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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Erinnerungen

jungen Beamten ganz in dem Fahrwasser, in das hineinzusteuern wir damals den
ersten schüchternen Versuch machten.

Inzwischen schien sich meine Ernennung zu verzögern. Graf Stolberg sprach
aber beim Vortrage am 2. Mai 1881 mit mir über meine bevorstehende Ernennung
zum Direktor im Reichsamt des Innern als über eine feststehende Tatsache. Er
war dabei, wie immer, gütig, freundlich und vertraulich. Er meinte, die wirtschaft¬
lichen Fragen seien ja bisher nicht gerade meine Spezialität gewesen, aber ich
werde das schon machen. An demselben Tage hatte ich auf der Wilhelmsstraße
eine Begegnung mit dem Justizminister Friedberg. Auch er gratulierte mir herzlich
und fragte nach der Stimmung des Grafen Stolbexg. Die sämtlichen Minister,
sagte er, legten den größten Wert darauf, daß Graf Stolberg bleibe. Sie hätten
ihm das auch gesagt: solange er an ihrer Spitze stehe, decke die Flagge seiner vor¬
nehmen, edeln Persönlichkeit das ziemlich kecke Schiff des Ministeriums. Gehe er,
so drohe alles auseinander zu laufen. Er meinte offenbar, ohne es zu sagen, daß
Graf Stolberg ihnen in den Augen des Landes und auch wohl des Kronprinzen,
dem Friedberg so nahe stand, immerhin noch als eine Schutzwehr gegen die er¬
drückende Wucht des Fürsten Bismarck diene. Ob er darin Recht hatte, war mir
-- wie ich damals notiert habe -- durchaus nicht klar. Sicher aber war mir,
daß die Stellung des Grafen geschäftlich tot war. Daran änderte das Vertrauen
der Minister zu ihm nichts. Der Ausdruck dieses Zutrauens mag ihm wohlgetan
haben; aber der Graf war zu klug, nicht zu wissen, daß für ihn die Möglichkeit
einer gedeihlichen Stellung und Wirksamkeit nach innen wie nach außen ausschließlich
von dem Fürsten Bismarck abhing.

Graf Stolberg sowohl wie ich selbst wunderten uns, daß Fürst Bismarck mich
damals nicht wenigstens einmal kommen ließ, um mir auf den Zahn zu fühlen, ob ich
denn den Aufgaben der mir zugedachten Stelle einigermaßen gewachsen sei. Diese
Verwunderung war eigentlich naiv. Dafür hatte der Kanzler in der Tat keine Zeit.
Er verließ sich darin auf den Staatssekretär des Innern v. Boetticher; der war ihm
dafür verantwortlich. Herr v. Boetticher gewann damals -- allerdings erst nach
Stolbergs Rücktritt -- mehr und mehr die Vertrauensstellung bei dem Fürsten
Bismarck, deren Graf Stolberg für eine befriedigende Wirksamkeit bedurft hätte.

Am 2. Mui 1881 wurde ich zum Direktor im Reichsamt des Innern ernannt.
Die Bestallung ist von dem Fürsten Bismarck gegengezeichnet. Ich hatte ja damals
Mut genug, vielleicht zu viel; aber daß ich aufhörte, preußischer Beamter zu sein
und nunmehr Reichsbeamter wurde, ging mir -- wenigstens zu Anfang -- doch
nahe. Das Deutsche Reich war mir bis dahin wie eine Art Heiligtum erschienen.
Es war die Verwirklichung meiner Jugendträume und meiner politischen Ideale.
Ich selbst aber fühlte mich doch meinem innersten Wesen nach als Preuße und
preußischer Beamter. Aber ich gewöhnte mich bald in die Reichsgedanken auch
praktisch hinein. Und im Grunde waren und blieben wir Preußen im Reichsdienst
doch Preußen und preußische Beamte, auch wenn wir die materiellen preußischen
Partikularinteressen nicht zu vertreten hatten. Mein Nebenamt als Verwaltungs¬
direktor der chirurgischen Klinik behielt ich bei. Dort war ich also nach wie vor
preußischer Beamter. Das tat mir förmlich wohl.

Am 5. Mai wurde ich durch den Staatssekretär des Innern, Staatsminister
v. Boetticher, im Reichsamt des Innern eingeführt und leistete den Reichsbeamteneid.
Am 7. Mai meldete ich mich persönlich bei dem Fürsten Bismarck. Er war überaus
gütig, fragte mich nach meiner Heimat und meinem Alter und fand mich jünger
aussehend, als ich war. Er meinte, ich hätte bei dem Staatsministerium wenig
zu tun gehabt, das werde nun aufhören. Er entließ mich mit freundlichen Wünschen,
und ich dankte ihm ehrerbietig und herzlich.




