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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

eigen, die den Leser ermüden muß. Diese Gefahr hat Heusler vermieden, indem
er die Verschiedenheit des Stils der benutzten Quellen nicht verwischt, sondern sich
an die Form seiner Vorlage jedesmal angelehnt hat, sodaß das Ange des gebil¬
deten Lesers wie durch einen Schleier hier das kurze stabreimcnde altgermanische
Lied, dort das breite ans Lesevortrag berechnete deutsche Epos, an andrer Stelle
die knappere aber kunstmäßig abgerundete isländische Saga oder die Prosa lateinisch
schreibender Chronisten hindurchschimmern sieht. Diese Gegensätze aber hat er da¬
durch wieder gemildert, daß er "nur wenig Anleihen bei poetischer oder alter¬
tümlicher Sprache" gemacht und so der Darstellung den Reiz der Abwechslung zu
wahren gewußt hat. Da sich das vorliegende Werk nicht auf die deutschen Sagen
beschränken wollte, sondern, um eine wahre Anschauung von dem Reichtum und
der Eigentümlichkeit, dem Fühlen und dem Denken der germanischen Heroenwelt
zu geben, den ganzen Umkreis des Sagengebiets, den Norden wie den Süden,
Küsten- und Biuuenlnnd umspannen mußte, galt es, den Stoff stark zu kürzen.
Damit der heroische, altgermanische, heidnische Geist, der das Gerüst dieser Dich¬
tungen trägt, beherrschend hervorträte, geschah diese Kürzung auf Kosten des
Ritterlichen, Höfischen, Christlichen. Hierdurch wurde jene Ungleichheit der Form
durch ein Gemeinsames zurückgedrängt, sodaß der Leser alle diese Sagen, soweit
sie auch nach Zeit, Ort und Stimmung auseinanderliegen, doch als Blutsverwandte
empfindet. Wenn trotzdem zwei Neuschöpfungen aus der Zeit der Kreuzzüge, die
sich an den alten Stamm anrankten, den nmnntigen Spielmannssagen von König
Rother und Herbort, der Eintritt in jenen ehrwürdigen Kreis gestattet worden ist,
so ist der Erzähler damit nicht von seinem Grundsatz in der Anlage des Ganzen
abgewichen: durch diesen Gegensatz wird das altgermanische Wesen erst recht in
Helles Licht gerückt. Nur ein Sagenbuch, das nach solchen Grnndscitzen seine Auf¬
gabe durchführt, vermag, soweit das durch Nacherzählung überhaupt erreichbar ist,
dem modernen Menschen Geist und Form altgermanischer Poesie nahezubringen.
Wenn irgend einem, so ist dies auf dem von ihm betretnen Wege Hensler gelungen.

Eine gehaltvolle Einleitung belehrt über Ursprung und Quellen der Helden¬
sage, das Gebiet ihrer Verbreitung vom skandinavischen Norden bis zum Schwarzen
Meere und hinein nach Italien, die Art der Weiterverpflanzung von Stamm zu
Stamm und von Geschlecht zu Geschlecht (weshalb die Heldensage als der geistige
Gemeinbesitz der gesamten Germanenwelt gelten darf), über das Verhältnis der
Heldensage zur Geschichte, über mythische Deutung u. a.; vorzüglich charakterisiert
wird das Wesen des nltgermanischen Herocntnms. Die Erzählung verläuft in
einem natürliche", fast ungesuchten Zusammenhang an einem Fäden, den Verwandt¬
schaft der Motive, Umbildung des Stoffes, das Zusammenfließen mehrerer Gestalten
in eine usw. knüpft oder fortspinnt. An ästhetischen Bemerkungen, die auf die Ge¬
schichte des poetischen Geschmacks und des sittlichen Empfindens der verschiednen
Epochen Licht werfen, läßt es Hensler nicht fehlen und hebt dadurch die schlichte
Erzählung oft auf die Höhe einer Betrachtung, die das bisher vorzugsweise den
Gelehrten und der unreifen Jugend überlassene Gebiet auch des Interesses der ge¬
bildeten Erwachsnen wert zeigt.

So verdient denn das Werk die wärmste Empfehlung; wir bedauern nur, daß
die kostbare und kostspielige Ausstattung die Höhe des Preises (20 Mark) derart
bestimmt hat, daß sich^ mancher warme Freund der Sage die Anschaffung des
Buches versagen muß. Hoffentlich ermöglicht es der Erfolg des Prachtwerks, ans
den nächsten' Weihnachtstisch ein schlichtes Textbuch zu legen, das, Götter- und
Heldensagen in einem Bande vereinigt, der Leistung der beiden Gelehrten die aller-
weiteste Verbreitung und Anerkennung verschafft.


Neue Bücher.

