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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Keine Scheu, kein Prinzip, alles wird durcheinander gewurstelt. Was im
Französischen männlich war, wird weiblich gemacht, und umgekehrt, ohne Sinn "ut
Verstand. Man muß das offen und ehrlich sagen, weil es zeigt, daß man gut
thun wird, für die Zukunft auf der Hut zu sein, wenn man auch die Form, in
der die Aufnahme von Hunderten von Wörtern nun einmal geschehen ist, nicht mehr
rückgängig machen kann, sondern die Sachen hinnehmen muß, wie sie sind.

Daß wir nicht übertreiben, werden einzelne Beispiele beweisen. Warum ist
aus Is o-iro8Lo die Karosse geworden? Hatte mau sich nicht mit der Kutsche be¬
gnügen können oder, wenn man earossiers hatte, wenigstens in dem Karosse fahren
können? Was hatte den Deutschen lo iniursg-ö gethan, daß er zur Manege gemacht
und in Weiberkleider gesteckt wurde. Etwa weil die Reitbahn weiblich ist? Gut,
wenn man so an seiner deutschen Gewohnheit hing, was ja nur löblich und erfreulich
ist, warum bedürfte es da noch et'un mausg'g? Wir hatten sehr liebe Freunde,
deren Mutter, eine Französin, sich das deutsch Sprechen sehr angelegen sein ließ
und unter andern auch die Phrase fertig gebracht hatte: Kinder, nous voulcms aller
<Iiws 1^ Reitbahn. Was würde man gesagt haben, wenn die edle Dame von 1s
Reitbahn gesprochen hatte, weil ihr Manege mit einem 1o dekliniert wird? Oouoeur,
die Süßigkeit, ist auch im Deutschen weiblich. Wir möchten ein Pastellbild von dem
Manne haben, der auf den genialen Gedanken gekommen ist, daraus ein Neutrum
zu machen, um damit eine veredelte und deshalb doppelt eklige Sorte Trinkgeld
zu bezeichnen.

Und nun die unzähligen Wörter, für die noch heutigentags die französische
Aussprache beibehalten worden ist, die aber zu Neutra herabgewürdigt worden sind,
weil sie Sachen bezeichnen. Wir geben auf gut Glück, und wie sie uns in die
Feder kommen, einige davon: das Bonmot, das Pompon, das Peloton, das Soutien,
das Souterrain, das Entresol, das Menu, das Souper, das Diner. Die Krone
davon ist natürlich das Parterre, für das wir ein sehr hübsches deutsches Wort
haben, Erdgeschoß, und das wir dennoch zu brauchen nicht müde werden, obwohl
wir alle wissen, daß der Sinn, den wir ihm beilegen, wie bei der Chansonette
ganz willkürlich und irrig ist.

Etwas anders liegt der Fall mit den englischen Wörtern, da unter ihrer
Zahl so wenig Feminiua sind, daß sie kaum in Betracht kommen. Dafür hat man
sich entschädigt, indem man je nach Laune oder Wunsch einzelne Wörter zu sächlichen
Hauptwörtern gemacht hat, andre nicht, ^is heißt das alö, obwohl man doch nicht
das Bock sagt; dem Lang.i'v möchte man dieselbe Ehre zuteil werden lassen, auch
da-reite^x erscheint mitunter mit einem das. Das nmnsivn, und nun gar erst alle
mit dein Sport und dem Pferdetrödel zusammenhängenden Ausdrücke, bei denen
mau in den Berichten sein blaues Wunder sieht. Dem unglücklichen Wort cle^ä
böÄt sind wir in nicht mehr und nicht weniger als drei verschiednen Kostümen
begegnet, der eine sprach von einer abermaligen avant dhat, der andre meldete einen
abermaligen, ein dritter ein abermaliges clsaü Ksat. Wer hat nun Recht, doch eigent-
lich wohl der, der mit den bekannten wenigen Ausnahmen jedes englische Wort als
Maskuliuum ansieht. Wenn wir lesen, die Times brachte (im Singular) einen langen
Artikel: sie sagt usw., da kommt es uns doch sonderbar vor, daß sich noch Engländer
finden, die uns die Palme der Sprachkunde reichen. Die Russen und die Tschechen,
überhaupt die Slawen thun das nicht. Sie wissen, was sie vom deutschen Sprachgenie
zu halten haben, und gute Bekannte, die sonst ganz durchdrungne Großslnwen
waren, haben uns in unbewachten Stunden anvertraut, daß sie zwar ungern Deutsch
reden hörten, aber wenn sie die Wahl hätten zwischen einem Deutschen, der deutsch
spricht, und einem, der russisch oder tschechisch spricht, sie doch das kleinere Übel
vorziehn würden. Und wir wußten, was mit dem größern Übel gemeint war.

