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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

darischen uti xossiästis eintreten, oder was viel wahrscheinlicher ist, je mehr beide
Teile erschöpft sind, ein um so größeres Feld bietet sich der Vermittlung der
Neutralen, die dann den Frieden nicht nach russischen oder nach japanischen Inter¬
essen, sondern nach dem Bedürfnis eines unstreitig nötigen Gleichgewichts in Ost¬
asien zurechtschneiden werden.

Das weit wahrscheinlichere also würde sein, daß in Ostasien zunächst eine
Situation entsteht, wie nach dem Krimkriege oder nach dem russisch-türkischen Kriege,
d. h. daß eine Regelung durch einen Kongreß oder einen internationalen Vertrag
erfolgt. Viele Bestimmungen des Pariser Vertrags von 1856 find ja durch die des
Berliner Vertrags von 1878 ersetzt worden, und von diesen schon wiederum manche
durch die Ereignisse, die seitdem unter der Duldung, der Forderung und sogar
unter der Nichtduldung der Mächte auf der Balkanhalbinsel eingetreten sind. Aber
in einem Hauptpunkte, dem Verschluß der Dardanellen für russische Kriegsschiffe,
sind die Pariser Bestimmungen nun fast seit einem halben Jahrhundert in Kraft.
Rußland hat zwar verschiedne Versuche gemacht, sie durch die Schiffe der frei¬
willigen Flotte und sogar durch nicht armierte Torpedoboote in bezug auf ihre
Dauerhaftigkeit und Festigkeit auf die Probe zu stellen, diese Probe ist aber bisher
noch immer zuungunsten der russischen Versuche ausgefallen, ein Beweis, daß der
feste Wille der europäischen Diplomatie, und sogar nur eines Teiles davon, aus¬
reicht, expansiven Tendenzen in Europa unübersteigbare Hindernisse zu schaffen.
Läßt sich diese Festigkeit der europäischen Diplomatie auf Ostasien übertragen, und
findet sie von Amerika Unterstützung, nicht etwa ein Gegengewicht, so darf man
rin einiger Sicherheit annehmen, daß sich Rußland wie Japan fügen werden. Der
besiegte Teil wird froh sein, aus einer unbequemen Situation erlöst zu werden,
der siegende, aber vielleicht doch am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangte, wird
ebenfalls zufrieden sein, einen Teil seiner Erfolge dauernd sichern zu können.
Weder Rußland noch Japan können in diesem Kriege so besiegt werden, wie etwa
Preußen 1806, Österreich 1866, Frankreich 1870; schon ans diesem Grunde ist
es weder wahrscheinlich noch möglich, daß die Resultate so radikaler Natur sein
können.

Das stolze Wort aus dem Herbst 1870: "Wir haben das Geschäft allein ge¬
macht und werden auch die Rechnung allein schreiben," kann weder Rußland noch
Japan sprechen. Die Entscheidung wird also davon abhängen, daß sich die Mächte
rechtzeitig über den Augenblick, den Umfang und das Ziel ihrer Vermittlung einigen.
Eine allzu lange Fortdauer des Kriegs, der mit seinen Wechselfällen nicht dazu an¬
getan ist, das europäische Prestige den Asiaten gegenüber zu fördern, auch wenn
sich das Kriegsglück schließlich für Rußland entscheiden sollte, kann nicht in Eng¬
lands Wünschen liegen, und da es die meist interessierte Macht ist, wird direkt
oder indirekt die Initiative zu einer Vermittlung von ihm ausgehn müssen. Eng¬
land ist auch in der Lage, durch seinen Bündnisvertrag sowie durch seine maritime
Stärke einen Druck auf Japan zu üben, was Deutschland nicht könnte. Deutsch¬
land würde vielmehr leicht Gefahr laufen, die jetzt gegen Nußland gewandten
Antipathien Japans auf sich abzulenken. Frankreich wird ebenfalls keine Initiative
ergreifen wollen; eine solche könnte viel eher wohl von den Vereinigten Staaten
nusgehn. Um so notwendiger ist es, daß sich die europäischen Mächte über eine
Basis der Verständigung für den gegebnen Augenblick klar sind.

Herr Peters hat nun auf die Gefahr einer angelsächsischen Übermacht, d. h.
einer englisch-amerikanischen Gemeinschaft für die Vorherrschaft im Stillen Ozean
hingewiesen und namentlich deren Gefährlichkeit für Deutschland hervorgehoben.
Wir vermögen ihm darin nicht zu folgen. Amerika rechnet doch mehr mit seinen
geschäftlichen Interessen in Deutschland, mit seiner deutschen Kundschaft, als theore-
tisiereude Politiker im allgemeinen voraussetzen. Auch sind die in den Vereinigten
Staaten lebenden Deutschen eine Macht, die sich immerhin stark genug erweisen
dürfte, unnötige Schwierigkeiten zwischen der Union viV ib>em alten Vaterlande


Maßgebliches und Unmaßgebliches

darischen uti xossiästis eintreten, oder was viel wahrscheinlicher ist, je mehr beide
Teile erschöpft sind, ein um so größeres Feld bietet sich der Vermittlung der
Neutralen, die dann den Frieden nicht nach russischen oder nach japanischen Inter¬
essen, sondern nach dem Bedürfnis eines unstreitig nötigen Gleichgewichts in Ost¬
asien zurechtschneiden werden.

