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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

schaftliche Interessen voneinander zu trennen, wie es vielleicht noch gegen Ende
der achtziger Jahre möglich war, würde heute ein vergebliches Beginnen sein. Je
weniger Rußland im gegenwärtigen Augenblicke daran denken kann, politische Bünd¬
nisse einzugehn, die ihm im gegebnen Falle unerfüllbare Verpflichtungen auferlegen
könnten, um so mehr hat es Anlaß, freundschaftliche Beziehungen auf wirtschaft¬
lichem Gebiete zu suchen. Es sind das so einfache Wahrheiten, daß ihnen gegen¬
über die Unkenrufe, mit denen die deutsch-russischen Verhandlungen in der Presse
noch bis in die jüngste Zeit begleitet worden sind -- u. a. noch eben im "Tag"
vom Abgeordneten Professor Paasche --, schwer zu verstehen sind. Deutschlands
Stellung bei den Verhandlungen konnte nur durch Drängen oder durch Übereilung
ungünstig werden. In der Politik muß man warten können, und die Erfahrungen
von 1894 werden diesesmal nicht wieder gemacht werden.

Da es keineswegs sicher ist, ob Rußland während des Krieges, etwa bis zum
Schluß des Jahres, eine Anleihe nötig hat, so scheint es überflüssig, die Frage zu
erörtern, ob der Abschluß einer solchen in Deutschland vor der Wiederherstellung
des Friedens mit der Neutralität Deutschlands vereinbar wäre, und ob es die Japaner
nicht übel nehmen würden. Dann könnte Rußland dieselben Empfindungen haben,
wenn etwa die Japaner in Newyork Geld erhielten. Die Zulassung einer Anleihe
widerspricht so wenig den Begriffen der Neutralität, daß eine Versagung sogar
eine direkt unfreundliche Handlung wäre und darum später auch die entsprechenden
Folgen haben würde.

Das deutsche Erste Geschwader ist auf die Einladung König Eduards in
Plymouth. Von einem "Gegenbesuche" kann in diesem Falle nicht wohl die Rede
sein, da die englische Flotte in Kiel keinen Besuch abgestattet hat, sondern nur
vier Kreuzer und einige Torpedoboote ihrem Könige das Geleit gegeben haben,
ein etwas zahlreiches Geleit, wenn man will, aber doch immerhin nichts weiter.
Ohne die Reise des Königs würden die Schiffe doch nicht nach Kiel gekommen sein.
Diese Einladung beweist aber, daß der in Kiel neu gesponnene Faden freundschaftlicher
Berührung zwischen den beiden Flotten weiter gesponnen werden soll. Englische
Blätter haben darauf hingewiesen, daß es das erstemal sei, daß ein solches deutsches
Geschwader in einem britischen Hafen erscheint. Als Napoleon der Dritte bei der
Unterredung in Bellevue bei Sedan am 2. September 1870 dem König Wilhelm
Komplimente über die preußische Artillerie und deren Überlegenheit über die franzö¬
sische machte, erwiderte der König: Wir haben uns bemüht zu lernen. Ungefähr im
selben Sinne hat Kaiser Wilhelm der Zweite in Kiel die Komplimente, die ihm
König Eduard, das Oberhaupt der gewaltigsten Seemacht, über die deutsche Flotte
gemacht hat, mit dem Hinweise erwidert, daß wir von England gelernt hätten.

Hoffentlich werden sich die Engländer in Plymouth überzeugen, wie ihr König
und ihre Landsleute es in Kiel getan haben, daß der Schüler des Meisters wert
ist. Der deutsche Matrose macht ja zweifellos neben dem englischen und dessen
ungebundnen Wesen einen viel soldatischem Eindruck, aber diese mehr soldatische
Erziehung, eine Folge der allgemeinen Wehrpflicht, wird die deutschen Seeleute
niemals hindern, es ihren englischen Kameraden an tüchtiger Seemannschaft gleich
zu tun. Admiral Seymour weiß, daß seine deutschen Gäste genau denen gleichen,
denen einst auf dem gefährdeten Rückzüge von Peking sein KsrmiM8 to er" krönt!
galt, genau mit derselben Überzeugung gesprochen wie einst Wellingtons Worte
bei Belle-Alliance: "Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen." Das
Wort Blüchers, das er damals in seinem Heerbefehl aus Genappe seinen Truppe"
zurief: "Nie wird Preußen untergehn, wenn eure Söhne und Enkel euch gleichen!"
haben die Söhne im Jahre 1870, die Enkel ein Menschenalter später auf dem ver¬
hängnisvollen Zuge am Peiho eingelöst. So sind denn unsre Blaujacken in Plymouth
als Waffenbrüder erschienen, die sich in den ernstesten Augenblicken erprobt haben,
unsre Schisfsbescchungen haben noch manchen wackern Bootsmann aus jenen Tage"
in ihren Reihen.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

