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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Die Komödie auf Rronborg

Verlangt, beiß Kemp seinen Narrentanz noch einmal aufführen sollte, er hatte herz¬
lich gelacht, als Bryan und Pope die Szene zwischen dem Apotheker und dem
Ablaßhändler spielten, und er hatte seiner Zufriedenheit hörbar Ausdruck ver¬
liehen, als Kemp und Bull die Vorstellung mit einem lustigen Jig beschlossen.

Das ist ein König, dem es sich zu dienen verlohnt, sagte er. Er trinkt roten
Wein und weißen Wein um die Wette mit jedem von seinen guten Untertanen,
und neben der natürlichen Majestät, die über seiner ganzen Persönlichkeit ausge¬
breitet liegt, hat er etwas so Mildes, daß man in Versuchung geraten könnte, ihn
für seinesgleichen zu halten.

Jetzt kam Jver Kramme ans der Küche und setzte sich gleich zu den Fremden.
Er schien sehr erpicht, mit ihnen in Unterhaltung zu kommen, und schickte eiligst
Jens Turbo ab, eine Kanne Sekt aus dem Ratskeller zu holen, ermahnte ihn
aber ernstlich, unterwegs nicht aus der Kanne zu nippen.

Der gute Sekt machte sie alle bald lustig, aber Kemp führte doch beständig
das Wort, und nur mit Mühe gelang es Jver Kramme endlich, zu erzählen, wie
auch er einstmals agiert hatte, nämlich in "David und Goliath" im Kopenhagner
Schloß.

Das ist ein herrlicher Wein, sagte Will. Wein ist ein gutes, geselliges Ding,
er löst das Zungenband und macht die Leute ehrlich.

Jetzt begann Kemp, Helsingör zu preisen, und gestand offen, daß er nicht ein¬
mal daheim in Old-England besseres getrunken habe als hier.

Sekt und rheinischer Wein, Romane und Malvasier, sagte er, alles wird ja
übers Meer hierhergebracht -- Helsingör ist eine Perle von einer Stadt!

Dies veranlaßte Jver Kramme zu erzählen, wie Sören Norbye seinerzeit auf
Kaiser Caroli Quinti Frage, ob es auch Weinberge in Dänemark gäbe, geantwortet
habe: Ja, einen, Helsingör. Und dies gab ganz natürlich Anlaß, daß man der
großen Kanne noch fleißiger zusprach, sodaß Kemp ganz ausgelassen wurde und ein
Lied sang, das gerade nicht danach angetan war, von Jungfrauenvhren gehört zu
werden. Bull verhielt sich schweigsamer, er saß da und versank zuweilen in seine
Gedanken und war weit weg.

Endlich brachen die Gäste auf -- sie mußten sich noch vorbereiten, weil sie
heute Abend agieren sollten --, aber Jver Kramme blieb noch eine Weile bei Will
sitzen; er war sehr redselig geworden.

Zuerst sprach er darüber, wie schwierig es sein müsse, immer neue Szenen
zu schaffen, die dem Könige vorgespielt werden konnten, dann redete er von Wilts
beiden Kameraden; Kemp gefiel ihm am besten, der müsse offenbar ein großer
Schauspieler sein.

Ja, ein drolliger Clowu sei er, räumte Will ein, aber kein richtiger Schau¬
spieler; denn auch wenn er seine Rolle perfekt wisse, halte er sich niemals an das,
was geschrieben stehe, sondern füge von seinem Eignen hinzu. Und das ist ganz
unerlaubt, sagte Will. Nein, er schätze überhaupt Bull weit mehr, sowohl als
Musikanten wie auch als Freund; aber es müsse irgend etwas sein, was Bull zur
Zeit bedrücke, denn so still und einsilbig wie heute Pflege er sonst nicht zu sein.

Allmählich wurde Jver Kramme schläfrig, und obwohl es seine Absicht ge¬
wesen war, noch einmal nach der Schiffbrücke hinunter zu schlendern und zu sehen,
ob das große indische Schiff heute die Anker gelichtet und seinen Kurs nach Süden
genommen habe, blieb er doch daheim.

Es ist jetzt zu spät am Nachmittag und zu heiß, sagte er entschuldigend. Die
Nachmittage sind die xostLriora, des Tages, und die xostsrior" sind gemeiniglich
warm aus diesem oder aus jenem Grunde -- deswegen bleibe ich daheim.

Und dann legte er sich auf die Bettbank und schlief bald ein -- er schnarchte laut.

Nach einer Weile vernahm man schwere Tritte auf der Treppe, Keuchen und
Stöhnen; die Tür wurde aufgerissen, und in der Öffnung erschien eine Gestalt,
die Will bisher noch nicht gesehen hatte.


