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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

kommcmdeure nach der Ehre streben, ein ausschließlich adliches Offizierkorps zu
haben. Bekanntlich hat über die Annahme der Regimentskommandeur ausschließlich
und endgiltig zu entscheiden; aber selbstverständlich wäre das edle Streben der be¬
treffenden Kommandeure durch Anweisung von oben oder durch Hineinversetzungen
jeden Augenblick zu vereiteln.

Es ist schwer, diesen Anspruch ruhig und ohne Satire zu erörtern, und es
bedarf keiner Ausführung, wie sehr er allen modernen Anschauungen widerspricht.
Aber auch vom rein dienstlichen Standpunkt aus, der doch in der Armee fort¬
während, zum Beispiel auch bei den kostspieligen Pensionierungen, laut hervorge¬
hoben wird, muß gefordert werden, daß man den eiteln Anspruch fallen läßt.
Niemand, auch nicht der adliche Offizier, behauptet, daß der Besitz des Adels einen
militärischen Vorzug mit sich brächte; mit welchem Recht weist man da den gut
bürgerlichen Anwärter zurück? Bekanntlich sind es im allgemeinen gerade die
durch gute Garnisonen bevorzugten Regimenter, insbesondre die der Garde, die
die bürgerlichen Anwärter zurückweisen; das Ergebnis ist, daß gerade die besten
Garnisonen den adlichen Offizieren vorbehalten sind. Bei der Reiterei wird man
kaum eine gute Garnison nennen können, in der es einem bürgerlichen Anwärter
möglich wäre, anzukommen. Dagegen ist man so freundlich, sie in den kleinen
Grenzgarmsonen anzunehmen. Man werfe einen Blick in die Rangliste, und man
Wird und ziemlicher Genauigkeit verfolgen können, daß je besser die Garnison eines
Regiments ist, um so mehr das adliche Element vorwiegt oder alleinherrschend
wird, während die bürgerlichen Namen in demselben Maße abnehmen und dafür
mit der Unerfreulichkeit der Garnison zunehmen. Wo bleibt da die kameradschaft¬
liche Gleichheit? Die dienstlichen Ansprüche und Leistungen sind unstreitig überall
dieselben; mit welchem Recht benachteiligt man die bürgerlichen Anwärter? Es
wäre erwünscht, den Herrn Kriegsminister, obwohl dieser keine unmittelbare Ein¬
wirkung auf diese Verhältnisse hat, um eine Antwort auf diese Fragen anzugehn.


Eine Kolonialgeschichte für achtzig Pfennige.

Es sei hier auf ein
in bescheidnen Gewände erschienenes Buch hingewiesen, auf die in der "Sammlung
Göschen" herausgekommene Kolonialgeschichte von Dietrich Schäfer. Der bekannte
Heidelberger Historiker gehört ja zu den wenigen deutschen Gelehrten, die es nicht
verschmähen, gelegentlich die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in popularisierender
Form einem breitern Publikum zugänglich zu machen.

Nach einer Einleitung, die sich über die Begriffe Kolonialgesellschaft und
Kolonisation verbreitet, erzählt Schäfer in großen Zügen die Geschichte der Kolonial¬
gründung aller Völker, vom grciuesten Altertum bis zur Gegenwart. Die schlichte,
jedem verständliche Darstellung ist durchsetzt mit feinen Urteilen und Bemerkungen,
die den scharfsinnigen und gedankenreichen Geschichtsforscher und den weitschauenden
Politiker erkennen lassen. Das kleine Buch könnte ein Lehrbuch werden für unser des
kolvniälpolitischen Verständnisses noch so sehr entbehrendes Volk! "Man behauptet
uicht zu viel, wenn man sagt, daß die Bedeutung des einzelnen Volkes für den
Gang der Weltgeschichte sich in erster Linie abmißt nach seinen Leistungen auf dem
Gebiete der Kolonisation; jedenfalls ist dies die Arena, in der um Macht und Dauer
gerungen wird. Nur was hier besteht, kann einen Platz behaupten im Leben der
Völker." So heißt es in der Einleitung. Schäfer schildert, wie die Kolonialreiche
der romanischen Völker vor der überlegnen Tat- und Lebenskraft der germanischen
Nationen zusammengebrochen sind; er zeigt aber auch, durch was für eine Schule
harter Erfahrungen Engländer und Niederländer, die man als die zum Kolonisieren
besonders befähigten Völker anzusehen gewohnt ist, haben hindurchgehn müssen, ehe
sie die Früchte ihrer Arbeit ernteten. In wie unheilvoller Weise sonst bedeutende,
an hervorragender Stelle stehende Männer die Kolonialentwicklung einer Nation
beeinflussen können, läßt er am Beispiel Ludwigs des Vierzehnten und Napoleons
erkennen. Hätte sich Ludwig an Frankreichs festländischen Grenzen bescheiden mögen,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

kommcmdeure nach der Ehre streben, ein ausschließlich adliches Offizierkorps zu
haben. Bekanntlich hat über die Annahme der Regimentskommandeur ausschließlich
und endgiltig zu entscheiden; aber selbstverständlich wäre das edle Streben der be¬
treffenden Kommandeure durch Anweisung von oben oder durch Hineinversetzungen
jeden Augenblick zu vereiteln.

