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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Eine Geschichte der Metaphysik.

Daß Eduard von Hartmann der
scharfsinnigste unter den lebenden Philosophen ist, erkennen wahrscheinlich sogar seine
entschiedensten Gegner an; als den gelehrtesten haben wir ihn beim Lesen seines
neusten Werkes bewundern lernen: Geschichte der Metaphysik (zwei Bände.
Leipzig, Hermann Haacke, 1899 und 1900). Sie enthält ungefähr fünfzig Namen,
die vielleicht noch nie in einem Kompendium dieser Wissenschaft vorgekommen sind.
Bernardus Telesius, Franz Pcitritius, Andreas Cäsalpinus würde man in Kom¬
pendien vergebens suchen; das von Bergmann z. B., das nur hundert Seiten
weniger umfaßt, freilich bei kleinerm Format, nennt nicht einmal die beiden Helmont.
Und die Namen bleiben nicht als müßige Zeugen der Gelehrsamkeit stehn; Hart¬
mann legt dar, was diese unbekanntem Männer gedacht, und was die bekanntern
ihnen entnommen haben, was z. B. Jakob Böhme von Weigel, Kant von Knutzen
gelernt hat, wie er denn überhaupt bei jedem der größern auf das genauste zeigt,
woher er geschöpft hat, wie er mit seinen Vorgängern zusammenhängt, und welche
Gedanken sein ausschließliches Eigentum sind. Hartmann behandelt den Plotin weit
ausführlicher als den Plato, weil dieser unmittelbar nur einen geringen Einfluß
auf die spätern Denker geübt habe, mittelbar dagegen das Denken zwei Jahr¬
tausende beherrscht habe durch die beiden Strömungen, die von seinem unmittel¬
baren Schüler Aristoteles und seinem mittelbaren Schüler Plotin ausgingen. Aus¬
führlich behandelt Hartmann auch die Gnostiker, die Kirchenväter und die Scholastiker,
denen er vollauf gerecht wird. Die Schule Plotins, schreibt er u. a., "kann sich
an geistiger Bedeutung mit den Kirchenvätern nicht messen. Wenn Plotin selbst
spor dem er sagt, daß er tiefer als Plato sei) noch seinem Zeitgenossen Origenes,
dessen System noch allzuviel unentwickelte Keime enthält, beträchtlich überlegen er¬
scheint, so besteht das umgekehrte Verhältnis zwischen Proklos und Augustinus, um
von den minder hervorragenden Neuplatonikern erst gar nicht zu reden." Aufgeklärte
Stammtischgäste, die über die Dreieinigkeit und über die Gottheit Christi spotten,
können sich hier überzeugen, daß die in den Kirchendogmen krystallisierten Speku¬
lationen der christlichen Theologen unentbehrliche Glieder der Entwicklung sind, die
von Plato und Aristoteles zu Hegel, Schopenhauer, Herbert Spencer und Wundt
führt. Da Hartmann auch die Naturwissenschaften so vollständig beherrscht wie
außer Lotze und Wundt, die Naturkundige von Fach sind, kein zweiter Philosoph,
so vermag er auch Ärzten wie Galen und Physikern wie Newton und Ampere ihre
Stellung in der philosophischen Gedankenentwicklung anzuweisen. Auch den katho¬
lischen Philosophen Günther behandelt er ausführlich, und seinem eifrigsten Schüler,
dem altkatholischen Bischof Weber, schenkt er noch 2^ Seiten.

Bon dem, was er über zwei heutige Modephilosophen sagt, wollen wir doch
einiges anführen. Von Haeckel schreibt er, dieser weise den Materialismus in
doppeltem Sinne von sich ab: "einerseits als ethischen Materialismus, andrerseits
als einen solchen, nach welchem der Stoff früher wäre als die Kraft." Das
folgende geben wir als Probe der Genauigkeit in der Klassifikation, deren sich
Hartmann überall befleißigt, und wofür auch seine Philosophentafel auf Seite 275
des zweiten Bandes zeugt. "Haeckel ist ontologischer Pluralist, indem er die Natur
als eine Vielheit von getrennten Substanzen auffaßt, metaphysischer Dualist, indem
er in jeder Einzelsubstanz zwei verbundne metaphysische Prinzipien, Kraft und Stoff,
annimmt, Phänomenaler Dualist, indem er zwei verschiedne Gebiete der Erscheinung
(äußeres mechanisches Geschehen und inneres Empfinden und Wollen) anerkennt,
Hylozoist, indem er jedem Teil der Materie Belebtheit und Beseeltheit zuschreibt,
Jdentitätsphilosoph, insofern er den Grund beider Erscheinungsgebiete in ein und
derselben Art von Substanzen sucht, kosmonomischer Monist, indem er die teleo-
logische Gesetzmäßigkeit in der Welt leugnet und nnr die kausale gelten läßt, und


Grenzboten I lWt 7
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Eine Geschichte der Metaphysik.

