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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliche-

fach gefehlt wird -- das eine wird wohl unbestritten bleiben: die kirchlichen Obern
auf protestantischer Seite halten sich ganz intakt.

Gerade darin aber scheinen uns so manche Obern im katholischen Lager zu
fehlen, daß sie übersehen, wie ihr Beispiel nicht bloß bei den ihrigen Nachahmung
weckt, sondern auch bei den Protestanten doppelte Verstimmung hervorrufen muß.
Freilich gibt es auch rühmliche Ausnahmen. Wer hätte es nicht mit Freuden aus
Erzbischof Fischers Munde gehört, daß jede Störung des konfessionellen Friedens ein
Verbrechen am Volk sei? Warum mußte dann das unselige Famecker Kirchhof-
interdikt des Bischofs Benzler darauf folgen, das so viel Aufregung und Unruhe
erregt hat? Ist jetzt das Verbot auch zurückgenommen, so bleibt doch das Be¬
trübendsie bei dem ganzen Vorfall dies, daß der Bischof dnrch seine erste Ma߬
nahme dem Frieden zu dienen glauben konnte. So weit sind wir in der Ver¬
wirrung schon gekommen.

Wir führen das alles nicht deshalb an, um unsre katholischen Brüder zu
kränken, sondern weil wir der Überzeugung leben, daß die Zustände nur dann
besser werden, wenn jeder an seinem Teile dazu beiträgt, Frieden zu schaffen und
zu pflegen.

So schwierig diese Aufgabe in der Gegenwart ist, so dürfen wir uns ihr
doch nicht entzieh". Und auch wenn wir Verkennung erfahren und Undank ernten --
das Werk muß endlich angefaßt werden. Ist nur ein ehrlicher, guter Wille vor¬
handen, dann werden schon Mittel und Wege zur Ausführung gefunden werden.
Zuletzt muß doch die Friedcnsströmung, die Tausende -- und wahrlich nicht die
Schlechtesten -- ersehnen, sieghaft durchbrechen. Nicht urplötzlich, nicht über Nacht
wird solches geschehen, vielmehr langsam und allmählich.

Beurteilen wir die Gesinnung und die Stimmung der meisten Evangelischen
richtig, so wird diese darauf hinausgehn: der Kampf darf und kann heute nicht ab¬
gebrochen werden, die Geister sollen nur aufeinander platzen, die Gegensätze müssen sich
auswirken und zur Klärung geführt werden. Aber man sagt sich doch zugleich: So
wie dies jetzt geschieht, darf es nicht weiter gehn, die Waffen der Gerechtigkeit
dürfen nicht außer acht gelassen werden, der Geist der Liebe darf trotz aller Fehde
nicht vergessen werden. Alle unschönen, häßlichen Kampfmittel müssen zurückgewiesen
werden, alles Persönliche, Unbegründete, Herausfordernde, Verletzende, Gehässige
muß unterbleiben. Ist nur erst solches klar erkannt, wird dies im Kampf beobachtet,
dann ist auch schon der erste Schritt zum Frieden getan.

Man fahre deshalb nur in dem Geleise fort, auf dem einzelne schon heute
sind -- die Frucht wird schon fallen zu ihrer Zeit. Fehlt es doch auch auf katho-
lischer Seite wahrlich nicht an Stimmen, die dieselbe Tonart wünschen und schon
hören lassen! Allen voran mit einer Offenheit, einer Selbständigkeit und einem
Freimut, der nicht hoch genug geschätzt werden kann, Professor Spahn, der sagt:
"Das katholische wie das protestantische Element des germanisch-mitteleuropäischen
Religionslebens ist gleichberechtigt." "Protestantismus und Katholizismus sind die
beiden christlichen Religionen, zwei religiöse Überzeugungen, die sich im tiefsten
Wesen ergänzen und höchstens zwei verschiedne Seiten des christlichen Lebens dar¬
stellen." Und mit solchen Männern sollte man nicht unterhandeln, sich nicht ver¬
ständigen können?

Wie hoch steht ein solcher Forscher gegenüber allen, die sich in falsch ver-
standnen Glaubenseifer nichts Lieberes wissen, als mit Wort und Tat die
Andersgläubigen zu kränken, zu verletzen und herabzusetzen!

Gewiß, wir sollen uns der Christenpflicht nie entzieh,,, zu dem Herrn uns
zu bekennen. Aber mit falschem Eifern geschieht dies nicht.

Se. Paulus und Se. Jakobus hat man auch lange Zeit nicht vereinigen zu
können geglaubt, weil jener den "Glauben" und dieser die "Werke" treibt und
betont, und doch vertragen sich die beiden recht wohl, wenn man ihre Schriften
richtig zu lesen und auszulegen versteht. Wann wird man einsehen, daß auch die


Maßgebliches und Unmaßgebliche-

fach gefehlt wird — das eine wird wohl unbestritten bleiben: die kirchlichen Obern
auf protestantischer Seite halten sich ganz intakt.

