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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Die ungarischen und die böhmischen Wahlen

scheidmig brachte. In den erst hierauf folgenden Stichwahlen schlössen sich dann
Deutsche und Deutsche, Tschechen und Tschechen zusammen und zeigten so die Er¬
wünschtheit der Bildung rein nationaler Wahlbezirke, nötigenfalls mit ineinander
greifenden Grenzen. Einen ernsten Kampf zwischen Deutschen und Tschechen gab
es nur in Budweis. Da man im voraus wußte, daß die Entscheidung nur an
wenig Stimmen hängen würde, wurde von beiden Seiten mit fieberhafter An¬
strengung gearbeitet. Die deutsche Fortschrittspartei vermochte schließlich nur mit
einer geringen Mehrheit zu siegen.

Die Verstärkung der radikalen Parteien auf beiden Seiten dürfte nun die
Verhandlungen im Landtage weniger glatt gestalten. Andrerseits wird der enge
Anschluß der Fortschrittspartei an die verfassungstreuen Großgrundbesitzer eine
mäßigende Wirkung ausüben. Da übrigens die Landtage erst im Januar zu längerer
Thätigkeit einberufen werden sollen, dürfte die Zeit von elf bis zwölf Woche" wohl
am besten auf die Besänftigung der im Wnhlknmpf erregten Gemüter beider Nationen
und damit auch ihrer Vertreter einwirken. Die Wirkung der böhmischen Land¬
tagswahlen muß sich übrigens viel früher als im Landtage selbst im mittlerweile
wieder eiuberufuen Reichsrare zeigen, jn sie hat sich zum Teil schon gezeigt. Die
Tschechen können sich nicht verhehlen, daß unter den für sie günstigsten Umständen,
als sie eine parlamentarische Mehrheit zustande gebracht hatten, als die Polen und
Südslawen sich dazu mißbrauchen ließen, ihnen die Kastanien ans dem Feuer zu
holen, als die Klerikalen glaubten, noch straflos gegen das deutsche VvllSgefühl
sündigen zu dürfen -- ihr Versuch, den Widerstand der Deutsche" gegen ihre nationale
Entrechtung auf verfassungswidrigen Wege zu breche", mißlungen sei, und daß sie
auch durch Obstruktiv" keine positive" Erfolge zu erringen imstande sein würden.
Sie sind also gezwungen, ans der Not eine Tilgend zu machen und unter allerlei
Verwahrungen schließlich doch auf die Störung der parlamentarische" Arbeit zu
verzichten. Die schärfsten Reden über die unvergessene Beleidigung, die der
tschechischen Nation durch die Aufhebung der Spracheuvcrordmmgeu zugefügt worden
sei, werden die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, daß sich die jnugtschechischeu
Politiker uicht mehr mit nennenswertem Erfolg und mit der Unterstützung gesinnnngs-
verwaudter Parteien gegen den ruhigen Verlauf der Parlamcutsvcrhaadlunge" werden
auflehnen könne". Auch das Mißtrauensvotum, das sie in ihrem Klub gegen de"
Miuistcrpräsidentc" Dr, Körber beschlossen haben, macht durchaus leinen schrecklichen
Eindruck. Immerhin kann die neuste Wiederannäherung der feudalen Großgrund¬
besitzer und der tschechischen Vvlksparteien unmittelbar uach dem heftige" Wahl¬
kampfe dem Kabinett Körber noch Verlegenheiten bereiten. Daß sie dabei bereit¬
willige Gehilfen finden würden, zeigt der im Polenklub gestellte Antrag des Abge¬
ordnete" Nomauowitz, es möge beschlossen und ausgesprochen werden, daß sich der Klub
gegenüber der Regierung und allen Parteien des Hanfes freie Hand vorbehalte,
sich aber an der Beseitigung der Hindernisse, die einer weitern ort""ngsmäßigen
Arbeit des Abgeordnetenhauses entgegenstehn, nicht zu beteilige", sowie die raschere
Erledigung des Budgets nicht zu fördern gewillt sei, solange die Regierung eine
lange Reihe von Forderungen Galiziens nicht erfüllen wird. Im Falle der Ab-
lehnung solle der Kind jede Mitwirkung an der Erhaltung des parlamentarischen
Friedens verweigern, und um einen stärkern Druck auf die Regierung auszuüben,
eine von andern Parteien etwa unternommne Verzögerung der Budgetdebatte still¬
schweigend unterstützen. Eine so schamlose Aufforderung zur Obstruktion, unter dem
Deckmantel provinzialer Interessen ist aber sogar von den sonst nicht blöden
Stanzhkenführern zurückgewiesen worden, und auch die von tschechischer Seite ge¬
machten Versuche, eine Vereinigung sämtlicher slawischer Parteien zustande zu bringen,
dürften keinen Anklang finden.