Daß Eduard von Hartmann der
scharfsinnigste unter den lebenden Philosophen ist, erkennen wahrscheinlich sogar seine
entschiedensten Gegner an; als den gelehrtesten haben wir ihn beim Lesen seines
neusten Werkes bewundern lernen: Geschichte der Metaphysik (zwei Bände.
Leipzig, Hermann Haacke, 1899 und 1900). Sie enthält ungefähr fünfzig Namen,
die vielleicht noch nie in einem Kompendium dieser Wissenschaft vorgekommen sind.
Bernardus Telesius, Franz Pcitritius, Andreas Cäsalpinus würde man in Kom¬
pendien vergebens suchen; das von Bergmann z. B., das nur hundert Seiten
weniger umfaßt, freilich bei kleinerm Format, nennt nicht einmal die beiden Helmont.
Und die Namen bleiben nicht als müßige Zeugen der Gelehrsamkeit stehn; Hart¬
mann legt dar, was diese unbekanntem Männer gedacht, und was die bekanntern
ihnen entnommen haben, was z. B. Jakob Böhme von Weigel, Kant von Knutzen
gelernt hat, wie er denn überhaupt bei jedem der größern auf das genauste zeigt,
woher er geschöpft hat, wie er mit seinen Vorgängern zusammenhängt, und welche
Gedanken sein ausschließliches Eigentum sind. Hartmann behandelt den Plotin weit
ausführlicher als den Plato, weil dieser unmittelbar nur einen geringen Einfluß
auf die spätern Denker geübt habe, mittelbar dagegen das Denken zwei Jahr¬
tausende beherrscht habe durch die beiden Strömungen, die von seinem unmittel¬
baren Schüler Aristoteles und seinem mittelbaren Schüler Plotin ausgingen. Aus¬
führlich behandelt Hartmann auch die Gnostiker, die Kirchenväter und die Scholastiker,
denen er vollauf gerecht wird. Die Schule Plotins, schreibt er u. a., „kann sich
an geistiger Bedeutung mit den Kirchenvätern nicht messen. Wenn Plotin selbst
spor dem er sagt, daß er tiefer als Plato sei) noch seinem Zeitgenossen Origenes,
dessen System noch allzuviel unentwickelte Keime enthält, beträchtlich überlegen er¬
scheint, so besteht das umgekehrte Verhältnis zwischen Proklos und Augustinus, um
von den minder hervorragenden Neuplatonikern erst gar nicht zu reden." Aufgeklärte
Stammtischgäste, die über die Dreieinigkeit und über die Gottheit Christi spotten,
können sich hier überzeugen, daß die in den Kirchendogmen krystallisierten Speku¬
lationen der christlichen Theologen unentbehrliche Glieder der Entwicklung sind, die
von Plato und Aristoteles zu Hegel, Schopenhauer, Herbert Spencer und Wundt
führt. Da Hartmann auch die Naturwissenschaften so vollständig beherrscht wie
außer Lotze und Wundt, die Naturkundige von Fach sind, kein zweiter Philosoph,
so vermag er auch Ärzten wie Galen und Physikern wie Newton und Ampere ihre
Stellung in der philosophischen Gedankenentwicklung anzuweisen. Auch den katho¬
lischen Philosophen Günther behandelt er ausführlich, und seinem eifrigsten Schüler,
dem altkatholischen Bischof Weber, schenkt er noch 2^ Seiten.

Bon dem, was er über zwei heutige Modephilosophen sagt, wollen wir doch
einiges anführen. Von Haeckel schreibt er, dieser weise den Materialismus in
doppeltem Sinne von sich ab: „einerseits als ethischen Materialismus, andrerseits
als einen solchen, nach welchem der Stoff früher wäre als die Kraft." Das
folgende geben wir als Probe der Genauigkeit in der Klassifikation, deren sich
Hartmann überall befleißigt, und wofür auch seine Philosophentafel auf Seite 275
des zweiten Bandes zeugt. „Haeckel ist ontologischer Pluralist, indem er die Natur
als eine Vielheit von getrennten Substanzen auffaßt, metaphysischer Dualist, indem
er in jeder Einzelsubstanz zwei verbundne metaphysische Prinzipien, Kraft und Stoff,
annimmt, Phänomenaler Dualist, indem er zwei verschiedne Gebiete der Erscheinung
(äußeres mechanisches Geschehen und inneres Empfinden und Wollen) anerkennt,
Hylozoist, indem er jedem Teil der Materie Belebtheit und Beseeltheit zuschreibt,
Jdentitätsphilosoph, insofern er den Grund beider Erscheinungsgebiete in ein und
derselben Art von Substanzen sucht, kosmonomischer Monist, indem er die teleo-
logische Gesetzmäßigkeit in der Welt leugnet und nnr die kausale gelten läßt, und


