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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Lohn zu, denn wieviel Arbeitslohn steckt in jeder Panzerplatte, welcher Anteil in
jeder Schraube, in jedem Niet! In 165 Millionen Mark für sechs Panzerkreuzer
stecken unter Anrechnung der in dem Material enthaltnen Löhne reichlich 80 Mil¬
lionen Mark Arbeitslohn. Und wenn den deutschen Arbeitern durch einen den Schiff¬
bau bis zum Jahre 1917 regelnden Plan bis dahin ausgiebige und gut bezahlte
Arbeit verbürgt wird -- dann kommen klerikale Blätter und reden salbungs¬
voll von den "leistungsfähigen Schultern." Aber nicht nur klerikale, sondern leider
liberale auch! In diesem geradezu kindischen Unsinn, der nur in Deutschland bei
dem Mangel an Nationalgefühl und Staatssinn möglich ist, stimmen die beiden
politischen Antipoden überein! Dat Wettlopen twischen dem Has und dem Swin¬
egel -- um den Stimmenkauf!

Gegen eine Beschleunigung der Ersatzbauten können einzig zwei Bedenken
sprechen: die Unmöglichkeit, die Stäbe und die Besatzungen in guter Qualität zu
beschaffen, und die Gefahr, durch diese Beschleunigung während der ersten Jahre
nachher eine Lücke im Bauplan zu bekommen und dadurch die Werften und ihre
Arbeiter in Verlegenheit zu bringen. Je leistungsfähiger aber diese sich erweisen
werden, desto mehr können sie damit rechnen, Beschäftigung auch vom Kriegsschiff¬
bau des Auslands zu erhalten. Haben wir in Deutschland mit einer Gefährdung
der nationalen Sicherheit und Ehre zu rechnen, so gibt es nichts, was nicht
dahinter zurücktreten müßte. Und -- ein Beschluß des Reichstags in diesem Sinne
würde für die Wiederherstellung guter Beziehungen zu England sicherlich außer¬
ordentlich nützlich sein!

Die fast gleichzeitige Einberufung des Landtags, dem gemäß dem vom Kultus¬
minister gegebnen Versprechen die Schnlunterhaltungsvorlage zugehn wird, legt
die Gefahr eines Konflikts im Abgeordnetenhause nahe. Die Vorlage ist zwar
genau auf dem Boden des seinerzeit vom Zentrum, den Konservativen und den
Nationalliberaleu gefaßten Kompromißbeschlusses ausgearbeitet, aber die national¬
liberale Partei ist schon jetzt, bevor der Entwurf noch bekannt ist, voller Bedenken
gegen ihn. Nun sind aber tatsächlich für solche Parteikämpfe die Zeiten zu ernst.
Wenn im Reichstage dringende nationale Interessen ein einheitliches und be¬
schleunigendes Verhalten aller auf nationalem Boden stehenden Parteien zwingend
und unerläßlich machen, ist es nicht angängig, im Abgeordnetenhause eine Situation
zu schaffen, die auf einen Schulkonflikt hinauslaufen könnte. Es wäre unter diesen
Umständen vielleicht doch nützlicher gewesen, die Vorlage noch um eine Session zu
verschieben und dadurch alles zu vermeiden, was zu parlamentarischen konfessionellen
Kämpfen führen könnte. Namentlich wäre ein konservativ-klerikaler Gegensatz gegen
die nationalliberale Partei so unzeitgemäß wie möglich.

Seitdem an dieser Stelle vor einigen Wochen auf den Erbprinzen von Hohenlohe-
Langenburg als auf eine für eine hohe diplomatische Stellung sehr geeignete Persön¬
lichkeit hingewiesen worden ist, ist die Berufung des Prinzen zum Leiter der Kolonial¬
abteilung erfolgt, deren jetziger Chef, Dr. Stubei, einen nordischen Gesandteuposten
erhalten wird. Zeitungsgerüchte, die den frühern koburg-gothaischen Staatsminister
Hentig als Unterstaatssekretär des künftigen Kolonialamts bezeichnen, verdienen wenig
Glauben. Hentig hat in Koburg-Gotha eine selbständig leitende verantwortliche
Stellung eingenommen und dürfte schon aus diesem Grunde wenig geneigt sein,
das Amt eines Unterstaatssekretttrs anzutreten; sodann ist aber auch nicht anzunehmen,
daß nachdem die Behörde in dem Erbprinzen einen der Kolonialverwaltung und
den Kolonien selbst völlig fremden Chef erhält, auch der Unterstaatssekretär seinen
künftigen Aufgaben fremd gegenüberstehn kann. Die Vermutung, daß dieser
*z" wenigstens romxn an w6tisr sein wird, dürfte sehr viel berechtigter sein.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Lohn zu, denn wieviel Arbeitslohn steckt in jeder Panzerplatte, welcher Anteil in
jeder Schraube, in jedem Niet! In 165 Millionen Mark für sechs Panzerkreuzer
stecken unter Anrechnung der in dem Material enthaltnen Löhne reichlich 80 Mil¬
lionen Mark Arbeitslohn. Und wenn den deutschen Arbeitern durch einen den Schiff¬
bau bis zum Jahre 1917 regelnden Plan bis dahin ausgiebige und gut bezahlte
Arbeit verbürgt wird — dann kommen klerikale Blätter und reden salbungs¬
voll von den „leistungsfähigen Schultern." Aber nicht nur klerikale, sondern leider
liberale auch! In diesem geradezu kindischen Unsinn, der nur in Deutschland bei
dem Mangel an Nationalgefühl und Staatssinn möglich ist, stimmen die beiden
politischen Antipoden überein! Dat Wettlopen twischen dem Has und dem Swin¬
egel — um den Stimmenkauf!

