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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgel'liebes

nachzuarbeiten suchte, glaube ich aus Kampfesszenen vor dem Gymnasium schließen
zu dürfen, an die ich mich lebhaft erinnere. Dazu wurden Stimmen aus meiner
Jugendzeit, die zum Teil schon für inimer verstummt sind, in der Erinnerung laut,
als ich das Buch durchlas. Der Verfasser spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen
ist, vor fränkischen Besonderheiten nimmt er sich nicht in acht, aber sie entstellen
sein Werk nicht und werden dazu beitragen, daß das schlichte Buch den Weg in
manches fränkische Bürgerhaus und Bauernhaus finden und neben dem Kalender
auf dem Sims des Schreibfensters liegen wird. Nicht als Wegweiser in die Ferne,
sondern als Lehrbuch der Freude am eignen Lande. Ich glaube, daß auch andre
Leser, denen nicht, wie mir, traute Heimatlande beim Lesen Herz und Ohr füllen
und vielleicht betören, finden werden, daß die Natürlichkeit und die Klarheit der
Schilderung bisweilen an einen Meister der volkstümlichen Schreibweise, an Hebel,
erinnern.

"Für frische, warm empfundne Neiseschilderungen bleiben wir immer empfänglich."
Mit diesen Worten leitet Friedrich Ratzel im Jahrgang 1900 der Grenzboten die
Besprechung des Reiseberichts eines jungen Münchner Gelehrten ein. Ich glaube,
er hätte auch das Buch Gerstenbergers mit freundlichen Augen angesehen und ihm
ein ähnliches gutes Wort mit auf den Weg gegeben.

Was ich dem Buche wie eine Bereicherung danke, ist nicht das Wachwerden
von Jugenderinnerungen, sondern eine Stärkung meiner Hoffnung, daß die Liebe
zum Vaterlande wenigstens die tiefsten Klüfte allmählich schließen wird, die jetzt
unser Volk zerreißen.

Der Binnenländer, der das Buch geschrieben hat, ist aus seiner im Herzen
Deutschlands liegenden Heimat über das Meer in die Neue Welt und drüben zum
Mississippi und über die Prärien bis zum Felsengebirge im fernen Westen gereist.
Er Hai sei" Vaterland und sein Volkstum ans so weiter Ferne gesehen, daß er es
nur noch als ein Ganzes, ohne die Partei- und die Stammesunterschiede sehen
konnte, und hat gelernt, sich an deutschen Lauten in der Fremde und an deutscher
Erde bei der Heimkehr zu freuen, mochte die Scholle, auf die er heimkehrend zuerst
den Fuß setzte, auch weit von seiner engern Heimat liegen. Er hat die einer
längern Seereise innewohnende Kraft, Gegensätze auszugleichen, die die Reisenden
mit an Bord gebracht haben, kennen gelernt. Die Gefährten, die sich ans der
Heinifahrt an Bord des Schnelldampfers "Kronprinz Wilhelm" zusammengefunden
haben -- "der freisinnige Jsrcielit und der Zentrumskatholik, der protestantische
Burschenschaftler und der katholische Korpvrationsstudent, der Mediziner und der
Rechtsanwalt, der Kaufmann und der Beamte, der Geistliche und der Laie" --,
sie alle unterhielten sich "in so ungezwungener, offener und freundschaftlicher Weise
über alle möglichen Fragen, daß ihnen jene Tage stets eine liebe Erinnerung bleiben
werden." So übte hier das friedliche, durch leine Hetzzeitung gestörte Zusammen¬
leben im engen Raum eines Schiffes auf politische Gegner dieselbe Wirkung, die
Uhland in seinem Gedichte "Das Schifflein" die die Herzen und die Lippen öffnende
Musik auf Wandrer, die sich fremd sind, üben läßt. Am Ende der Fahrt mag
wohl in den: einen oder dem andern der Fahrtgenossen die wehmütige Frage wach
^sM wir uns, Brüder,
Auf Einem Schifflein wieder?
geworden sein:

Der Binnenländer, der Geistliche, der Zentrumskatholik, der dieses friedliche
Leben an Bord schildert, schließt seine Schilderung mit dem Wunsche, man könnte
"all' die Heißsporne, welche bei unseren hochgespannter konfessionellen, politischen
und Rassen-Gegensätzen die Personen nicht von ihren Anschauungen und Grundsätzen
unterscheiden können, eine längere Seereise miteinander auf einem Schiffe machen
lassen." Er hat gelernt, auf eine Tätigkeit und eine Tüchtigkeit seines Volkes stolz
zu sein, die seinem im Binnenlande wohnenden Stamme fremd sind, auf die deutsche
Seeschiffahrt und auf die deutsche Schiffbau- und Seefahrkunst. Und mehr noch:


