Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

allen Vorräten usw. auf eignen deutschen Schiffen nach China entsandt werden
konnte. Welches Ansehen Deutschlands Heerwesen im Auslande genießt, geht daraus
hervor, daß sich alle Staaten, die an dem Feldzuge teilnahmen, sogar Frankreich,
wenn auch ungern, unter den Oberbefehl des Grafen Waldersee stellte-,. Eine
ebenso vorzügliche Leistung war vor einigen Wochen die Sendung von Hilfstruppen
nach Deutsch-Südwestafrika gegen den Herero-Aufstand. Von einer Verschlechterung
unsrer Heereseinrichtuugen kann also keine Rede sein. Immerhin sollen uns die
Schriften als Warnung dienen, denn schon in der Bibel heißt es: "Wer sich dunkel,
er stehe, der sehe wohl zu, daß er nicht fallet"

Glücklicherweise sind aber neben den vielen Romanen, Schriften und Witz¬
blättern, die mit Behagen Mißstände und Lächerlichkeiten aus dem Heere und aus
dem Offizierkorps in die Öffentlichkeit bringen, auch Zeitungsstiminen und Schriften
erschienen, die diesen Bestrebungen mit Ernst entgegentreten. So sagt Fedor
von Zobeltitz in der Neuen Freien Presse, es wäre doch endlich Zeit, daß Witz¬
blätter wie Simplicissimus, Lustige Blätter usw. ihre Spöttereien gegen deu deutschen
Offizier einstellten. Er zeichnet in kurzen Worten die ernste und aufreibende Tätigkeit
der heutigen Offiziere bei der Ausbildung unsrer Truppen. Möchten sich das die
Spötter über unser Heerwesen endlich einmal vor Augen halten! Und eine bei
E. S. Mittler in Berlin erschienene Broschüre, die offenbar der Feder eines ältern,
erfahrnen Offiziers entstammt und auch den Titel "Jena oder Sedan Ein Wort
zur Abwehr" führt, tritt Beyerleins Schriften in ruhiger, sachgemäßer Werfe und
auf die Geschichte des Heeres gestützt entgegen. Diese Schrift, die hoffentlich werte
Verbreitung findet und jedermann empfohlen sei, schließt mit den Worten: "Laß
dich nicht beirren, du deutsches Heer! Sammle und stärke die Kräfte deines Vater¬
landes; das sei und bleibe dein heiliges Amt! Tue unverdrossen deine Pflicht, un¬
bekümmert darum, ob und wann du einst deine Kraft wirst beweisen können, und
laß andre sich den Kopf darüber zerbrechen, ob deine ruhmreichen Fahnen einem
J <L- v. H. ena oder einem Sedan entgegenwehen!"


Vom Sparen.

Bei verschiednen Gelegenheiten haben wir, von List und
Rodbertus belehrt, nachgewiesen, daß die Sparsamkeit, eine so löbliche Privattugeud
sie auch sein mag, als allgemeine Gewohnheit das Volk nicht reich, sondern arm
macht. Ein Amerikaner nun hat jetzt, in Einzelheiten eingehend, diese Wahrheit
kalkulatorisch nachgewiesen und gezeigt, wie jedes Sparen von dem Augenblick an,
wo das Ersparte nicht mehr in Kapital verwandelt, d. i, produktiv verwandt werden
kann, bestimmte andre Personen und das ganze Volk ärmer macht, während der
Verschwender meist nur sich und seine Angehörigen schädigt, der Volkswirtschaft
"ber nützt. Das Schriftchen ist mit einem Kommentar von Adolf Wagner in
Brooklyn ohne Angabe des Verlegers herausgekommen: "Depressionsperioden
und ihre einheitliche Ursache von I. I. O. Lahn, Verfasser von- Kreislauf des
Geldes und Mechanismus des Soziallebens. Brooklyn. N. Y.. 1903. Prof. Ad.
Wagners Kommentar zu den Seiten 62 bis 67." Die einheitliche Ursache der
Depressionen ist eben das Zurückbleiben des Verbrauchs hinter der Produktion.
