen, die sich bisher
in Deutschland jedem Verständnis für unsre Aufgabe in China verschlossen hatten,
ein wenig aufklärend, vielleicht belehrend zu wirken begönne. Sogar in der links¬
freisinnigen Presse urteilt man über sie auffallend vernünftig. Wir geben uns
niemals optimistischen Illusionen in Bezug auf das Parteitreiben hin und legen
auf das Parteiurteil in dieser Frage besonders wenig Gewicht. Aber wir hoffen
doch auch nach dieser Richtung auf einen glänzenden Sieg der kaiserlichen Politik
über die kleinlichen Nörgler und Flaumacher unter uns selbst.

Die Thorheit, Deutschlands Anteil an der Lösung der chinesischen Frage nur
nach den deutschen wirtschaftlichen Interessen in China zu beurteilen, die sich sta¬
tistisch herausrechnen lassen, haben wir schon früher in den Grenzboten zurückge¬
wiesen. Wenn jetzt der bekannte russische Staatsrat Bloch in der „Zeitschrift für
Sozialwissenschaften" mit sehr mangelhaften Zahlen den Beweis führen will, daß
die Mächte mit ihrer Aktion in China nur Geld zum Fenster hinauswerfen, so
haben wir nicht mehr nötig, darauf einzugehn. Wenn er es aber für nötig hält,
Europa mit der „gelben Gefahr" von neuem zu drohen, die man durch die Er¬
schließung Chinas für abendländische Kultur heraufbeschwöre, so möchten wir doch
endlich einmal daran erinnern, daß es eben — sofern Vernunft und nicht krasse
Unvernunft die europäischen Mächte, Rußland voran, beseelt — bei den über kurz
oder lang zu eröffnenden Verhandlungen, die sich übrigens wohl mehr zwischen
den Mächten als zwischen ihnen und China abspielen werden, ganz besonders darauf
ankommen wird, dieser „gelben Gefahr" gehörig vorzubeugen. Vierhundert Millionen
so gefährliche Kerle, als die auch wir in gewissem Sinne die Chinesen betrachten,
laßt man sich nicht ungestört zur Gefahr für die ganze europäische Kultur und die
europäischen Staatswesen auswachsen, die nimmt man beizeiten unter die Schere.
Wir gerade verkennen die ungeheure Bedeutung der chinesischen Frage auch in dieser
Beziehung nicht, und wir verlangen gerade deshalb, daß der chinesische Krieg nicht
ausläuft wie das Hornberger Schießen. Wir verlangen, daß trotz aller staatlichen
und nationalen Selbständigkeit, die man den Chinesen vorläufig lassen soll, dauernd
dafür Sorge getragen wird, daß die europäische Politik die chinesische Entwicklung


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[0062] Maßgebliches und Unmaßgebliches hat, daß es nicht mit sich spaßen und spielen läßt, weder militärisch noch diplo¬ matisch. Das ist erreicht worden, und es mußte erreicht werden bei dieser ersten ernsthaften Beteiligung an der Weltpolitik über dem Wasser. Das Deutsche Reich will in China keine Sondervorteile erreichen, es will nichts erobern, keine Auf¬ teilung. Es hat keine Veranlassung, „auf Prestige zu arbeiten," keine Rücksicht zu nehmen auf innere Vorgänge, auf Parlaments- und Präsidentenwahlen, es wird nicht gedrängt von kapitalistischen Interessenkreisen, die durch den Krieg ihr Ge¬ schäft machen wollen, aber es will und muß im allereigensten politischen, nationalen und wirtschaftlichen Interesse eintreten für den gebotnen gemeinsamen Zweck der Mächte und der gesamten Kulturwelt, dem Völkerrecht Achtung und Macht zu wahren überall, wo Völker miteinander zu thun haben. Daß es dazu den Willen und die Macht hat, mußte der Welt handgreiflich vor die Augen geführt werden für alle Zeiten in dieser chinesischen Affaire. Noch wird viel geschehn müssen, daß das ganz erreicht wird, viel weise Energie wird aufgewandt, viel Vorsicht geübt werden müssen, noch können manche Fehler, viele äußere Widerstände, Ränke und Schachzüge den Erfolg erschweren. Wie könnte das anders sein? Aber was die deutsche Politik bisher erreicht hat, darf uns in der frohen Hoffnung bestärken, daß sie ihr Ziel hier, und wo es sich in zukünftigen Welthändeln darum handelt, zu erreichen wissen wird. Zunächst scheinen die Chinesen ja auch wieder bescheidner geworden zu sein, worauf aber vorläufig natürlich nichts zu geben ist. Auf die Leute ist nur Verlaß, wenn sie an Händen und Füßen geknebelt sind. Es scheint so, als ob die Bülowsche Note doch auch in Kreisen, die sich bisher in Deutschland jedem Verständnis für unsre Aufgabe in China verschlossen hatten, ein wenig aufklärend, vielleicht belehrend zu wirken begönne. Sogar in der links¬ freisinnigen Presse urteilt man über sie auffallend vernünftig. Wir geben uns niemals optimistischen Illusionen in Bezug auf das Parteitreiben hin und legen auf das Parteiurteil in dieser Frage besonders wenig Gewicht. Aber wir hoffen doch auch nach dieser Richtung auf einen glänzenden Sieg der kaiserlichen Politik über die kleinlichen Nörgler und Flaumacher unter uns selbst. Die Thorheit, Deutschlands Anteil an der Lösung der chinesischen Frage nur nach den deutschen wirtschaftlichen Interessen in China zu beurteilen, die sich sta¬ tistisch herausrechnen lassen, haben wir schon früher in den Grenzboten zurückge¬ wiesen. Wenn jetzt der bekannte russische Staatsrat Bloch in der „Zeitschrift für Sozialwissenschaften" mit sehr mangelhaften Zahlen den Beweis führen will, daß die Mächte mit ihrer Aktion in China nur Geld zum Fenster hinauswerfen, so haben wir nicht mehr nötig, darauf einzugehn. Wenn er es aber für nötig hält, Europa mit der „gelben Gefahr" von neuem zu drohen, die man durch die Er¬ schließung Chinas für abendländische Kultur heraufbeschwöre, so möchten wir doch endlich einmal daran erinnern, daß es eben — sofern Vernunft und nicht krasse Unvernunft die europäischen Mächte, Rußland voran, beseelt — bei den über kurz oder lang zu eröffnenden Verhandlungen, die sich übrigens wohl mehr zwischen den Mächten als zwischen ihnen und China abspielen werden, ganz besonders darauf ankommen wird, dieser „gelben Gefahr" gehörig vorzubeugen. Vierhundert Millionen so gefährliche Kerle, als die auch wir in gewissem Sinne die Chinesen betrachten, laßt man sich nicht ungestört zur Gefahr für die ganze europäische Kultur und die europäischen Staatswesen auswachsen, die nimmt man beizeiten unter die Schere. Wir gerade verkennen die ungeheure Bedeutung der chinesischen Frage auch in dieser Beziehung nicht, und wir verlangen gerade deshalb, daß der chinesische Krieg nicht ausläuft wie das Hornberger Schießen. Wir verlangen, daß trotz aller staatlichen und nationalen Selbständigkeit, die man den Chinesen vorläufig lassen soll, dauernd dafür Sorge getragen wird, daß die europäische Politik die chinesische Entwicklung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/62>, abgerufen am 16.06.2024.