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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Die Toten von 1^399

von 1887, die neue Heercsvorlage mit der zweijährigen Dienstzeit und einer
erhöhten Präsenzstärke vor den Reichstag brachte, spaltete sich das Zentrum,
und die Regierungsvorlage wurde zuerst abgelehnt, dann aber von einem
neuen Reichstage uach Auflösung des frühern mit einer knappen Mehrheit an¬
genommen. Diese wurde uur mit Hilfe der Polen erreicht, die durch eine
freundliche Politik, z, B. die Bestätigung Stablewskis als Erzbischofs von
Posen, zu gewinnen waren. Den politischen Parteien gegenüber hatte der
Kanzler nun keine sichere Stellung mehr. Die Nationallib'crater schlössen sich,
zum Teil aus Kolonialschwärmerei, den Angriffen der Konservativen an, in
den Zeitungen wurde höhnisch von seinen persönlichen Fähigkeiten gesprochen,
und geradezu einen allgemeinen Unwillen gegen ihn rief der sogenannte Urias-
brief an den Gesandten in Wien hervor, als Bismnrck dorthin zur Hochzeit
seines Sohnes reiste. Auch unter den Mitgliedern des Staatsministeriums
hatte der Kanzler seit Hcrrfurths Rücktritt niemand mehr, auf den er rechnen
konnte. So vollzog sich im Oktober 1894 seine Entlassung unter Umständen,
die noch nicht aufgeklärt sind. Es bestand eine Meinungsverschiedenheit
darüber, ob die nuarchistische" Verbrechen in Frankreich zu einer Verschärfung
der Strafgesetzgebung veranlassen müßten. Eulenburg war dafür, Caprivi da¬
gegen. Persönliche Beziehungen zum Kaiser hatte dieser so gut wie gar nicht
mehr. Auf einer Jagdpartie soll sich der Kaiser entschlossen haben, beide
Minister zu entlassen. Der Nachfolger beider brachte dann die "Umsturzvor¬
lage" ein, die im Reichstage fiel. Es ist schwer zu begreifen, daß mau diese
Sache für so wichtig gehalten hat, ihretwegen zwei Minister zu entlassen, von
denen doch nur einer im Unrecht gewesen sein kann. Caprivi hatte früher auf
Angriffe der Presse nnr das Notwendigste geantwortet und niemals mit Mitteln
reagiert, die bis dahin in Preußen üblich gewesen waren; auch nach seinem
Rücktritt bewahrte er Schweigen, bis über seinen Tod hinaus, denn es ist
nichts Memoirenartiges von seiner Familie veröffentlicht worden. Makellos
rein steht sein Charakter in der Geschichte da, kein Schatten von Eigennutz
oder Unaufrichtigkeit trübt das Bild eines Mannes, der sich einer unendlich
schwere,? Aufgabe mit voller Erkenntnis ihrer Undankbarkeit geopfert hat.

Wir wenden uns zu andern politischen Persönlichkeiten. Eduard von Simson
starb neunundachtzig Jahre alt, der Präsident der Frankfurter Nationalversamm¬
lung und (seit 1879) des Reichsgerichts, der einst am 3. April 1849 Friedrich
Wilhelm IV. an der Spitze einer Deputation die Wahl zum deutschen Kaiser
überbracht hatte, und der dann wieder am 18. Dezember 1870 auch dem König
Wilhelm die Adresse des Reichstags überreichte, in der die Aufrichtung von
Kaiser und Reich festgestellt ward. Ludwig Bamberger aus Mainz, dessen
Anregungen wir vor allen andern die Goldwährung und die Reichsbnnk zu
verdanken haben, der schon 1359 als Publizist für die preußische Spitze ein¬
trat, der seit 1866 der uatioualliberalen Partei angehörte, 1876 zur Sezessiou,
1884 zur freisinnigen Partei überging und bis 1893 als Parlamentarier thätig
war, starb sechsundsiebzig Jahre alt. Paul Majunke, der streitbare schlesische
Kaplan, ist nur siebenundfünfzig Jahre alt geworden. Seit 1874 gehörte er
dem Reichstag, seit 1878 dem Abgeordnetenhause um, 1871 bis 1878 redigierte
er die "Germania," von da um gab er die "Korrespondenz für Zentrums-
blütter" heraus. Als die Führer seiner Fraktion zu einem versöhnlichem Ton
übergingen, war seine Rolle ausgespielt, und 1884 gab er beide Mandate und
die Redaktion auf, um in das Pfarramt zurückzutreten. Der als geistvoller
Schriftsteller bekannte Münchner Freiherr von Völderndorff, einst Direktor im
Ministerium des spätem Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe und mit diesem eng
befreundet, ist ihm im Tode vorangegangen, vierundsiebzig Jahre alt. Hier
ist noch der einst als Verfechter des Protestantenvereins in der Berliner Synode
viel genannte Kammergerichtsrat Schröder zu erwühneu. Er starb siebzigjährig,