Nun wir ehrerbietig und bescheiden bekannt haben, daß wir an demi bestehenden
nicht rütteln und das Hergebrachte als heilig und unantastbar verehren wollen, es
mag uns gefallen oder nicht, so kommen wir zu unsrer Forderung, daß bei Wörtern,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Keine Scheu, kein Prinzip, alles wird durcheinander gewurstelt. Was im
Französischen männlich war, wird weiblich gemacht, und umgekehrt, ohne Sinn »ut
Verstand. Man muß das offen und ehrlich sagen, weil es zeigt, daß man gut
thun wird, für die Zukunft auf der Hut zu sein, wenn man auch die Form, in
der die Aufnahme von Hunderten von Wörtern nun einmal geschehen ist, nicht mehr
rückgängig machen kann, sondern die Sachen hinnehmen muß, wie sie sind.

Daß wir nicht übertreiben, werden einzelne Beispiele beweisen. Warum ist
aus Is o-iro8Lo die Karosse geworden? Hatte mau sich nicht mit der Kutsche be¬
gnügen können oder, wenn man earossiers hatte, wenigstens in dem Karosse fahren
können? Was hatte den Deutschen lo iniursg-ö gethan, daß er zur Manege gemacht
und in Weiberkleider gesteckt wurde. Etwa weil die Reitbahn weiblich ist? Gut,
wenn man so an seiner deutschen Gewohnheit hing, was ja nur löblich und erfreulich
ist, warum bedürfte es da noch et'un mausg'g? Wir hatten sehr liebe Freunde,
deren Mutter, eine Französin, sich das deutsch Sprechen sehr angelegen sein ließ
und unter andern auch die Phrase fertig gebracht hatte: Kinder, nous voulcms aller
<Iiws 1^ Reitbahn. Was würde man gesagt haben, wenn die edle Dame von 1s
Reitbahn gesprochen hatte, weil ihr Manege mit einem 1o dekliniert wird? Oouoeur,
die Süßigkeit, ist auch im Deutschen weiblich. Wir möchten ein Pastellbild von dem
Manne haben, der auf den genialen Gedanken gekommen ist, daraus ein Neutrum
zu machen, um damit eine veredelte und deshalb doppelt eklige Sorte Trinkgeld
zu bezeichnen.

Und nun die unzähligen Wörter, für die noch heutigentags die französische
Aussprache beibehalten worden ist, die aber zu Neutra herabgewürdigt worden sind,
weil sie Sachen bezeichnen. Wir geben auf gut Glück, und wie sie uns in die
Feder kommen, einige davon: das Bonmot, das Pompon, das Peloton, das Soutien,
das Souterrain, das Entresol, das Menu, das Souper, das Diner. Die Krone
davon ist natürlich das Parterre, für das wir ein sehr hübsches deutsches Wort
haben, Erdgeschoß, und das wir dennoch zu brauchen nicht müde werden, obwohl
wir alle wissen, daß der Sinn, den wir ihm beilegen, wie bei der Chansonette
ganz willkürlich und irrig ist.

Etwas anders liegt der Fall mit den englischen Wörtern, da unter ihrer
Zahl so wenig Feminiua sind, daß sie kaum in Betracht kommen. Dafür hat man
sich entschädigt, indem man je nach Laune oder Wunsch einzelne Wörter zu sächlichen
Hauptwörtern gemacht hat, andre nicht, ^is heißt das alö, obwohl man doch nicht
das Bock sagt; dem Lang.i'v möchte man dieselbe Ehre zuteil werden lassen, auch
da-reite^x erscheint mitunter mit einem das. Das nmnsivn, und nun gar erst alle
mit dein Sport und dem Pferdetrödel zusammenhängenden Ausdrücke, bei denen
mau in den Berichten sein blaues Wunder sieht. Dem unglücklichen Wort cle^ä
böÄt sind wir in nicht mehr und nicht weniger als drei verschiednen Kostümen
begegnet, der eine sprach von einer abermaligen avant dhat, der andre meldete einen
abermaligen, ein dritter ein abermaliges clsaü Ksat. Wer hat nun Recht, doch eigent-
lich wohl der, der mit den bekannten wenigen Ausnahmen jedes englische Wort als
Maskuliuum ansieht. Wenn wir lesen, die Times brachte (im Singular) einen langen
Artikel: sie sagt usw., da kommt es uns doch sonderbar vor, daß sich noch Engländer
finden, die uns die Palme der Sprachkunde reichen. Die Russen und die Tschechen,
überhaupt die Slawen thun das nicht. Sie wissen, was sie vom deutschen Sprachgenie
zu halten haben, und gute Bekannte, die sonst ganz durchdrungne Großslnwen
waren, haben uns in unbewachten Stunden anvertraut, daß sie zwar ungern Deutsch
reden hörten, aber wenn sie die Wahl hätten zwischen einem Deutschen, der deutsch
spricht, und einem, der russisch oder tschechisch spricht, sie doch das kleinere Übel
vorziehn würden. Und wir wußten, was mit dem größern Übel gemeint war.

