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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

auf den Mangel an Entgegenkommen zurück, den er bei den städtischen Behörden
gegenüber seinen Verschönernngsabsichten für die Umgebung des Schlosses finde.
Dieses und manches andre möge mitspielen. Aber der eigentliche Ursprung seines
Unwillens müsse doch entschieden in der "kirchlichen Haltung" der Stadt Berlin
gesucht werden. Der Kaiser habe sich als Prinz und dann in den ersten Jahren
seiner Regierung ungemein dafür interessiert, daß die Zahl der Kirchen in Berlin
zunehme. Dabei habe er bei den städtischen Behörden nicht das gewünschte Ent¬
gegenkommen gefunden. Auf Grund einer Verordnung aus dem sechzehnten Jahr¬
hundert solle die Stadt verpflichtet sein, aus städtischen Mitteln bedeutende Beiträge
zu den Kirchenbauten zu leisten. Sie habe diese Beiträge immer verweigert und
sich in jedem einzelnen Falle dnrch das Gericht zwingen lassen, überhaupt kein
Verständnis für die Kirchenbaubegeisterung des Kaisers gezeigt. Das habe den
Grund zu seiner Mißstimmung gelegt. Er habe sich dadurch persönlich gekränkt
gefühlt, und er glaube seitdem in jedem sachlichen Widerspruch der Berliner Be¬
hörden eine persönliche Spitze finden zu müssen. Jedenfalls sei die Stimmung des
Kaisers so, daß er jede Gelegenheit benütze, die Stadt seinen Unwillen fühlen zu
lassen. Mit dieser Stimmung müsse man rechnen wie mit einer gegebnen und
voraussichtlich zunächst nicht veränderlichen Größe.

Wer Behauptungen begründen will, die den Thatsachen widersprechen, dessen
Gründe werden in der Regel erst recht Unwahrheiten sein. An der Abneigung
des Kaisers gegen die Stadt Berlin ist natürlich ebensowenig etwas Wahres, wie
an seinem Zorn über das Verhalten der Stadtgemeinde in der Kirchenbanfrage.
Hundertfach hat der Kaiser seine warme Sympathie für Berlin ausgesprochen und
bethätigt, und wer den Verlauf des unerquicklichen Rechtshandels um die städtische
Kirchenbanpflicht -- wobei der Kaiser weder persönlich noch als König von Preußen
Partei ist, Wohl aber die Prozeßparteien zur Geltendmachung des Rechtsstandpnnkts
verpflichtet sind -- kennt, der kann auch über diese Begründung nur lachen. Aber
vor allem: nicht der Kaiser glaubt in jedem sachlichen Widerspruch der Berliner
Behörden eine persönliche Spitze zu finden, sondern in der Berliner Stadtverwaltung,
wenigstens in der Stadtverordnetenversammlung hat man sich bisher nur zu sehr
bemüht, jedem Widerspruch eine persönliche Spitze gegen den Kaiser zu geben, und
oft genug nnr Widerspruch erhoben, um ihm diese persönliche Spitze geben zu
können. In wirklich verblüffender Weise wird hier also hier der Spieß umgedreht.
Aber je plumper die Verbündete demokratische und sozialdemokratische Agitation in
dieser Frage der Wahrheit ins Gesicht schlägt, auf um so größer" Erfolg hofft sie
immer noch bei der gedankenlosen Wählermasse in der Reichshnuptstadt.

Diese Stimmung des Kaisers durch übertriebne Nachgiebigkeit in ihr Gegen¬
teil zu bekehren -- sagt der Artikel weiter -- sei für jeden, der das Naturell
des Kaisers kenne, das denkbar thörichtste Beginnen. Nur mit selbstbewußter Kraft
könne man etwas bei ihm durchsetzen, und daran habe es die Berliner Stadt-
genieinde in kläglicher Weise fehlen lassen. Gehe es so weiter, so müsse die Stadt
Berlin im Inland und im Ausland in den schwersten Mißkredit kommen. Wenn
die Herren in der Stadtverordnetenversammlung maßgebend blieben, die es um keinen
Preis mit "ihm" ganz verderben möchten, so werde die Stadt Berlin das verdiente
Schicksal erleiden, daß man ihr die Behandlung gönne, die ihr jetzt zu teil werde.
Sie habe die Mittel in der Hand, sich zur Wehr zu setzen, aber sie habe bis jetzt
nicht den Mut gehabt, sie zu gebrauchen.