Die Toten von 1^399

von 1887, die neue Heercsvorlage mit der zweijährigen Dienstzeit und einer
erhöhten Präsenzstärke vor den Reichstag brachte, spaltete sich das Zentrum,
und die Regierungsvorlage wurde zuerst abgelehnt, dann aber von einem
neuen Reichstage uach Auflösung des frühern mit einer knappen Mehrheit an¬
genommen. Diese wurde uur mit Hilfe der Polen erreicht, die durch eine
freundliche Politik, z, B. die Bestätigung Stablewskis als Erzbischofs von
Posen, zu gewinnen waren. Den politischen Parteien gegenüber hatte der
Kanzler nun keine sichere Stellung mehr. Die Nationallib'crater schlössen sich,
zum Teil aus Kolonialschwärmerei, den Angriffen der Konservativen an, in
den Zeitungen wurde höhnisch von seinen persönlichen Fähigkeiten gesprochen,
und geradezu einen allgemeinen Unwillen gegen ihn rief der sogenannte Urias-
brief an den Gesandten in Wien hervor, als Bismnrck dorthin zur Hochzeit
seines Sohnes reiste. Auch unter den Mitgliedern des Staatsministeriums
hatte der Kanzler seit Hcrrfurths Rücktritt niemand mehr, auf den er rechnen
konnte. So vollzog sich im Oktober 1894 seine Entlassung unter Umständen,
die noch nicht aufgeklärt sind. Es bestand eine Meinungsverschiedenheit
darüber, ob die nuarchistische» Verbrechen in Frankreich zu einer Verschärfung
der Strafgesetzgebung veranlassen müßten. Eulenburg war dafür, Caprivi da¬
gegen. Persönliche Beziehungen zum Kaiser hatte dieser so gut wie gar nicht
mehr. Auf einer Jagdpartie soll sich der Kaiser entschlossen haben, beide
Minister zu entlassen. Der Nachfolger beider brachte dann die „Umsturzvor¬
lage" ein, die im Reichstage fiel. Es ist schwer zu begreifen, daß mau diese
Sache für so wichtig gehalten hat, ihretwegen zwei Minister zu entlassen, von
denen doch nur einer im Unrecht gewesen sein kann. Caprivi hatte früher auf
Angriffe der Presse nnr das Notwendigste geantwortet und niemals mit Mitteln
reagiert, die bis dahin in Preußen üblich gewesen waren; auch nach seinem
Rücktritt bewahrte er Schweigen, bis über seinen Tod hinaus, denn es ist
nichts Memoirenartiges von seiner Familie veröffentlicht worden. Makellos
rein steht sein Charakter in der Geschichte da, kein Schatten von Eigennutz
oder Unaufrichtigkeit trübt das Bild eines Mannes, der sich einer unendlich
schwere,? Aufgabe mit voller Erkenntnis ihrer Undankbarkeit geopfert hat.

Wir wenden uns zu andern politischen Persönlichkeiten. Eduard von Simson
starb neunundachtzig Jahre alt, der Präsident der Frankfurter Nationalversamm¬
lung und (seit 1879) des Reichsgerichts, der einst am 3. April 1849 Friedrich
Wilhelm IV. an der Spitze einer Deputation die Wahl zum deutschen Kaiser
überbracht hatte, und der dann wieder am 18. Dezember 1870 auch dem König
Wilhelm die Adresse des Reichstags überreichte, in der die Aufrichtung von
Kaiser und Reich festgestellt ward. Ludwig Bamberger aus Mainz, dessen
Anregungen wir vor allen andern die Goldwährung und die Reichsbnnk zu
verdanken haben, der schon 1359 als Publizist für die preußische Spitze ein¬
trat, der seit 1866 der uatioualliberalen Partei angehörte, 1876 zur Sezessiou,
1884 zur freisinnigen Partei überging und bis 1893 als Parlamentarier thätig
war, starb sechsundsiebzig Jahre alt. Paul Majunke, der streitbare schlesische
Kaplan, ist nur siebenundfünfzig Jahre alt geworden. Seit 1874 gehörte er
dem Reichstag, seit 1878 dem Abgeordnetenhause um, 1871 bis 1878 redigierte
er die „Germania," von da um gab er die „Korrespondenz für Zentrums-
blütter" heraus. Als die Führer seiner Fraktion zu einem versöhnlichem Ton
übergingen, war seine Rolle ausgespielt, und 1884 gab er beide Mandate und
die Redaktion auf, um in das Pfarramt zurückzutreten. Der als geistvoller
Schriftsteller bekannte Münchner Freiherr von Völderndorff, einst Direktor im
Ministerium des spätem Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe und mit diesem eng
befreundet, ist ihm im Tode vorangegangen, vierundsiebzig Jahre alt. Hier
ist noch der einst als Verfechter des Protestantenvereins in der Berliner Synode
viel genannte Kammergerichtsrat Schröder zu erwühneu. Er starb siebzigjährig,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/570>, abgerufen am 10.06.2024.