Ein nicht sehr erfreulicher Nachklang der böhmischen Landtagswahleu ist die


Die ungarischen und die böhmischen Wahlen

scheidmig brachte. In den erst hierauf folgenden Stichwahlen schlössen sich dann
Deutsche und Deutsche, Tschechen und Tschechen zusammen und zeigten so die Er¬
wünschtheit der Bildung rein nationaler Wahlbezirke, nötigenfalls mit ineinander
greifenden Grenzen. Einen ernsten Kampf zwischen Deutschen und Tschechen gab
es nur in Budweis. Da man im voraus wußte, daß die Entscheidung nur an
wenig Stimmen hängen würde, wurde von beiden Seiten mit fieberhafter An¬
strengung gearbeitet. Die deutsche Fortschrittspartei vermochte schließlich nur mit
einer geringen Mehrheit zu siegen.

Die Verstärkung der radikalen Parteien auf beiden Seiten dürfte nun die
Verhandlungen im Landtage weniger glatt gestalten. Andrerseits wird der enge
Anschluß der Fortschrittspartei an die verfassungstreuen Großgrundbesitzer eine
mäßigende Wirkung ausüben. Da übrigens die Landtage erst im Januar zu längerer
Thätigkeit einberufen werden sollen, dürfte die Zeit von elf bis zwölf Woche» wohl
am besten auf die Besänftigung der im Wnhlknmpf erregten Gemüter beider Nationen
und damit auch ihrer Vertreter einwirken. Die Wirkung der böhmischen Land¬
tagswahlen muß sich übrigens viel früher als im Landtage selbst im mittlerweile
wieder eiuberufuen Reichsrare zeigen, jn sie hat sich zum Teil schon gezeigt. Die
Tschechen können sich nicht verhehlen, daß unter den für sie günstigsten Umständen,
als sie eine parlamentarische Mehrheit zustande gebracht hatten, als die Polen und
Südslawen sich dazu mißbrauchen ließen, ihnen die Kastanien ans dem Feuer zu
holen, als die Klerikalen glaubten, noch straflos gegen das deutsche VvllSgefühl
sündigen zu dürfen — ihr Versuch, den Widerstand der Deutsche» gegen ihre nationale
Entrechtung auf verfassungswidrigen Wege zu breche», mißlungen sei, und daß sie
auch durch Obstruktiv» keine positive» Erfolge zu erringen imstande sein würden.
Sie sind also gezwungen, ans der Not eine Tilgend zu machen und unter allerlei
Verwahrungen schließlich doch auf die Störung der parlamentarische» Arbeit zu
verzichten. Die schärfsten Reden über die unvergessene Beleidigung, die der
tschechischen Nation durch die Aufhebung der Spracheuvcrordmmgeu zugefügt worden
sei, werden die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, daß sich die jnugtschechischeu
Politiker uicht mehr mit nennenswertem Erfolg und mit der Unterstützung gesinnnngs-
verwaudter Parteien gegen den ruhigen Verlauf der Parlamcutsvcrhaadlunge» werden
auflehnen könne». Auch das Mißtrauensvotum, das sie in ihrem Klub gegen de»
Miuistcrpräsidentc» Dr, Körber beschlossen haben, macht durchaus leinen schrecklichen
Eindruck. Immerhin kann die neuste Wiederannäherung der feudalen Großgrund¬
besitzer und der tschechischen Vvlksparteien unmittelbar uach dem heftige» Wahl¬
kampfe dem Kabinett Körber noch Verlegenheiten bereiten. Daß sie dabei bereit¬
willige Gehilfen finden würden, zeigt der im Polenklub gestellte Antrag des Abge¬
ordnete» Nomauowitz, es möge beschlossen und ausgesprochen werden, daß sich der Klub
gegenüber der Regierung und allen Parteien des Hanfes freie Hand vorbehalte,
sich aber an der Beseitigung der Hindernisse, die einer weitern ort»»ngsmäßigen
Arbeit des Abgeordnetenhauses entgegenstehn, nicht zu beteilige», sowie die raschere
Erledigung des Budgets nicht zu fördern gewillt sei, solange die Regierung eine
lange Reihe von Forderungen Galiziens nicht erfüllen wird. Im Falle der Ab-
lehnung solle der Kind jede Mitwirkung an der Erhaltung des parlamentarischen
Friedens verweigern, und um einen stärkern Druck auf die Regierung auszuüben,
eine von andern Parteien etwa unternommne Verzögerung der Budgetdebatte still¬
schweigend unterstützen. Eine so schamlose Aufforderung zur Obstruktion, unter dem
Deckmantel provinzialer Interessen ist aber sogar von den sonst nicht blöden
Stanzhkenführern zurückgewiesen worden, und auch die von tschechischer Seite ge¬
machten Versuche, eine Vereinigung sämtlicher slawischer Parteien zustande zu bringen,
dürften keinen Anklang finden.