Wagner schreibt: "Ich räume ein. was ich früher mehr bestritt, daß der Verfasser
einen sonst vernachlässigten Punkt richtig aufgedeckt hat." Für uns Deutsche ist am
wichtigsten, was auf Seite 57 steht: "Eine Depressionsperiode wird um so rascher
überwunden, je rascher die Chancen für erneute umfangreiche und andauernde Ka¬
pitalbildung heranreifen. Hier zeigt sich hauptsächlich die Zunahme der Bevölkerung
als bestimmender Faktor, denn mit dem Anwachsen der Volkszahl steigt das Be¬
dürfnis nach neuen Häusern. Fabriken usw.. und dieses Bedürfnis bildet die Grund¬
lage für neue Kapitalbildung. Beim Beginn der Depression mochte dre Bevölkerung
nicht groß genug sein, die Masse des vorhandnen Kapitals in Betrieb zu erhalten;
hat sich aber nach einer Reihe von Jahren die Volkszahl bedeutend vergrößert, und
dazu der Umfang des Kapitals eher vermindert als vermehrt, so ist die Zeit für
den Umschwung herangereift. -- In einem Lande wie den Vereinigten Staaten,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

allen Vorräten usw. auf eignen deutschen Schiffen nach China entsandt werden
konnte. Welches Ansehen Deutschlands Heerwesen im Auslande genießt, geht daraus
hervor, daß sich alle Staaten, die an dem Feldzuge teilnahmen, sogar Frankreich,
wenn auch ungern, unter den Oberbefehl des Grafen Waldersee stellte-,. Eine
ebenso vorzügliche Leistung war vor einigen Wochen die Sendung von Hilfstruppen
nach Deutsch-Südwestafrika gegen den Herero-Aufstand. Von einer Verschlechterung
unsrer Heereseinrichtuugen kann also keine Rede sein. Immerhin sollen uns die
Schriften als Warnung dienen, denn schon in der Bibel heißt es: „Wer sich dunkel,
er stehe, der sehe wohl zu, daß er nicht fallet"

Glücklicherweise sind aber neben den vielen Romanen, Schriften und Witz¬
blättern, die mit Behagen Mißstände und Lächerlichkeiten aus dem Heere und aus
dem Offizierkorps in die Öffentlichkeit bringen, auch Zeitungsstiminen und Schriften
erschienen, die diesen Bestrebungen mit Ernst entgegentreten. So sagt Fedor
von Zobeltitz in der Neuen Freien Presse, es wäre doch endlich Zeit, daß Witz¬
blätter wie Simplicissimus, Lustige Blätter usw. ihre Spöttereien gegen deu deutschen
Offizier einstellten. Er zeichnet in kurzen Worten die ernste und aufreibende Tätigkeit
der heutigen Offiziere bei der Ausbildung unsrer Truppen. Möchten sich das die
Spötter über unser Heerwesen endlich einmal vor Augen halten! Und eine bei
E. S. Mittler in Berlin erschienene Broschüre, die offenbar der Feder eines ältern,
erfahrnen Offiziers entstammt und auch den Titel „Jena oder Sedan Ein Wort
zur Abwehr" führt, tritt Beyerleins Schriften in ruhiger, sachgemäßer Werfe und
auf die Geschichte des Heeres gestützt entgegen. Diese Schrift, die hoffentlich werte
Verbreitung findet und jedermann empfohlen sei, schließt mit den Worten: „Laß
dich nicht beirren, du deutsches Heer! Sammle und stärke die Kräfte deines Vater¬
landes; das sei und bleibe dein heiliges Amt! Tue unverdrossen deine Pflicht, un¬
bekümmert darum, ob und wann du einst deine Kraft wirst beweisen können, und
laß andre sich den Kopf darüber zerbrechen, ob deine ruhmreichen Fahnen einem
J <L- v. H. ena oder einem Sedan entgegenwehen!"


Vom Sparen.

Bei verschiednen Gelegenheiten haben wir, von List und
Rodbertus belehrt, nachgewiesen, daß die Sparsamkeit, eine so löbliche Privattugeud
sie auch sein mag, als allgemeine Gewohnheit das Volk nicht reich, sondern arm
macht. Ein Amerikaner nun hat jetzt, in Einzelheiten eingehend, diese Wahrheit
kalkulatorisch nachgewiesen und gezeigt, wie jedes Sparen von dem Augenblick an,
wo das Ersparte nicht mehr in Kapital verwandelt, d. i, produktiv verwandt werden
kann, bestimmte andre Personen und das ganze Volk ärmer macht, während der
Verschwender meist nur sich und seine Angehörigen schädigt, der Volkswirtschaft
"ber nützt. Das Schriftchen ist mit einem Kommentar von Adolf Wagner in
Brooklyn ohne Angabe des Verlegers herausgekommen: „Depressionsperioden
und ihre einheitliche Ursache von I. I. O. Lahn, Verfasser von- Kreislauf des
Geldes und Mechanismus des Soziallebens. Brooklyn. N. Y.. 1903. Prof. Ad.