Maßgebliches und Unmaßgel'liebes

nachzuarbeiten suchte, glaube ich aus Kampfesszenen vor dem Gymnasium schließen
zu dürfen, an die ich mich lebhaft erinnere. Dazu wurden Stimmen aus meiner
Jugendzeit, die zum Teil schon für inimer verstummt sind, in der Erinnerung laut,
als ich das Buch durchlas. Der Verfasser spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen
ist, vor fränkischen Besonderheiten nimmt er sich nicht in acht, aber sie entstellen
sein Werk nicht und werden dazu beitragen, daß das schlichte Buch den Weg in
manches fränkische Bürgerhaus und Bauernhaus finden und neben dem Kalender
auf dem Sims des Schreibfensters liegen wird. Nicht als Wegweiser in die Ferne,
sondern als Lehrbuch der Freude am eignen Lande. Ich glaube, daß auch andre
Leser, denen nicht, wie mir, traute Heimatlande beim Lesen Herz und Ohr füllen
und vielleicht betören, finden werden, daß die Natürlichkeit und die Klarheit der
Schilderung bisweilen an einen Meister der volkstümlichen Schreibweise, an Hebel,
erinnern.

„Für frische, warm empfundne Neiseschilderungen bleiben wir immer empfänglich."
Mit diesen Worten leitet Friedrich Ratzel im Jahrgang 1900 der Grenzboten die
Besprechung des Reiseberichts eines jungen Münchner Gelehrten ein. Ich glaube,
er hätte auch das Buch Gerstenbergers mit freundlichen Augen angesehen und ihm
ein ähnliches gutes Wort mit auf den Weg gegeben.

Was ich dem Buche wie eine Bereicherung danke, ist nicht das Wachwerden
von Jugenderinnerungen, sondern eine Stärkung meiner Hoffnung, daß die Liebe
zum Vaterlande wenigstens die tiefsten Klüfte allmählich schließen wird, die jetzt
unser Volk zerreißen.

Der Binnenländer, der das Buch geschrieben hat, ist aus seiner im Herzen
Deutschlands liegenden Heimat über das Meer in die Neue Welt und drüben zum
Mississippi und über die Prärien bis zum Felsengebirge im fernen Westen gereist.
Er Hai sei» Vaterland und sein Volkstum ans so weiter Ferne gesehen, daß er es
nur noch als ein Ganzes, ohne die Partei- und die Stammesunterschiede sehen
konnte, und hat gelernt, sich an deutschen Lauten in der Fremde und an deutscher
Erde bei der Heimkehr zu freuen, mochte die Scholle, auf die er heimkehrend zuerst
den Fuß setzte, auch weit von seiner engern Heimat liegen. Er hat die einer
längern Seereise innewohnende Kraft, Gegensätze auszugleichen, die die Reisenden
mit an Bord gebracht haben, kennen gelernt. Die Gefährten, die sich ans der
Heinifahrt an Bord des Schnelldampfers „Kronprinz Wilhelm" zusammengefunden
haben — „der freisinnige Jsrcielit und der Zentrumskatholik, der protestantische
Burschenschaftler und der katholische Korpvrationsstudent, der Mediziner und der
Rechtsanwalt, der Kaufmann und der Beamte, der Geistliche und der Laie" —,
sie alle unterhielten sich „in so ungezwungener, offener und freundschaftlicher Weise
über alle möglichen Fragen, daß ihnen jene Tage stets eine liebe Erinnerung bleiben
werden." So übte hier das friedliche, durch leine Hetzzeitung gestörte Zusammen¬
leben im engen Raum eines Schiffes auf politische Gegner dieselbe Wirkung, die
Uhland in seinem Gedichte „Das Schifflein" die die Herzen und die Lippen öffnende
Musik auf Wandrer, die sich fremd sind, üben läßt. Am Ende der Fahrt mag
wohl in den: einen oder dem andern der Fahrtgenossen die wehmütige Frage wach
^sM wir uns, Brüder,
Auf Einem Schifflein wieder?
geworden sein:

Der Binnenländer, der Geistliche, der Zentrumskatholik, der dieses friedliche
Leben an Bord schildert, schließt seine Schilderung mit dem Wunsche, man könnte
„all' die Heißsporne, welche bei unseren hochgespannter konfessionellen, politischen
und Rassen-Gegensätzen die Personen nicht von ihren Anschauungen und Grundsätzen
unterscheiden können, eine längere Seereise miteinander auf einem Schiffe machen
lassen." Er hat gelernt, auf eine Tätigkeit und eine Tüchtigkeit seines Volkes stolz
zu sein, die seinem im Binnenlande wohnenden Stamme fremd sind, auf die deutsche
Seeschiffahrt und auf die deutsche Schiffbau- und Seefahrkunst. Und mehr noch:


