Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

die ersten durchaus bestimmt lautenden Ankündigungen dieses Besuches in der
holländischen Presse völlig unbemerkt geblieben. Deutscherseits ist nun infolge
dieser holländischen Besorgnisse, auf die niemand gefaßt sein konnte, der Besuch
sowohl in dem Umfange der Schiffe wie in der Zahl der Häfen und der
Besuchstage reduziert worden. Man gewann dadurch die Zeit für den Besuch in
Plymouth, der -- soweit die Politik dabei in Betracht kommt -- augenblicklich
wohl der wichtigere war. Den Holländern hat der Händedruck des Ersten
deutschen Geschwaders gesagt, daß sie in Fahr und Not die Anlehnung an ein
seestarkes Deutschland finden, dessen Flotte nicht nur den Präsentiermarsch der
niederländischen Marine übernommen, sondern auch in ihren friesischen Besatzungs¬
teilen einen den Niederländern recht nahe verwandten Stamm hat. Vielleicht wäre
es nützlicher gewesen, den Besuch in Holland bis zum nächsten Jahre aufzuschieben,
da dann auch das zweite Geschwader mit acht Linienschiffen erster Klasse, der
Brandenburg- und der Brnunschweigdivision, in See sein wird. Das sind dann
sechzehn tüchtige Schiffe, die erste Hälfte der Flottenschöpfung von 1898 und
1900. die mit ihren zugehörigen Kreuzer- und Torpedodivisionen wohl eine Macht
darstellen, die sich auf den Wogen sehen lassen kaun. Von der zweiten Hälfte
der Schlachtflotte sind freilich erst drei Schiffe bewilligt und vergeben; hoffentlich
wird im nächsten Jahre statt der planmäßigen zwei Linienschiffe wenigstens Ersatz
für die vier der Badenklasfe gefordert, die zum Teil schon seit drei Jahren ersatz¬
fällig ist.

Will man diesen Flottenbesuchen einen politischen Grundgedanken geben, so
kann man nur sagen, daß der Besuch in Plymouth die Gegenwart, der in
Vlissingen die Zukunft betrifft. Einzelne holländische Blätter haben das wohl
verstanden und deshalb dem deutschen Besuch herzliche und sympathische Kund¬
gebungen gewidmet. Der bei weitem größere Teil der holländischen Presse hat
sich zurückgehalten, teils aus Tendenz, teils aus der dem Charakter der Bevölkerung
entsprechenden Schwerfälligkeit. Auch mag der Glaube an die deutsche Seemacht
noch nicht groß genug sein in einem Lande, das ehedem seemächtiger als Gro߬
britannien war, heute aber über kein Kriegsschiff von mehr als 5000 Tonnen
verfügt. Hierzu kommt selbst bei deutschfreundlichen Elementen das Mißtrauen
gegen die irrtümlich vorausgesetzten deutschen Annexionsabsichten. Preußen und
das Deutsche Reich haben doch nur da annektiert, wo es sich darum handelte, die
Ergebnisse eines siegreich durchgefochtnen Existenzkampfes dauernd zu sichern oder
-- wie bei Schleswig-Holstein -- zu verhüten, daß Preußen zum drittenmal
gezwungen werden könnte, Opfer an Menschen und an Geld, Blut und Gut für
Interessen zu bringen, die nicht die seinigen waren oder ihm gar feindlich werden
konnten. In Holland hat man sich von 1866 bis heute gegen jede neue An¬
näherung an Deutschland mißtrauisch ablehnend Verhalten; dieses Mißtrauen stand
sogar der Vermählung der Königin mit einem preußischen Prinzen entgegen, und
fogar eine geschäftlich so nützliche und einfache Sache wie ein PostVertrag
scheiterte noch in neuster Zeit daran. Deutschland hat keinen Anlaß, zu drängen
oder sich aufzudrängen. Die erfolgreichste Werberin wird die Zeit und die
Summe der vitalen Interessen der Niederlande sein. Einstweilen können wir
uns damit genügen lassen, daß zwischen dem Berliner Hofe und dem vom Haag
die besten Beziehungen bestehn, die sich auch bei dem Besuche des deutschen Ge¬
schwaders wieder zeigten.

