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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Mönch werden wir leichtlich fertig werden, aber wenn uns nun seine Sippe über
den Hals kommt? Meint ihr, sie lassen uns ungerädert und umgehängt?

Können wir dafür, wenn über Nacht das Burghaus abbrennt samt dem, der drin
sitzt? Sollen wir des Mönches Hüter sein oder Sankt Laurentius und Sankt Florian
ins Handwerk pfuschen? erwiderte Ströther, Müssen selber aufs Dauner Schloß um
Hilfe schicken und uus, wenn die Knechte kommen, mit Löschen eifrig zeigen.

Das Mondlicht war vou der Kellerlnke weggerückt, und die drei Weinfelder
saßen in tiefer Finsternis.

Deck das Licht ans! gebot Ströther seinem Schwager. Winnemar tastete lange
auf dem Boden umher, ehe er die mit einem alten Mantel umwickelte Laterne fand.

Daß dich der Hammer treffe! stieß er hervor, Werten -- Enneres -- das Licht
ist ans! Was nnn? Getränk ihr euch, in dieser Düsternis die Tür aufzubrechen?

Soweit sind wir noch nicht, sagte Ströther. Der Mönch ist noch wach, sonst
hätte uus Theis schon das Zeichen gegeben. Und in zwei Stunden wirds Tag.
Gebt acht, ob ihr den Ziegenmelker hört.

Hier im Winkel liegt Stroh, bemerkte Enneres. Wozu soll ich sitzen, wenn
ich mich betten kann?

Er machte sich ein Lager zurecht nud streckte sich hin. Die beiden andern
folgten seinem Beispiel. Nach einer Weile sagte Winnemar: Riecht ihr nichts? Es
stinkt nach faulen Eiern.

Das mögen die Zehnteicr sein, darüber er sich beklagt hat, meinte Ströther.

Nein, bemerkte Enneres, mir wird so dumm im Kopf, als ob ich mehr gesoffen
hätte, denn gut ist.

Das macht, nebenan im Gewölbe liegt der Wein, erklärte Ströther. Jetzt ist
die Zeit, da die Reben blühn, da rumort er in deu Fässern und treibt den Dunst
aus. Da siehst du, wie gut es so ein Herr hat. Er kann sich einen Rausch holen
und braucht nicht einmal das Maul nnfzntun und den Becher zu heben.

Dann schwiegen alle drei. Mau hörte nichts als ihre tiefen Atemzüge und das
Rascheln und Knistern des Strohs, auf dem sich Enneres hin und her warf.

Jetzt ist Sankt Vitus-Tng, stammelte er, da muß der Lein in die Erde --
und -- die Rübeusaat. Muß auch Augelilawiuzel holen -- den Schweinen in den
Trank zu tun. Zwei Lot gestoßne Kreide -- ein Qnentlein Nieswurz.

Ströther faßte ihn beim Arm und schüttelte ihn.

Zum Schlafen ist jetzt nicht die Zeit, sagte er, und zum Träumen noch weniger.

Aber Enneres beachtete die Mahnung nicht. Er seufzte schwer "ut fuhr fort:
Laßt mich, Herr, ich bin nicht schuld dran. Ich hab alten" müssen. Hilft anch kein
Tränklein -- dawider. Tot ist tot. Müßts nicht für ungut nehmen. Laßt mich --
Ihr seid mir zu schwer -- drückt mir die Brust ein. Und der Lein -- muß noch
in die Erde -- eh der Mond voll wird. Habt es -- gut. Rausch -- holen -- nicht
weil Maul -- auftun. Zum Schlafen -- keine -- Zeit.

Jetzt wurde auch Wiuuemar unruhig. Er wälzte sich und ächzte, als läge er
im Fieber.

Ströther wollte auch ihn munter rütteln, fühlte sich selbst aber zu matt dazu.
Er our von den Dreien der stärkste und hielt dem Einflüsse des tödlichen Dunstes am
längsten stand, aber endlich erlag auch er und überließ sich dem Schlafe.

Das Knistern des Strohs verstummte, die schweren Atemzüge wurden unregel¬
mäßig und gingen allmählich in ein rauhes Röcheln über. Dann wurde es im
Keller totenstill. Draußen aber, in den Hvlnnderbüschen des Bongerts, ließ sich
dreimal hintereinander der Ruf des Ziegenmelkers vernehmen.

In dieser Nacht war im Dorfe Weinfelder niemand zur Ruhe gegangen. In
den Höfen, die dem Bnrghanse zunächst lagen, waren die Männer versammelt und
hielten von Zeit zu Zell Ausschau, ob sich noch immer nicht die bang ersehnte
Rauchsäule über dem hohen Giebel des Herrensitzes zeige. Als der Tag zu grauen
begann, wngtcu sich die beherztesten bis zu der Hecke des Bongerts vor und spähten


Mönch werden wir leichtlich fertig werden, aber wenn uns nun seine Sippe über
den Hals kommt? Meint ihr, sie lassen uns ungerädert und umgehängt?

