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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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nicht in das Chernskergebiet. Auf seinem Rückzüge verbrannte Germaniens Mattinin,
das Devrient mit Maden bei Gudcnsberg identifiziert. Die mit den Chernskern Ver-
bundnen Marsen waren zwischen Dienet und oberer Lippe zu Hause. Nach dem
Besuche des Germmücus im Teutoburger Wald (Tac. aun. I, 61) muß auch noch am
linken Ufer der Mittelweser, also außerhalb des Landes der an der obern Weser
wohnenden Ehernster gekämpft worden sein. Bei Taeitus ist auch später (con. II, 5 ff.)
noch von einem Grenzwall die Rede, den die Augrivarier gegen die Cherusker
errichtet hatten: er war bei dem Dorfe Wahlhausen (Waldufer) bei Allendorf gegen¬
über Bad Sooden. Hier ist die nordwestliche Chernskergreuze anzunehmen. Denn
nach der Schlacht von Jdistaviso zogen die Römer südöstlich und erreichten die
Cherusker bei der Werra (Eichsfeld). Bei Allendorf findet sich noch eine Römer-
schanze, und auch Münzen aus augusteischer Zeit wurden aus dein Boden gezogen.
Von den Angrivariern hatten die Römer im Rücken zu fürchtein sie saßen abwärts
vom Meißner und Sooden. Nach dem Tode Arnims wurden die Cherusker von
den Chadem über die Werra hinübergedrängt, wahrend sie früher noch fast bis zur
Fulda gereicht hatten. Nordöstlich hatte sich ihr Gebiet bis an die Mündung der
Saale und Mulde erstreckt; das Land um Leipzig war chernskisch gewesen. Endlich
ist auch der Meliboeus deS Ptolemcius II, 11, 8 der Thüringerwald; denn da ist
auch die Weserquclle. Während also nach Devrient der Stamm der Cherusker
westlich uoch über der Werra, nördlich ungefähr bis zur Linie Sooden bis Wurzen,
östlich längs der Mulde, südlich an der Linie Zwickau bis Ostheim gewohnt haben
soll, ist er in historischer Zeit nicht mehr aus dem eigentlichen Thüringen herauf¬
gewandert. Diese Feststellungen ans Grund der Autorenberichte als sicher be¬
trachtend, hat Devrient jetzt auch (Neue Jahrbücher vom 12. Februar) die Sitze
der Hermunduren und Markomannen, die weniger seßhaft waren als das Volk
Hermanns, festzulegen versucht. Die Hermunduren wohnten zu Tiberius Zeiten zu
beide" Seiten der Elbe und nahmen dann die Wohnsitze der Markomannen ein,
als diese aus dem Laude zwischen Frankenwald und Elbe ins Böhmische hinein¬
M. zogen.


Die Berliner Kriminalpolizei.

Die traurigen Enthüllungen, die die
Sternbergaffaire sowohl in der Hauptsache als auch in Bezug auf höher gestellte
Beamte der Berliner Kriminalpolizei (Polizeidirektor v. Meerscheidt-Hüllessein, Po-
lizeikommissar Thiel) gebracht hat, und bei deuen man sich auch wieder an den be¬
rühmten oder berüchtigten Tanschprozeß erinnert, lenken die öffentliche Aufmerksam¬
keit von neuem auf die Frage, wie derartigen Vorkommnissen vorgebeugt werde"
könne, durch die das Ansehen der Polizei zweifellos in hohem Grade gefährdet
wird. Dieses möglichst unversehrt zu erhalten, erscheint aber in unruhigen Zeiten,
wie die gegenwärtigen sind, doppelt notwendig. Die Spitzen der Behörde können
hier Gott sei Dank völlig außer Betracht bleiben. Das ist ja einer der Vorzüge,
den die Verhältnisse bei uns vor denen in Frankreich voraus haben, daß die füh¬
renden Persönlichkeiten fast nnsnahmlos von jedem sittlichen Vorwurf in dienstlicher
Beziehung frei find. Was aber die Kommissare usw. betrifft, so scheint uns der
Grundfehler darin zu liegen, daß man in Berlin und vielleicht auch in andern
deutscheu Großstädten diese lediglich ausführenden Organe allzusehr aus den vor¬
nehmern Klassen wählt. Man vergleiche den Titel "Polizeipräsidium" im Berliner
Adreßbuch! Für solche, die a" gesellige" Umgang feinerer und deshalb kostspie¬
ligerer Art gewöhnt sind, ist die unerläßliche (wenn mich nur dienstliche) Berührung
mit finanziell reich ausgestatteten Kreisen mehr als für andre gefährlich. Vielleicht
w. tragen auch diese Zeilen mit dazu bei, hierin bald Wandel zu schaffen.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig --- Druck von Carl Marquart in Leipzig