In dem Verlage von K. Thienemann, Stuttgart, ist eine
Reihe vortrefflicher, reich illustrierter Bücher erschienen, die wir unsern Lesern
empfehlen können: Ben Hur, eine Erzählung aus der Zeit Christi von Leo


Maßgebliches und Unmaßgebliches

eigen, die den Leser ermüden muß. Diese Gefahr hat Heusler vermieden, indem
er die Verschiedenheit des Stils der benutzten Quellen nicht verwischt, sondern sich
an die Form seiner Vorlage jedesmal angelehnt hat, sodaß das Ange des gebil¬
deten Lesers wie durch einen Schleier hier das kurze stabreimcnde altgermanische
Lied, dort das breite ans Lesevortrag berechnete deutsche Epos, an andrer Stelle
die knappere aber kunstmäßig abgerundete isländische Saga oder die Prosa lateinisch
schreibender Chronisten hindurchschimmern sieht. Diese Gegensätze aber hat er da¬
durch wieder gemildert, daß er „nur wenig Anleihen bei poetischer oder alter¬
tümlicher Sprache" gemacht und so der Darstellung den Reiz der Abwechslung zu
wahren gewußt hat. Da sich das vorliegende Werk nicht auf die deutschen Sagen
beschränken wollte, sondern, um eine wahre Anschauung von dem Reichtum und
der Eigentümlichkeit, dem Fühlen und dem Denken der germanischen Heroenwelt
zu geben, den ganzen Umkreis des Sagengebiets, den Norden wie den Süden,
Küsten- und Biuuenlnnd umspannen mußte, galt es, den Stoff stark zu kürzen.
Damit der heroische, altgermanische, heidnische Geist, der das Gerüst dieser Dich¬
tungen trägt, beherrschend hervorträte, geschah diese Kürzung auf Kosten des
Ritterlichen, Höfischen, Christlichen. Hierdurch wurde jene Ungleichheit der Form
durch ein Gemeinsames zurückgedrängt, sodaß der Leser alle diese Sagen, soweit
sie auch nach Zeit, Ort und Stimmung auseinanderliegen, doch als Blutsverwandte
empfindet. Wenn trotzdem zwei Neuschöpfungen aus der Zeit der Kreuzzüge, die
sich an den alten Stamm anrankten, den nmnntigen Spielmannssagen von König
Rother und Herbort, der Eintritt in jenen ehrwürdigen Kreis gestattet worden ist,
so ist der Erzähler damit nicht von seinem Grundsatz in der Anlage des Ganzen
abgewichen: durch diesen Gegensatz wird das altgermanische Wesen erst recht in
Helles Licht gerückt. Nur ein Sagenbuch, das nach solchen Grnndscitzen seine Auf¬
gabe durchführt, vermag, soweit das durch Nacherzählung überhaupt erreichbar ist,
dem modernen Menschen Geist und Form altgermanischer Poesie nahezubringen.
Wenn irgend einem, so ist dies auf dem von ihm betretnen Wege Hensler gelungen.

Eine gehaltvolle Einleitung belehrt über Ursprung und Quellen der Helden¬
sage, das Gebiet ihrer Verbreitung vom skandinavischen Norden bis zum Schwarzen
Meere und hinein nach Italien, die Art der Weiterverpflanzung von Stamm zu
Stamm und von Geschlecht zu Geschlecht (weshalb die Heldensage als der geistige
Gemeinbesitz der gesamten Germanenwelt gelten darf), über das Verhältnis der
Heldensage zur Geschichte, über mythische Deutung u. a.; vorzüglich charakterisiert
wird das Wesen des nltgermanischen Herocntnms. Die Erzählung verläuft in
einem natürliche», fast ungesuchten Zusammenhang an einem Fäden, den Verwandt¬
schaft der Motive, Umbildung des Stoffes, das Zusammenfließen mehrerer Gestalten
in eine usw. knüpft oder fortspinnt. An ästhetischen Bemerkungen, die auf die Ge¬
schichte des poetischen Geschmacks und des sittlichen Empfindens der verschiednen
Epochen Licht werfen, läßt es Hensler nicht fehlen und hebt dadurch die schlichte
Erzählung oft auf die Höhe einer Betrachtung, die das bisher vorzugsweise den
Gelehrten und der unreifen Jugend überlassene Gebiet auch des Interesses der ge¬
bildeten Erwachsnen wert zeigt.

So verdient denn das Werk die wärmste Empfehlung; wir bedauern nur, daß
die kostbare und kostspielige Ausstattung die Höhe des Preises (20 Mark) derart
bestimmt hat, daß sich^ mancher warme Freund der Sage die Anschaffung des
Buches versagen muß. Hoffentlich ermöglicht es der Erfolg des Prachtwerks, ans
den nächsten' Weihnachtstisch ein schlichtes Textbuch zu legen, das, Götter- und
Heldensagen in einem Bande vereinigt, der Leistung der beiden Gelehrten die aller-
weiteste Verbreitung und Anerkennung verschafft.


Neue Bücher.