Und was schlägt nun Gerlach nach diesem geharnischten Kriegsruf der Berliner
Stadtverwaltung für Mittel und Wege vor, um den Kaiser moros zu lehren?
Die Einstellung aller höfischen Beziehungen und aller Ausgaben für höfische Zwecke,
solange oben der Wind nicht umgeschlagen sei, sei selbstverständlich aber genüge nicht-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

auf den Mangel an Entgegenkommen zurück, den er bei den städtischen Behörden
gegenüber seinen Verschönernngsabsichten für die Umgebung des Schlosses finde.
Dieses und manches andre möge mitspielen. Aber der eigentliche Ursprung seines
Unwillens müsse doch entschieden in der „kirchlichen Haltung" der Stadt Berlin
gesucht werden. Der Kaiser habe sich als Prinz und dann in den ersten Jahren
seiner Regierung ungemein dafür interessiert, daß die Zahl der Kirchen in Berlin
zunehme. Dabei habe er bei den städtischen Behörden nicht das gewünschte Ent¬
gegenkommen gefunden. Auf Grund einer Verordnung aus dem sechzehnten Jahr¬
hundert solle die Stadt verpflichtet sein, aus städtischen Mitteln bedeutende Beiträge
zu den Kirchenbauten zu leisten. Sie habe diese Beiträge immer verweigert und
sich in jedem einzelnen Falle dnrch das Gericht zwingen lassen, überhaupt kein
Verständnis für die Kirchenbaubegeisterung des Kaisers gezeigt. Das habe den
Grund zu seiner Mißstimmung gelegt. Er habe sich dadurch persönlich gekränkt
gefühlt, und er glaube seitdem in jedem sachlichen Widerspruch der Berliner Be¬
hörden eine persönliche Spitze finden zu müssen. Jedenfalls sei die Stimmung des
Kaisers so, daß er jede Gelegenheit benütze, die Stadt seinen Unwillen fühlen zu
lassen. Mit dieser Stimmung müsse man rechnen wie mit einer gegebnen und
voraussichtlich zunächst nicht veränderlichen Größe.

Wer Behauptungen begründen will, die den Thatsachen widersprechen, dessen
Gründe werden in der Regel erst recht Unwahrheiten sein. An der Abneigung
des Kaisers gegen die Stadt Berlin ist natürlich ebensowenig etwas Wahres, wie
an seinem Zorn über das Verhalten der Stadtgemeinde in der Kirchenbanfrage.
Hundertfach hat der Kaiser seine warme Sympathie für Berlin ausgesprochen und
bethätigt, und wer den Verlauf des unerquicklichen Rechtshandels um die städtische
Kirchenbanpflicht — wobei der Kaiser weder persönlich noch als König von Preußen
Partei ist, Wohl aber die Prozeßparteien zur Geltendmachung des Rechtsstandpnnkts
verpflichtet sind — kennt, der kann auch über diese Begründung nur lachen. Aber
vor allem: nicht der Kaiser glaubt in jedem sachlichen Widerspruch der Berliner
Behörden eine persönliche Spitze zu finden, sondern in der Berliner Stadtverwaltung,
wenigstens in der Stadtverordnetenversammlung hat man sich bisher nur zu sehr
bemüht, jedem Widerspruch eine persönliche Spitze gegen den Kaiser zu geben, und
oft genug nnr Widerspruch erhoben, um ihm diese persönliche Spitze geben zu
können. In wirklich verblüffender Weise wird hier also hier der Spieß umgedreht.
Aber je plumper die Verbündete demokratische und sozialdemokratische Agitation in
dieser Frage der Wahrheit ins Gesicht schlägt, auf um so größer» Erfolg hofft sie
immer noch bei der gedankenlosen Wählermasse in der Reichshnuptstadt.

Diese Stimmung des Kaisers durch übertriebne Nachgiebigkeit in ihr Gegen¬
teil zu bekehren — sagt der Artikel weiter — sei für jeden, der das Naturell
des Kaisers kenne, das denkbar thörichtste Beginnen. Nur mit selbstbewußter Kraft
könne man etwas bei ihm durchsetzen, und daran habe es die Berliner Stadt-
genieinde in kläglicher Weise fehlen lassen. Gehe es so weiter, so müsse die Stadt
Berlin im Inland und im Ausland in den schwersten Mißkredit kommen. Wenn
die Herren in der Stadtverordnetenversammlung maßgebend blieben, die es um keinen
Preis mit „ihm" ganz verderben möchten, so werde die Stadt Berlin das verdiente
Schicksal erleiden, daß man ihr die Behandlung gönne, die ihr jetzt zu teil werde.
Sie habe die Mittel in der Hand, sich zur Wehr zu setzen, aber sie habe bis jetzt
nicht den Mut gehabt, sie zu gebrauchen.

