Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Junge herzen

Ein lautes Donnergetöse bekräftigte dieses Wart; entsetzt sank Großmutter auf
den Stuhl nieder.

Einen Augenblick später fuhr sie fort: Er war immer fröhlich und zufrieden;
ich aber vergaß niemals, daß ich eine Nacht in dem goldnen Schlosse des Glücks
geweilt hatte.

Nachdem wir einige Jahre verheiratet gewesen waren, starb er. Auf seinem
Totenbette sagte er: Du hast mich glücklich gemacht!

Hier ergriff sie Helenens Hand und sagte: Ihrem Vater habe ich ein Un¬
recht zugefügt, das soll an Ihnen, seinem Kinde, wieder gut gemacht werden. Da
der liebe Gott mir das vergönnt, glaube ich auch, daß er mir verziehen hat. Und
jetzt kann ich etwas für Sie tun, mein geliebtes Kind. Durch Gottes Fügung stehe
ich ja hier an Ihres Vaters und an Ihrer Mutter statt!

Aber was würden Sie sagen, wenn man an einer andern Stelle hier in der
Gegend heute Abend Ihren Untergang beschlossen hätte? Man hat das sicher
beabsichtigt. Aber durch einen wunderbaren Zufall bin ich in die Lage gesetzt worden,
es zu verhüte".

Sie haben heute einen Brief geschrieben!

Ja, antwortete Helene unsicher, an meine Freundin in Schweden, und ich
habe ihn selbst auf die Post gebracht.

Nein, mein Kind, da sind Sie in einem großen Irrtum befangen. Denn ein
Bruchstück des Briefes ist heute Abend vor der Naerumscheu Wohnung dem in die
Hände geweht, der es mir gebracht hat. Er hatte vorher Fräulein Jpsens Stimme
gehört --- also wird sie wohl der ehrliche Finder sein, wie in der Zeitung zu stehn
pflegt. Hier haben Sie es!

Sie holte dabei das eorpu8 äolieti hervor und legte es auf den Tisch.

Helene griff mit zitternden Händen danach und rief: Dann ist sie es also
gewesen, die ich hörte, als ich im Walde saß und schrieb; und in meiner Er¬
regung habe ich diese Blätter verloren, als ich sie in den Umschlag stecken wollte.

Helene saß unschlüssig da, das Dokument in der Hand, starrte sie vor sich hin.

Das Gewitter war indessen von neuem losgebrochen. Blitz und Donner
folgten Schlag auf Schlag, und der Regen strömte herab, als seien alle Schleusen
des Himmels geöffnet.

Jetzt ist es Zeit zum Handeln! sagte Großmutter. Die Apothekerin hat sicher
den Entschluß gefaßt, Sie zu verabschieden; aber wir wollen ihr zuvorkommen.
Heute Abend packen wir unsre Koffer. Alles übrige überlassen Sie nur mir. Bei
diesem herrlichen Wetter kommt in den nächsten zwei Stunden niemand zuhause.

Während dieser Monate, wo ich im Bett gelegen habe, habe ich dnrch Preber
und Anna alles erfahren. Ich weiß, wie Sie behandelt worden sind, schändlich,
niederträchtig, herzlos! Hören Sie nur, wie es du oben donnert; jetzt hält der Herr
Gericht über dieses Haus. Und morgen habe ich noch ein kleines Wort zu reden!

Bis sich Ihnen ein Ausweg öffnet, will ich für Sie sorgen. Und ich werde
auch an die kleine, kluge Betty und an Ihre Mutter denken. Kein Wort darüber
und keinen Dank! Es ist mein Trost und meine Freude, Ihnen, der Tochter des
Mannes, den ich geliebt und betrogen habe, ein wenig Frende zu bringen. Ach,
mein Glück war so kurz!

Da füllte sich plötzlich das Zimmer mit einem zarten Duft.

Großmutter und Helene sahen zu dem Fenster hinüber. An dem schlangennrtigeu
Kaktus prangte eine eben erschlossene, schimmernd weiße Blüte mit gelben Stanbfciden.

Da rief Großmutter: Die Königin der Nacht. -- Wahrlich, sie ist ein Bild
meines Glückes, das nur eine einzige, reine, Weiße Liebesblüte trieb, die sich in
einer Nacht entfaltete und wieder schloß, aber noch immer in meinem Herzen duftet!

Nach einer Weile fügte sie mit wehmütigen Lächeln hinzu: Sehen Sie diese
Schleife! Es ist der Rest der Schärpe, die ich in jener Nacht trug, als die
wunderbarste von allen Blumen, die Glücksblume der Liebe, mich mit ihrem süßen.
Duft berauschte!


Junge herzen

Ein lautes Donnergetöse bekräftigte dieses Wart; entsetzt sank Großmutter auf
den Stuhl nieder.