nicht in das Chernskergebiet. Auf seinem Rückzüge verbrannte Germaniens Mattinin,
das Devrient mit Maden bei Gudcnsberg identifiziert. Die mit den Chernskern Ver-
bundnen Marsen waren zwischen Dienet und oberer Lippe zu Hause. Nach dem
Besuche des Germmücus im Teutoburger Wald (Tac. aun. I, 61) muß auch noch am
linken Ufer der Mittelweser, also außerhalb des Landes der an der obern Weser
wohnenden Ehernster gekämpft worden sein. Bei Taeitus ist auch später (con. II, 5 ff.)
noch von einem Grenzwall die Rede, den die Augrivarier gegen die Cherusker
errichtet hatten: er war bei dem Dorfe Wahlhausen (Waldufer) bei Allendorf gegen¬
über Bad Sooden. Hier ist die nordwestliche Chernskergreuze anzunehmen. Denn
nach der Schlacht von Jdistaviso zogen die Römer südöstlich und erreichten die
Cherusker bei der Werra (Eichsfeld). Bei Allendorf findet sich noch eine Römer-
schanze, und auch Münzen aus augusteischer Zeit wurden aus dein Boden gezogen.
Von den Angrivariern hatten die Römer im Rücken zu fürchtein sie saßen abwärts
vom Meißner und Sooden. Nach dem Tode Arnims wurden die Cherusker von
den Chadem über die Werra hinübergedrängt, wahrend sie früher noch fast bis zur
Fulda gereicht hatten. Nordöstlich hatte sich ihr Gebiet bis an die Mündung der
Saale und Mulde erstreckt; das Land um Leipzig war chernskisch gewesen. Endlich
ist auch der Meliboeus deS Ptolemcius II, 11, 8 der Thüringerwald; denn da ist
auch die Weserquclle. Während also nach Devrient der Stamm der Cherusker
westlich uoch über der Werra, nördlich ungefähr bis zur Linie Sooden bis Wurzen,
östlich längs der Mulde, südlich an der Linie Zwickau bis Ostheim gewohnt haben
soll, ist er in historischer Zeit nicht mehr aus dem eigentlichen Thüringen herauf¬
gewandert. Diese Feststellungen ans Grund der Autorenberichte als sicher be¬
trachtend, hat Devrient jetzt auch (Neue Jahrbücher vom 12. Februar) die Sitze
der Hermunduren und Markomannen, die weniger seßhaft waren als das Volk
Hermanns, festzulegen versucht. Die Hermunduren wohnten zu Tiberius Zeiten zu
beide» Seiten der Elbe und nahmen dann die Wohnsitze der Markomannen ein,
als diese aus dem Laude zwischen Frankenwald und Elbe ins Böhmische hinein¬
M. zogen.


Die Berliner Kriminalpolizei.