Das weit wahrscheinlichere also würde sein, daß in Ostasien zunächst eine
Situation entsteht, wie nach dem Krimkriege oder nach dem russisch-türkischen Kriege,
d. h. daß eine Regelung durch einen Kongreß oder einen internationalen Vertrag
erfolgt. Viele Bestimmungen des Pariser Vertrags von 1856 find ja durch die des
Berliner Vertrags von 1878 ersetzt worden, und von diesen schon wiederum manche
durch die Ereignisse, die seitdem unter der Duldung, der Forderung und sogar
unter der Nichtduldung der Mächte auf der Balkanhalbinsel eingetreten sind. Aber
in einem Hauptpunkte, dem Verschluß der Dardanellen für russische Kriegsschiffe,
sind die Pariser Bestimmungen nun fast seit einem halben Jahrhundert in Kraft.
Rußland hat zwar verschiedne Versuche gemacht, sie durch die Schiffe der frei¬
willigen Flotte und sogar durch nicht armierte Torpedoboote in bezug auf ihre
Dauerhaftigkeit und Festigkeit auf die Probe zu stellen, diese Probe ist aber bisher
noch immer zuungunsten der russischen Versuche ausgefallen, ein Beweis, daß der
feste Wille der europäischen Diplomatie, und sogar nur eines Teiles davon, aus¬
reicht, expansiven Tendenzen in Europa unübersteigbare Hindernisse zu schaffen.
Läßt sich diese Festigkeit der europäischen Diplomatie auf Ostasien übertragen, und
findet sie von Amerika Unterstützung, nicht etwa ein Gegengewicht, so darf man
rin einiger Sicherheit annehmen, daß sich Rußland wie Japan fügen werden. Der
besiegte Teil wird froh sein, aus einer unbequemen Situation erlöst zu werden,
der siegende, aber vielleicht doch am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangte, wird
ebenfalls zufrieden sein, einen Teil seiner Erfolge dauernd sichern zu können.
Weder Rußland noch Japan können in diesem Kriege so besiegt werden, wie etwa
Preußen 1806, Österreich 1866, Frankreich 1870; schon ans diesem Grunde ist
es weder wahrscheinlich noch möglich, daß die Resultate so radikaler Natur sein
können.

Das stolze Wort aus dem Herbst 1870: „Wir haben das Geschäft allein ge¬
macht und werden auch die Rechnung allein schreiben," kann weder Rußland noch
Japan sprechen. Die Entscheidung wird also davon abhängen, daß sich die Mächte
rechtzeitig über den Augenblick, den Umfang und das Ziel ihrer Vermittlung einigen.
Eine allzu lange Fortdauer des Kriegs, der mit seinen Wechselfällen nicht dazu an¬
getan ist, das europäische Prestige den Asiaten gegenüber zu fördern, auch wenn
sich das Kriegsglück schließlich für Rußland entscheiden sollte, kann nicht in Eng¬
lands Wünschen liegen, und da es die meist interessierte Macht ist, wird direkt
oder indirekt die Initiative zu einer Vermittlung von ihm ausgehn müssen. Eng¬
land ist auch in der Lage, durch seinen Bündnisvertrag sowie durch seine maritime
Stärke einen Druck auf Japan zu üben, was Deutschland nicht könnte. Deutsch¬
land würde vielmehr leicht Gefahr laufen, die jetzt gegen Nußland gewandten
Antipathien Japans auf sich abzulenken. Frankreich wird ebenfalls keine Initiative
ergreifen wollen; eine solche könnte viel eher wohl von den Vereinigten Staaten
nusgehn. Um so notwendiger ist es, daß sich die europäischen Mächte über eine
Basis der Verständigung für den gegebnen Augenblick klar sind.

Herr Peters hat nun auf die Gefahr einer angelsächsischen Übermacht, d. h.
einer englisch-amerikanischen Gemeinschaft für die Vorherrschaft im Stillen Ozean
hingewiesen und namentlich deren Gefährlichkeit für Deutschland hervorgehoben.
Wir vermögen ihm darin nicht zu folgen. Amerika rechnet doch mehr mit seinen
geschäftlichen Interessen in Deutschland, mit seiner deutschen Kundschaft, als theore-
tisiereude Politiker im allgemeinen voraussetzen. Auch sind die in den Vereinigten
Staaten lebenden Deutschen eine Macht, die sich immerhin stark genug erweisen
dürfte, unnötige Schwierigkeiten zwischen der Union viV ib>em alten Vaterlande