Einen Augenblick später fuhr sie fort: Er war immer fröhlich und zufrieden;
ich aber vergaß niemals, daß ich eine Nacht in dem goldnen Schlosse des Glücks
geweilt hatte.

Nachdem wir einige Jahre verheiratet gewesen waren, starb er. Auf seinem
Totenbette sagte er: Du hast mich glücklich gemacht!

Hier ergriff sie Helenens Hand und sagte: Ihrem Vater habe ich ein Un¬
recht zugefügt, das soll an Ihnen, seinem Kinde, wieder gut gemacht werden. Da
der liebe Gott mir das vergönnt, glaube ich auch, daß er mir verziehen hat. Und
jetzt kann ich etwas für Sie tun, mein geliebtes Kind. Durch Gottes Fügung stehe
ich ja hier an Ihres Vaters und an Ihrer Mutter statt!

Aber was würden Sie sagen, wenn man an einer andern Stelle hier in der
Gegend heute Abend Ihren Untergang beschlossen hätte? Man hat das sicher
beabsichtigt. Aber durch einen wunderbaren Zufall bin ich in die Lage gesetzt worden,
es zu verhüte».

Sie haben heute einen Brief geschrieben!

Ja, antwortete Helene unsicher, an meine Freundin in Schweden, und ich
habe ihn selbst auf die Post gebracht.

Nein, mein Kind, da sind Sie in einem großen Irrtum befangen. Denn ein
Bruchstück des Briefes ist heute Abend vor der Naerumscheu Wohnung dem in die
Hände geweht, der es mir gebracht hat. Er hatte vorher Fräulein Jpsens Stimme
gehört -— also wird sie wohl der ehrliche Finder sein, wie in der Zeitung zu stehn
pflegt. Hier haben Sie es!

Sie holte dabei das eorpu8 äolieti hervor und legte es auf den Tisch.

Helene griff mit zitternden Händen danach und rief: Dann ist sie es also
gewesen, die ich hörte, als ich im Walde saß und schrieb; und in meiner Er¬
regung habe ich diese Blätter verloren, als ich sie in den Umschlag stecken wollte.

Helene saß unschlüssig da, das Dokument in der Hand, starrte sie vor sich hin.

Das Gewitter war indessen von neuem losgebrochen. Blitz und Donner
folgten Schlag auf Schlag, und der Regen strömte herab, als seien alle Schleusen
des Himmels geöffnet.

Jetzt ist es Zeit zum Handeln! sagte Großmutter. Die Apothekerin hat sicher
den Entschluß gefaßt, Sie zu verabschieden; aber wir wollen ihr zuvorkommen.
Heute Abend packen wir unsre Koffer. Alles übrige überlassen Sie nur mir. Bei
diesem herrlichen Wetter kommt in den nächsten zwei Stunden niemand zuhause.

Während dieser Monate, wo ich im Bett gelegen habe, habe ich dnrch Preber
und Anna alles erfahren. Ich weiß, wie Sie behandelt worden sind, schändlich,
niederträchtig, herzlos! Hören Sie nur, wie es du oben donnert; jetzt hält der Herr
Gericht über dieses Haus. Und morgen habe ich noch ein kleines Wort zu reden!

Bis sich Ihnen ein Ausweg öffnet, will ich für Sie sorgen. Und ich werde
auch an die kleine, kluge Betty und an Ihre Mutter denken. Kein Wort darüber
und keinen Dank! Es ist mein Trost und meine Freude, Ihnen, der Tochter des
Mannes, den ich geliebt und betrogen habe, ein wenig Frende zu bringen. Ach,
mein Glück war so kurz!

Da füllte sich plötzlich das Zimmer mit einem zarten Duft.

Großmutter und Helene sahen zu dem Fenster hinüber. An dem schlangennrtigeu
Kaktus prangte eine eben erschlossene, schimmernd weiße Blüte mit gelben Stanbfciden.

Da rief Großmutter: Die Königin der Nacht. — Wahrlich, sie ist ein Bild
meines Glückes, das nur eine einzige, reine, Weiße Liebesblüte trieb, die sich in
einer Nacht entfaltete und wieder schloß, aber noch immer in meinem Herzen duftet!