Grenzboten I lWt 7
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[0057] Maßgebliches und Unmaßgebliches Eine Geschichte der Metaphysik. Daß Eduard von Hartmann der scharfsinnigste unter den lebenden Philosophen ist, erkennen wahrscheinlich sogar seine entschiedensten Gegner an; als den gelehrtesten haben wir ihn beim Lesen seines neusten Werkes bewundern lernen: Geschichte der Metaphysik (zwei Bände. Leipzig, Hermann Haacke, 1899 und 1900). Sie enthält ungefähr fünfzig Namen, die vielleicht noch nie in einem Kompendium dieser Wissenschaft vorgekommen sind. Bernardus Telesius, Franz Pcitritius, Andreas Cäsalpinus würde man in Kom¬ pendien vergebens suchen; das von Bergmann z. B., das nur hundert Seiten weniger umfaßt, freilich bei kleinerm Format, nennt nicht einmal die beiden Helmont. Und die Namen bleiben nicht als müßige Zeugen der Gelehrsamkeit stehn; Hart¬ mann legt dar, was diese unbekanntem Männer gedacht, und was die bekanntern ihnen entnommen haben, was z. B. Jakob Böhme von Weigel, Kant von Knutzen gelernt hat, wie er denn überhaupt bei jedem der größern auf das genauste zeigt, woher er geschöpft hat, wie er mit seinen Vorgängern zusammenhängt, und welche Gedanken sein ausschließliches Eigentum sind. Hartmann behandelt den Plotin weit ausführlicher als den Plato, weil dieser unmittelbar nur einen geringen Einfluß auf die spätern Denker geübt habe, mittelbar dagegen das Denken zwei Jahr¬ tausende beherrscht habe durch die beiden Strömungen, die von seinem unmittel¬ baren Schüler Aristoteles und seinem mittelbaren Schüler Plotin ausgingen. Aus¬ führlich behandelt Hartmann auch die Gnostiker, die Kirchenväter und die Scholastiker, denen er vollauf gerecht wird. Die Schule Plotins, schreibt er u. a., „kann sich an geistiger Bedeutung mit den Kirchenvätern nicht messen. Wenn Plotin selbst spor dem er sagt, daß er tiefer als Plato sei) noch seinem Zeitgenossen Origenes, dessen System noch allzuviel unentwickelte Keime enthält, beträchtlich überlegen er¬ scheint, so besteht das umgekehrte Verhältnis zwischen Proklos und Augustinus, um von den minder hervorragenden Neuplatonikern erst gar nicht zu reden." Aufgeklärte Stammtischgäste, die über die Dreieinigkeit und über die Gottheit Christi spotten, können sich hier überzeugen, daß die in den Kirchendogmen krystallisierten Speku¬ lationen der christlichen Theologen unentbehrliche Glieder der Entwicklung sind, die von Plato und Aristoteles zu Hegel, Schopenhauer, Herbert Spencer und Wundt führt. Da Hartmann auch die Naturwissenschaften so vollständig beherrscht wie außer Lotze und Wundt, die Naturkundige von Fach sind, kein zweiter Philosoph, so vermag er auch Ärzten wie Galen und Physikern wie Newton und Ampere ihre Stellung in der philosophischen Gedankenentwicklung anzuweisen. Auch den katho¬ lischen Philosophen Günther behandelt er ausführlich, und seinem eifrigsten Schüler, dem altkatholischen Bischof Weber, schenkt er noch 2^ Seiten. Bon dem, was er über zwei heutige Modephilosophen sagt, wollen wir doch einiges anführen. Von Haeckel schreibt er, dieser weise den Materialismus in doppeltem Sinne von sich ab: „einerseits als ethischen Materialismus, andrerseits als einen solchen, nach welchem der Stoff früher wäre als die Kraft." Das folgende geben wir als Probe der Genauigkeit in der Klassifikation, deren sich Hartmann überall befleißigt, und wofür auch seine Philosophentafel auf Seite 275 des zweiten Bandes zeugt. „Haeckel ist ontologischer Pluralist, indem er die Natur als eine Vielheit von getrennten Substanzen auffaßt, metaphysischer Dualist, indem er in jeder Einzelsubstanz zwei verbundne metaphysische Prinzipien, Kraft und Stoff, annimmt, Phänomenaler Dualist, indem er zwei verschiedne Gebiete der Erscheinung (äußeres mechanisches Geschehen und inneres Empfinden und Wollen) anerkennt, Hylozoist, indem er jedem Teil der Materie Belebtheit und Beseeltheit zuschreibt, Jdentitätsphilosoph, insofern er den Grund beider Erscheinungsgebiete in ein und derselben Art von Substanzen sucht, kosmonomischer Monist, indem er die teleo- logische Gesetzmäßigkeit in der Welt leugnet und nnr die kausale gelten läßt, und Grenzboten I lWt 7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/57>, abgerufen am 05.06.2024.