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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

auf seinem Zuge vorauleuchtete und erst dann zu scheinen aufhörte, wo Äneas zum
Ziele gelangt ist. Auch den, Timoleon wird, nach Plutarch. durch ein himmlisches
Feuer der Weg nach Italien gezeigt. Auf diese Sternerscheinnngen und auch die
zahlreichen Fälle, wo die antike Legende einen Flammenglanz um das Haupt eines
Neugebornen erscheinen läßt, um diesen als ein Heil für die Menschheit zu be¬
stimme", haben teilweise David Fr. Strauß im Leben Jesu und Usener in deu
religionsgeschichtlichen Untersuchungen hingewiesen; jetzt finden wir damit eine Reihe
neuer Beobachtungen durch deu Gießener schnrfsiunigeu Altphilologen Albrecht
Dieterich verknüpft, der in einer Abhandlung: "Die Weisen ans dem Morgenlande"
(Zeitschrift für die uentestcnncntliche Wissenschaft und die Kunde des Urchristentums,
1901) erkennen hilft, wie die heilige Sage oder Legende von den sogenannten
heiligen drei Könige" entstanden ist, deren Fest die katholische Kirche am 6. Januar
feiert.

Daß der Stern, der den Weisen aus dem Morgenlande den Weg nach
Bethlehem zeigt, für die antike Sage und Legende nichts außergewöhnliches ist,
geht aus dem Gesagten klar hervor. Auch der Kindermord des Herodes hat Ana¬
logien im Altertum, und es muß eine selbständige Fassung der Kindermorderznhlnng
gegeben haben; denn etwas ähnliches findet sich bei Sueton Aug. um 94 und Nero
um 36: hier ist die Sternerscheinnng, die Erkundigung bei den Kundigen, der Mord¬
befehl. "Aber wie kommt diese Erzählung von der sonderbaren Reise der Magier
unter die Vorgeschichten des Matthäusevangeliums und nur dieses einen Evange-
liums?" So fragt der Gießener Forscher, und er kann auch die Antwort geben.

"Als aber Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa in den Tagen des
Königs Herodes, siehe da erschienen Magier vom Morgenland in Jerusalem und
sagten-. Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben nämlich seinen
Stern gesehen im Osten und sind gekommen, ihm zu huldigen" (Matth. 2, 1. 2).
Magier aus dem Morgenlande; was sind das, und wie wurden sie dargestellt?
In deu ältesten christlichen Darstellungen unterscheiden sich die Magier in ihrer
Tracht durchaus nicht von Mithrasdienern. "In derselben Weise haben die heid¬
nischen Künstler die Mithrasdiener dargestellt," sagt Monsignore Signor de Wrak
in der Realenzyklopädie des christlichen Altertums von Franz Xaver Kraus. Wenn
aber Mithrasdiener in den Magiern zu sehen sind, so sollten sie auch darin gesehen
werden; denn mau weiß von vielen Versuchen, die persische Religion zur christlichen
i" Beziehung zu setzen. Ein hervorragendes Buch des Belgiers Cumont ('Ivxws ot
Monuments liLuiös rslatits aux wüsteres <Zo NMu-s.) bringt die Zeugnisse für diese
Versuche wie dafür, daß der persische Kult für die Christen der griechisch-römischen
Welt der Mithrasdienst ist. " . ^

,
Daß bei der Ausschmückung der Legende Jesais 60, 6 "Gold und Weihrauch
werden sie bringen" und Psalm 72, 10 ff. "die Könige usw. werden Geschenke
entrichten, und alle Könige werden sich vor ihm niederwerfen" mitgewirkt hat, ist
zweifellos. Merkwürdig ist, wie Dieterich sagt, daß das Matthäusevangelium,
das auf solche Beziehungen geradezu ausgeht, diese "Erfüllung" nicht bemerkt.
Aber immer "och fehlt das Motiv des Auszugs der Magier gegen Westen; der
mächtige Eindruck eines Geschehnisses muß doch die werdende Legende in den auf¬
geregten Gemütern und der lebhaft schaffenden Phantasie der ersten Christen be¬
stimmt und neugestaltet haben. Und Dieterich weiß dieses Ereignis zu nennen:
Dio Cassius erzählt aus dem Jahre 66 n. Chr. in seinem dreiundsechzigstcn Buche,
daß König Tiridates mit großem Gefolge nach Rom kam; er kam aus dem äußersten
Osten wie in einem Triumphzuge. In Neapel traf er Nero; er beugt das Knie
dor ihm und huldigt ihm. Später nahm ihn Nero mit nach Rom, wo eine große
öffentliche Audienz verbunden mit einem Volksfeste veranstaltet wurde. Ganz Rom
war auf dem Forum, auf den Straßen und den Dächern der Häuser versammelt,
um diese Huldigung des östlichen Königs mitanzusehen, die Nero derart schmeichelte,
daß er seine elfte Bezeichnung als Imperator danach berechnete (Eduard Mayninl,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