Die Komödie auf Rronborg

Verlangt, beiß Kemp seinen Narrentanz noch einmal aufführen sollte, er hatte herz¬
lich gelacht, als Bryan und Pope die Szene zwischen dem Apotheker und dem
Ablaßhändler spielten, und er hatte seiner Zufriedenheit hörbar Ausdruck ver¬
liehen, als Kemp und Bull die Vorstellung mit einem lustigen Jig beschlossen.

Das ist ein König, dem es sich zu dienen verlohnt, sagte er. Er trinkt roten
Wein und weißen Wein um die Wette mit jedem von seinen guten Untertanen,
und neben der natürlichen Majestät, die über seiner ganzen Persönlichkeit ausge¬
breitet liegt, hat er etwas so Mildes, daß man in Versuchung geraten könnte, ihn
für seinesgleichen zu halten.

Jetzt kam Jver Kramme ans der Küche und setzte sich gleich zu den Fremden.
Er schien sehr erpicht, mit ihnen in Unterhaltung zu kommen, und schickte eiligst
Jens Turbo ab, eine Kanne Sekt aus dem Ratskeller zu holen, ermahnte ihn
aber ernstlich, unterwegs nicht aus der Kanne zu nippen.

Der gute Sekt machte sie alle bald lustig, aber Kemp führte doch beständig
das Wort, und nur mit Mühe gelang es Jver Kramme endlich, zu erzählen, wie
auch er einstmals agiert hatte, nämlich in „David und Goliath" im Kopenhagner
Schloß.

Das ist ein herrlicher Wein, sagte Will. Wein ist ein gutes, geselliges Ding,
er löst das Zungenband und macht die Leute ehrlich.

Jetzt begann Kemp, Helsingör zu preisen, und gestand offen, daß er nicht ein¬
mal daheim in Old-England besseres getrunken habe als hier.

Sekt und rheinischer Wein, Romane und Malvasier, sagte er, alles wird ja
übers Meer hierhergebracht — Helsingör ist eine Perle von einer Stadt!

Dies veranlaßte Jver Kramme zu erzählen, wie Sören Norbye seinerzeit auf
Kaiser Caroli Quinti Frage, ob es auch Weinberge in Dänemark gäbe, geantwortet
habe: Ja, einen, Helsingör. Und dies gab ganz natürlich Anlaß, daß man der
großen Kanne noch fleißiger zusprach, sodaß Kemp ganz ausgelassen wurde und ein
Lied sang, das gerade nicht danach angetan war, von Jungfrauenvhren gehört zu
werden. Bull verhielt sich schweigsamer, er saß da und versank zuweilen in seine
Gedanken und war weit weg.

Endlich brachen die Gäste auf — sie mußten sich noch vorbereiten, weil sie
heute Abend agieren sollten —, aber Jver Kramme blieb noch eine Weile bei Will
sitzen; er war sehr redselig geworden.

Zuerst sprach er darüber, wie schwierig es sein müsse, immer neue Szenen
zu schaffen, die dem Könige vorgespielt werden konnten, dann redete er von Wilts
beiden Kameraden; Kemp gefiel ihm am besten, der müsse offenbar ein großer
Schauspieler sein.

Ja, ein drolliger Clowu sei er, räumte Will ein, aber kein richtiger Schau¬
spieler; denn auch wenn er seine Rolle perfekt wisse, halte er sich niemals an das,
was geschrieben stehe, sondern füge von seinem Eignen hinzu. Und das ist ganz
unerlaubt, sagte Will. Nein, er schätze überhaupt Bull weit mehr, sowohl als
Musikanten wie auch als Freund; aber es müsse irgend etwas sein, was Bull zur
Zeit bedrücke, denn so still und einsilbig wie heute Pflege er sonst nicht zu sein.

Allmählich wurde Jver Kramme schläfrig, und obwohl es seine Absicht ge¬
wesen war, noch einmal nach der Schiffbrücke hinunter zu schlendern und zu sehen,
ob das große indische Schiff heute die Anker gelichtet und seinen Kurs nach Süden
genommen habe, blieb er doch daheim.

Es ist jetzt zu spät am Nachmittag und zu heiß, sagte er entschuldigend. Die
Nachmittage sind die xostLriora, des Tages, und die xostsrior» sind gemeiniglich
warm aus diesem oder aus jenem Grunde — deswegen bleibe ich daheim.

Und dann legte er sich auf die Bettbank und schlief bald ein — er schnarchte laut.

Nach einer Weile vernahm man schwere Tritte auf der Treppe, Keuchen und
Stöhnen; die Tür wurde aufgerissen, und in der Öffnung erschien eine Gestalt,
die Will bisher noch nicht gesehen hatte.


