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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Sie wissen, Herr Direktor, mein seliger Mann war Schulmann, wie Sie, und
sein sehnlicher Wunsch war es, daß Felix studieren möchte. Auch in meiner Familie
giebt es nur studierte Leute. Es wäre mir schrecklich, wenn mein Sohn das Ziel
nicht erreichte.

Aber Ihr Sohn ist für den gelehrten Beruf unbrauchbar. Er hat ut kwicls
mit dem Indikativ konstruiert.

Herr Direktor, einmal, und das aus Versehen.

Und dann hat Ihr Sohn Flausen im Kopfe. Er nimmt es nicht ernst genug
mit der Wissenschaft. Ich weiß Wohl, er hat Hintergedanken. Leute, die eigne
Gedanken haben, können wir nicht brauchen. Sie sagen einmal! Nein, das darf
auch nicht einmal vorkommen. Das Gefühl der Latinität muß dem Schüler so in
8ueouin se ssug-uiinzm übergegangen sein, daß ut ünals mit dem Indikativ unmög¬
lich, einfach unmöglich ist.

Herr Direktor, es ist nichts unmöglich in der Welt.

Ich bedaure, ich kann Ihre Bitte nicht berücksichtige", ich kann nicht, und ich
will auch nicht.

Nun, dann bitte ich den lieben Gott, er wolle verhüten, daß Ihnen einmal
etwas Unmögliches begegne. Wenns aber geschieht, dann erinnern Sie sich, daß
Sie über einen Schüler, dem auch etwas Unmögliches begegnet war, unbarmherzig
den Stab gebrochen haben.

Damit ging Frnu Professor hinaus, kühlen Stolz im Gesichte und weinenden
Jammer im Herzen.

Der Herr Direktor setzte seine Brille ab und griff nach seiner langen Pfeife,
aber er setzte sie unmutig wieder zur Seite. Die letzten Worte der Frau Professor
ärgerten ihn, ja sie beunruhigten ihn. Er fühlte sich in seiner unfehlbaren Sicher¬
heit gestört. Er dachte an seine eigne Frau und an seinen Siegfried, der jetzt die
Vorschule besuchte. Der Direktor hatte erst in spätern Jahren geheiratet und eine
Frau bekommen, um die ihn schon viele beneidet hatten. Sie war eine wirkliche
Schönheit, elegant, nett, liebenswürdig, aber sie gehörte nicht zu deu Gelehrten ihres
Geschlechts, lieblose Jungen sagten etwas deutlicher, sie habe nicht gerade das Pulver
erfunden. Und der Unglücks-Siegfried war nach seiner Mutter geschlagen. Man merkte
das beim Abc in der Vorschule nur zu deutlich, trotz aller besondern Rücksichtnahme
und Nachhilfe, die der Sohn des Direktors fand. Wie, wenn der auch einmal in
der Prima ut Ku^to mit dem Indikativ konstruierte? Würde er, der Vater,
dann auch so streng und sachlich urteilen wie eben jetzt bei dem Unglücksmenschen
Wandrer? Ja, er würde es. Er stellte sich das Bild eines Brutus und eines
Cato vor Augen und brachte sich ihre Nömertugend in Sätzen bester Latinität in
Erinnerung. Diese loci momorialss stärkten seine Seele. Er war gewiß, daß er,
der klassische Lateiner, hinter der klassischen Tugend eines Brutus und Cato nicht
zurückstehn werde.

Zu derselben Zeit fand auch unten zu ebner Erde eine Konferenz in Schul¬
angelegenheiten statt, und zwar in der Wohnung des Kastellans. Diese Wohnung
lag zum Teil in einem der beiden Türme, die die Front des Ghmnasiums zierten,
zuni Teil in dem Raume dahinter. Der Raum im Turme war die Dienststätte
des Kastellans. Hierselbst pflegte er sich, in einem alten Lehnstuhl sitzend, aufzu¬
halten, wenn er nicht den Hof zu fegen oder für den Direktor Gänge zu besorgen
hatte, und die Aus- und Eingehenden zu beobachten. Von der Decke hing das
Seil der Schulglocke herab, die er alle Stunden -- ein Zeichen unsäglicher Er¬
leichterung für Lehrer und Schüler, besonders an Sommernachmittngen -- in dem
ihr eigentümlichen Bimbam erklingen ließ.

Der Inhaber des Lehnstuhls im Turme hieß Meister Ölmann. Die Schüler
pflegten ihn weniger respektvoll Musjeh Klimbim zu nennen. Er war seines
Zeichens Schuster und seiner Neigung nach Philosoph. Noch als würdiger Schuh¬
machermeister war er seiner Zeit in den Turmerker eingezogen. Seit er jedoch


Sie wissen, Herr Direktor, mein seliger Mann war Schulmann, wie Sie, und
sein sehnlicher Wunsch war es, daß Felix studieren möchte. Auch in meiner Familie
giebt es nur studierte Leute. Es wäre mir schrecklich, wenn mein Sohn das Ziel
nicht erreichte.