Und was schlägt nun Gerlach nach diesem geharnischten Kriegsruf der Berliner
Stadtverwaltung für Mittel und Wege vor, um den Kaiser moros zu lehren?
Die Einstellung aller höfischen Beziehungen und aller Ausgaben für höfische Zwecke,
solange oben der Wind nicht umgeschlagen sei, sei selbstverständlich aber genüge nicht-


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[0216] Maßgebliches und Unmaßgebliches auf den Mangel an Entgegenkommen zurück, den er bei den städtischen Behörden gegenüber seinen Verschönernngsabsichten für die Umgebung des Schlosses finde. Dieses und manches andre möge mitspielen. Aber der eigentliche Ursprung seines Unwillens müsse doch entschieden in der „kirchlichen Haltung" der Stadt Berlin gesucht werden. Der Kaiser habe sich als Prinz und dann in den ersten Jahren seiner Regierung ungemein dafür interessiert, daß die Zahl der Kirchen in Berlin zunehme. Dabei habe er bei den städtischen Behörden nicht das gewünschte Ent¬ gegenkommen gefunden. Auf Grund einer Verordnung aus dem sechzehnten Jahr¬ hundert solle die Stadt verpflichtet sein, aus städtischen Mitteln bedeutende Beiträge zu den Kirchenbauten zu leisten. Sie habe diese Beiträge immer verweigert und sich in jedem einzelnen Falle dnrch das Gericht zwingen lassen, überhaupt kein Verständnis für die Kirchenbaubegeisterung des Kaisers gezeigt. Das habe den Grund zu seiner Mißstimmung gelegt. Er habe sich dadurch persönlich gekränkt gefühlt, und er glaube seitdem in jedem sachlichen Widerspruch der Berliner Be¬ hörden eine persönliche Spitze finden zu müssen. Jedenfalls sei die Stimmung des Kaisers so, daß er jede Gelegenheit benütze, die Stadt seinen Unwillen fühlen zu lassen. Mit dieser Stimmung müsse man rechnen wie mit einer gegebnen und voraussichtlich zunächst nicht veränderlichen Größe. Wer Behauptungen begründen will, die den Thatsachen widersprechen, dessen Gründe werden in der Regel erst recht Unwahrheiten sein. An der Abneigung des Kaisers gegen die Stadt Berlin ist natürlich ebensowenig etwas Wahres, wie an seinem Zorn über das Verhalten der Stadtgemeinde in der Kirchenbanfrage. Hundertfach hat der Kaiser seine warme Sympathie für Berlin ausgesprochen und bethätigt, und wer den Verlauf des unerquicklichen Rechtshandels um die städtische Kirchenbanpflicht — wobei der Kaiser weder persönlich noch als König von Preußen Partei ist, Wohl aber die Prozeßparteien zur Geltendmachung des Rechtsstandpnnkts verpflichtet sind — kennt, der kann auch über diese Begründung nur lachen. Aber vor allem: nicht der Kaiser glaubt in jedem sachlichen Widerspruch der Berliner Behörden eine persönliche Spitze zu finden, sondern in der Berliner Stadtverwaltung, wenigstens in der Stadtverordnetenversammlung hat man sich bisher nur zu sehr bemüht, jedem Widerspruch eine persönliche Spitze gegen den Kaiser zu geben, und oft genug nnr Widerspruch erhoben, um ihm diese persönliche Spitze geben zu können. In wirklich verblüffender Weise wird hier also hier der Spieß umgedreht. Aber je plumper die Verbündete demokratische und sozialdemokratische Agitation in dieser Frage der Wahrheit ins Gesicht schlägt, auf um so größer» Erfolg hofft sie immer noch bei der gedankenlosen Wählermasse in der Reichshnuptstadt. Diese Stimmung des Kaisers durch übertriebne Nachgiebigkeit in ihr Gegen¬ teil zu bekehren — sagt der Artikel weiter — sei für jeden, der das Naturell des Kaisers kenne, das denkbar thörichtste Beginnen. Nur mit selbstbewußter Kraft könne man etwas bei ihm durchsetzen, und daran habe es die Berliner Stadt- genieinde in kläglicher Weise fehlen lassen. Gehe es so weiter, so müsse die Stadt Berlin im Inland und im Ausland in den schwersten Mißkredit kommen. Wenn die Herren in der Stadtverordnetenversammlung maßgebend blieben, die es um keinen Preis mit „ihm" ganz verderben möchten, so werde die Stadt Berlin das verdiente Schicksal erleiden, daß man ihr die Behandlung gönne, die ihr jetzt zu teil werde. Sie habe die Mittel in der Hand, sich zur Wehr zu setzen, aber sie habe bis jetzt nicht den Mut gehabt, sie zu gebrauchen. Und was schlägt nun Gerlach nach diesem geharnischten Kriegsruf der Berliner Stadtverwaltung für Mittel und Wege vor, um den Kaiser moros zu lehren? Die Einstellung aller höfischen Beziehungen und aller Ausgaben für höfische Zwecke, solange oben der Wind nicht umgeschlagen sei, sei selbstverständlich aber genüge nicht-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/216>, abgerufen am 21.05.2024.