Ein nicht sehr erfreulicher Nachklang der böhmischen Landtagswahleu ist die


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[0309] Die ungarischen und die böhmischen Wahlen scheidmig brachte. In den erst hierauf folgenden Stichwahlen schlössen sich dann Deutsche und Deutsche, Tschechen und Tschechen zusammen und zeigten so die Er¬ wünschtheit der Bildung rein nationaler Wahlbezirke, nötigenfalls mit ineinander greifenden Grenzen. Einen ernsten Kampf zwischen Deutschen und Tschechen gab es nur in Budweis. Da man im voraus wußte, daß die Entscheidung nur an wenig Stimmen hängen würde, wurde von beiden Seiten mit fieberhafter An¬ strengung gearbeitet. Die deutsche Fortschrittspartei vermochte schließlich nur mit einer geringen Mehrheit zu siegen. Die Verstärkung der radikalen Parteien auf beiden Seiten dürfte nun die Verhandlungen im Landtage weniger glatt gestalten. Andrerseits wird der enge Anschluß der Fortschrittspartei an die verfassungstreuen Großgrundbesitzer eine mäßigende Wirkung ausüben. Da übrigens die Landtage erst im Januar zu längerer Thätigkeit einberufen werden sollen, dürfte die Zeit von elf bis zwölf Woche» wohl am besten auf die Besänftigung der im Wnhlknmpf erregten Gemüter beider Nationen und damit auch ihrer Vertreter einwirken. Die Wirkung der böhmischen Land¬ tagswahlen muß sich übrigens viel früher als im Landtage selbst im mittlerweile wieder eiuberufuen Reichsrare zeigen, jn sie hat sich zum Teil schon gezeigt. Die Tschechen können sich nicht verhehlen, daß unter den für sie günstigsten Umständen, als sie eine parlamentarische Mehrheit zustande gebracht hatten, als die Polen und Südslawen sich dazu mißbrauchen ließen, ihnen die Kastanien ans dem Feuer zu holen, als die Klerikalen glaubten, noch straflos gegen das deutsche VvllSgefühl sündigen zu dürfen — ihr Versuch, den Widerstand der Deutsche» gegen ihre nationale Entrechtung auf verfassungswidrigen Wege zu breche», mißlungen sei, und daß sie auch durch Obstruktiv» keine positive» Erfolge zu erringen imstande sein würden. Sie sind also gezwungen, ans der Not eine Tilgend zu machen und unter allerlei Verwahrungen schließlich doch auf die Störung der parlamentarische» Arbeit zu verzichten. Die schärfsten Reden über die unvergessene Beleidigung, die der tschechischen Nation durch die Aufhebung der Spracheuvcrordmmgeu zugefügt worden sei, werden die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, daß sich die jnugtschechischeu Politiker uicht mehr mit nennenswertem Erfolg und mit der Unterstützung gesinnnngs- verwaudter Parteien gegen den ruhigen Verlauf der Parlamcutsvcrhaadlunge» werden auflehnen könne». Auch das Mißtrauensvotum, das sie in ihrem Klub gegen de» Miuistcrpräsidentc» Dr, Körber beschlossen haben, macht durchaus leinen schrecklichen Eindruck. Immerhin kann die neuste Wiederannäherung der feudalen Großgrund¬ besitzer und der tschechischen Vvlksparteien unmittelbar uach dem heftige» Wahl¬ kampfe dem Kabinett Körber noch Verlegenheiten bereiten. Daß sie dabei bereit¬ willige Gehilfen finden würden, zeigt der im Polenklub gestellte Antrag des Abge¬ ordnete» Nomauowitz, es möge beschlossen und ausgesprochen werden, daß sich der Klub gegenüber der Regierung und allen Parteien des Hanfes freie Hand vorbehalte, sich aber an der Beseitigung der Hindernisse, die einer weitern ort»»ngsmäßigen Arbeit des Abgeordnetenhauses entgegenstehn, nicht zu beteilige», sowie die raschere Erledigung des Budgets nicht zu fördern gewillt sei, solange die Regierung eine lange Reihe von Forderungen Galiziens nicht erfüllen wird. Im Falle der Ab- lehnung solle der Kind jede Mitwirkung an der Erhaltung des parlamentarischen Friedens verweigern, und um einen stärkern Druck auf die Regierung auszuüben, eine von andern Parteien etwa unternommne Verzögerung der Budgetdebatte still¬ schweigend unterstützen. Eine so schamlose Aufforderung zur Obstruktion, unter dem Deckmantel provinzialer Interessen ist aber sogar von den sonst nicht blöden Stanzhkenführern zurückgewiesen worden, und auch die von tschechischer Seite ge¬ machten Versuche, eine Vereinigung sämtlicher slawischer Parteien zustande zu bringen, dürften keinen Anklang finden. Ein nicht sehr erfreulicher Nachklang der böhmischen Landtagswahleu ist die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/309>, abgerufen am 20.05.2024.