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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Reformen der amtlichen Statistik

als abgegangen in Rechnung stellt. So steht es aber in der internationalen
Statistik an allen Ecke" und Enden, und man bekommt als gewissenhafter
Konsument derartiger Produkte fast einen gelinden Abscheu bor dem ganzen
internationalen Tabellenwerk, bei dein eigentlich jeder Zahlenreihe eine Seite
erläuternder Bemerkungen beigefügt werde" müßte. Dabei soll dem ^.wlinol
keineswegs sein Wert bestritten werde". Schon das; man die Zahlen der
einzelne" Staaten in sich eine längere Reihe von Jahren verfolge" und die
dabei erkennbare" Bewegungen dann von Nation zu Nation vergleichen kann,
ist etwas wert. Nur nicht so viel, daß unsre Neichsstatistik jetzt ein solches
Tabelleubuch in deutscher Sprache herausgeben müßte, wo nur für eine Mark
das englische kaufen können. Will uns irgend ein Verleger eine deutsche
Ausgabe des ^bstmot für eine Mark liefern, so solls uns recht sein.

Damit wird dem Zahnschen Verlangen "ach erweiterter Pflege der Aus¬
landsstatistik durch die deutsche amtliche Reichsstatistik nicht widersprochen.
Diese muß natürlich jetzt viel weiter geh" und intensiver sein, als sie früher
war, und in Zukunft werden sich die Anforderungen noch steigern. Auch wird
wohl von den Früchten dieser Arbeit künftig mehr veröffentlicht werden müssen
als bisher, wenn man auch dem unter den Konsumenten der amtliche" Statistik
vielfach herrschenden Irrtum, als ob das Statistische Amt "ur für Veröfseut-
lichu"gen zu arbeiten Hütte und arbeite, entgegentreten muß. Das Statistische
Amt hat jedenfalls die Aufgabe, auch die ausländische Statistik besser als
jemand sonst im Reich zu kennen, sich dauernd über alles, was sie bietet, und
Ums für uns Deutsche von Bedcutttttg ist oder werden kann, auf dem Laufende"
zu erhalten, deshalb auch die Grundlagen und die Methode der statistischen
Arbeit des Auslands genau zu erforschen und jederzeit sagen zu können, wie
weit und unter welchen Boraussetzungen, Einschwingen und Umgestaltungen
die fremden Zahle" untereinander und mit den deutschen vergleichbar sind. Es
würde ein non plus ultra von unpraktischen Doktrinarismus und Bureau-
kratismus sein, die Reichsstatistik auf die statistische Beobachtung und Be¬
arbeitung deutscher Verhältnisse zu beschränken, das Ausland aber andern
Stellen und Ämter" zuweisen zu wollen. Gerade die A"sia"dsstatistik fällt
in Deutschland der Neichsstatistik schon deshalb gewissermaßen als Domäne zu,
weil die zahlreichen statistischen Landesümter -- entsprechend der veränderten
Stellung der Landesregierungen, denen sie dienen, zum Ausland -- eigentlich
fast gar nichts mehr damit zu thun haben. Andrerseits verlangt aber mich
eine den gegenwärtigen Bedürfnissen genügende Bearbeitung der Auslandstatistik
i" besondern, Grade geübte und in der Übung bleibende Fachstatistiker mit
dem nötigen technische" Apparat, worüber das statistische Reichsamt selbstver¬
ständlich verfügt, nicht aber z. B, das Auswärtige Amt oder das Reichsamt
des Innern, Sollte dieser sehr wichtige Beruf des Kaiserlichen Statistischen
Amts noch nicht genügend anerkannt werden, so wäre das sehr zu bedauern,
und der Reichskanzler sollte darin Wandel schaffen. Er gerade braucht ein
Amt, das ihm jederzeit über den Stand der Dinge im Ausland, die überhaupt


Reformen der amtlichen Statistik

als abgegangen in Rechnung stellt. So steht es aber in der internationalen
Statistik an allen Ecke» und Enden, und man bekommt als gewissenhafter
Konsument derartiger Produkte fast einen gelinden Abscheu bor dem ganzen
internationalen Tabellenwerk, bei dein eigentlich jeder Zahlenreihe eine Seite
erläuternder Bemerkungen beigefügt werde» müßte. Dabei soll dem ^.wlinol
keineswegs sein Wert bestritten werde». Schon das; man die Zahlen der
einzelne» Staaten in sich eine längere Reihe von Jahren verfolge» und die
dabei erkennbare» Bewegungen dann von Nation zu Nation vergleichen kann,
ist etwas wert. Nur nicht so viel, daß unsre Neichsstatistik jetzt ein solches
Tabelleubuch in deutscher Sprache herausgeben müßte, wo nur für eine Mark
das englische kaufen können. Will uns irgend ein Verleger eine deutsche
Ausgabe des ^bstmot für eine Mark liefern, so solls uns recht sein.

Damit wird dem Zahnschen Verlangen »ach erweiterter Pflege der Aus¬
landsstatistik durch die deutsche amtliche Reichsstatistik nicht widersprochen.
Diese muß natürlich jetzt viel weiter geh» und intensiver sein, als sie früher
war, und in Zukunft werden sich die Anforderungen noch steigern. Auch wird
wohl von den Früchten dieser Arbeit künftig mehr veröffentlicht werden müssen
als bisher, wenn man auch dem unter den Konsumenten der amtliche» Statistik
vielfach herrschenden Irrtum, als ob das Statistische Amt »ur für Veröfseut-
lichu»gen zu arbeiten Hütte und arbeite, entgegentreten muß. Das Statistische
Amt hat jedenfalls die Aufgabe, auch die ausländische Statistik besser als
jemand sonst im Reich zu kennen, sich dauernd über alles, was sie bietet, und
Ums für uns Deutsche von Bedcutttttg ist oder werden kann, auf dem Laufende»
zu erhalten, deshalb auch die Grundlagen und die Methode der statistischen
Arbeit des Auslands genau zu erforschen und jederzeit sagen zu können, wie
weit und unter welchen Boraussetzungen, Einschwingen und Umgestaltungen
die fremden Zahle» untereinander und mit den deutschen vergleichbar sind. Es
würde ein non plus ultra von unpraktischen Doktrinarismus und Bureau-
kratismus sein, die Reichsstatistik auf die statistische Beobachtung und Be¬
arbeitung deutscher Verhältnisse zu beschränken, das Ausland aber andern
Stellen und Ämter» zuweisen zu wollen. Gerade die A»sia»dsstatistik fällt
in Deutschland der Neichsstatistik schon deshalb gewissermaßen als Domäne zu,
weil die zahlreichen statistischen Landesümter — entsprechend der veränderten
Stellung der Landesregierungen, denen sie dienen, zum Ausland — eigentlich
fast gar nichts mehr damit zu thun haben. Andrerseits verlangt aber mich
eine den gegenwärtigen Bedürfnissen genügende Bearbeitung der Auslandstatistik
i» besondern, Grade geübte und in der Übung bleibende Fachstatistiker mit
dem nötigen technische» Apparat, worüber das statistische Reichsamt selbstver¬
ständlich verfügt, nicht aber z. B, das Auswärtige Amt oder das Reichsamt
des Innern, Sollte dieser sehr wichtige Beruf des Kaiserlichen Statistischen
Amts noch nicht genügend anerkannt werden, so wäre das sehr zu bedauern,
und der Reichskanzler sollte darin Wandel schaffen. Er gerade braucht ein
Amt, das ihm jederzeit über den Stand der Dinge im Ausland, die überhaupt


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/114>, abgerufen am 28.05.2024.