Aber Ihr Sohn ist für den gelehrten Beruf unbrauchbar. Er hat ut kwicls
mit dem Indikativ konstruiert.

Herr Direktor, einmal, und das aus Versehen.

Und dann hat Ihr Sohn Flausen im Kopfe. Er nimmt es nicht ernst genug
mit der Wissenschaft. Ich weiß Wohl, er hat Hintergedanken. Leute, die eigne
Gedanken haben, können wir nicht brauchen. Sie sagen einmal! Nein, das darf
auch nicht einmal vorkommen. Das Gefühl der Latinität muß dem Schüler so in
8ueouin se ssug-uiinzm übergegangen sein, daß ut ünals mit dem Indikativ unmög¬
lich, einfach unmöglich ist.

Herr Direktor, es ist nichts unmöglich in der Welt.

Ich bedaure, ich kann Ihre Bitte nicht berücksichtige», ich kann nicht, und ich
will auch nicht.

Nun, dann bitte ich den lieben Gott, er wolle verhüten, daß Ihnen einmal
etwas Unmögliches begegne. Wenns aber geschieht, dann erinnern Sie sich, daß
Sie über einen Schüler, dem auch etwas Unmögliches begegnet war, unbarmherzig
den Stab gebrochen haben.

Damit ging Frnu Professor hinaus, kühlen Stolz im Gesichte und weinenden
Jammer im Herzen.

Der Herr Direktor setzte seine Brille ab und griff nach seiner langen Pfeife,
aber er setzte sie unmutig wieder zur Seite. Die letzten Worte der Frau Professor
ärgerten ihn, ja sie beunruhigten ihn. Er fühlte sich in seiner unfehlbaren Sicher¬
heit gestört. Er dachte an seine eigne Frau und an seinen Siegfried, der jetzt die
Vorschule besuchte. Der Direktor hatte erst in spätern Jahren geheiratet und eine
Frau bekommen, um die ihn schon viele beneidet hatten. Sie war eine wirkliche
Schönheit, elegant, nett, liebenswürdig, aber sie gehörte nicht zu deu Gelehrten ihres
Geschlechts, lieblose Jungen sagten etwas deutlicher, sie habe nicht gerade das Pulver
erfunden. Und der Unglücks-Siegfried war nach seiner Mutter geschlagen. Man merkte
das beim Abc in der Vorschule nur zu deutlich, trotz aller besondern Rücksichtnahme
und Nachhilfe, die der Sohn des Direktors fand. Wie, wenn der auch einmal in
der Prima ut Ku^to mit dem Indikativ konstruierte? Würde er, der Vater,
dann auch so streng und sachlich urteilen wie eben jetzt bei dem Unglücksmenschen
Wandrer? Ja, er würde es. Er stellte sich das Bild eines Brutus und eines
Cato vor Augen und brachte sich ihre Nömertugend in Sätzen bester Latinität in
Erinnerung. Diese loci momorialss stärkten seine Seele. Er war gewiß, daß er,
der klassische Lateiner, hinter der klassischen Tugend eines Brutus und Cato nicht
zurückstehn werde.

Zu derselben Zeit fand auch unten zu ebner Erde eine Konferenz in Schul¬
angelegenheiten statt, und zwar in der Wohnung des Kastellans. Diese Wohnung
lag zum Teil in einem der beiden Türme, die die Front des Ghmnasiums zierten,
zuni Teil in dem Raume dahinter. Der Raum im Turme war die Dienststätte
des Kastellans. Hierselbst pflegte er sich, in einem alten Lehnstuhl sitzend, aufzu¬
halten, wenn er nicht den Hof zu fegen oder für den Direktor Gänge zu besorgen
hatte, und die Aus- und Eingehenden zu beobachten. Von der Decke hing das
Seil der Schulglocke herab, die er alle Stunden — ein Zeichen unsäglicher Er¬
leichterung für Lehrer und Schüler, besonders an Sommernachmittngen — in dem
ihr eigentümlichen Bimbam erklingen ließ.