Nun wir ehrerbietig und bescheiden bekannt haben, daß wir an demi bestehenden
nicht rütteln und das Hergebrachte als heilig und unantastbar verehren wollen, es
mag uns gefallen oder nicht, so kommen wir zu unsrer Forderung, daß bei Wörtern,


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[0174] Maßgebliches und Unmaßgebliches Keine Scheu, kein Prinzip, alles wird durcheinander gewurstelt. Was im Französischen männlich war, wird weiblich gemacht, und umgekehrt, ohne Sinn »ut Verstand. Man muß das offen und ehrlich sagen, weil es zeigt, daß man gut thun wird, für die Zukunft auf der Hut zu sein, wenn man auch die Form, in der die Aufnahme von Hunderten von Wörtern nun einmal geschehen ist, nicht mehr rückgängig machen kann, sondern die Sachen hinnehmen muß, wie sie sind. Daß wir nicht übertreiben, werden einzelne Beispiele beweisen. Warum ist aus Is o-iro8Lo die Karosse geworden? Hatte mau sich nicht mit der Kutsche be¬ gnügen können oder, wenn man earossiers hatte, wenigstens in dem Karosse fahren können? Was hatte den Deutschen lo iniursg-ö gethan, daß er zur Manege gemacht und in Weiberkleider gesteckt wurde. Etwa weil die Reitbahn weiblich ist? Gut, wenn man so an seiner deutschen Gewohnheit hing, was ja nur löblich und erfreulich ist, warum bedürfte es da noch et'un mausg'g? Wir hatten sehr liebe Freunde, deren Mutter, eine Französin, sich das deutsch Sprechen sehr angelegen sein ließ und unter andern auch die Phrase fertig gebracht hatte: Kinder, nous voulcms aller <Iiws 1^ Reitbahn. Was würde man gesagt haben, wenn die edle Dame von 1s Reitbahn gesprochen hatte, weil ihr Manege mit einem 1o dekliniert wird? Oouoeur, die Süßigkeit, ist auch im Deutschen weiblich. Wir möchten ein Pastellbild von dem Manne haben, der auf den genialen Gedanken gekommen ist, daraus ein Neutrum zu machen, um damit eine veredelte und deshalb doppelt eklige Sorte Trinkgeld zu bezeichnen. Und nun die unzähligen Wörter, für die noch heutigentags die französische Aussprache beibehalten worden ist, die aber zu Neutra herabgewürdigt worden sind, weil sie Sachen bezeichnen. Wir geben auf gut Glück, und wie sie uns in die Feder kommen, einige davon: das Bonmot, das Pompon, das Peloton, das Soutien, das Souterrain, das Entresol, das Menu, das Souper, das Diner. Die Krone davon ist natürlich das Parterre, für das wir ein sehr hübsches deutsches Wort haben, Erdgeschoß, und das wir dennoch zu brauchen nicht müde werden, obwohl wir alle wissen, daß der Sinn, den wir ihm beilegen, wie bei der Chansonette ganz willkürlich und irrig ist. Etwas anders liegt der Fall mit den englischen Wörtern, da unter ihrer Zahl so wenig Feminiua sind, daß sie kaum in Betracht kommen. Dafür hat man sich entschädigt, indem man je nach Laune oder Wunsch einzelne Wörter zu sächlichen Hauptwörtern gemacht hat, andre nicht, ^is heißt das alö, obwohl man doch nicht das Bock sagt; dem Lang.i'v möchte man dieselbe Ehre zuteil werden lassen, auch da-reite^x erscheint mitunter mit einem das. Das nmnsivn, und nun gar erst alle mit dein Sport und dem Pferdetrödel zusammenhängenden Ausdrücke, bei denen mau in den Berichten sein blaues Wunder sieht. Dem unglücklichen Wort cle^ä böÄt sind wir in nicht mehr und nicht weniger als drei verschiednen Kostümen begegnet, der eine sprach von einer abermaligen avant dhat, der andre meldete einen abermaligen, ein dritter ein abermaliges clsaü Ksat. Wer hat nun Recht, doch eigent- lich wohl der, der mit den bekannten wenigen Ausnahmen jedes englische Wort als Maskuliuum ansieht. Wenn wir lesen, die Times brachte (im Singular) einen langen Artikel: sie sagt usw., da kommt es uns doch sonderbar vor, daß sich noch Engländer finden, die uns die Palme der Sprachkunde reichen. Die Russen und die Tschechen, überhaupt die Slawen thun das nicht. Sie wissen, was sie vom deutschen Sprachgenie zu halten haben, und gute Bekannte, die sonst ganz durchdrungne Großslnwen waren, haben uns in unbewachten Stunden anvertraut, daß sie zwar ungern Deutsch reden hörten, aber wenn sie die Wahl hätten zwischen einem Deutschen, der deutsch spricht, und einem, der russisch oder tschechisch spricht, sie doch das kleinere Übel vorziehn würden. Und wir wußten, was mit dem größern Übel gemeint war. Nun wir ehrerbietig und bescheiden bekannt haben, daß wir an demi bestehenden nicht rütteln und das Hergebrachte als heilig und unantastbar verehren wollen, es mag uns gefallen oder nicht, so kommen wir zu unsrer Forderung, daß bei Wörtern,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/174>, abgerufen am 16.05.2024.