Wagners Kommentar zu den Seiten 62 bis 67." Die einheitliche Ursache der
Depressionen ist eben das Zurückbleiben des Verbrauchs hinter der Produktion.
Wagner schreibt: „Ich räume ein. was ich früher mehr bestritt, daß der Verfasser
einen sonst vernachlässigten Punkt richtig aufgedeckt hat." Für uns Deutsche ist am
wichtigsten, was auf Seite 57 steht: „Eine Depressionsperiode wird um so rascher
überwunden, je rascher die Chancen für erneute umfangreiche und andauernde Ka¬
pitalbildung heranreifen. Hier zeigt sich hauptsächlich die Zunahme der Bevölkerung
als bestimmender Faktor, denn mit dem Anwachsen der Volkszahl steigt das Be¬
dürfnis nach neuen Häusern. Fabriken usw.. und dieses Bedürfnis bildet die Grund¬
lage für neue Kapitalbildung. Beim Beginn der Depression mochte dre Bevölkerung
nicht groß genug sein, die Masse des vorhandnen Kapitals in Betrieb zu erhalten;
hat sich aber nach einer Reihe von Jahren die Volkszahl bedeutend vergrößert, und
dazu der Umfang des Kapitals eher vermindert als vermehrt, so ist die Zeit für
den Umschwung herangereift. — In einem Lande wie den Vereinigten Staaten,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0757" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293556"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_4419" prev="#ID_4418"> allen Vorräten usw. auf eignen deutschen Schiffen nach China entsandt werden<lb/>
konnte. Welches Ansehen Deutschlands Heerwesen im Auslande genießt, geht daraus<lb/>
hervor, daß sich alle Staaten, die an dem Feldzuge teilnahmen, sogar Frankreich,<lb/>
wenn auch ungern, unter den Oberbefehl des Grafen Waldersee stellte-,. Eine<lb/>
ebenso vorzügliche Leistung war vor einigen Wochen die Sendung von Hilfstruppen<lb/>
nach Deutsch-Südwestafrika gegen den Herero-Aufstand. Von einer Verschlechterung<lb/>
unsrer Heereseinrichtuugen kann also keine Rede sein. Immerhin sollen uns die<lb/>
Schriften als Warnung dienen, denn schon in der Bibel heißt es: &#x201E;Wer sich dunkel,<lb/>
er stehe, der sehe wohl zu, daß er nicht fallet"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_4420"> Glücklicherweise sind aber neben den vielen Romanen, Schriften und Witz¬<lb/>
blättern, die mit Behagen Mißstände und Lächerlichkeiten aus dem Heere und aus<lb/>
dem Offizierkorps in die Öffentlichkeit bringen, auch Zeitungsstiminen und Schriften<lb/>
erschienen, die diesen Bestrebungen mit Ernst entgegentreten.  So sagt Fedor<lb/>
von Zobeltitz in der Neuen Freien Presse, es wäre doch endlich Zeit, daß Witz¬<lb/>
blätter wie Simplicissimus, Lustige Blätter usw. ihre Spöttereien gegen deu deutschen<lb/>
Offizier einstellten. Er zeichnet in kurzen Worten die ernste und aufreibende Tätigkeit<lb/>
der heutigen Offiziere bei der Ausbildung unsrer Truppen. Möchten sich das die<lb/>
Spötter über unser Heerwesen endlich einmal vor Augen halten! Und eine bei<lb/>
E. S. Mittler in Berlin erschienene Broschüre, die offenbar der Feder eines ältern,<lb/>
erfahrnen Offiziers entstammt und auch den Titel &#x201E;Jena oder Sedan Ein Wort<lb/>
zur Abwehr" führt, tritt Beyerleins Schriften in ruhiger, sachgemäßer Werfe und<lb/>
auf die Geschichte des Heeres gestützt entgegen. Diese Schrift, die hoffentlich werte<lb/>
Verbreitung findet und jedermann empfohlen sei, schließt mit den Worten: &#x201E;Laß<lb/>
dich nicht beirren, du deutsches Heer! Sammle und stärke die Kräfte deines Vater¬<lb/>
landes; das sei und bleibe dein heiliges Amt! Tue unverdrossen deine Pflicht, un¬<lb/>