Nach einer Weile fügte sie mit wehmütigen Lächeln hinzu: Sehen Sie diese
Schleife! Es ist der Rest der Schärpe, die ich in jener Nacht trug, als die
wunderbarste von allen Blumen, die Glücksblume der Liebe, mich mit ihrem süßen.
Duft berauschte!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296183"/>
            <fw type="header" place="top"> Junge herzen</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1052"> Ein lautes Donnergetöse bekräftigte dieses Wart; entsetzt sank Großmutter auf<lb/>
den Stuhl nieder.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1053"> Einen Augenblick später fuhr sie fort: Er war immer fröhlich und zufrieden;<lb/>
ich aber vergaß niemals, daß ich eine Nacht in dem goldnen Schlosse des Glücks<lb/>
geweilt hatte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1054"> Nachdem wir einige Jahre verheiratet gewesen waren, starb er. Auf seinem<lb/>
Totenbette sagte er: Du hast mich glücklich gemacht!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1055"> Hier ergriff sie Helenens Hand und sagte: Ihrem Vater habe ich ein Un¬<lb/>
recht zugefügt, das soll an Ihnen, seinem Kinde, wieder gut gemacht werden. Da<lb/>
der liebe Gott mir das vergönnt, glaube ich auch, daß er mir verziehen hat. Und<lb/>
jetzt kann ich etwas für Sie tun, mein geliebtes Kind. Durch Gottes Fügung stehe<lb/>
ich ja hier an Ihres Vaters und an Ihrer Mutter statt!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1056"> Aber was würden Sie sagen, wenn man an einer andern Stelle hier in der<lb/>
Gegend heute Abend Ihren Untergang beschlossen hätte? Man hat das sicher<lb/>
beabsichtigt. Aber durch einen wunderbaren Zufall bin ich in die Lage gesetzt worden,<lb/>
es zu verhüte».</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1057"> Sie haben heute einen Brief geschrieben!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1058"> Ja, antwortete Helene unsicher, an meine Freundin in Schweden, und ich<lb/>
habe ihn selbst auf die Post gebracht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1059"> Nein, mein Kind, da sind Sie in einem großen Irrtum befangen. Denn ein<lb/>
Bruchstück des Briefes ist heute Abend vor der Naerumscheu Wohnung dem in die<lb/>
Hände geweht, der es mir gebracht hat. Er hatte vorher Fräulein Jpsens Stimme<lb/>
gehört -&#x2014; also wird sie wohl der ehrliche Finder sein, wie in der Zeitung zu stehn<lb/>
pflegt.  Hier haben Sie es!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1060"> Sie holte dabei das eorpu8 äolieti hervor und legte es auf den Tisch.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1061"> Helene griff mit zitternden Händen danach und rief: Dann ist sie es also<lb/>
gewesen, die ich hörte, als ich im Walde saß und schrieb; und in meiner Er¬<lb/>
regung habe ich diese Blätter verloren, als ich sie in den Umschlag stecken wollte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1062"> Helene saß unschlüssig da, das Dokument in der Hand, starrte sie vor sich hin.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1063"> Das Gewitter war indessen von neuem losgebrochen. Blitz und Donner<lb/>
folgten Schlag auf Schlag, und der Regen strömte herab, als seien alle Schleusen<lb/>
des Himmels geöffnet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1064"> Jetzt ist es Zeit zum Handeln! sagte Großmutter. Die Apothekerin hat sicher<lb/>
den Entschluß gefaßt, Sie zu verabschieden; aber wir wollen ihr zuvorkommen.<lb/>
Heute Abend packen wir unsre Koffer. Alles übrige überlassen Sie nur mir. Bei<lb/>
diesem herrlichen Wetter kommt in den nächsten zwei Stunden niemand zuhause.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1065"> Während dieser Monate, wo ich im Bett gelegen habe, habe ich dnrch Preber<lb/>
und Anna alles erfahren. Ich weiß, wie Sie behandelt worden sind, schändlich,<lb/>
niederträchtig, herzlos! Hören Sie nur, wie es du oben donnert; jetzt hält der Herr<lb/>
Gericht über dieses Haus. Und morgen habe ich noch ein kleines Wort zu reden!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1066"> Bis sich Ihnen ein Ausweg öffnet, will ich für Sie sorgen. Und ich werde<lb/>
auch an die kleine, kluge Betty und an Ihre Mutter denken. Kein Wort darüber<lb/>
und keinen Dank! Es ist mein Trost und meine Freude, Ihnen, der Tochter des<lb/>
Mannes, den ich geliebt und betrogen habe, ein wenig Frende zu bringen. Ach,<lb/>
mein Glück war so kurz!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1067"> Da füllte sich plötzlich das Zimmer mit einem zarten Duft.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1068"> Großmutter und Helene sahen zu dem Fenster hinüber. An dem schlangennrtigeu<lb/>