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[0788] Maßgebliches und Unmaßgebliches darischen uti xossiästis eintreten, oder was viel wahrscheinlicher ist, je mehr beide Teile erschöpft sind, ein um so größeres Feld bietet sich der Vermittlung der Neutralen, die dann den Frieden nicht nach russischen oder nach japanischen Inter¬ essen, sondern nach dem Bedürfnis eines unstreitig nötigen Gleichgewichts in Ost¬ asien zurechtschneiden werden. Das weit wahrscheinlichere also würde sein, daß in Ostasien zunächst eine Situation entsteht, wie nach dem Krimkriege oder nach dem russisch-türkischen Kriege, d. h. daß eine Regelung durch einen Kongreß oder einen internationalen Vertrag erfolgt. Viele Bestimmungen des Pariser Vertrags von 1856 find ja durch die des Berliner Vertrags von 1878 ersetzt worden, und von diesen schon wiederum manche durch die Ereignisse, die seitdem unter der Duldung, der Forderung und sogar unter der Nichtduldung der Mächte auf der Balkanhalbinsel eingetreten sind. Aber in einem Hauptpunkte, dem Verschluß der Dardanellen für russische Kriegsschiffe, sind die Pariser Bestimmungen nun fast seit einem halben Jahrhundert in Kraft. Rußland hat zwar verschiedne Versuche gemacht, sie durch die Schiffe der frei¬ willigen Flotte und sogar durch nicht armierte Torpedoboote in bezug auf ihre Dauerhaftigkeit und Festigkeit auf die Probe zu stellen, diese Probe ist aber bisher noch immer zuungunsten der russischen Versuche ausgefallen, ein Beweis, daß der feste Wille der europäischen Diplomatie, und sogar nur eines Teiles davon, aus¬ reicht, expansiven Tendenzen in Europa unübersteigbare Hindernisse zu schaffen. Läßt sich diese Festigkeit der europäischen Diplomatie auf Ostasien übertragen, und findet sie von Amerika Unterstützung, nicht etwa ein Gegengewicht, so darf man rin einiger Sicherheit annehmen, daß sich Rußland wie Japan fügen werden. Der besiegte Teil wird froh sein, aus einer unbequemen Situation erlöst zu werden, der siegende, aber vielleicht doch am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangte, wird ebenfalls zufrieden sein, einen Teil seiner Erfolge dauernd sichern zu können. Weder Rußland noch Japan können in diesem Kriege so besiegt werden, wie etwa Preußen 1806, Österreich 1866, Frankreich 1870; schon ans diesem Grunde ist es weder wahrscheinlich noch möglich, daß die Resultate so radikaler Natur sein können. Das stolze Wort aus dem Herbst 1870: „Wir haben das Geschäft allein ge¬ macht und werden auch die Rechnung allein schreiben," kann weder Rußland noch Japan sprechen. Die Entscheidung wird also davon abhängen, daß sich die Mächte rechtzeitig über den Augenblick, den Umfang und das Ziel ihrer Vermittlung einigen. Eine allzu lange Fortdauer des Kriegs, der mit seinen Wechselfällen nicht dazu an¬ getan ist, das europäische Prestige den Asiaten gegenüber zu fördern, auch wenn sich das Kriegsglück schließlich für Rußland entscheiden sollte, kann nicht in Eng¬ lands Wünschen liegen, und da es die meist interessierte Macht ist, wird direkt oder indirekt die Initiative zu einer Vermittlung von ihm ausgehn müssen. Eng¬ land ist auch in der Lage, durch seinen Bündnisvertrag sowie durch seine maritime Stärke einen Druck auf Japan zu üben, was Deutschland nicht könnte. Deutsch¬ land würde vielmehr leicht Gefahr laufen, die jetzt gegen Nußland gewandten Antipathien Japans auf sich abzulenken. Frankreich wird ebenfalls keine Initiative ergreifen wollen; eine solche könnte viel eher wohl von den Vereinigten Staaten nusgehn. Um so notwendiger ist es, daß sich die europäischen Mächte über eine Basis der Verständigung für den gegebnen Augenblick klar sind. Herr Peters hat nun auf die Gefahr einer angelsächsischen Übermacht, d. h. einer englisch-amerikanischen Gemeinschaft für die Vorherrschaft im Stillen Ozean hingewiesen und namentlich deren Gefährlichkeit für Deutschland hervorgehoben. Wir vermögen ihm darin nicht zu folgen. Amerika rechnet doch mehr mit seinen geschäftlichen Interessen in Deutschland, mit seiner deutschen Kundschaft, als theore- tisiereude Politiker im allgemeinen voraussetzen. Auch sind die in den Vereinigten Staaten lebenden Deutschen eine Macht, die sich immerhin stark genug erweisen dürfte, unnötige Schwierigkeiten zwischen der Union viV ib>em alten Vaterlande

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/788>, abgerufen am 20.05.2024.