schaftliche Interessen voneinander zu trennen, wie es vielleicht noch gegen Ende
der achtziger Jahre möglich war, würde heute ein vergebliches Beginnen sein. Je
weniger Rußland im gegenwärtigen Augenblicke daran denken kann, politische Bünd¬
nisse einzugehn, die ihm im gegebnen Falle unerfüllbare Verpflichtungen auferlegen
könnten, um so mehr hat es Anlaß, freundschaftliche Beziehungen auf wirtschaft¬
lichem Gebiete zu suchen. Es sind das so einfache Wahrheiten, daß ihnen gegen¬
über die Unkenrufe, mit denen die deutsch-russischen Verhandlungen in der Presse
noch bis in die jüngste Zeit begleitet worden sind — u. a. noch eben im „Tag"
vom Abgeordneten Professor Paasche —, schwer zu verstehen sind. Deutschlands
Stellung bei den Verhandlungen konnte nur durch Drängen oder durch Übereilung
ungünstig werden. In der Politik muß man warten können, und die Erfahrungen
von 1894 werden diesesmal nicht wieder gemacht werden.

Da es keineswegs sicher ist, ob Rußland während des Krieges, etwa bis zum
Schluß des Jahres, eine Anleihe nötig hat, so scheint es überflüssig, die Frage zu
erörtern, ob der Abschluß einer solchen in Deutschland vor der Wiederherstellung
des Friedens mit der Neutralität Deutschlands vereinbar wäre, und ob es die Japaner
nicht übel nehmen würden. Dann könnte Rußland dieselben Empfindungen haben,
wenn etwa die Japaner in Newyork Geld erhielten. Die Zulassung einer Anleihe
widerspricht so wenig den Begriffen der Neutralität, daß eine Versagung sogar
eine direkt unfreundliche Handlung wäre und darum später auch die entsprechenden
Folgen haben würde.

Das deutsche Erste Geschwader ist auf die Einladung König Eduards in
Plymouth. Von einem „Gegenbesuche" kann in diesem Falle nicht wohl die Rede
sein, da die englische Flotte in Kiel keinen Besuch abgestattet hat, sondern nur
vier Kreuzer und einige Torpedoboote ihrem Könige das Geleit gegeben haben,
ein etwas zahlreiches Geleit, wenn man will, aber doch immerhin nichts weiter.
Ohne die Reise des Königs würden die Schiffe doch nicht nach Kiel gekommen sein.
Diese Einladung beweist aber, daß der in Kiel neu gesponnene Faden freundschaftlicher
Berührung zwischen den beiden Flotten weiter gesponnen werden soll. Englische
Blätter haben darauf hingewiesen, daß es das erstemal sei, daß ein solches deutsches
Geschwader in einem britischen Hafen erscheint. Als Napoleon der Dritte bei der
Unterredung in Bellevue bei Sedan am 2. September 1870 dem König Wilhelm
Komplimente über die preußische Artillerie und deren Überlegenheit über die franzö¬
sische machte, erwiderte der König: Wir haben uns bemüht zu lernen. Ungefähr im
selben Sinne hat Kaiser Wilhelm der Zweite in Kiel die Komplimente, die ihm
König Eduard, das Oberhaupt der gewaltigsten Seemacht, über die deutsche Flotte
gemacht hat, mit dem Hinweise erwidert, daß wir von England gelernt hätten.

Hoffentlich werden sich die Engländer in Plymouth überzeugen, wie ihr König
und ihre Landsleute es in Kiel getan haben, daß der Schüler des Meisters wert
ist. Der deutsche Matrose macht ja zweifellos neben dem englischen und dessen
ungebundnen Wesen einen viel soldatischem Eindruck, aber diese mehr soldatische
Erziehung, eine Folge der allgemeinen Wehrpflicht, wird die deutschen Seeleute
niemals hindern, es ihren englischen Kameraden an tüchtiger Seemannschaft gleich
zu tun. Admiral Seymour weiß, daß seine deutschen Gäste genau denen gleichen,
denen einst auf dem gefährdeten Rückzüge von Peking sein KsrmiM8 to er« krönt!
galt, genau mit derselben Überzeugung gesprochen wie einst Wellingtons Worte
bei Belle-Alliance: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen." Das
Wort Blüchers, das er damals in seinem Heerbefehl aus Genappe seinen Truppe»
zurief: „Nie wird Preußen untergehn, wenn eure Söhne und Enkel euch gleichen!"
haben die Söhne im Jahre 1870, die Enkel ein Menschenalter später auf dem ver¬
hängnisvollen Zuge am Peiho eingelöst. So sind denn unsre Blaujacken in Plymouth
als Waffenbrüder erschienen, die sich in den ernstesten Augenblicken erprobt haben,
unsre Schisfsbescchungen haben noch manchen wackern Bootsmann aus jenen Tage»
in ihren Reihen.