Während Herr Witte mit dem deutschen Reichskanzler und dem Grafen Posa-
dowsky eingehend den Handelsvertrag berät, allem Anschein nach mit dem beider¬
seitigen festen Willen, ein befriedigendes Ergebnis zustande zu bringen, haben zwei
viel geringfügigere Vorgänge auf dem Gebiete der deutsch-russischen Beziehungen
die öffentliche Meinung, oder wenigstens die Presse, bei uns in Bewegung gesetzt.
Das Telegramm Kaiser Wilhelms an sein russisches Infanterieregiment und die
Beschlagnahme der deutscheu Post für Japan auf einem Reichspostdampfer durch


Maßgebliches und Unmaßgebliches

die ersten durchaus bestimmt lautenden Ankündigungen dieses Besuches in der
holländischen Presse völlig unbemerkt geblieben. Deutscherseits ist nun infolge
dieser holländischen Besorgnisse, auf die niemand gefaßt sein konnte, der Besuch
sowohl in dem Umfange der Schiffe wie in der Zahl der Häfen und der
Besuchstage reduziert worden. Man gewann dadurch die Zeit für den Besuch in
Plymouth, der — soweit die Politik dabei in Betracht kommt — augenblicklich
wohl der wichtigere war. Den Holländern hat der Händedruck des Ersten
deutschen Geschwaders gesagt, daß sie in Fahr und Not die Anlehnung an ein
seestarkes Deutschland finden, dessen Flotte nicht nur den Präsentiermarsch der
niederländischen Marine übernommen, sondern auch in ihren friesischen Besatzungs¬
teilen einen den Niederländern recht nahe verwandten Stamm hat. Vielleicht wäre
es nützlicher gewesen, den Besuch in Holland bis zum nächsten Jahre aufzuschieben,
da dann auch das zweite Geschwader mit acht Linienschiffen erster Klasse, der
Brandenburg- und der Brnunschweigdivision, in See sein wird. Das sind dann
sechzehn tüchtige Schiffe, die erste Hälfte der Flottenschöpfung von 1898 und
1900. die mit ihren zugehörigen Kreuzer- und Torpedodivisionen wohl eine Macht
darstellen, die sich auf den Wogen sehen lassen kaun. Von der zweiten Hälfte
der Schlachtflotte sind freilich erst drei Schiffe bewilligt und vergeben; hoffentlich
wird im nächsten Jahre statt der planmäßigen zwei Linienschiffe wenigstens Ersatz
für die vier der Badenklasfe gefordert, die zum Teil schon seit drei Jahren ersatz¬
fällig ist.

Will man diesen Flottenbesuchen einen politischen Grundgedanken geben, so
kann man nur sagen, daß der Besuch in Plymouth die Gegenwart, der in
Vlissingen die Zukunft betrifft. Einzelne holländische Blätter haben das wohl
verstanden und deshalb dem deutschen Besuch herzliche und sympathische Kund¬
gebungen gewidmet. Der bei weitem größere Teil der holländischen Presse hat
sich zurückgehalten, teils aus Tendenz, teils aus der dem Charakter der Bevölkerung
entsprechenden Schwerfälligkeit. Auch mag der Glaube an die deutsche Seemacht
noch nicht groß genug sein in einem Lande, das ehedem seemächtiger als Gro߬
britannien war, heute aber über kein Kriegsschiff von mehr als 5000 Tonnen
verfügt. Hierzu kommt selbst bei deutschfreundlichen Elementen das Mißtrauen
gegen die irrtümlich vorausgesetzten deutschen Annexionsabsichten. Preußen und
das Deutsche Reich haben doch nur da annektiert, wo es sich darum handelte, die
Ergebnisse eines siegreich durchgefochtnen Existenzkampfes dauernd zu sichern oder
— wie bei Schleswig-Holstein — zu verhüten, daß Preußen zum drittenmal
gezwungen werden könnte, Opfer an Menschen und an Geld, Blut und Gut für
Interessen zu bringen, die nicht die seinigen waren oder ihm gar feindlich werden
konnten. In Holland hat man sich von 1866 bis heute gegen jede neue An¬
näherung an Deutschland mißtrauisch ablehnend Verhalten; dieses Mißtrauen stand
sogar der Vermählung der Königin mit einem preußischen Prinzen entgegen, und
fogar eine geschäftlich so nützliche und einfache Sache wie ein PostVertrag
scheiterte noch in neuster Zeit daran. Deutschland hat keinen Anlaß, zu drängen
oder sich aufzudrängen. Die erfolgreichste Werberin wird die Zeit und die
Summe der vitalen Interessen der Niederlande sein. Einstweilen können wir
uns damit genügen lassen, daß zwischen dem Berliner Hofe und dem vom Haag
die besten Beziehungen bestehn, die sich auch bei dem Besuche des deutschen Ge¬
schwaders wieder zeigten.