Gegen eine Beschleunigung der Ersatzbauten können einzig zwei Bedenken
sprechen: die Unmöglichkeit, die Stäbe und die Besatzungen in guter Qualität zu
beschaffen, und die Gefahr, durch diese Beschleunigung während der ersten Jahre
nachher eine Lücke im Bauplan zu bekommen und dadurch die Werften und ihre
Arbeiter in Verlegenheit zu bringen. Je leistungsfähiger aber diese sich erweisen
werden, desto mehr können sie damit rechnen, Beschäftigung auch vom Kriegsschiff¬
bau des Auslands zu erhalten. Haben wir in Deutschland mit einer Gefährdung
der nationalen Sicherheit und Ehre zu rechnen, so gibt es nichts, was nicht
dahinter zurücktreten müßte. Und — ein Beschluß des Reichstags in diesem Sinne
würde für die Wiederherstellung guter Beziehungen zu England sicherlich außer¬
ordentlich nützlich sein!

Die fast gleichzeitige Einberufung des Landtags, dem gemäß dem vom Kultus¬
minister gegebnen Versprechen die Schnlunterhaltungsvorlage zugehn wird, legt
die Gefahr eines Konflikts im Abgeordnetenhause nahe. Die Vorlage ist zwar
genau auf dem Boden des seinerzeit vom Zentrum, den Konservativen und den
Nationalliberaleu gefaßten Kompromißbeschlusses ausgearbeitet, aber die national¬
liberale Partei ist schon jetzt, bevor der Entwurf noch bekannt ist, voller Bedenken
gegen ihn. Nun sind aber tatsächlich für solche Parteikämpfe die Zeiten zu ernst.
Wenn im Reichstage dringende nationale Interessen ein einheitliches und be¬
schleunigendes Verhalten aller auf nationalem Boden stehenden Parteien zwingend
und unerläßlich machen, ist es nicht angängig, im Abgeordnetenhause eine Situation
zu schaffen, die auf einen Schulkonflikt hinauslaufen könnte. Es wäre unter diesen
Umständen vielleicht doch nützlicher gewesen, die Vorlage noch um eine Session zu
verschieben und dadurch alles zu vermeiden, was zu parlamentarischen konfessionellen
Kämpfen führen könnte. Namentlich wäre ein konservativ-klerikaler Gegensatz gegen
die nationalliberale Partei so unzeitgemäß wie möglich.