Können wir dafür, wenn über Nacht das Burghaus abbrennt samt dem, der drin
sitzt? Sollen wir des Mönches Hüter sein oder Sankt Laurentius und Sankt Florian
ins Handwerk pfuschen? erwiderte Ströther, Müssen selber aufs Dauner Schloß um
Hilfe schicken und uus, wenn die Knechte kommen, mit Löschen eifrig zeigen.

Das Mondlicht war vou der Kellerlnke weggerückt, und die drei Weinfelder
saßen in tiefer Finsternis.

Deck das Licht ans! gebot Ströther seinem Schwager. Winnemar tastete lange
auf dem Boden umher, ehe er die mit einem alten Mantel umwickelte Laterne fand.

Daß dich der Hammer treffe! stieß er hervor, Werten — Enneres — das Licht
ist ans! Was nnn? Getränk ihr euch, in dieser Düsternis die Tür aufzubrechen?

Soweit sind wir noch nicht, sagte Ströther. Der Mönch ist noch wach, sonst
hätte uus Theis schon das Zeichen gegeben. Und in zwei Stunden wirds Tag.
Gebt acht, ob ihr den Ziegenmelker hört.

Hier im Winkel liegt Stroh, bemerkte Enneres. Wozu soll ich sitzen, wenn
ich mich betten kann?

Er machte sich ein Lager zurecht nud streckte sich hin. Die beiden andern
folgten seinem Beispiel. Nach einer Weile sagte Winnemar: Riecht ihr nichts? Es
stinkt nach faulen Eiern.

Das mögen die Zehnteicr sein, darüber er sich beklagt hat, meinte Ströther.

Nein, bemerkte Enneres, mir wird so dumm im Kopf, als ob ich mehr gesoffen
hätte, denn gut ist.

Das macht, nebenan im Gewölbe liegt der Wein, erklärte Ströther. Jetzt ist
die Zeit, da die Reben blühn, da rumort er in deu Fässern und treibt den Dunst
aus. Da siehst du, wie gut es so ein Herr hat. Er kann sich einen Rausch holen
und braucht nicht einmal das Maul nnfzntun und den Becher zu heben.

Dann schwiegen alle drei. Mau hörte nichts als ihre tiefen Atemzüge und das
Rascheln und Knistern des Strohs, auf dem sich Enneres hin und her warf.

Jetzt ist Sankt Vitus-Tng, stammelte er, da muß der Lein in die Erde —
und — die Rübeusaat. Muß auch Augelilawiuzel holen — den Schweinen in den
Trank zu tun. Zwei Lot gestoßne Kreide — ein Qnentlein Nieswurz.

Ströther faßte ihn beim Arm und schüttelte ihn.

Zum Schlafen ist jetzt nicht die Zeit, sagte er, und zum Träumen noch weniger.

Aber Enneres beachtete die Mahnung nicht. Er seufzte schwer »ut fuhr fort:
Laßt mich, Herr, ich bin nicht schuld dran. Ich hab alten» müssen. Hilft anch kein
Tränklein — dawider. Tot ist tot. Müßts nicht für ungut nehmen. Laßt mich —
Ihr seid mir zu schwer — drückt mir die Brust ein. Und der Lein — muß noch
in die Erde — eh der Mond voll wird. Habt es — gut. Rausch — holen — nicht
weil Maul — auftun. Zum Schlafen — keine — Zeit.

Jetzt wurde auch Wiuuemar unruhig. Er wälzte sich und ächzte, als läge er
im Fieber.

Ströther wollte auch ihn munter rütteln, fühlte sich selbst aber zu matt dazu.
Er our von den Dreien der stärkste und hielt dem Einflüsse des tödlichen Dunstes am
längsten stand, aber endlich erlag auch er und überließ sich dem Schlafe.

Das Knistern des Strohs verstummte, die schweren Atemzüge wurden unregel¬
mäßig und gingen allmählich in ein rauhes Röcheln über. Dann wurde es im
Keller totenstill. Draußen aber, in den Hvlnnderbüschen des Bongerts, ließ sich
dreimal hintereinander der Ruf des Ziegenmelkers vernehmen.

