Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.UursLchsische Streifzüge Dresden erzogen worden war, für die Sache des Evangeliums zu gewinnen. Danach haben die Löser Pretzsch noch besessen bis weit in die Zeiten des Grenzboten I 1902 27
UursLchsische Streifzüge Dresden erzogen worden war, für die Sache des Evangeliums zu gewinnen. Danach haben die Löser Pretzsch noch besessen bis weit in die Zeiten des Grenzboten I 1902 27
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UursLchsische Streifzüge
Dresden erzogen worden war, für die Sache des Evangeliums zu gewinnen.
Lofer war später (1539 bis 1541) Moritzens Vertrauter besonders in der
romantischen, gegen den Willen der Eltern betrielmen Heiratsgeschichte mit
Agnes, der Tochter Philipps von Hessen. Löser machte sich dadurch dem
jungen Herzoge so unentbehrlich, daß dieser, sonst eine durchaus kühle Natur,
in seinen Briefen eine fast zärtliche Sorge um die Gesundheit des alten Herrn
offenbart. Seiner erschütterten Gesundheit halber zog sich Löser nach der
Hochzeit des jungen Paars (11. Januar 1541) nach Pretzsch zurück und starb
dort noch in diesem Jahre. Nicht minder bedeutend wurde sein Sohn Hans IV.
Löser, der, beim Tode des Vaters erst neun Jahre alt, auf Befehl des Kur¬
fürsten Johann Friedrich in Wittenberg erzogen wurde, wo sich natürlich auch
Luther um seinen Paten gekümmert haben wird. Trotz seiner Jngend nahm
er am Schmalkaldischen Kriege teil und focht fünfzehnjährig mit auf der Lochauer
Heide; doch entkam er aus der Katastrophe mit dem Sohne des Kurfürsten
uach Wittenberg. Später finden wir ihn am Hofe des Kurfürsten Moritz,
mit dem er 1552 gegen den Kaiser und 1553 nach Sievershausen zog. Auch
dem Kurfürsten August war er ein treuer Kriegsgefährte und Staatsdiener.
Er wurde zum Kriegs-, Hof- und Landrat, zum Vizehofrichter zu Wittenberg
und schließlich auch zum Kommissarius und Inspektor der Universität ernannt.
Haus IV. Löser war ein Mann von schöner Gestalt und einnehmenden Wesen,
der Geist der Renaissance war in ihm lebendig. So zeichnete er sich auch
durch Beredsamkeit und Geschmack aus und ersetzte das alte Schloß seiner Väter
1571 bis 1574 dnrch einen zeitgemäßen Neubau, das jetzige Pretzscher Schloß,
das ebensosehr durch standhafte Solidität wie durch die heitere Harmonie des
Ganzen unsre Bewundrung erregt. Er kennzeichnete sich selbst als Bauherrn in
einer stolzen Inschrift des Grundsteins, und über der Thür steht noch heute zu
lesen: Ill ug-co cionrus ad omni ruiiiÄ et labö ineonoussg. xsräurarst, inASnti
8Uro.rü its, Loustruvta sse, ut -Mtuclo eins eg.utg, sit sub terra, <zMnw suMt
6s,in xroiuinst et innri auiclsin. In lunclairiönw vinesnum onditorum Zwanzig
Ellen!j suur>. Lscl tamsn Ooininn8 lortitnäo et g.rx nostrg. uniog, sse. Er starb 1580
uoch nicht fünfzig Jahre alt, seine Witwe Agnes von Bünau geriet durch die
infolge des kostspieligen Baus entstandne Schuldenlast in arge Bedrängnis und
wandte sich um Erlaß einer Schuld von 6000 Gulden an den Kurfürsten
August. Dieser gewährte die Bitte so, daß er die Summe ihren Nachkommen
»zu desto stattlicherer Erhaltung des Erbmarschall-Amtes auf Pretzsch" stehn ließ.
Danach haben die Löser Pretzsch noch besessen bis weit in die Zeiten des
Dreißigjährigen Kriegs hinein; einer Beschießung durch den schwedischen General
Bauer im Jahre 1637, an die noch zwei eingemauerte Kanonenkugeln erinnern,
hielt es vermöge seiner Festigkeit gut Stand. Mächtiger aber als Bauer er¬
wies sich danach der eoueursus orsclitoruin, durch den es der Familie Lofer
(nusgestorben 1818) verloren ging. 1647 kaufte die Herrschaft Pretzsch aus
dem Konkurse für 70000 Gulden der kursächsische Geueralleutncint Wolf
Christoph von Arnim. Er starb 1668 und wurde in Gegenwart des Kurfürsten
Johann Georg II. in der Pretzscher Kirche beigesetzt, wo noch jetzt sein glän¬
zendes Grabmal steht. Seine Söhne aber vertauschten 1689 Pretzsch gegen
Grenzboten I 1902 27
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