Kaktus prangte eine eben erschlossene, schimmernd weiße Blüte mit gelben Stanbfciden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1069"> Da rief Großmutter: Die Königin der Nacht. &#x2014; Wahrlich, sie ist ein Bild<lb/>
meines Glückes, das nur eine einzige, reine, Weiße Liebesblüte trieb, die sich in<lb/>
einer Nacht entfaltete und wieder schloß, aber noch immer in meinem Herzen duftet!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1070"> Nach einer Weile fügte sie mit wehmütigen Lächeln hinzu: Sehen Sie diese<lb/>
Schleife! Es ist der Rest der Schärpe, die ich in jener Nacht trug, als die<lb/>
wunderbarste von allen Blumen, die Glücksblume der Liebe, mich mit ihrem süßen.<lb/>
Duft berauschte!</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0172] Junge herzen Ein lautes Donnergetöse bekräftigte dieses Wart; entsetzt sank Großmutter auf den Stuhl nieder. Einen Augenblick später fuhr sie fort: Er war immer fröhlich und zufrieden; ich aber vergaß niemals, daß ich eine Nacht in dem goldnen Schlosse des Glücks geweilt hatte. Nachdem wir einige Jahre verheiratet gewesen waren, starb er. Auf seinem Totenbette sagte er: Du hast mich glücklich gemacht! Hier ergriff sie Helenens Hand und sagte: Ihrem Vater habe ich ein Un¬ recht zugefügt, das soll an Ihnen, seinem Kinde, wieder gut gemacht werden. Da der liebe Gott mir das vergönnt, glaube ich auch, daß er mir verziehen hat. Und jetzt kann ich etwas für Sie tun, mein geliebtes Kind. Durch Gottes Fügung stehe ich ja hier an Ihres Vaters und an Ihrer Mutter statt! Aber was würden Sie sagen, wenn man an einer andern Stelle hier in der Gegend heute Abend Ihren Untergang beschlossen hätte? Man hat das sicher beabsichtigt. Aber durch einen wunderbaren Zufall bin ich in die Lage gesetzt worden, es zu verhüte». Sie haben heute einen Brief geschrieben! Ja, antwortete Helene unsicher, an meine Freundin in Schweden, und ich habe ihn selbst auf die Post gebracht. Nein, mein Kind, da sind Sie in einem großen Irrtum befangen. Denn ein Bruchstück des Briefes ist heute Abend vor der Naerumscheu Wohnung dem in die Hände geweht, der es mir gebracht hat. Er hatte vorher Fräulein Jpsens Stimme gehört -— also wird sie wohl der ehrliche Finder sein, wie in der Zeitung zu stehn pflegt. Hier haben Sie es! Sie holte dabei das eorpu8 äolieti hervor und legte es auf den Tisch. Helene griff mit zitternden Händen danach und rief: Dann ist sie es also gewesen, die ich hörte, als ich im Walde saß und schrieb; und in meiner Er¬ regung habe ich diese Blätter verloren, als ich sie in den Umschlag stecken wollte. Helene saß unschlüssig da, das Dokument in der Hand, starrte sie vor sich hin. Das Gewitter war indessen von neuem losgebrochen. Blitz und Donner folgten Schlag auf Schlag, und der Regen strömte herab, als seien alle Schleusen des Himmels geöffnet. Jetzt ist es Zeit zum Handeln! sagte Großmutter. Die Apothekerin hat sicher den Entschluß gefaßt, Sie zu verabschieden; aber wir wollen ihr zuvorkommen. Heute Abend packen wir unsre Koffer. Alles übrige überlassen Sie nur mir. Bei diesem herrlichen Wetter kommt in den nächsten zwei Stunden niemand zuhause. Während dieser Monate, wo ich im Bett gelegen habe, habe ich dnrch Preber und Anna alles erfahren. Ich weiß, wie Sie behandelt worden sind, schändlich, niederträchtig, herzlos! Hören Sie nur, wie es du oben donnert; jetzt hält der Herr Gericht über dieses Haus. Und morgen habe ich noch ein kleines Wort zu reden! Bis sich Ihnen ein Ausweg öffnet, will ich für Sie sorgen. Und ich werde auch an die kleine, kluge Betty und an Ihre Mutter denken. Kein Wort darüber und keinen Dank! Es ist mein Trost und meine Freude, Ihnen, der Tochter des Mannes, den ich geliebt und betrogen habe, ein wenig Frende zu bringen. Ach, mein Glück war so kurz! Da füllte sich plötzlich das Zimmer mit einem zarten Duft. Großmutter und Helene sahen zu dem Fenster hinüber. An dem schlangennrtigeu Kaktus prangte eine eben erschlossene, schimmernd weiße Blüte mit gelben Stanbfciden. Da rief Großmutter: Die Königin der Nacht. — Wahrlich, sie ist ein Bild meines Glückes, das nur eine einzige, reine, Weiße Liebesblüte trieb, die sich in einer Nacht entfaltete und wieder schloß, aber noch immer in meinem Herzen duftet! Nach einer Weile fügte sie mit wehmütigen Lächeln hinzu: Sehen Sie diese Schleife! Es ist der Rest der Schärpe, die ich in jener Nacht trug, als die wunderbarste von allen Blumen, die Glücksblume der Liebe, mich mit ihrem süßen. Duft berauschte!

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/172
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/172>, abgerufen am 29.05.2024.