In dieser Nacht war im Dorfe Weinfelder niemand zur Ruhe gegangen. In
den Höfen, die dem Bnrghanse zunächst lagen, waren die Männer versammelt und
hielten von Zeit zu Zell Ausschau, ob sich noch immer nicht die bang ersehnte
Rauchsäule über dem hohen Giebel des Herrensitzes zeige. Als der Tag zu grauen
begann, wngtcu sich die beherztesten bis zu der Hecke des Bongerts vor und spähten


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[0479] Mönch werden wir leichtlich fertig werden, aber wenn uns nun seine Sippe über den Hals kommt? Meint ihr, sie lassen uns ungerädert und umgehängt? Können wir dafür, wenn über Nacht das Burghaus abbrennt samt dem, der drin sitzt? Sollen wir des Mönches Hüter sein oder Sankt Laurentius und Sankt Florian ins Handwerk pfuschen? erwiderte Ströther, Müssen selber aufs Dauner Schloß um Hilfe schicken und uus, wenn die Knechte kommen, mit Löschen eifrig zeigen. Das Mondlicht war vou der Kellerlnke weggerückt, und die drei Weinfelder saßen in tiefer Finsternis. Deck das Licht ans! gebot Ströther seinem Schwager. Winnemar tastete lange auf dem Boden umher, ehe er die mit einem alten Mantel umwickelte Laterne fand. Daß dich der Hammer treffe! stieß er hervor, Werten — Enneres — das Licht ist ans! Was nnn? Getränk ihr euch, in dieser Düsternis die Tür aufzubrechen? Soweit sind wir noch nicht, sagte Ströther. Der Mönch ist noch wach, sonst hätte uus Theis schon das Zeichen gegeben. Und in zwei Stunden wirds Tag. Gebt acht, ob ihr den Ziegenmelker hört. Hier im Winkel liegt Stroh, bemerkte Enneres. Wozu soll ich sitzen, wenn ich mich betten kann? Er machte sich ein Lager zurecht nud streckte sich hin. Die beiden andern folgten seinem Beispiel. Nach einer Weile sagte Winnemar: Riecht ihr nichts? Es stinkt nach faulen Eiern. Das mögen die Zehnteicr sein, darüber er sich beklagt hat, meinte Ströther. Nein, bemerkte Enneres, mir wird so dumm im Kopf, als ob ich mehr gesoffen hätte, denn gut ist. Das macht, nebenan im Gewölbe liegt der Wein, erklärte Ströther. Jetzt ist die Zeit, da die Reben blühn, da rumort er in deu Fässern und treibt den Dunst aus. Da siehst du, wie gut es so ein Herr hat. Er kann sich einen Rausch holen und braucht nicht einmal das Maul nnfzntun und den Becher zu heben. Dann schwiegen alle drei. Mau hörte nichts als ihre tiefen Atemzüge und das Rascheln und Knistern des Strohs, auf dem sich Enneres hin und her warf. Jetzt ist Sankt Vitus-Tng, stammelte er, da muß der Lein in die Erde — und — die Rübeusaat. Muß auch Augelilawiuzel holen — den Schweinen in den Trank zu tun. Zwei Lot gestoßne Kreide — ein Qnentlein Nieswurz. Ströther faßte ihn beim Arm und schüttelte ihn. Zum Schlafen ist jetzt nicht die Zeit, sagte er, und zum Träumen noch weniger. Aber Enneres beachtete die Mahnung nicht. Er seufzte schwer »ut fuhr fort: Laßt mich, Herr, ich bin nicht schuld dran. Ich hab alten» müssen. Hilft anch kein Tränklein — dawider. Tot ist tot. Müßts nicht für ungut nehmen. Laßt mich — Ihr seid mir zu schwer — drückt mir die Brust ein. Und der Lein — muß noch in die Erde — eh der Mond voll wird. Habt es — gut. Rausch — holen — nicht weil Maul — auftun. Zum Schlafen — keine — Zeit. Jetzt wurde auch Wiuuemar unruhig. Er wälzte sich und ächzte, als läge er im Fieber. Ströther wollte auch ihn munter rütteln, fühlte sich selbst aber zu matt dazu. Er our von den Dreien der stärkste und hielt dem Einflüsse des tödlichen Dunstes am längsten stand, aber endlich erlag auch er und überließ sich dem Schlafe. Das Knistern des Strohs verstummte, die schweren Atemzüge wurden unregel¬ mäßig und gingen allmählich in ein rauhes Röcheln über. Dann wurde es im Keller totenstill. Draußen aber, in den Hvlnnderbüschen des Bongerts, ließ sich dreimal hintereinander der Ruf des Ziegenmelkers vernehmen. In dieser Nacht war im Dorfe Weinfelder niemand zur Ruhe gegangen. In den Höfen, die dem Bnrghanse zunächst lagen, waren die Männer versammelt und hielten von Zeit zu Zell Ausschau, ob sich noch immer nicht die bang ersehnte Rauchsäule über dem hohen Giebel des Herrensitzes zeige. Als der Tag zu grauen begann, wngtcu sich die beherztesten bis zu der Hecke des Bongerts vor und spähten

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/479>, abgerufen am 21.05.2024.