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[0630] Die Komödie auf Rronborg Verlangt, beiß Kemp seinen Narrentanz noch einmal aufführen sollte, er hatte herz¬ lich gelacht, als Bryan und Pope die Szene zwischen dem Apotheker und dem Ablaßhändler spielten, und er hatte seiner Zufriedenheit hörbar Ausdruck ver¬ liehen, als Kemp und Bull die Vorstellung mit einem lustigen Jig beschlossen. Das ist ein König, dem es sich zu dienen verlohnt, sagte er. Er trinkt roten Wein und weißen Wein um die Wette mit jedem von seinen guten Untertanen, und neben der natürlichen Majestät, die über seiner ganzen Persönlichkeit ausge¬ breitet liegt, hat er etwas so Mildes, daß man in Versuchung geraten könnte, ihn für seinesgleichen zu halten. Jetzt kam Jver Kramme ans der Küche und setzte sich gleich zu den Fremden. Er schien sehr erpicht, mit ihnen in Unterhaltung zu kommen, und schickte eiligst Jens Turbo ab, eine Kanne Sekt aus dem Ratskeller zu holen, ermahnte ihn aber ernstlich, unterwegs nicht aus der Kanne zu nippen. Der gute Sekt machte sie alle bald lustig, aber Kemp führte doch beständig das Wort, und nur mit Mühe gelang es Jver Kramme endlich, zu erzählen, wie auch er einstmals agiert hatte, nämlich in „David und Goliath" im Kopenhagner Schloß. Das ist ein herrlicher Wein, sagte Will. Wein ist ein gutes, geselliges Ding, er löst das Zungenband und macht die Leute ehrlich. Jetzt begann Kemp, Helsingör zu preisen, und gestand offen, daß er nicht ein¬ mal daheim in Old-England besseres getrunken habe als hier. Sekt und rheinischer Wein, Romane und Malvasier, sagte er, alles wird ja übers Meer hierhergebracht — Helsingör ist eine Perle von einer Stadt! Dies veranlaßte Jver Kramme zu erzählen, wie Sören Norbye seinerzeit auf Kaiser Caroli Quinti Frage, ob es auch Weinberge in Dänemark gäbe, geantwortet habe: Ja, einen, Helsingör. Und dies gab ganz natürlich Anlaß, daß man der großen Kanne noch fleißiger zusprach, sodaß Kemp ganz ausgelassen wurde und ein Lied sang, das gerade nicht danach angetan war, von Jungfrauenvhren gehört zu werden. Bull verhielt sich schweigsamer, er saß da und versank zuweilen in seine Gedanken und war weit weg. Endlich brachen die Gäste auf — sie mußten sich noch vorbereiten, weil sie heute Abend agieren sollten —, aber Jver Kramme blieb noch eine Weile bei Will sitzen; er war sehr redselig geworden. Zuerst sprach er darüber, wie schwierig es sein müsse, immer neue Szenen zu schaffen, die dem Könige vorgespielt werden konnten, dann redete er von Wilts beiden Kameraden; Kemp gefiel ihm am besten, der müsse offenbar ein großer Schauspieler sein. Ja, ein drolliger Clowu sei er, räumte Will ein, aber kein richtiger Schau¬ spieler; denn auch wenn er seine Rolle perfekt wisse, halte er sich niemals an das, was geschrieben stehe, sondern füge von seinem Eignen hinzu. Und das ist ganz unerlaubt, sagte Will. Nein, er schätze überhaupt Bull weit mehr, sowohl als Musikanten wie auch als Freund; aber es müsse irgend etwas sein, was Bull zur Zeit bedrücke, denn so still und einsilbig wie heute Pflege er sonst nicht zu sein. Allmählich wurde Jver Kramme schläfrig, und obwohl es seine Absicht ge¬ wesen war, noch einmal nach der Schiffbrücke hinunter zu schlendern und zu sehen, ob das große indische Schiff heute die Anker gelichtet und seinen Kurs nach Süden genommen habe, blieb er doch daheim. Es ist jetzt zu spät am Nachmittag und zu heiß, sagte er entschuldigend. Die Nachmittage sind die xostLriora, des Tages, und die xostsrior» sind gemeiniglich warm aus diesem oder aus jenem Grunde — deswegen bleibe ich daheim. Und dann legte er sich auf die Bettbank und schlief bald ein — er schnarchte laut. Nach einer Weile vernahm man schwere Tritte auf der Treppe, Keuchen und Stöhnen; die Tür wurde aufgerissen, und in der Öffnung erschien eine Gestalt, die Will bisher noch nicht gesehen hatte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/630>, abgerufen am 19.05.2024.