auf seinem Zuge vorauleuchtete und erst dann zu scheinen aufhörte, wo Äneas zum
Ziele gelangt ist. Auch den, Timoleon wird, nach Plutarch. durch ein himmlisches
Feuer der Weg nach Italien gezeigt. Auf diese Sternerscheinnngen und auch die
zahlreichen Fälle, wo die antike Legende einen Flammenglanz um das Haupt eines
Neugebornen erscheinen läßt, um diesen als ein Heil für die Menschheit zu be¬
stimme», haben teilweise David Fr. Strauß im Leben Jesu und Usener in deu
religionsgeschichtlichen Untersuchungen hingewiesen; jetzt finden wir damit eine Reihe
neuer Beobachtungen durch deu Gießener schnrfsiunigeu Altphilologen Albrecht
Dieterich verknüpft, der in einer Abhandlung: „Die Weisen ans dem Morgenlande"
(Zeitschrift für die uentestcnncntliche Wissenschaft und die Kunde des Urchristentums,
1901) erkennen hilft, wie die heilige Sage oder Legende von den sogenannten
heiligen drei Könige« entstanden ist, deren Fest die katholische Kirche am 6. Januar
feiert.

Daß der Stern, der den Weisen aus dem Morgenlande den Weg nach
Bethlehem zeigt, für die antike Sage und Legende nichts außergewöhnliches ist,
geht aus dem Gesagten klar hervor. Auch der Kindermord des Herodes hat Ana¬
logien im Altertum, und es muß eine selbständige Fassung der Kindermorderznhlnng
gegeben haben; denn etwas ähnliches findet sich bei Sueton Aug. um 94 und Nero
um 36: hier ist die Sternerscheinnng, die Erkundigung bei den Kundigen, der Mord¬
befehl. „Aber wie kommt diese Erzählung von der sonderbaren Reise der Magier
unter die Vorgeschichten des Matthäusevangeliums und nur dieses einen Evange-
liums?" So fragt der Gießener Forscher, und er kann auch die Antwort geben.

„Als aber Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa in den Tagen des
Königs Herodes, siehe da erschienen Magier vom Morgenland in Jerusalem und
sagten-. Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben nämlich seinen
Stern gesehen im Osten und sind gekommen, ihm zu huldigen" (Matth. 2, 1. 2).
Magier aus dem Morgenlande; was sind das, und wie wurden sie dargestellt?
In deu ältesten christlichen Darstellungen unterscheiden sich die Magier in ihrer
Tracht durchaus nicht von Mithrasdienern. „In derselben Weise haben die heid¬
nischen Künstler die Mithrasdiener dargestellt," sagt Monsignore Signor de Wrak
in der Realenzyklopädie des christlichen Altertums von Franz Xaver Kraus. Wenn
aber Mithrasdiener in den Magiern zu sehen sind, so sollten sie auch darin gesehen
werden; denn mau weiß von vielen Versuchen, die persische Religion zur christlichen
i" Beziehung zu setzen. Ein hervorragendes Buch des Belgiers Cumont ('Ivxws ot
Monuments liLuiös rslatits aux wüsteres <Zo NMu-s.) bringt die Zeugnisse für diese
Versuche wie dafür, daß der persische Kult für die Christen der griechisch-römischen
Welt der Mithrasdienst ist. „ . ^

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Daß bei der Ausschmückung der Legende Jesais 60, 6 „Gold und Weihrauch
werden sie bringen" und Psalm 72, 10 ff. „die Könige usw. werden Geschenke
entrichten, und alle Könige werden sich vor ihm niederwerfen" mitgewirkt hat, ist
zweifellos. Merkwürdig ist, wie Dieterich sagt, daß das Matthäusevangelium,
das auf solche Beziehungen geradezu ausgeht, diese „Erfüllung" nicht bemerkt.
Aber immer »och fehlt das Motiv des Auszugs der Magier gegen Westen; der
mächtige Eindruck eines Geschehnisses muß doch die werdende Legende in den auf¬
geregten Gemütern und der lebhaft schaffenden Phantasie der ersten Christen be¬
stimmt und neugestaltet haben. Und Dieterich weiß dieses Ereignis zu nennen:
Dio Cassius erzählt aus dem Jahre 66 n. Chr. in seinem dreiundsechzigstcn Buche,
daß König Tiridates mit großem Gefolge nach Rom kam; er kam aus dem äußersten
Osten wie in einem Triumphzuge. In Neapel traf er Nero; er beugt das Knie
dor ihm und huldigt ihm. Später nahm ihn Nero mit nach Rom, wo eine große
öffentliche Audienz verbunden mit einem Volksfeste veranstaltet wurde. Ganz Rom
war auf dem Forum, auf den Straßen und den Dächern der Häuser versammelt,
um diese Huldigung des östlichen Königs mitanzusehen, die Nero derart schmeichelte,
daß er seine elfte Bezeichnung als Imperator danach berechnete (Eduard Mayninl,