bekümmert darum, ob und wann du einst deine Kraft wirst beweisen können, und<lb/>
laß andre sich den Kopf darüber zerbrechen, ob deine ruhmreichen Fahnen einem<lb/>
J<note type="byline"> &lt;L- v. H.</note> ena oder einem Sedan entgegenwehen!" </p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Vom Sparen. </head>
            <p xml:id="ID_4421" next="#ID_4422"> Bei verschiednen Gelegenheiten haben wir, von List und<lb/>
Rodbertus belehrt, nachgewiesen, daß die Sparsamkeit, eine so löbliche Privattugeud<lb/>
sie auch sein mag, als allgemeine Gewohnheit das Volk nicht reich, sondern arm<lb/>
macht.  Ein Amerikaner nun hat jetzt, in Einzelheiten eingehend, diese Wahrheit<lb/>
kalkulatorisch nachgewiesen und gezeigt, wie jedes Sparen von dem Augenblick an,<lb/>
wo das Ersparte nicht mehr in Kapital verwandelt, d. i, produktiv verwandt werden<lb/>
kann, bestimmte andre Personen und das ganze Volk ärmer macht, während der<lb/>
Verschwender meist nur sich und seine Angehörigen schädigt, der Volkswirtschaft<lb/>
"ber nützt.  Das Schriftchen ist mit einem Kommentar von Adolf Wagner in<lb/>
Brooklyn ohne Angabe des Verlegers herausgekommen: &#x201E;Depressionsperioden<lb/>
und ihre einheitliche Ursache von I. I. O. Lahn, Verfasser von- Kreislauf des<lb/>
Geldes und Mechanismus des Soziallebens.  Brooklyn. N. Y.. 1903. Prof. Ad.<lb/>
Wagners Kommentar zu den Seiten 62 bis 67."  Die einheitliche Ursache der<lb/>
Depressionen ist eben das Zurückbleiben des Verbrauchs hinter der Produktion.<lb/>
Wagner schreibt: &#x201E;Ich räume ein. was ich früher mehr bestritt, daß der Verfasser<lb/>
einen sonst vernachlässigten Punkt richtig aufgedeckt hat." Für uns Deutsche ist am<lb/>
wichtigsten, was auf Seite 57 steht: &#x201E;Eine Depressionsperiode wird um so rascher<lb/>
überwunden, je rascher die Chancen für erneute umfangreiche und andauernde Ka¬<lb/>
pitalbildung heranreifen. Hier zeigt sich hauptsächlich die Zunahme der Bevölkerung<lb/>
als bestimmender Faktor, denn mit dem Anwachsen der Volkszahl steigt das Be¬<lb/>
dürfnis nach neuen Häusern. Fabriken usw.. und dieses Bedürfnis bildet die Grund¬<lb/>
lage für neue Kapitalbildung. Beim Beginn der Depression mochte dre Bevölkerung<lb/>
nicht groß genug sein, die Masse des vorhandnen Kapitals in Betrieb zu erhalten;<lb/>
hat sich aber nach einer Reihe von Jahren die Volkszahl bedeutend vergrößert, und<lb/>
dazu der Umfang des Kapitals eher vermindert als vermehrt, so ist die Zeit für<lb/>
den Umschwung herangereift. &#x2014; In einem Lande wie den Vereinigten Staaten,</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0757] Maßgebliches und Unmaßgebliches allen Vorräten usw. auf eignen deutschen Schiffen nach China entsandt werden konnte. Welches Ansehen Deutschlands Heerwesen im Auslande genießt, geht daraus hervor, daß sich alle Staaten, die an dem Feldzuge teilnahmen, sogar Frankreich, wenn auch ungern, unter den Oberbefehl des Grafen Waldersee stellte-,. Eine ebenso vorzügliche Leistung war vor einigen Wochen die Sendung von Hilfstruppen nach Deutsch-Südwestafrika gegen den Herero-Aufstand. Von einer Verschlechterung unsrer Heereseinrichtuugen kann also keine Rede sein. Immerhin sollen uns die Schriften als Warnung dienen, denn schon in der Bibel heißt es: „Wer sich dunkel, er stehe, der sehe wohl zu, daß er nicht fallet" Glücklicherweise sind aber neben den vielen Romanen, Schriften und Witz¬ blättern, die mit Behagen Mißstände und Lächerlichkeiten aus dem Heere und aus dem Offizierkorps in die