Während Herr Witte mit dem deutschen Reichskanzler und dem Grafen Posa-
dowsky eingehend den Handelsvertrag berät, allem Anschein nach mit dem beider¬
seitigen festen Willen, ein befriedigendes Ergebnis zustande zu bringen, haben zwei
viel geringfügigere Vorgänge auf dem Gebiete der deutsch-russischen Beziehungen
die öffentliche Meinung, oder wenigstens die Presse, bei uns in Bewegung gesetzt.
Das Telegramm Kaiser Wilhelms an sein russisches Infanterieregiment und die
Beschlagnahme der deutscheu Post für Japan auf einem Reichspostdampfer durch


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0181" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294598"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_745" prev="#ID_744"> die ersten durchaus bestimmt lautenden Ankündigungen dieses Besuches in der<lb/>
holländischen Presse völlig unbemerkt geblieben.  Deutscherseits ist nun infolge<lb/>
dieser holländischen Besorgnisse, auf die niemand gefaßt sein konnte, der Besuch<lb/>
sowohl in dem Umfange der Schiffe wie in der Zahl der Häfen und der<lb/>
Besuchstage reduziert worden.  Man gewann dadurch die Zeit für den Besuch in<lb/>
Plymouth, der &#x2014; soweit die Politik dabei in Betracht kommt &#x2014; augenblicklich<lb/>
wohl der wichtigere war.  Den Holländern hat der Händedruck des Ersten<lb/>
deutschen Geschwaders gesagt, daß sie in Fahr und Not die Anlehnung an ein<lb/>
seestarkes Deutschland finden, dessen Flotte nicht nur den Präsentiermarsch der<lb/>
niederländischen Marine übernommen, sondern auch in ihren friesischen Besatzungs¬<lb/>
teilen einen den Niederländern recht nahe verwandten Stamm hat. Vielleicht wäre<lb/>
es nützlicher gewesen, den Besuch in Holland bis zum nächsten Jahre aufzuschieben,<lb/>
da dann auch das zweite Geschwader mit acht Linienschiffen erster Klasse, der<lb/>
Brandenburg- und der Brnunschweigdivision, in See sein wird.  Das sind dann<lb/>
sechzehn tüchtige Schiffe, die erste Hälfte der Flottenschöpfung von 1898 und<lb/>
1900. die mit ihren zugehörigen Kreuzer- und Torpedodivisionen wohl eine Macht<lb/>
darstellen, die sich auf den Wogen sehen lassen kaun.  Von der zweiten Hälfte<lb/>
der Schlachtflotte sind freilich erst drei Schiffe bewilligt und vergeben; hoffentlich<lb/>
wird im nächsten Jahre statt der planmäßigen zwei Linienschiffe wenigstens Ersatz<lb/>
für die vier der Badenklasfe gefordert, die zum Teil schon seit drei Jahren ersatz¬<lb/>
fällig ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_746"> Will man diesen Flottenbesuchen einen politischen Grundgedanken geben, so<lb/>
kann man nur sagen, daß der Besuch in Plymouth die Gegenwart, der in<lb/>
Vlissingen die Zukunft betrifft.  Einzelne holländische Blätter haben das wohl<lb/>
verstanden und deshalb dem deutschen Besuch herzliche und sympathische Kund¬<lb/>
gebungen gewidmet.  Der bei weitem größere Teil der holländischen Presse hat<lb/>
sich zurückgehalten, teils aus Tendenz, teils aus der dem Charakter der Bevölkerung<lb/>
entsprechenden Schwerfälligkeit.  Auch mag der Glaube an die deutsche Seemacht<lb/>
noch nicht groß genug sein in einem Lande, das ehedem seemächtiger als Gro߬<lb/>