Es ist schwer, diesen Anspruch ruhig und ohne Satire zu erörtern, und es
bedarf keiner Ausführung, wie sehr er allen modernen Anschauungen widerspricht.
Aber auch vom rein dienstlichen Standpunkt aus, der doch in der Armee fort¬
während, zum Beispiel auch bei den kostspieligen Pensionierungen, laut hervorge¬
hoben wird, muß gefordert werden, daß man den eiteln Anspruch fallen läßt.
Niemand, auch nicht der adliche Offizier, behauptet, daß der Besitz des Adels einen
militärischen Vorzug mit sich brächte; mit welchem Recht weist man da den gut
bürgerlichen Anwärter zurück? Bekanntlich sind es im allgemeinen gerade die
durch gute Garnisonen bevorzugten Regimenter, insbesondre die der Garde, die
die bürgerlichen Anwärter zurückweisen; das Ergebnis ist, daß gerade die besten
Garnisonen den adlichen Offizieren vorbehalten sind. Bei der Reiterei wird man
kaum eine gute Garnison nennen können, in der es einem bürgerlichen Anwärter
möglich wäre, anzukommen. Dagegen ist man so freundlich, sie in den kleinen
Grenzgarmsonen anzunehmen. Man werfe einen Blick in die Rangliste, und man
Wird und ziemlicher Genauigkeit verfolgen können, daß je besser die Garnison eines
Regiments ist, um so mehr das adliche Element vorwiegt oder alleinherrschend
wird, während die bürgerlichen Namen in demselben Maße abnehmen und dafür
mit der Unerfreulichkeit der Garnison zunehmen. Wo bleibt da die kameradschaft¬
liche Gleichheit? Die dienstlichen Ansprüche und Leistungen sind unstreitig überall
dieselben; mit welchem Recht benachteiligt man die bürgerlichen Anwärter? Es
wäre erwünscht, den Herrn Kriegsminister, obwohl dieser keine unmittelbare Ein¬
wirkung auf diese Verhältnisse hat, um eine Antwort auf diese Fragen anzugehn.


Eine Kolonialgeschichte für achtzig Pfennige.

Es sei hier auf ein
in bescheidnen Gewände erschienenes Buch hingewiesen, auf die in der „Sammlung
Göschen" herausgekommene Kolonialgeschichte von Dietrich Schäfer. Der bekannte
Heidelberger Historiker gehört ja zu den wenigen deutschen Gelehrten, die es nicht
verschmähen, gelegentlich die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in popularisierender
Form einem breitern Publikum zugänglich zu machen.

Nach einer Einleitung, die sich über die Begriffe Kolonialgesellschaft und
Kolonisation verbreitet, erzählt Schäfer in großen Zügen die Geschichte der Kolonial¬
gründung aller Völker, vom grciuesten Altertum bis zur Gegenwart. Die schlichte,
jedem verständliche Darstellung ist durchsetzt mit feinen Urteilen und Bemerkungen,
die den scharfsinnigen und gedankenreichen Geschichtsforscher und den weitschauenden
Politiker erkennen lassen. Das kleine Buch könnte ein Lehrbuch werden für unser des
kolvniälpolitischen Verständnisses noch so sehr entbehrendes Volk! „Man behauptet
uicht zu viel, wenn man sagt, daß die Bedeutung des einzelnen Volkes für den
Gang der Weltgeschichte sich in erster Linie abmißt nach seinen Leistungen auf dem
Gebiete der Kolonisation; jedenfalls ist dies die Arena, in der um Macht und Dauer
gerungen wird. Nur was hier besteht, kann einen Platz behaupten im Leben der
Völker." So heißt es in der Einleitung. Schäfer schildert, wie die Kolonialreiche
der romanischen Völker vor der überlegnen Tat- und Lebenskraft der germanischen
Nationen zusammengebrochen sind; er zeigt aber auch, durch was für eine Schule
harter Erfahrungen Engländer und Niederländer, die man als die zum Kolonisieren
besonders befähigten Völker anzusehen gewohnt ist, haben hindurchgehn müssen, ehe
sie die Früchte ihrer Arbeit ernteten. In wie unheilvoller Weise sonst bedeutende,
an hervorragender Stelle stehende Männer die Kolonialentwicklung einer Nation
beeinflussen können, läßt er am Beispiel Ludwigs des Vierzehnten und Napoleons
erkennen. Hätte sich Ludwig an Frankreichs festländischen Grenzen bescheiden mögen,