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[0124] Maßgebliches und Unmaßgebliches schaftliche Interessen voneinander zu trennen, wie es vielleicht noch gegen Ende der achtziger Jahre möglich war, würde heute ein vergebliches Beginnen sein. Je weniger Rußland im gegenwärtigen Augenblicke daran denken kann, politische Bünd¬ nisse einzugehn, die ihm im gegebnen Falle unerfüllbare Verpflichtungen auferlegen könnten, um so mehr hat es Anlaß, freundschaftliche Beziehungen auf wirtschaft¬ lichem Gebiete zu suchen. Es sind das so einfache Wahrheiten, daß ihnen gegen¬ über die Unkenrufe, mit denen die deutsch-russischen Verhandlungen in der Presse noch bis in die jüngste Zeit begleitet worden sind — u. a. noch eben im „Tag" vom Abgeordneten Professor Paasche —, schwer zu verstehen sind. Deutschlands Stellung bei den Verhandlungen konnte nur durch Drängen oder durch Übereilung ungünstig werden. In der Politik muß man warten können, und die Erfahrungen von 1894 werden diesesmal nicht wieder gemacht werden. Da es keineswegs sicher ist, ob Rußland während des Krieges, etwa bis zum Schluß des Jahres, eine Anleihe nötig hat, so scheint es überflüssig, die Frage zu erörtern, ob der Abschluß einer solchen in Deutschland vor der Wiederherstellung des Friedens mit der Neutralität Deutschlands vereinbar wäre, und ob es die Japaner nicht übel nehmen würden. Dann könnte Rußland dieselben Empfindungen haben, wenn etwa die Japaner in Newyork Geld erhielten. Die Zulassung einer Anleihe widerspricht so wenig den Begriffen der Neutralität, daß eine Versagung sogar eine direkt unfreundliche Handlung wäre und darum später auch die entsprechenden Folgen haben würde. Das deutsche Erste Geschwader ist auf die Einladung König Eduards in Plymouth. Von einem „Gegenbesuche" kann in diesem Falle nicht wohl die Rede sein, da die englische Flotte in Kiel keinen Besuch abgestattet hat, sondern nur vier Kreuzer und einige Torpedoboote ihrem Könige das Geleit gegeben haben, ein etwas zahlreiches Geleit, wenn man will, aber doch immerhin nichts weiter. Ohne die Reise des Königs würden die Schiffe doch nicht nach Kiel gekommen sein. Diese Einladung beweist aber, daß der in Kiel neu gesponnene Faden freundschaftlicher Berührung zwischen den beiden Flotten weiter gesponnen werden soll. Englische Blätter haben darauf hingewiesen, daß es das erstemal sei, daß ein solches deutsches Geschwader in einem britischen Hafen erscheint. Als Napoleon der Dritte bei der Unterredung in Bellevue bei Sedan am 2. September 1870 dem König Wilhelm Komplimente über die preußische Artillerie und deren Überlegenheit über die franzö¬ sische machte, erwiderte der König: Wir haben uns bemüht zu lernen. Ungefähr im selben Sinne hat Kaiser Wilhelm der Zweite in Kiel die Komplimente, die ihm König Eduard, das Oberhaupt der gewaltigsten Seemacht, über die deutsche Flotte gemacht hat, mit dem Hinweise erwidert, daß wir von England gelernt hätten. Hoffentlich werden sich die Engländer in Plymouth überzeugen, wie ihr König und ihre Landsleute es in Kiel getan haben, daß der Schüler des Meisters wert ist. Der deutsche Matrose macht ja zweifellos neben dem englischen und dessen ungebundnen Wesen einen viel soldatischem Eindruck, aber diese mehr soldatische Erziehung, eine Folge der allgemeinen Wehrpflicht, wird die deutschen Seeleute niemals hindern, es ihren englischen Kameraden an tüchtiger Seemannschaft gleich zu tun. Admiral Seymour weiß, daß seine deutschen Gäste genau denen gleichen, denen einst auf dem gefährdeten Rückzüge von Peking sein KsrmiM8 to er« krönt! galt, genau mit derselben Überzeugung gesprochen wie einst Wellingtons Worte bei Belle-Alliance: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen." Das Wort Blüchers, das er damals in seinem Heerbefehl aus Genappe seinen Truppe» zurief: „Nie wird Preußen untergehn, wenn eure Söhne und Enkel euch gleichen!" haben die Söhne im Jahre 1870, die Enkel ein Menschenalter später auf dem ver¬ hängnisvollen Zuge am Peiho eingelöst. So sind denn unsre Blaujacken in Plymouth als Waffenbrüder erschienen, die sich in den ernstesten Augenblicken erprobt haben, unsre Schisfsbescchungen haben noch manchen wackern Bootsmann aus jenen Tage» in ihren Reihen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/124>, abgerufen am 14.05.2024.