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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Umnaßgebliches

Bande. Der glänzend beanlagte Kavallerieoffizier, der den Ehrgeiz hatte, Diplomat
zu werden, und sein Verlangen nur mit Mühe und auf die seltsamste äußere Art
durchsetzte, weil man seine Kraft im Heere nicht entbehren wollte, lebt vor uns
mit allen seinen Zügen, ein ernster, beinahe melancholischer Mann von unermüd¬
licher Arbeitskraft, kein Genie, aber ein systematischer Kopf, die Selbstbeherrschung
in Person, fest und unablässig in demi Erreichbaren, über das hinaus aber resigniert
und scheinbar teilnahmlos. Er war ganz Aristokrat, "die Nase in der Luft," selbst
im Vorzimmer des Kaisers schien er seinen Schritt nicht zu beschleunigen, und andre
Kreise mit ihren Anschauungen kümmerten ihn nicht. In seinem Beruf ging er
ans, und er führte thu aus, so gut es sich thun ließ: er kam friedlich mit Ru߬
land durch, ohne daß sich Österreich etwas vergab, und neben Vismarck behauptete
er sich mit Feinheit und Würde. Warum er dennoch fallen mußte, und zwar in
Gnaden, wahrend der Sieger Banffy sehr ungnädig vom Kaiser angelassen wurde,
wie er zu Taaffe stand, und wie er sich zu deu Fragen der innern Politik zu stellen
gezwungen wurde, das alles ist für Österreich höchst charakteristisch und von Fried-
juug vortrefflich entwickelt. Ein guter Diplomat, der die besser" Seiten der öster¬
reichischen Tradition pflegte, Gelassenheit und Vertragstreue, und der in den
Leistungen seines eigentlichen Fachs vou keinem österreichischen Staatsmmm in
diesem Jahrhundert übertroffen wurde, aber kein Politiker vou Ideen, die andre
hätten hinreißen können, und vor allem ein Mann, der Ungarn nicht verstand und
darum über Ungarn stürzen mußte. sein Nachruhm kümmerte thu nicht, er schrieb
nach seinem Rücktritt keine Verteidigungen und gab auch keine Memoiren heraus,
er lebte ganz als Privatmann auf seineu Gütern und starb kaum vierundsechzig
Jahre alt. -- Bekannte Männer des politischen Lebens sind der badische Staats¬
minister Turban, der jüngere Jolly, Sohn des Ministers, Chefredakteur der All-
gemeinen Zeitung, erst zweiundvierzig Jahre alt, und H. H. Meier in Bremen,
cinuudachtzig Jahre alt. Vou den hohen Militärs, die wir hier verzeichnet finde",
sind nur zwei im weitern Sinne bekannt geworden: Vizeadmiral Batsch, der seinen
Abschied nahm, weil Cnprivi 188!; Marineminister wurde, als Kommandant des
Flaggschiffs bei dem Untergang des "Großen Kurfürsten" 1878 und auch übrigens
viel genannt, ein Mann von anerkannten Verdiensten, sodann General von Kalten-
born-Stachau mit einer frühen glänzenden Karriere, aber geringem Nachruhm. Als
Kriegsminister seit 1890 hatte er das neue Militttrgesetz mit der zweijährigen
Präsenzzeit dem Reichstag vorzulegen und nahm, als es in der von ihm vertretnen
Form gefallen war, 1892 seinen Abschied; sechs Jahre später starb er, erst zwei-
uudsechzigjährig. -- Zwei bekannten Künstlern, Benjamin Vautier und Friedrich
Geselschap, schließt sich ein weniger bekannter dritter an, der Wappenmaler Bühler
aus Bern, über den in einem gut geschriebnen Nekrolog anziehend berichtet wird. --
Die zwei berühmtesten Schriftsteller sind schon genannt worden, ihre Nekrologe sind
ebenfalls gut, nnr dürfte bei Theodor Fontane mancher Leser, wenn er Teilnahme
für die Person gewonnen hat, fragen, wovon der Dichter eigentlich gelebt habe.
Unter den vielen übrigen hier verzeichneten Schriftstellern find die besten die ge¬
wesen, die noch sonst einen Beruf hatten; der amtlose Litternt erscheint in ver-
schiednen wenig ermutigende" Beispielen. Viel Arbeit, wenig Ehre, im besten Falle
zuletzt el" verständnisvoller Nekrolog: Stephan Born, gebürtig aus Lissa, Redakteur
an den Bühler Nachrichten, vierundsiebzig Jahre alt, demokratischer Politiker. Über¬
setzer, litterarischer Kritiker, viel umhergeworfen, internationale Existenz. Heinrich
Keller, namhafter nltramontcmer Kritiker (Poderboru, Münster, Regensburg), Auto¬
didakt, starb in den besten Mnnnesjahren. Unter den litterarischen Professoren
steht zu oberst nicht, der schon 1897 in hohem Alter gestorben ist, aber erst in
diesem Jahrgang eine vortreffliche Würdigung durch Georg von Mayr erfahren