Erinnerungen

jungen Beamten ganz in dem Fahrwasser, in das hineinzusteuern wir damals den
ersten schüchternen Versuch machten.

Inzwischen schien sich meine Ernennung zu verzögern. Graf Stolberg sprach
aber beim Vortrage am 2. Mai 1881 mit mir über meine bevorstehende Ernennung
zum Direktor im Reichsamt des Innern als über eine feststehende Tatsache. Er
war dabei, wie immer, gütig, freundlich und vertraulich. Er meinte, die wirtschaft¬
lichen Fragen seien ja bisher nicht gerade meine Spezialität gewesen, aber ich
werde das schon machen. An demselben Tage hatte ich auf der Wilhelmsstraße
eine Begegnung mit dem Justizminister Friedberg. Auch er gratulierte mir herzlich
und fragte nach der Stimmung des Grafen Stolbexg. Die sämtlichen Minister,
sagte er, legten den größten Wert darauf, daß Graf Stolberg bleibe. Sie hätten
ihm das auch gesagt: solange er an ihrer Spitze stehe, decke die Flagge seiner vor¬
nehmen, edeln Persönlichkeit das ziemlich kecke Schiff des Ministeriums. Gehe er,
so drohe alles auseinander zu laufen. Er meinte offenbar, ohne es zu sagen, daß
Graf Stolberg ihnen in den Augen des Landes und auch wohl des Kronprinzen,
dem Friedberg so nahe stand, immerhin noch als eine Schutzwehr gegen die er¬
drückende Wucht des Fürsten Bismarck diene. Ob er darin Recht hatte, war mir
— wie ich damals notiert habe — durchaus nicht klar. Sicher aber war mir,
daß die Stellung des Grafen geschäftlich tot war. Daran änderte das Vertrauen
der Minister zu ihm nichts. Der Ausdruck dieses Zutrauens mag ihm wohlgetan
haben; aber der Graf war zu klug, nicht zu wissen, daß für ihn die Möglichkeit
einer gedeihlichen Stellung und Wirksamkeit nach innen wie nach außen ausschließlich
von dem Fürsten Bismarck abhing.

Graf Stolberg sowohl wie ich selbst wunderten uns, daß Fürst Bismarck mich
damals nicht wenigstens einmal kommen ließ, um mir auf den Zahn zu fühlen, ob ich
denn den Aufgaben der mir zugedachten Stelle einigermaßen gewachsen sei. Diese
Verwunderung war eigentlich naiv. Dafür hatte der Kanzler in der Tat keine Zeit.
Er verließ sich darin auf den Staatssekretär des Innern v. Boetticher; der war ihm
dafür verantwortlich. Herr v. Boetticher gewann damals — allerdings erst nach
Stolbergs Rücktritt — mehr und mehr die Vertrauensstellung bei dem Fürsten
Bismarck, deren Graf Stolberg für eine befriedigende Wirksamkeit bedurft hätte.

Am 2. Mui 1881 wurde ich zum Direktor im Reichsamt des Innern ernannt.
Die Bestallung ist von dem Fürsten Bismarck gegengezeichnet. Ich hatte ja damals
Mut genug, vielleicht zu viel; aber daß ich aufhörte, preußischer Beamter zu sein
und nunmehr Reichsbeamter wurde, ging mir — wenigstens zu Anfang — doch
nahe. Das Deutsche Reich war mir bis dahin wie eine Art Heiligtum erschienen.
Es war die Verwirklichung meiner Jugendträume und meiner politischen Ideale.
Ich selbst aber fühlte mich doch meinem innersten Wesen nach als Preuße und
preußischer Beamter. Aber ich gewöhnte mich bald in die Reichsgedanken auch
praktisch hinein. Und im Grunde waren und blieben wir Preußen im Reichsdienst
doch Preußen und preußische Beamte, auch wenn wir die materiellen preußischen
Partikularinteressen nicht zu vertreten hatten. Mein Nebenamt als Verwaltungs¬
direktor der chirurgischen Klinik behielt ich bei. Dort war ich also nach wie vor
preußischer Beamter. Das tat mir förmlich wohl.

Am 5. Mai wurde ich durch den Staatssekretär des Innern, Staatsminister
v. Boetticher, im Reichsamt des Innern eingeführt und leistete den Reichsbeamteneid.
Am 7. Mai meldete ich mich persönlich bei dem Fürsten Bismarck. Er war überaus
gütig, fragte mich nach meiner Heimat und meinem Alter und fand mich jünger
aussehend, als ich war. Er meinte, ich hätte bei dem Staatsministerium wenig
zu tun gehabt, das werde nun aufhören. Er entließ mich mit freundlichen Wünschen,
und ich dankte ihm ehrerbietig und herzlich.