britannien war, heute aber über kein Kriegsschiff von mehr als 5000 Tonnen<lb/>
verfügt.  Hierzu kommt selbst bei deutschfreundlichen Elementen das Mißtrauen<lb/>
gegen die irrtümlich vorausgesetzten deutschen Annexionsabsichten.  Preußen und<lb/>
das Deutsche Reich haben doch nur da annektiert, wo es sich darum handelte, die<lb/>
Ergebnisse eines siegreich durchgefochtnen Existenzkampfes dauernd zu sichern oder<lb/>
&#x2014; wie bei Schleswig-Holstein &#x2014; zu verhüten, daß Preußen zum drittenmal<lb/>
gezwungen werden könnte, Opfer an Menschen und an Geld, Blut und Gut für<lb/>
Interessen zu bringen, die nicht die seinigen waren oder ihm gar feindlich werden<lb/>
konnten.  In Holland hat man sich von 1866 bis heute gegen jede neue An¬<lb/>
näherung an Deutschland mißtrauisch ablehnend Verhalten; dieses Mißtrauen stand<lb/>
sogar der Vermählung der Königin mit einem preußischen Prinzen entgegen, und<lb/>
fogar eine geschäftlich so nützliche und einfache Sache wie ein PostVertrag<lb/>
scheiterte noch in neuster Zeit daran.  Deutschland hat keinen Anlaß, zu drängen<lb/>
oder sich aufzudrängen.  Die erfolgreichste Werberin wird die Zeit und die<lb/>
Summe der vitalen Interessen der Niederlande sein.  Einstweilen können wir<lb/>
uns damit genügen lassen, daß zwischen dem Berliner Hofe und dem vom Haag<lb/>
die besten Beziehungen bestehn, die sich auch bei dem Besuche des deutschen Ge¬<lb/>
schwaders wieder zeigten.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_747" next="#ID_748"> Während Herr Witte mit dem deutschen Reichskanzler und dem Grafen Posa-<lb/>
dowsky eingehend den Handelsvertrag berät, allem Anschein nach mit dem beider¬<lb/>
seitigen festen Willen, ein befriedigendes Ergebnis zustande zu bringen, haben zwei<lb/>
viel geringfügigere Vorgänge auf dem Gebiete der deutsch-russischen Beziehungen<lb/>
die öffentliche Meinung, oder wenigstens die Presse, bei uns in Bewegung gesetzt.<lb/>
Das Telegramm Kaiser Wilhelms an sein russisches Infanterieregiment und die<lb/>
Beschlagnahme der deutscheu Post für Japan auf einem Reichspostdampfer durch</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0181] Maßgebliches und Unmaßgebliches die ersten durchaus bestimmt lautenden Ankündigungen dieses Besuches in der holländischen Presse völlig unbemerkt geblieben. Deutscherseits ist nun infolge dieser holländischen Besorgnisse, auf die niemand gefaßt sein konnte, der Besuch sowohl in dem Umfange der Schiffe wie in der Zahl der Häfen und der Besuchstage reduziert worden. Man gewann dadurch die Zeit für den Besuch in Plymouth, der — soweit die Politik dabei in Betracht kommt — augenblicklich wohl der wichtigere war. Den Holländern hat der Händedruck des Ersten deutschen Geschwaders gesagt, daß sie in Fahr und Not die Anlehnung an ein seestarkes Deutschland finden, dessen Flotte nicht nur den Präsentiermarsch der niederländischen Marine übernommen, sondern auch in ihren friesischen Besatzungs¬ teilen einen den Niederländern recht nahe verwandten Stamm hat. Vielleicht wäre es nützlicher gewesen, den Besuch in Holland bis zum nächsten Jahre aufzuschieben, da dann auch das zweite Geschwader mit acht Linienschiffen erster Klasse, der Brandenburg- und der