Maßgebliches und Umnaßgebliches

Bande. Der glänzend beanlagte Kavallerieoffizier, der den Ehrgeiz hatte, Diplomat
zu werden, und sein Verlangen nur mit Mühe und auf die seltsamste äußere Art
durchsetzte, weil man seine Kraft im Heere nicht entbehren wollte, lebt vor uns
mit allen seinen Zügen, ein ernster, beinahe melancholischer Mann von unermüd¬
licher Arbeitskraft, kein Genie, aber ein systematischer Kopf, die Selbstbeherrschung
in Person, fest und unablässig in demi Erreichbaren, über das hinaus aber resigniert
und scheinbar teilnahmlos. Er war ganz Aristokrat, „die Nase in der Luft," selbst
im Vorzimmer des Kaisers schien er seinen Schritt nicht zu beschleunigen, und andre
Kreise mit ihren Anschauungen kümmerten ihn nicht. In seinem Beruf ging er
ans, und er führte thu aus, so gut es sich thun ließ: er kam friedlich mit Ru߬
land durch, ohne daß sich Österreich etwas vergab, und neben Vismarck behauptete
er sich mit Feinheit und Würde. Warum er dennoch fallen mußte, und zwar in
Gnaden, wahrend der Sieger Banffy sehr ungnädig vom Kaiser angelassen wurde,
wie er zu Taaffe stand, und wie er sich zu deu Fragen der innern Politik zu stellen
gezwungen wurde, das alles ist für Österreich höchst charakteristisch und von Fried-
juug vortrefflich entwickelt. Ein guter Diplomat, der die besser» Seiten der öster¬
reichischen Tradition pflegte, Gelassenheit und Vertragstreue, und der in den
Leistungen seines eigentlichen Fachs vou keinem österreichischen Staatsmmm in
diesem Jahrhundert übertroffen wurde, aber kein Politiker vou Ideen, die andre
hätten hinreißen können, und vor allem ein Mann, der Ungarn nicht verstand und
darum über Ungarn stürzen mußte. sein Nachruhm kümmerte thu nicht, er schrieb
nach seinem Rücktritt keine Verteidigungen und gab auch keine Memoiren heraus,
er lebte ganz als Privatmann auf seineu Gütern und starb kaum vierundsechzig
Jahre alt. — Bekannte Männer des politischen Lebens sind der badische Staats¬
minister Turban, der jüngere Jolly, Sohn des Ministers, Chefredakteur der All-
gemeinen Zeitung, erst zweiundvierzig Jahre alt, und H. H. Meier in Bremen,
cinuudachtzig Jahre alt. Vou den hohen Militärs, die wir hier verzeichnet finde»,
sind nur zwei im weitern Sinne bekannt geworden: Vizeadmiral Batsch, der seinen
Abschied nahm, weil Cnprivi 188!; Marineminister wurde, als Kommandant des
Flaggschiffs bei dem Untergang des „Großen Kurfürsten" 1878 und auch übrigens
viel genannt, ein Mann von anerkannten Verdiensten, sodann General von Kalten-
born-Stachau mit einer frühen glänzenden Karriere, aber geringem Nachruhm. Als
Kriegsminister seit 1890 hatte er das neue Militttrgesetz mit der zweijährigen
Präsenzzeit dem Reichstag vorzulegen und nahm, als es in der von ihm vertretnen
Form gefallen war, 1892 seinen Abschied; sechs Jahre später starb er, erst zwei-
uudsechzigjährig. — Zwei bekannten Künstlern, Benjamin Vautier und Friedrich
Geselschap, schließt sich ein weniger bekannter dritter an, der Wappenmaler Bühler
aus Bern, über den in einem gut geschriebnen Nekrolog anziehend berichtet wird. —
Die zwei berühmtesten Schriftsteller sind schon genannt worden, ihre Nekrologe sind
ebenfalls gut, nnr dürfte bei Theodor Fontane mancher Leser, wenn er Teilnahme
für die Person gewonnen hat, fragen, wovon der Dichter eigentlich gelebt habe.
Unter den vielen übrigen hier verzeichneten Schriftstellern find die besten die ge¬
wesen, die noch sonst einen Beruf hatten; der amtlose Litternt erscheint in ver-
schiednen wenig ermutigende» Beispielen. Viel Arbeit, wenig Ehre, im besten Falle
zuletzt el» verständnisvoller Nekrolog: Stephan Born, gebürtig aus Lissa, Redakteur
an den Bühler Nachrichten, vierundsiebzig Jahre alt, demokratischer Politiker. Über¬
setzer, litterarischer Kritiker, viel umhergeworfen, internationale Existenz. Heinrich
Keller, namhafter nltramontcmer Kritiker (Poderboru, Münster, Regensburg), Auto¬
didakt, starb in den besten Mnnnesjahren. Unter den litterarischen Professoren
steht zu oberst nicht, der schon 1897 in hohem Alter gestorben ist, aber erst in
diesem Jahrgang eine vortreffliche Würdigung durch Georg von Mayr erfahren