Die traurigen Enthüllungen, die die
Sternbergaffaire sowohl in der Hauptsache als auch in Bezug auf höher gestellte
Beamte der Berliner Kriminalpolizei (Polizeidirektor v. Meerscheidt-Hüllessein, Po-
lizeikommissar Thiel) gebracht hat, und bei deuen man sich auch wieder an den be¬
rühmten oder berüchtigten Tanschprozeß erinnert, lenken die öffentliche Aufmerksam¬
keit von neuem auf die Frage, wie derartigen Vorkommnissen vorgebeugt werde»
könne, durch die das Ansehen der Polizei zweifellos in hohem Grade gefährdet
wird. Dieses möglichst unversehrt zu erhalten, erscheint aber in unruhigen Zeiten,
wie die gegenwärtigen sind, doppelt notwendig. Die Spitzen der Behörde können
hier Gott sei Dank völlig außer Betracht bleiben. Das ist ja einer der Vorzüge,
den die Verhältnisse bei uns vor denen in Frankreich voraus haben, daß die füh¬
renden Persönlichkeiten fast nnsnahmlos von jedem sittlichen Vorwurf in dienstlicher
Beziehung frei find. Was aber die Kommissare usw. betrifft, so scheint uns der
Grundfehler darin zu liegen, daß man in Berlin und vielleicht auch in andern
deutscheu Großstädten diese lediglich ausführenden Organe allzusehr aus den vor¬
nehmern Klassen wählt. Man vergleiche den Titel „Polizeipräsidium" im Berliner
Adreßbuch! Für solche, die a» gesellige» Umgang feinerer und deshalb kostspie¬
ligerer Art gewöhnt sind, ist die unerläßliche (wenn mich nur dienstliche) Berührung
mit finanziell reich ausgestatteten Kreisen mehr als für andre gefährlich. Vielleicht
w. tragen auch diese Zeilen mit dazu bei, hierin bald Wandel zu schaffen.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig --- Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0200] nicht in das Chernskergebiet. Auf seinem Rückzüge verbrannte Germaniens Mattinin, das Devrient mit Maden bei Gudcnsberg identifiziert. Die mit den Chernskern Ver- bundnen Marsen waren zwischen Dienet und oberer Lippe zu Hause. Nach dem Besuche des Germmücus im Teutoburger Wald (Tac. aun. I, 61) muß auch noch am linken Ufer der Mittelweser, also außerhalb des Landes der an der obern Weser wohnenden Ehernster gekämpft worden sein. Bei Taeitus ist auch später (con. II, 5 ff.) noch von einem Grenzwall die Rede, den die Augrivarier gegen die Cherusker errichtet hatten: er war bei dem Dorfe Wahlhausen (Waldufer) bei Allendorf gegen¬ über Bad Sooden. Hier ist die nordwestliche Chernskergreuze anzunehmen. Denn nach der Schlacht von Jdistaviso zogen die Römer südöstlich und erreichten die Cherusker bei der Werra (Eichsfeld). Bei Allendorf findet sich noch eine Römer- schanze, und auch Münzen aus augusteischer Zeit wurden aus dein Boden gezogen. Von den Angrivariern hatten die Römer im Rücken zu fürchtein sie saßen abwärts vom Meißner und Sooden. Nach dem Tode Arnims wurden die Cherusker von den Chadem über die Werra hinübergedrängt, wahrend sie früher noch fast bis zur Fulda gereicht hatten. Nordöstlich hatte sich ihr Gebiet bis an die Mündung der Saale und Mulde erstreckt; das Land um Leipzig war chernskisch gewesen. Endlich ist auch der Meliboeus deS Ptolemcius II, 11, 8 der Thüringerwald; denn da ist auch die Weserquclle. Während also nach Devrient der Stamm der Cherusker westlich uoch über der Werra, nördlich ungefähr bis zur Linie Sooden bis Wurzen, östlich längs der Mulde, südlich an der Linie Zwickau bis Ostheim gewohnt haben soll, ist er in historischer Zeit nicht mehr aus dem eigentlichen Thüringen herauf¬ gewandert. Diese Feststellungen ans Grund der Autorenberichte als sicher be¬ trachtend, hat Devrient jetzt auch (Neue Jahrbücher vom 12. Februar) die Sitze der Hermunduren und Markomannen, die weniger seßhaft waren als das Volk Hermanns, festzulegen versucht. Die Hermunduren wohnten zu Tiberius Zeiten zu beide» Seiten der Elbe und nahmen dann die Wohnsitze der Markomannen ein, als diese aus dem Laude zwischen Frankenwald und Elbe ins Böhmische hinein¬ M. zogen. Die Berliner Kriminalpolizei. Die traurigen Enthüllungen, die die Sternbergaffaire sowohl in der Hauptsache als auch in Bezug auf höher gestellte Beamte der Berliner Kriminalpolizei (Polizeidirektor v. Meerscheidt-Hüllessein, Po- lizeikommissar Thiel) gebracht hat, und bei deuen man sich auch wieder an den be¬ rühmten oder berüchtigten Tanschprozeß erinnert, lenken die öffentliche Aufmerksam¬ keit von neuem auf die Frage, wie derartigen Vorkommnissen vorgebeugt werde» könne, durch die das Ansehen der Polizei zweifellos in hohem Grade gefährdet wird. Dieses möglichst unversehrt zu erhalten, erscheint aber in unruhigen Zeiten, wie die gegenwärtigen sind, doppelt notwendig. Die Spitzen der Behörde können hier Gott sei Dank völlig außer Betracht bleiben. Das ist ja einer der Vorzüge, den die Verhältnisse bei uns vor denen in Frankreich voraus haben, daß die füh¬ renden Persönlichkeiten fast nnsnahmlos von jedem sittlichen Vorwurf in dienstlicher Beziehung frei find. Was aber die Kommissare usw. betrifft, so scheint uns der Grundfehler darin zu liegen, daß man in Berlin und vielleicht auch in andern deutscheu Großstädten diese lediglich ausführenden Organe allzusehr aus den vor¬ nehmern Klassen wählt. Man vergleiche den Titel „Polizeipräsidium" im Berliner Adreßbuch! Für solche, die a» gesellige» Umgang feinerer und deshalb kostspie¬ ligerer Art gewöhnt sind, ist die unerläßliche (wenn mich nur dienstliche) Berührung mit finanziell reich ausgestatteten Kreisen mehr als für andre gefährlich. Vielleicht w. tragen auch diese Zeilen mit dazu bei, hierin bald Wandel zu schaffen. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig --- Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/200>, abgerufen am 25.05.2024.