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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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us könne mich diese letzte Zuflucht meines Lebens wieder verlieren und auch aus diesem
Paradiese aiisgestoße" oder gezwungen werden, mich selbst daraus zu verbannen.

Vorläufig wurden meine Gedanken jedoch noch von mir selber abgelenkt und
uns das kümmerliche Lebenslicht im Schneiderhcinschen gerichtet, dessen baldiges
Erlöschen sich immer deutlicher ankündigte. Der Zustand des Meisters war all¬
mählich so qualvoll geworden, daß der Tod als milder Erlöser angesehen und er¬
wartet wurde. Die Meisterin wollte nun noch einmal einen Arzt zu Rate ziehn,
"ver der Sterbende wehrte entschieden und fast ärgerlich ab, indem er erklärte,
ein Gesunder habe neunzig Wünsche, der Kranke nur einen, und um dieses einen
Villen einen gelehrten Doktor von weit her heranznschleppen, lohne sich nicht, den
omne vielmehr das Kränterlenerl ebensogut und wohl noch besser erfüllen. So
wurde also das Lenert ans ihrem Hänschen, das einsam am Walde lag, zu uns
heruntergeholt und unter vielen Entschuldigungen, daß man sie nicht schon früher
cgehrt hätte, darum gebeten, an dem Kranken ihr bestes zu versuchen. Dieses
lmtterweib war eine wilde und sonderbare Person, außergewöhnlich mager und
gosz, sodaß ihr dünner Schatten, als sie bei uns im Zimmer war, fast über das
Mve Zimmer reichte. Ihr Kopf war mit dichtem schwarzem und verworrenen
^"ar bedeckt, schwarze finstre Augen funkelte" wie dunkelglühende Kohlen unter
e" Zusammengewachsenen Brauen, und schwarz ging sie auch zwischen den Menschen
^r, eine düstre und unheimliche Erscheinung, der der Abergläubische nicht gern
> einem Kreuzweg begegnete, lind doch hatte auch dieses gespensterhafte Weib
c>is"s^ ^" ^ Sehnsucht nach Liebe geglüht und sich damals so schön herausgeputzt,
^" l^e es nur immer vermochte, aber die Männer, denen sie so freundlich zulächelte,
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ein ^ - ^ "" ^ Liebeswerbens gekommen, indem ein Knechtlein,
serie/ ^"^ ""^ verwachsener Mensch, der jetzt noch bettelnd in der Gegend umher-
Bate - > ^ ^ Aussicht, in den Besitz des Häuschens, worin das Lenert mit ihrem
ihre G Wurzelgräber und Murmeltierjäger, wohnte, zu gelangen, bereit war,
H^," '^"Verhältnisse und sonstigen Eigentümlichkeiten zu vergessen und allen andern
eint ^"^" entsagen. Er drückte also, wenn er sich zu einem Schäferstündchen
ub/" s ' beide Augen zu und versetzte sich dann in die Einbildung, die hübsche
ihm ^^"'e Hütedirue, mit der er so gern zusammengekommen wäre, säße neben
Geb""^"^ angenehme Dinge. Aber das Lenert mochte wohl hinter sein
sie j gekommen 'sein, und in der Wut. daß auch dieser krüppelhafte Mensch
Liebb's verschmähe, hatte es eine" Zannstecken genommen, den ungetreuen
seiner^ spitziges Knie geworfen und ihn unter einem Hohnlachen zu
send ^"- der jedoch nun alle Lust "ach ihm vergangen war, zurückgesandt,
ferne/"'''"'" ^ 5'" Persea mit der Liebe fertig gewesen, blieb jedoch auch
als si ?"s ^'" ö^rin Gefühl ihrer Ingend in vertraulichen Beziehungen, insofern
u"d > '!! ^""f kräftige Tränklein zubereiten, deren Wirkung auf laue
Li^h z ^'sveustige Herzen trotz der trüben Erfahrungen, die sie selber auf ihre"
eswegen gehabt hatte, in einem ""bezweifelten Rufe stand.

Zwar - 6>veig ihrer Tätigkeit war jedoch in Wahrheit mir ein Zweig, und
dann ^s" ""^denkendes Nebenästlein, das ebensogut hätte fehlen können, ohne daß
volle Zusehe" weniger bedeutend gewesen wäre, und sie betrieb die geheimnis-
we Z^^rMl^ wohl auch weniger wegen der damit verbundnen Einkünfte, als
der N" y > ^'"blicks, den sie dabei in mancherlei zarte Geheimnisse gewann, wegen
an ^gien. die ihr dieses Wissen verlieh, und weil sie sich dabei unvermerkt
r fremden Leidenschaft ein heimliches Sinnenräuschchen antrinken konnte,

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wie ^ "'6"^"ktizieren. Sie kochte süße Kräutersäfte, bereitete Tinkturen, die
unchaw^ brauen, sott die Murmeltiere, denen ihr steinalter Vater "och immer
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^' Nahen und Hunde wichen ihr als hätten sie geheime Nachrichten über ihr


us könne mich diese letzte Zuflucht meines Lebens wieder verlieren und auch aus diesem
Paradiese aiisgestoße» oder gezwungen werden, mich selbst daraus zu verbannen.