Gerade darin aber scheinen uns so manche Obern im katholischen Lager zu
fehlen, daß sie übersehen, wie ihr Beispiel nicht bloß bei den ihrigen Nachahmung
weckt, sondern auch bei den Protestanten doppelte Verstimmung hervorrufen muß.
Freilich gibt es auch rühmliche Ausnahmen. Wer hätte es nicht mit Freuden aus
Erzbischof Fischers Munde gehört, daß jede Störung des konfessionellen Friedens ein
Verbrechen am Volk sei? Warum mußte dann das unselige Famecker Kirchhof-
interdikt des Bischofs Benzler darauf folgen, das so viel Aufregung und Unruhe
erregt hat? Ist jetzt das Verbot auch zurückgenommen, so bleibt doch das Be¬
trübendsie bei dem ganzen Vorfall dies, daß der Bischof dnrch seine erste Ma߬
nahme dem Frieden zu dienen glauben konnte. So weit sind wir in der Ver¬
wirrung schon gekommen.

Wir führen das alles nicht deshalb an, um unsre katholischen Brüder zu
kränken, sondern weil wir der Überzeugung leben, daß die Zustände nur dann
besser werden, wenn jeder an seinem Teile dazu beiträgt, Frieden zu schaffen und
zu pflegen.

So schwierig diese Aufgabe in der Gegenwart ist, so dürfen wir uns ihr
doch nicht entzieh». Und auch wenn wir Verkennung erfahren und Undank ernten —
das Werk muß endlich angefaßt werden. Ist nur ein ehrlicher, guter Wille vor¬
handen, dann werden schon Mittel und Wege zur Ausführung gefunden werden.
Zuletzt muß doch die Friedcnsströmung, die Tausende — und wahrlich nicht die
Schlechtesten — ersehnen, sieghaft durchbrechen. Nicht urplötzlich, nicht über Nacht
wird solches geschehen, vielmehr langsam und allmählich.

Beurteilen wir die Gesinnung und die Stimmung der meisten Evangelischen
richtig, so wird diese darauf hinausgehn: der Kampf darf und kann heute nicht ab¬
gebrochen werden, die Geister sollen nur aufeinander platzen, die Gegensätze müssen sich
auswirken und zur Klärung geführt werden. Aber man sagt sich doch zugleich: So
wie dies jetzt geschieht, darf es nicht weiter gehn, die Waffen der Gerechtigkeit
dürfen nicht außer acht gelassen werden, der Geist der Liebe darf trotz aller Fehde
nicht vergessen werden. Alle unschönen, häßlichen Kampfmittel müssen zurückgewiesen
werden, alles Persönliche, Unbegründete, Herausfordernde, Verletzende, Gehässige
muß unterbleiben. Ist nur erst solches klar erkannt, wird dies im Kampf beobachtet,
dann ist auch schon der erste Schritt zum Frieden getan.

Man fahre deshalb nur in dem Geleise fort, auf dem einzelne schon heute
sind — die Frucht wird schon fallen zu ihrer Zeit. Fehlt es doch auch auf katho-
lischer Seite wahrlich nicht an Stimmen, die dieselbe Tonart wünschen und schon
hören lassen! Allen voran mit einer Offenheit, einer Selbständigkeit und einem
Freimut, der nicht hoch genug geschätzt werden kann, Professor Spahn, der sagt:
„Das katholische wie das protestantische Element des germanisch-mitteleuropäischen
Religionslebens ist gleichberechtigt." „Protestantismus und Katholizismus sind die
beiden christlichen Religionen, zwei religiöse Überzeugungen, die sich im tiefsten
Wesen ergänzen und höchstens zwei verschiedne Seiten des christlichen Lebens dar¬
stellen." Und mit solchen Männern sollte man nicht unterhandeln, sich nicht ver¬
ständigen können?

Wie hoch steht ein solcher Forscher gegenüber allen, die sich in falsch ver-
standnen Glaubenseifer nichts Lieberes wissen, als mit Wort und Tat die
Andersgläubigen zu kränken, zu verletzen und herabzusetzen!

Gewiß, wir sollen uns der Christenpflicht nie entzieh,,, zu dem Herrn uns
zu bekennen. Aber mit falschem Eifern geschieht dies nicht.