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[0767] Erinnerungen jungen Beamten ganz in dem Fahrwasser, in das hineinzusteuern wir damals den ersten schüchternen Versuch machten. Inzwischen schien sich meine Ernennung zu verzögern. Graf Stolberg sprach aber beim Vortrage am 2. Mai 1881 mit mir über meine bevorstehende Ernennung zum Direktor im Reichsamt des Innern als über eine feststehende Tatsache. Er war dabei, wie immer, gütig, freundlich und vertraulich. Er meinte, die wirtschaft¬ lichen Fragen seien ja bisher nicht gerade meine Spezialität gewesen, aber ich werde das schon machen. An demselben Tage hatte ich auf der Wilhelmsstraße eine Begegnung mit dem Justizminister Friedberg. Auch er gratulierte mir herzlich und fragte nach der Stimmung des Grafen Stolbexg. Die sämtlichen Minister, sagte er, legten den größten Wert darauf, daß Graf Stolberg bleibe. Sie hätten ihm das auch gesagt: solange er an ihrer Spitze stehe, decke die Flagge seiner vor¬ nehmen, edeln Persönlichkeit das ziemlich kecke Schiff des Ministeriums. Gehe er, so drohe alles auseinander zu laufen. Er meinte offenbar, ohne es zu sagen, daß Graf Stolberg ihnen in den Augen des Landes und auch wohl des Kronprinzen, dem Friedberg so nahe stand, immerhin noch als eine Schutzwehr gegen die er¬ drückende Wucht des Fürsten Bismarck diene. Ob er darin Recht hatte, war mir — wie ich damals notiert habe — durchaus nicht klar. Sicher aber war mir, daß die Stellung des Grafen geschäftlich tot war. Daran änderte das Vertrauen der Minister zu ihm nichts. Der Ausdruck dieses Zutrauens mag ihm wohlgetan haben; aber der Graf war zu klug, nicht zu wissen, daß für ihn die Möglichkeit einer gedeihlichen Stellung und Wirksamkeit nach innen wie nach außen ausschließlich von dem Fürsten Bismarck abhing. Graf Stolberg sowohl wie ich selbst wunderten uns, daß Fürst Bismarck mich damals nicht wenigstens einmal kommen ließ, um mir auf den Zahn zu fühlen, ob ich denn den Aufgaben der mir zugedachten Stelle einigermaßen gewachsen sei. Diese Verwunderung war eigentlich naiv. Dafür hatte der Kanzler in der Tat keine Zeit. Er verließ sich darin auf den Staatssekretär des Innern v. Boetticher; der war ihm dafür verantwortlich. Herr v. Boetticher gewann damals — allerdings erst nach Stolbergs Rücktritt — mehr und mehr die Vertrauensstellung bei dem Fürsten Bismarck, deren Graf Stolberg für eine befriedigende Wirksamkeit bedurft hätte. Am 2. Mui 1881 wurde ich zum Direktor im Reichsamt des Innern ernannt. Die Bestallung ist von dem Fürsten Bismarck gegengezeichnet. Ich hatte ja damals Mut genug, vielleicht zu viel; aber daß ich aufhörte, preußischer Beamter zu sein und nunmehr Reichsbeamter wurde, ging mir — wenigstens zu Anfang — doch nahe. Das Deutsche Reich war mir bis dahin wie eine Art Heiligtum erschienen. Es war die Verwirklichung meiner Jugendträume und meiner politischen Ideale. Ich selbst aber fühlte mich doch meinem innersten Wesen nach als Preuße und preußischer Beamter. Aber ich gewöhnte mich bald in die Reichsgedanken auch praktisch hinein. Und im Grunde waren und blieben wir Preußen im Reichsdienst doch Preußen und preußische Beamte, auch wenn wir die materiellen preußischen Partikularinteressen nicht zu vertreten hatten. Mein Nebenamt als Verwaltungs¬ direktor der chirurgischen Klinik behielt ich bei. Dort war ich also nach wie vor preußischer Beamter. Das tat mir förmlich wohl. Am 5. Mai wurde ich durch den Staatssekretär des Innern, Staatsminister v. Boetticher, im Reichsamt des Innern eingeführt und leistete den Reichsbeamteneid. Am 7. Mai meldete ich mich persönlich bei dem Fürsten Bismarck. Er war überaus gütig, fragte mich nach meiner Heimat und meinem Alter und fand mich jünger aussehend, als ich war. Er meinte, ich hätte bei dem Staatsministerium wenig zu tun gehabt, das werde nun aufhören. Er entließ mich mit freundlichen Wünschen, und ich dankte ihm ehrerbietig und herzlich.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/767>, abgerufen am 20.05.2024.