Seitdem an dieser Stelle vor einigen Wochen auf den Erbprinzen von Hohenlohe-
Langenburg als auf eine für eine hohe diplomatische Stellung sehr geeignete Persön¬
lichkeit hingewiesen worden ist, ist die Berufung des Prinzen zum Leiter der Kolonial¬
abteilung erfolgt, deren jetziger Chef, Dr. Stubei, einen nordischen Gesandteuposten
erhalten wird. Zeitungsgerüchte, die den frühern koburg-gothaischen Staatsminister
Hentig als Unterstaatssekretär des künftigen Kolonialamts bezeichnen, verdienen wenig
Glauben. Hentig hat in Koburg-Gotha eine selbständig leitende verantwortliche
Stellung eingenommen und dürfte schon aus diesem Grunde wenig geneigt sein,
das Amt eines Unterstaatssekretttrs anzutreten; sodann ist aber auch nicht anzunehmen,
daß nachdem die Behörde in dem Erbprinzen einen der Kolonialverwaltung und
den Kolonien selbst völlig fremden Chef erhält, auch der Unterstaatssekretär seinen
künftigen Aufgaben fremd gegenüberstehn kann. Die Vermutung, daß dieser
*z» wenigstens romxn an w6tisr sein wird, dürfte sehr viel berechtigter sein.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig
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[0460] Maßgebliches und Unmaßgebliches Lohn zu, denn wieviel Arbeitslohn steckt in jeder Panzerplatte, welcher Anteil in jeder Schraube, in jedem Niet! In 165 Millionen Mark für sechs Panzerkreuzer stecken unter Anrechnung der in dem Material enthaltnen Löhne reichlich 80 Mil¬ lionen Mark Arbeitslohn. Und wenn den deutschen Arbeitern durch einen den Schiff¬ bau bis zum Jahre 1917 regelnden Plan bis dahin ausgiebige und gut bezahlte Arbeit verbürgt wird — dann kommen klerikale Blätter und reden salbungs¬ voll von den „leistungsfähigen Schultern." Aber nicht nur klerikale, sondern leider liberale auch! In diesem geradezu kindischen Unsinn, der nur in Deutschland bei dem Mangel an Nationalgefühl und Staatssinn möglich ist, stimmen die beiden politischen Antipoden überein! Dat Wettlopen twischen dem Has und dem Swin¬ egel — um den Stimmenkauf! Gegen eine Beschleunigung der Ersatzbauten können einzig zwei Bedenken sprechen: die Unmöglichkeit, die Stäbe und die Besatzungen in guter Qualität zu beschaffen, und die Gefahr, durch diese Beschleunigung während der ersten Jahre nachher eine Lücke im Bauplan zu bekommen und dadurch die Werften und ihre Arbeiter in Verlegenheit zu bringen. Je leistungsfähiger aber diese sich erweisen werden, desto mehr können sie damit rechnen, Beschäftigung auch vom Kriegsschiff¬ bau des Auslands zu erhalten. Haben wir in Deutschland mit einer Gefährdung der nationalen Sicherheit und Ehre zu rechnen, so gibt es nichts, was nicht dahinter zurücktreten müßte. Und — ein Beschluß des Reichstags in diesem Sinne würde für die Wiederherstellung guter Beziehungen zu England sicherlich außer¬ ordentlich nützlich sein! Die fast gleichzeitige Einberufung des Landtags, dem gemäß dem vom Kultus¬ minister gegebnen Versprechen die Schnlunterhaltungsvorlage zugehn wird, legt die Gefahr eines Konflikts im Abgeordnetenhause nahe. Die Vorlage ist zwar genau auf dem Boden des seinerzeit vom Zentrum, den Konservativen und den Nationalliberaleu gefaßten Kompromißbeschlusses ausgearbeitet, aber die national¬ liberale Partei ist schon jetzt, bevor der Entwurf noch bekannt ist, voller Bedenken gegen ihn. Nun sind aber tatsächlich für solche Parteikämpfe die Zeiten zu ernst. Wenn im Reichstage dringende nationale Interessen ein einheitliches und be¬ schleunigendes Verhalten aller auf nationalem Boden stehenden Parteien zwingend und unerläßlich machen, ist es nicht angängig, im Abgeordnetenhause eine Situation zu schaffen, die auf einen Schulkonflikt hinauslaufen könnte. Es wäre unter diesen Umständen vielleicht doch nützlicher gewesen, die Vorlage noch um eine Session zu verschieben und dadurch alles zu vermeiden, was zu parlamentarischen konfessionellen Kämpfen führen könnte. Namentlich wäre ein konservativ-klerikaler Gegensatz gegen die nationalliberale Partei so unzeitgemäß wie möglich. Seitdem an dieser Stelle vor einigen Wochen auf den Erbprinzen von Hohenlohe- Langenburg als auf eine für eine hohe diplomatische Stellung sehr geeignete Persön¬ lichkeit hingewiesen worden ist, ist die Berufung des Prinzen zum Leiter der Kolonial¬ abteilung erfolgt, deren jetziger Chef, Dr. Stubei, einen nordischen Gesandteuposten erhalten wird. Zeitungsgerüchte, die den frühern koburg-gothaischen Staatsminister Hentig als Unterstaatssekretär des künftigen Kolonialamts bezeichnen, verdienen wenig Glauben. Hentig hat in Koburg-Gotha eine selbständig leitende verantwortliche Stellung eingenommen und dürfte schon aus diesem Grunde wenig geneigt sein, das Amt eines Unterstaatssekretttrs anzutreten; sodann ist aber auch nicht anzunehmen, daß nachdem die Behörde in dem Erbprinzen einen der Kolonialverwaltung und den Kolonien selbst völlig fremden Chef erhält, auch der Unterstaatssekretär seinen künftigen Aufgaben fremd gegenüberstehn kann. Die Vermutung, daß dieser *z» wenigstens romxn an w6tisr sein wird, dürfte sehr viel berechtigter sein. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/460>, abgerufen am 29.05.2024.