In dem Verlage von K. Thienemann, Stuttgart, ist eine
Reihe vortrefflicher, reich illustrierter Bücher erschienen, die wir unsern Lesern
empfehlen können: Ben Hur, eine Erzählung aus der Zeit Christi von Leo


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[0659] Maßgebliches und Unmaßgebliches eigen, die den Leser ermüden muß. Diese Gefahr hat Heusler vermieden, indem er die Verschiedenheit des Stils der benutzten Quellen nicht verwischt, sondern sich an die Form seiner Vorlage jedesmal angelehnt hat, sodaß das Ange des gebil¬ deten Lesers wie durch einen Schleier hier das kurze stabreimcnde altgermanische Lied, dort das breite ans Lesevortrag berechnete deutsche Epos, an andrer Stelle die knappere aber kunstmäßig abgerundete isländische Saga oder die Prosa lateinisch schreibender Chronisten hindurchschimmern sieht. Diese Gegensätze aber hat er da¬ durch wieder gemildert, daß er „nur wenig Anleihen bei poetischer oder alter¬ tümlicher Sprache" gemacht und so der Darstellung den Reiz der Abwechslung zu wahren gewußt hat. Da sich das vorliegende Werk nicht auf die deutschen Sagen beschränken wollte, sondern, um eine wahre Anschauung von dem Reichtum und der Eigentümlichkeit, dem Fühlen und dem Denken der germanischen Heroenwelt zu geben, den ganzen Umkreis des Sagengebiets, den Norden wie den Süden, Küsten- und Biuuenlnnd umspannen mußte, galt es, den Stoff stark zu kürzen. Damit der heroische, altgermanische, heidnische Geist, der das Gerüst dieser Dich¬ tungen trägt, beherrschend hervorträte, geschah diese Kürzung auf Kosten des Ritterlichen, Höfischen, Christlichen. Hierdurch wurde jene Ungleichheit der Form durch ein Gemeinsames zurückgedrängt, sodaß der Leser alle diese Sagen, soweit sie auch nach Zeit, Ort und Stimmung auseinanderliegen, doch als Blutsverwandte empfindet. Wenn trotzdem zwei Neuschöpfungen aus der Zeit der Kreuzzüge, die sich an den alten Stamm anrankten, den nmnntigen Spielmannssagen von König Rother und Herbort, der Eintritt in jenen ehrwürdigen Kreis gestattet worden ist, so ist der Erzähler damit nicht von seinem Grundsatz in der Anlage des Ganzen abgewichen: durch diesen Gegensatz wird das altgermanische Wesen erst recht in Helles Licht gerückt. Nur ein Sagenbuch, das nach solchen Grnndscitzen seine Auf¬ gabe durchführt, vermag, soweit das durch Nacherzählung überhaupt erreichbar ist, dem modernen Menschen Geist und Form altgermanischer Poesie nahezubringen. Wenn irgend einem, so ist dies auf dem von ihm betretnen Wege Hensler gelungen. Eine gehaltvolle Einleitung belehrt über Ursprung und Quellen der Helden¬ sage, das Gebiet ihrer Verbreitung vom skandinavischen Norden bis zum Schwarzen Meere und hinein nach Italien, die Art der Weiterverpflanzung von Stamm zu Stamm und von Geschlecht zu Geschlecht (weshalb die Heldensage als der geistige Gemeinbesitz der gesamten Germanenwelt gelten darf), über das Verhältnis der Heldensage zur Geschichte, über mythische Deutung u. a.; vorzüglich charakterisiert wird das Wesen des nltgermanischen Herocntnms. Die Erzählung verläuft in einem natürliche», fast ungesuchten Zusammenhang an einem Fäden, den Verwandt¬ schaft der Motive, Umbildung des Stoffes, das Zusammenfließen mehrerer Gestalten in eine usw. knüpft oder fortspinnt. An ästhetischen Bemerkungen, die auf die Ge¬ schichte des poetischen Geschmacks und des sittlichen Empfindens der verschiednen Epochen Licht werfen, läßt es Hensler nicht fehlen und hebt dadurch die schlichte Erzählung oft auf die Höhe einer Betrachtung, die das bisher vorzugsweise den Gelehrten und der unreifen Jugend überlassene Gebiet auch des Interesses der ge¬ bildeten Erwachsnen wert zeigt. So verdient denn das Werk die wärmste Empfehlung; wir bedauern nur, daß die kostbare und kostspielige Ausstattung die Höhe des Preises (20 Mark) derart bestimmt hat, daß sich^ mancher warme Freund der Sage die Anschaffung des Buches versagen muß. Hoffentlich ermöglicht es der Erfolg des Prachtwerks, ans den nächsten' Weihnachtstisch ein schlichtes Textbuch zu legen, das, Götter- und Heldensagen in einem Bande vereinigt, der Leistung der beiden Gelehrten die aller- weiteste Verbreitung und Anerkennung verschafft. Neue Bücher. In dem Verlage von K. Thienemann, Stuttgart, ist eine Reihe vortrefflicher, reich illustrierter Bücher erschienen, die wir unsern Lesern empfehlen können: Ben Hur, eine Erzählung aus der Zeit Christi von Leo

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/659>, abgerufen am 20.05.2024.