Öffentlichkeit bringen, auch Zeitungsstiminen und Schriften erschienen, die diesen Bestrebungen mit Ernst entgegentreten. So sagt Fedor von Zobeltitz in der Neuen Freien Presse, es wäre doch endlich Zeit, daß Witz¬ blätter wie Simplicissimus, Lustige Blätter usw. ihre Spöttereien gegen deu deutschen Offizier einstellten. Er zeichnet in kurzen Worten die ernste und aufreibende Tätigkeit der heutigen Offiziere bei der Ausbildung unsrer Truppen. Möchten sich das die Spötter über unser Heerwesen endlich einmal vor Augen halten! Und eine bei E. S. Mittler in Berlin erschienene Broschüre, die offenbar der Feder eines ältern, erfahrnen Offiziers entstammt und auch den Titel „Jena oder Sedan Ein Wort zur Abwehr" führt, tritt Beyerleins Schriften in ruhiger, sachgemäßer Werfe und auf die Geschichte des Heeres gestützt entgegen. Diese Schrift, die hoffentlich werte Verbreitung findet und jedermann empfohlen sei, schließt mit den Worten: „Laß dich nicht beirren, du deutsches Heer! Sammle und stärke die Kräfte deines Vater¬ landes; das sei und bleibe dein heiliges Amt! Tue unverdrossen deine Pflicht, un¬ bekümmert darum, ob und wann du einst deine Kraft wirst beweisen können, und laß andre sich den Kopf darüber zerbrechen, ob deine ruhmreichen Fahnen einem J <L- v. H. ena oder einem Sedan entgegenwehen!" Vom Sparen. Bei verschiednen Gelegenheiten haben wir, von List und Rodbertus belehrt, nachgewiesen, daß die Sparsamkeit, eine so löbliche Privattugeud sie auch sein mag, als allgemeine Gewohnheit das Volk nicht reich, sondern arm macht. Ein Amerikaner nun hat jetzt, in Einzelheiten eingehend, diese Wahrheit kalkulatorisch nachgewiesen und gezeigt, wie jedes Sparen von dem Augenblick an, wo das Ersparte nicht mehr in Kapital verwandelt, d. i, produktiv verwandt werden kann, bestimmte andre Personen und das ganze Volk ärmer macht, während der Verschwender meist nur sich und seine Angehörigen schädigt, der Volkswirtschaft "ber nützt. Das Schriftchen ist mit einem Kommentar von Adolf Wagner in Brooklyn ohne Angabe des Verlegers herausgekommen: „Depressionsperioden und ihre einheitliche Ursache von I. I. O. Lahn, Verfasser von- Kreislauf des Geldes und Mechanismus des Soziallebens. Brooklyn. N. Y.. 1903. Prof. Ad. Wagners Kommentar zu den Seiten 62 bis 67." Die einheitliche Ursache der Depressionen ist eben das Zurückbleiben des Verbrauchs hinter der Produktion. Wagner schreibt: „Ich räume ein. was ich früher mehr bestritt, daß der Verfasser einen sonst vernachlässigten Punkt richtig aufgedeckt hat." Für uns Deutsche ist am wichtigsten, was auf Seite 57 steht: „Eine Depressionsperiode wird um so rascher überwunden, je rascher die Chancen für erneute umfangreiche und andauernde Ka¬ pitalbildung heranreifen. Hier zeigt sich hauptsächlich die Zunahme der Bevölkerung als bestimmender Faktor, denn mit dem Anwachsen der Volkszahl steigt das Be¬ dürfnis nach neuen Häusern. Fabriken usw.. und dieses Bedürfnis bildet die Grund¬ lage für neue Kapitalbildung. Beim Beginn der Depression mochte dre Bevölkerung nicht groß genug sein, die Masse des vorhandnen Kapitals in Betrieb zu erhalten; hat sich aber nach einer Reihe von Jahren die Volkszahl bedeutend vergrößert, und dazu der Umfang des Kapitals eher vermindert als vermehrt, so ist die Zeit für den Umschwung herangereift. — In einem Lande wie den Vereinigten Staaten,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/757
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/757>, abgerufen am 27.05.2024.