Se. Paulus und Se. Jakobus hat man auch lange Zeit nicht vereinigen zu
können geglaubt, weil jener den „Glauben" und dieser die „Werke" treibt und
betont, und doch vertragen sich die beiden recht wohl, wenn man ihre Schriften
richtig zu lesen und auszulegen versteht. Wann wird man einsehen, daß auch die


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[0371] Maßgebliches und Unmaßgebliche- fach gefehlt wird — das eine wird wohl unbestritten bleiben: die kirchlichen Obern auf protestantischer Seite halten sich ganz intakt. Gerade darin aber scheinen uns so manche Obern im katholischen Lager zu fehlen, daß sie übersehen, wie ihr Beispiel nicht bloß bei den ihrigen Nachahmung weckt, sondern auch bei den Protestanten doppelte Verstimmung hervorrufen muß. Freilich gibt es auch rühmliche Ausnahmen. Wer hätte es nicht mit Freuden aus Erzbischof Fischers Munde gehört, daß jede Störung des konfessionellen Friedens ein Verbrechen am Volk sei? Warum mußte dann das unselige Famecker Kirchhof- interdikt des Bischofs Benzler darauf folgen, das so viel Aufregung und Unruhe erregt hat? Ist jetzt das Verbot auch zurückgenommen, so bleibt doch das Be¬ trübendsie bei dem ganzen Vorfall dies, daß der Bischof dnrch seine erste Ma߬ nahme dem Frieden zu dienen glauben konnte. So weit sind wir in der Ver¬ wirrung schon gekommen. Wir führen das alles nicht deshalb an, um unsre katholischen Brüder zu kränken, sondern weil wir der Überzeugung leben, daß die Zustände nur dann besser werden, wenn jeder an seinem Teile dazu beiträgt, Frieden zu schaffen und zu pflegen. So schwierig diese Aufgabe in der Gegenwart ist, so dürfen wir uns ihr doch nicht entzieh». Und auch wenn wir Verkennung erfahren und Undank ernten — das Werk muß endlich angefaßt werden. Ist nur ein ehrlicher, guter Wille vor¬ handen, dann werden schon Mittel und Wege zur Ausführung gefunden werden. Zuletzt muß doch die Friedcnsströmung, die Tausende — und wahrlich nicht die Schlechtesten — ersehnen, sieghaft durchbrechen. Nicht urplötzlich, nicht über Nacht wird solches geschehen, vielmehr langsam und allmählich. Beurteilen wir die Gesinnung und die Stimmung der meisten Evangelischen richtig, so wird diese darauf hinausgehn: der Kampf darf und kann heute nicht ab¬ gebrochen werden, die Geister sollen nur aufeinander platzen, die Gegensätze müssen sich auswirken und zur Klärung geführt werden. Aber man sagt sich doch zugleich: So wie dies jetzt geschieht, darf es nicht weiter gehn, die Waffen der Gerechtigkeit dürfen nicht außer acht gelassen werden, der Geist der Liebe darf trotz aller Fehde nicht vergessen werden. Alle unschönen, häßlichen Kampfmittel müssen zurückgewiesen werden, alles Persönliche, Unbegründete, Herausfordernde, Verletzende, Gehässige muß unterbleiben. Ist nur erst solches klar erkannt, wird dies im Kampf beobachtet, dann ist auch schon der erste Schritt zum Frieden getan. Man fahre deshalb nur in dem Geleise fort, auf dem einzelne schon heute sind — die Frucht wird schon fallen zu ihrer Zeit. Fehlt es doch auch auf katho- lischer Seite wahrlich nicht an Stimmen, die dieselbe Tonart wünschen und schon hören lassen! Allen voran mit einer Offenheit, einer Selbständigkeit und einem Freimut, der nicht hoch genug geschätzt werden kann, Professor Spahn, der sagt: „Das katholische wie das protestantische Element des germanisch-mitteleuropäischen Religionslebens ist gleichberechtigt." „Protestantismus und Katholizismus sind die beiden christlichen Religionen, zwei religiöse Überzeugungen, die sich im tiefsten Wesen ergänzen und höchstens zwei verschiedne Seiten des christlichen Lebens dar¬ stellen." Und mit solchen Männern sollte man nicht unterhandeln, sich nicht ver¬ ständigen können? Wie hoch steht ein solcher Forscher gegenüber allen, die sich in falsch ver- standnen Glaubenseifer nichts Lieberes wissen, als mit Wort und Tat die Andersgläubigen zu kränken, zu verletzen und herabzusetzen! Gewiß, wir sollen uns der Christenpflicht nie entzieh,,, zu dem Herrn uns zu bekennen. Aber mit falschem Eifern geschieht dies nicht. Se. Paulus und Se. Jakobus hat man auch lange Zeit nicht vereinigen zu können geglaubt, weil jener den „Glauben" und dieser die „Werke" treibt und betont, und doch vertragen sich die beiden recht wohl, wenn man ihre Schriften richtig zu lesen und auszulegen versteht. Wann wird man einsehen, daß auch die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/371>, abgerufen am 09.05.2024.