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[0064] Maßgebliches und Umnaßgebliches Bande. Der glänzend beanlagte Kavallerieoffizier, der den Ehrgeiz hatte, Diplomat zu werden, und sein Verlangen nur mit Mühe und auf die seltsamste äußere Art durchsetzte, weil man seine Kraft im Heere nicht entbehren wollte, lebt vor uns mit allen seinen Zügen, ein ernster, beinahe melancholischer Mann von unermüd¬ licher Arbeitskraft, kein Genie, aber ein systematischer Kopf, die Selbstbeherrschung in Person, fest und unablässig in demi Erreichbaren, über das hinaus aber resigniert und scheinbar teilnahmlos. Er war ganz Aristokrat, „die Nase in der Luft," selbst im Vorzimmer des Kaisers schien er seinen Schritt nicht zu beschleunigen, und andre Kreise mit ihren Anschauungen kümmerten ihn nicht. In seinem Beruf ging er ans, und er führte thu aus, so gut es sich thun ließ: er kam friedlich mit Ru߬ land durch, ohne daß sich Österreich etwas vergab, und neben Vismarck behauptete er sich mit Feinheit und Würde. Warum er dennoch fallen mußte, und zwar in Gnaden, wahrend der Sieger Banffy sehr ungnädig vom Kaiser angelassen wurde, wie er zu Taaffe stand, und wie er sich zu deu Fragen der innern Politik zu stellen gezwungen wurde, das alles ist für Österreich höchst charakteristisch und von Fried- juug vortrefflich entwickelt. Ein guter Diplomat, der die besser» Seiten der öster¬ reichischen Tradition pflegte, Gelassenheit und Vertragstreue, und der in den Leistungen seines eigentlichen Fachs vou keinem österreichischen Staatsmmm in diesem Jahrhundert übertroffen wurde, aber kein Politiker vou Ideen, die andre hätten hinreißen können, und vor allem ein Mann, der Ungarn nicht verstand und darum über Ungarn stürzen mußte. sein Nachruhm kümmerte thu nicht, er schrieb nach seinem Rücktritt keine Verteidigungen und gab auch keine Memoiren heraus, er lebte ganz als Privatmann auf seineu Gütern und starb kaum vierundsechzig Jahre alt. — Bekannte Männer des politischen Lebens sind der badische Staats¬ minister Turban, der jüngere Jolly, Sohn des Ministers, Chefredakteur der All- gemeinen Zeitung, erst zweiundvierzig Jahre alt, und H. H. Meier in Bremen, cinuudachtzig Jahre alt. Vou den hohen Militärs, die wir hier verzeichnet finde», sind nur zwei im weitern Sinne bekannt geworden: Vizeadmiral Batsch, der seinen Abschied nahm, weil Cnprivi 188!; Marineminister wurde, als Kommandant des Flaggschiffs bei dem Untergang des „Großen Kurfürsten" 1878 und auch übrigens viel genannt, ein Mann von anerkannten Verdiensten, sodann General von Kalten- born-Stachau mit einer frühen glänzenden Karriere, aber geringem Nachruhm. Als Kriegsminister seit 1890 hatte er das neue Militttrgesetz mit der zweijährigen Präsenzzeit dem Reichstag vorzulegen und nahm, als es in der von ihm vertretnen Form gefallen war, 1892 seinen Abschied; sechs Jahre später starb er, erst zwei- uudsechzigjährig. — Zwei bekannten Künstlern, Benjamin Vautier und Friedrich Geselschap, schließt sich ein weniger bekannter dritter an, der Wappenmaler Bühler aus Bern, über den in einem gut geschriebnen Nekrolog anziehend berichtet wird. — Die zwei berühmtesten Schriftsteller sind schon genannt worden, ihre Nekrologe sind ebenfalls gut, nnr dürfte bei Theodor Fontane mancher Leser, wenn er Teilnahme für die Person gewonnen hat, fragen, wovon der Dichter eigentlich gelebt habe. Unter den vielen übrigen hier verzeichneten Schriftstellern find die besten die ge¬ wesen, die noch sonst einen Beruf hatten; der amtlose Litternt erscheint in ver- schiednen wenig ermutigende» Beispielen. Viel Arbeit, wenig Ehre, im besten Falle zuletzt el» verständnisvoller Nekrolog: Stephan Born, gebürtig aus Lissa, Redakteur an den Bühler Nachrichten, vierundsiebzig Jahre alt, demokratischer Politiker. Über¬ setzer, litterarischer Kritiker, viel umhergeworfen, internationale Existenz. Heinrich Keller, namhafter nltramontcmer Kritiker (Poderboru, Münster, Regensburg), Auto¬ didakt, starb in den besten Mnnnesjahren. Unter den litterarischen Professoren steht zu oberst nicht, der schon 1897 in hohem Alter gestorben ist, aber erst in diesem Jahrgang eine vortreffliche Würdigung durch Georg von Mayr erfahren

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/64>, abgerufen am 16.06.2024.