Der Inhaber des Lehnstuhls im Turme hieß Meister Ölmann. Die Schüler
pflegten ihn weniger respektvoll Musjeh Klimbim zu nennen. Er war seines
Zeichens Schuster und seiner Neigung nach Philosoph. Noch als würdiger Schuh¬
machermeister war er seiner Zeit in den Turmerker eingezogen. Seit er jedoch


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[0052] Sie wissen, Herr Direktor, mein seliger Mann war Schulmann, wie Sie, und sein sehnlicher Wunsch war es, daß Felix studieren möchte. Auch in meiner Familie giebt es nur studierte Leute. Es wäre mir schrecklich, wenn mein Sohn das Ziel nicht erreichte. Aber Ihr Sohn ist für den gelehrten Beruf unbrauchbar. Er hat ut kwicls mit dem Indikativ konstruiert. Herr Direktor, einmal, und das aus Versehen. Und dann hat Ihr Sohn Flausen im Kopfe. Er nimmt es nicht ernst genug mit der Wissenschaft. Ich weiß Wohl, er hat Hintergedanken. Leute, die eigne Gedanken haben, können wir nicht brauchen. Sie sagen einmal! Nein, das darf auch nicht einmal vorkommen. Das Gefühl der Latinität muß dem Schüler so in 8ueouin se ssug-uiinzm übergegangen sein, daß ut ünals mit dem Indikativ unmög¬ lich, einfach unmöglich ist. Herr Direktor, es ist nichts unmöglich in der Welt. Ich bedaure, ich kann Ihre Bitte nicht berücksichtige», ich kann nicht, und ich will auch nicht. Nun, dann bitte ich den lieben Gott, er wolle verhüten, daß Ihnen einmal etwas Unmögliches begegne. Wenns aber geschieht, dann erinnern Sie sich, daß Sie über einen Schüler, dem auch etwas Unmögliches begegnet war, unbarmherzig den Stab gebrochen haben. Damit ging Frnu Professor hinaus, kühlen Stolz im Gesichte und weinenden Jammer im Herzen. Der Herr Direktor setzte seine Brille ab und griff nach seiner langen Pfeife, aber er setzte sie unmutig wieder zur Seite. Die letzten Worte der Frau Professor ärgerten ihn, ja sie beunruhigten ihn. Er fühlte sich in seiner unfehlbaren Sicher¬ heit gestört. Er dachte an seine eigne Frau und an seinen Siegfried, der jetzt die Vorschule besuchte. Der Direktor hatte erst in spätern Jahren geheiratet und eine Frau bekommen, um die ihn schon viele beneidet hatten. Sie war eine wirkliche Schönheit, elegant, nett, liebenswürdig, aber sie gehörte nicht zu deu Gelehrten ihres Geschlechts, lieblose Jungen sagten etwas deutlicher, sie habe nicht gerade das Pulver erfunden. Und der Unglücks-Siegfried war nach seiner Mutter geschlagen. Man merkte das beim Abc in der Vorschule nur zu deutlich, trotz aller besondern Rücksichtnahme und Nachhilfe, die der Sohn des Direktors fand. Wie, wenn der auch einmal in der Prima ut Ku^to mit dem Indikativ konstruierte? Würde er, der Vater, dann auch so streng und sachlich urteilen wie eben jetzt bei dem Unglücksmenschen Wandrer? Ja, er würde es. Er stellte sich das Bild eines Brutus und eines Cato vor Augen und brachte sich ihre Nömertugend in Sätzen bester Latinität in Erinnerung. Diese loci momorialss stärkten seine Seele. Er war gewiß, daß er, der klassische Lateiner, hinter der klassischen Tugend eines Brutus und Cato nicht zurückstehn werde. Zu derselben Zeit fand auch unten zu ebner Erde eine Konferenz in Schul¬ angelegenheiten statt, und zwar in der Wohnung des Kastellans. Diese Wohnung lag zum Teil in einem der beiden Türme, die die Front des Ghmnasiums zierten, zuni Teil in dem Raume dahinter. Der Raum im Turme war die Dienststätte des Kastellans. Hierselbst pflegte er sich, in einem alten Lehnstuhl sitzend, aufzu¬ halten, wenn er nicht den Hof zu fegen oder für den Direktor Gänge zu besorgen hatte, und die Aus- und Eingehenden zu beobachten. Von der Decke hing das Seil der Schulglocke herab, die er alle Stunden — ein Zeichen unsäglicher Er¬ leichterung für Lehrer und Schüler, besonders an Sommernachmittngen — in dem ihr eigentümlichen Bimbam erklingen ließ. Der Inhaber des Lehnstuhls im Turme hieß Meister Ölmann. Die Schüler pflegten ihn weniger respektvoll Musjeh Klimbim zu nennen. Er war seines Zeichens Schuster und seiner Neigung nach Philosoph. Noch als würdiger Schuh¬ machermeister war er seiner Zeit in den Turmerker eingezogen. Seit er jedoch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/52>, abgerufen am 29.05.2024.