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[0283] Maßgebliches und Unmaßgebliches auf seinem Zuge vorauleuchtete und erst dann zu scheinen aufhörte, wo Äneas zum Ziele gelangt ist. Auch den, Timoleon wird, nach Plutarch. durch ein himmlisches Feuer der Weg nach Italien gezeigt. Auf diese Sternerscheinnngen und auch die zahlreichen Fälle, wo die antike Legende einen Flammenglanz um das Haupt eines Neugebornen erscheinen läßt, um diesen als ein Heil für die Menschheit zu be¬ stimme», haben teilweise David Fr. Strauß im Leben Jesu und Usener in deu religionsgeschichtlichen Untersuchungen hingewiesen; jetzt finden wir damit eine Reihe neuer Beobachtungen durch deu Gießener schnrfsiunigeu Altphilologen Albrecht Dieterich verknüpft, der in einer Abhandlung: „Die Weisen ans dem Morgenlande" (Zeitschrift für die uentestcnncntliche Wissenschaft und die Kunde des Urchristentums, 1901) erkennen hilft, wie die heilige Sage oder Legende von den sogenannten heiligen drei Könige« entstanden ist, deren Fest die katholische Kirche am 6. Januar feiert. Daß der Stern, der den Weisen aus dem Morgenlande den Weg nach Bethlehem zeigt, für die antike Sage und Legende nichts außergewöhnliches ist, geht aus dem Gesagten klar hervor. Auch der Kindermord des Herodes hat Ana¬ logien im Altertum, und es muß eine selbständige Fassung der Kindermorderznhlnng gegeben haben; denn etwas ähnliches findet sich bei Sueton Aug. um 94 und Nero um 36: hier ist die Sternerscheinnng, die Erkundigung bei den Kundigen, der Mord¬ befehl. „Aber wie kommt diese Erzählung von der sonderbaren Reise der Magier unter die Vorgeschichten des Matthäusevangeliums und nur dieses einen Evange- liums?" So fragt der Gießener Forscher, und er kann auch die Antwort geben. „Als aber Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes, siehe da erschienen Magier vom Morgenland in Jerusalem und sagten-. Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern gesehen im Osten und sind gekommen, ihm zu huldigen" (Matth. 2, 1. 2). Magier aus dem Morgenlande; was sind das, und wie wurden sie dargestellt? In deu ältesten christlichen Darstellungen unterscheiden sich die Magier in ihrer Tracht durchaus nicht von Mithrasdienern. „In derselben Weise haben die heid¬ nischen Künstler die Mithrasdiener dargestellt," sagt Monsignore Signor de Wrak in der Realenzyklopädie des christlichen Altertums von Franz Xaver Kraus. Wenn aber Mithrasdiener in den Magiern zu sehen sind, so sollten sie auch darin gesehen werden; denn mau weiß von vielen Versuchen, die persische Religion zur christlichen i" Beziehung zu setzen. Ein hervorragendes Buch des Belgiers Cumont ('Ivxws ot Monuments liLuiös rslatits aux wüsteres <Zo NMu-s.) bringt die Zeugnisse für diese Versuche wie dafür, daß der persische Kult für die Christen der griechisch-römischen Welt der Mithrasdienst ist. „ . ^ , Daß bei der Ausschmückung der Legende Jesais 60, 6 „Gold und Weihrauch werden sie bringen" und Psalm 72, 10 ff. „die Könige usw. werden Geschenke entrichten, und alle Könige werden sich vor ihm niederwerfen" mitgewirkt hat, ist zweifellos. Merkwürdig ist, wie Dieterich sagt, daß das Matthäusevangelium, das auf solche Beziehungen geradezu ausgeht, diese „Erfüllung" nicht bemerkt. Aber immer »och fehlt das Motiv des Auszugs der Magier gegen Westen; der mächtige Eindruck eines Geschehnisses muß doch die werdende Legende in den auf¬ geregten Gemütern und der lebhaft schaffenden Phantasie der ersten Christen be¬ stimmt und neugestaltet haben. Und Dieterich weiß dieses Ereignis zu nennen: Dio Cassius erzählt aus dem Jahre 66 n. Chr. in seinem dreiundsechzigstcn Buche, daß König Tiridates mit großem Gefolge nach Rom kam; er kam aus dem äußersten Osten wie in einem Triumphzuge. In Neapel traf er Nero; er beugt das Knie dor ihm und huldigt ihm. Später nahm ihn Nero mit nach Rom, wo eine große öffentliche Audienz verbunden mit einem Volksfeste veranstaltet wurde. Ganz Rom war auf dem Forum, auf den Straßen und den Dächern der Häuser versammelt, um diese Huldigung des östlichen Königs mitanzusehen, die Nero derart schmeichelte, daß er seine elfte Bezeichnung als Imperator danach berechnete (Eduard Mayninl,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/283>, abgerufen am 14.05.2024.