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[0319] Maßgebliches und Unmaßgebliches kommcmdeure nach der Ehre streben, ein ausschließlich adliches Offizierkorps zu haben. Bekanntlich hat über die Annahme der Regimentskommandeur ausschließlich und endgiltig zu entscheiden; aber selbstverständlich wäre das edle Streben der be¬ treffenden Kommandeure durch Anweisung von oben oder durch Hineinversetzungen jeden Augenblick zu vereiteln. Es ist schwer, diesen Anspruch ruhig und ohne Satire zu erörtern, und es bedarf keiner Ausführung, wie sehr er allen modernen Anschauungen widerspricht. Aber auch vom rein dienstlichen Standpunkt aus, der doch in der Armee fort¬ während, zum Beispiel auch bei den kostspieligen Pensionierungen, laut hervorge¬ hoben wird, muß gefordert werden, daß man den eiteln Anspruch fallen läßt. Niemand, auch nicht der adliche Offizier, behauptet, daß der Besitz des Adels einen militärischen Vorzug mit sich brächte; mit welchem Recht weist man da den gut bürgerlichen Anwärter zurück? Bekanntlich sind es im allgemeinen gerade die durch gute Garnisonen bevorzugten Regimenter, insbesondre die der Garde, die die bürgerlichen Anwärter zurückweisen; das Ergebnis ist, daß gerade die besten Garnisonen den adlichen Offizieren vorbehalten sind. Bei der Reiterei wird man kaum eine gute Garnison nennen können, in der es einem bürgerlichen Anwärter möglich wäre, anzukommen. Dagegen ist man so freundlich, sie in den kleinen Grenzgarmsonen anzunehmen. Man werfe einen Blick in die Rangliste, und man Wird und ziemlicher Genauigkeit verfolgen können, daß je besser die Garnison eines Regiments ist, um so mehr das adliche Element vorwiegt oder alleinherrschend wird, während die bürgerlichen Namen in demselben Maße abnehmen und dafür mit der Unerfreulichkeit der Garnison zunehmen. Wo bleibt da die kameradschaft¬ liche Gleichheit? Die dienstlichen Ansprüche und Leistungen sind unstreitig überall dieselben; mit welchem Recht benachteiligt man die bürgerlichen Anwärter? Es wäre erwünscht, den Herrn Kriegsminister, obwohl dieser keine unmittelbare Ein¬ wirkung auf diese Verhältnisse hat, um eine Antwort auf diese Fragen anzugehn. Eine Kolonialgeschichte für achtzig Pfennige. Es sei hier auf ein in bescheidnen Gewände erschienenes Buch hingewiesen, auf die in der „Sammlung Göschen" herausgekommene Kolonialgeschichte von Dietrich Schäfer. Der bekannte Heidelberger Historiker gehört ja zu den wenigen deutschen Gelehrten, die es nicht verschmähen, gelegentlich die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in popularisierender Form einem breitern Publikum zugänglich zu machen. Nach einer Einleitung, die sich über die Begriffe Kolonialgesellschaft und Kolonisation verbreitet, erzählt Schäfer in großen Zügen die Geschichte der Kolonial¬ gründung aller Völker, vom grciuesten Altertum bis zur Gegenwart. Die schlichte, jedem verständliche Darstellung ist durchsetzt mit feinen Urteilen und Bemerkungen, die den scharfsinnigen und gedankenreichen Geschichtsforscher und den weitschauenden Politiker erkennen lassen. Das kleine Buch könnte ein Lehrbuch werden für unser des kolvniälpolitischen Verständnisses noch so sehr entbehrendes Volk! „Man behauptet uicht zu viel, wenn man sagt, daß die Bedeutung des einzelnen Volkes für den Gang der Weltgeschichte sich in erster Linie abmißt nach seinen Leistungen auf dem Gebiete der Kolonisation; jedenfalls ist dies die Arena, in der um Macht und Dauer gerungen wird. Nur was hier besteht, kann einen Platz behaupten im Leben der Völker." So heißt es in der Einleitung. Schäfer schildert, wie die Kolonialreiche der romanischen Völker vor der überlegnen Tat- und Lebenskraft der germanischen Nationen zusammengebrochen sind; er zeigt aber auch, durch was für eine Schule harter Erfahrungen Engländer und Niederländer, die man als die zum Kolonisieren besonders befähigten Völker anzusehen gewohnt ist, haben hindurchgehn müssen, ehe sie die Früchte ihrer Arbeit ernteten. In wie unheilvoller Weise sonst bedeutende, an hervorragender Stelle stehende Männer die Kolonialentwicklung einer Nation beeinflussen können, läßt er am Beispiel Ludwigs des Vierzehnten und Napoleons erkennen. Hätte sich Ludwig an Frankreichs festländischen Grenzen bescheiden mögen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/319>, abgerufen am 17.06.2024.