Vorläufig wurden meine Gedanken jedoch noch von mir selber abgelenkt und
uns das kümmerliche Lebenslicht im Schneiderhcinschen gerichtet, dessen baldiges
Erlöschen sich immer deutlicher ankündigte. Der Zustand des Meisters war all¬
mählich so qualvoll geworden, daß der Tod als milder Erlöser angesehen und er¬
wartet wurde. Die Meisterin wollte nun noch einmal einen Arzt zu Rate ziehn,
"ver der Sterbende wehrte entschieden und fast ärgerlich ab, indem er erklärte,
ein Gesunder habe neunzig Wünsche, der Kranke nur einen, und um dieses einen
Villen einen gelehrten Doktor von weit her heranznschleppen, lohne sich nicht, den
omne vielmehr das Kränterlenerl ebensogut und wohl noch besser erfüllen. So
wurde also das Lenert ans ihrem Hänschen, das einsam am Walde lag, zu uns
heruntergeholt und unter vielen Entschuldigungen, daß man sie nicht schon früher
cgehrt hätte, darum gebeten, an dem Kranken ihr bestes zu versuchen. Dieses
lmtterweib war eine wilde und sonderbare Person, außergewöhnlich mager und
gosz, sodaß ihr dünner Schatten, als sie bei uns im Zimmer war, fast über das
Mve Zimmer reichte. Ihr Kopf war mit dichtem schwarzem und verworrenen
^"ar bedeckt, schwarze finstre Augen funkelte» wie dunkelglühende Kohlen unter
e» Zusammengewachsenen Brauen, und schwarz ging sie auch zwischen den Menschen
^r, eine düstre und unheimliche Erscheinung, der der Abergläubische nicht gern
> einem Kreuzweg begegnete, lind doch hatte auch dieses gespensterhafte Weib
c>is"s^ ^" ^ Sehnsucht nach Liebe geglüht und sich damals so schön herausgeputzt,
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wä/>"/^ ^^er ^" ^"^" Abgrund als in ihre Arme gestürzt. Nur einmal
ein ^ - ^ "" ^ Liebeswerbens gekommen, indem ein Knechtlein,
serie/ ^"^ ""^ verwachsener Mensch, der jetzt noch bettelnd in der Gegend umher-
Bate - > ^ ^ Aussicht, in den Besitz des Häuschens, worin das Lenert mit ihrem
ihre G Wurzelgräber und Murmeltierjäger, wohnte, zu gelangen, bereit war,
H^,» '^»Verhältnisse und sonstigen Eigentümlichkeiten zu vergessen und allen andern
eint ^"^" entsagen. Er drückte also, wenn er sich zu einem Schäferstündchen
ub/" s ' beide Augen zu und versetzte sich dann in die Einbildung, die hübsche
ihm ^^"'e Hütedirue, mit der er so gern zusammengekommen wäre, säße neben
Geb""^"^ angenehme Dinge. Aber das Lenert mochte wohl hinter sein
sie j gekommen 'sein, und in der Wut. daß auch dieser krüppelhafte Mensch
Liebb's verschmähe, hatte es eine» Zannstecken genommen, den ungetreuen
seiner^ spitziges Knie geworfen und ihn unter einem Hohnlachen zu
send ^"- der jedoch nun alle Lust »ach ihm vergangen war, zurückgesandt,
ferne/"'''"'" ^ 5'" Persea mit der Liebe fertig gewesen, blieb jedoch auch
als si ?"s ^'" ö^rin Gefühl ihrer Ingend in vertraulichen Beziehungen, insofern
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eswegen gehabt hatte, in einem »»bezweifelten Rufe stand.

Zwar - 6>veig ihrer Tätigkeit war jedoch in Wahrheit mir ein Zweig, und
dann ^s" ""^denkendes Nebenästlein, das ebensogut hätte fehlen können, ohne daß
volle Zusehe» weniger bedeutend gewesen wäre, und sie betrieb die geheimnis-
we Z^^rMl^ wohl auch weniger wegen der damit verbundnen Einkünfte, als
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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/741>, abgerufen am 18.05.2024.