Brnunschweigdivision, in See sein wird. Das sind dann sechzehn tüchtige Schiffe, die erste Hälfte der Flottenschöpfung von 1898 und 1900. die mit ihren zugehörigen Kreuzer- und Torpedodivisionen wohl eine Macht darstellen, die sich auf den Wogen sehen lassen kaun. Von der zweiten Hälfte der Schlachtflotte sind freilich erst drei Schiffe bewilligt und vergeben; hoffentlich wird im nächsten Jahre statt der planmäßigen zwei Linienschiffe wenigstens Ersatz für die vier der Badenklasfe gefordert, die zum Teil schon seit drei Jahren ersatz¬ fällig ist. Will man diesen Flottenbesuchen einen politischen Grundgedanken geben, so kann man nur sagen, daß der Besuch in Plymouth die Gegenwart, der in Vlissingen die Zukunft betrifft. Einzelne holländische Blätter haben das wohl verstanden und deshalb dem deutschen Besuch herzliche und sympathische Kund¬ gebungen gewidmet. Der bei weitem größere Teil der holländischen Presse hat sich zurückgehalten, teils aus Tendenz, teils aus der dem Charakter der Bevölkerung entsprechenden Schwerfälligkeit. Auch mag der Glaube an die deutsche Seemacht noch nicht groß genug sein in einem Lande, das ehedem seemächtiger als Gro߬ britannien war, heute aber über kein Kriegsschiff von mehr als 5000 Tonnen verfügt. Hierzu kommt selbst bei deutschfreundlichen Elementen das Mißtrauen gegen die irrtümlich vorausgesetzten deutschen Annexionsabsichten. Preußen und das Deutsche Reich haben doch nur da annektiert, wo es sich darum handelte, die Ergebnisse eines siegreich durchgefochtnen Existenzkampfes dauernd zu sichern oder — wie bei Schleswig-Holstein — zu verhüten, daß Preußen zum drittenmal gezwungen werden könnte, Opfer an Menschen und an Geld, Blut und Gut für Interessen zu bringen, die nicht die seinigen waren oder ihm gar feindlich werden konnten. In Holland hat man sich von 1866 bis heute gegen jede neue An¬ näherung an Deutschland mißtrauisch ablehnend Verhalten; dieses Mißtrauen stand sogar der Vermählung der Königin mit einem preußischen Prinzen entgegen, und fogar eine geschäftlich so nützliche und einfache Sache wie ein PostVertrag scheiterte noch in neuster Zeit daran. Deutschland hat keinen Anlaß, zu drängen oder sich aufzudrängen. Die erfolgreichste Werberin wird die Zeit und die Summe der vitalen Interessen der Niederlande sein. Einstweilen können wir uns damit genügen lassen, daß zwischen dem Berliner Hofe und dem vom Haag die besten Beziehungen bestehn, die sich auch bei dem Besuche des deutschen Ge¬ schwaders wieder zeigten. Während Herr Witte mit dem deutschen Reichskanzler und dem Grafen Posa- dowsky eingehend den Handelsvertrag berät, allem Anschein nach mit dem beider¬ seitigen festen Willen, ein befriedigendes Ergebnis zustande zu bringen, haben zwei viel geringfügigere Vorgänge auf dem Gebiete der deutsch-russischen Beziehungen die öffentliche Meinung, oder wenigstens die Presse, bei uns in Bewegung gesetzt. Das Telegramm Kaiser Wilhelms an sein russisches Infanterieregiment und die Beschlagnahme der deutscheu Post für Japan auf einem Reichspostdampfer durch

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/181
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/181>, abgerufen am 13.05.2024.