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[0512] Maßgebliches und Unmaßgel'liebes nachzuarbeiten suchte, glaube ich aus Kampfesszenen vor dem Gymnasium schließen zu dürfen, an die ich mich lebhaft erinnere. Dazu wurden Stimmen aus meiner Jugendzeit, die zum Teil schon für inimer verstummt sind, in der Erinnerung laut, als ich das Buch durchlas. Der Verfasser spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, vor fränkischen Besonderheiten nimmt er sich nicht in acht, aber sie entstellen sein Werk nicht und werden dazu beitragen, daß das schlichte Buch den Weg in manches fränkische Bürgerhaus und Bauernhaus finden und neben dem Kalender auf dem Sims des Schreibfensters liegen wird. Nicht als Wegweiser in die Ferne, sondern als Lehrbuch der Freude am eignen Lande. Ich glaube, daß auch andre Leser, denen nicht, wie mir, traute Heimatlande beim Lesen Herz und Ohr füllen und vielleicht betören, finden werden, daß die Natürlichkeit und die Klarheit der Schilderung bisweilen an einen Meister der volkstümlichen Schreibweise, an Hebel, erinnern. „Für frische, warm empfundne Neiseschilderungen bleiben wir immer empfänglich." Mit diesen Worten leitet Friedrich Ratzel im Jahrgang 1900 der Grenzboten die Besprechung des Reiseberichts eines jungen Münchner Gelehrten ein. Ich glaube, er hätte auch das Buch Gerstenbergers mit freundlichen Augen angesehen und ihm ein ähnliches gutes Wort mit auf den Weg gegeben. Was ich dem Buche wie eine Bereicherung danke, ist nicht das Wachwerden von Jugenderinnerungen, sondern eine Stärkung meiner Hoffnung, daß die Liebe zum Vaterlande wenigstens die tiefsten Klüfte allmählich schließen wird, die jetzt unser Volk zerreißen. Der Binnenländer, der das Buch geschrieben hat, ist aus seiner im Herzen Deutschlands liegenden Heimat über das Meer in die Neue Welt und drüben zum Mississippi und über die Prärien bis zum Felsengebirge im fernen Westen gereist. Er Hai sei» Vaterland und sein Volkstum ans so weiter Ferne gesehen, daß er es nur noch als ein Ganzes, ohne die Partei- und die Stammesunterschiede sehen konnte, und hat gelernt, sich an deutschen Lauten in der Fremde und an deutscher Erde bei der Heimkehr zu freuen, mochte die Scholle, auf die er heimkehrend zuerst den Fuß setzte, auch weit von seiner engern Heimat liegen. Er hat die einer längern Seereise innewohnende Kraft, Gegensätze auszugleichen, die die Reisenden mit an Bord gebracht haben, kennen gelernt. Die Gefährten, die sich ans der Heinifahrt an Bord des Schnelldampfers „Kronprinz Wilhelm" zusammengefunden haben — „der freisinnige Jsrcielit und der Zentrumskatholik, der protestantische Burschenschaftler und der katholische Korpvrationsstudent, der Mediziner und der Rechtsanwalt, der Kaufmann und der Beamte, der Geistliche und der Laie" —, sie alle unterhielten sich „in so ungezwungener, offener und freundschaftlicher Weise über alle möglichen Fragen, daß ihnen jene Tage stets eine liebe Erinnerung bleiben werden." So übte hier das friedliche, durch leine Hetzzeitung gestörte Zusammen¬ leben im engen Raum eines Schiffes auf politische Gegner dieselbe Wirkung, die Uhland in seinem Gedichte „Das Schifflein" die die Herzen und die Lippen öffnende Musik auf Wandrer, die sich fremd sind, üben läßt. Am Ende der Fahrt mag wohl in den: einen oder dem andern der Fahrtgenossen die wehmütige Frage wach ^sM wir uns, Brüder, Auf Einem Schifflein wieder? geworden sein: Der Binnenländer, der Geistliche, der Zentrumskatholik, der dieses friedliche Leben an Bord schildert, schließt seine Schilderung mit dem Wunsche, man könnte „all' die Heißsporne, welche bei unseren hochgespannter konfessionellen, politischen und Rassen-Gegensätzen die Personen nicht von ihren Anschauungen und Grundsätzen unterscheiden können, eine längere Seereise miteinander auf einem Schiffe machen lassen." Er hat gelernt, auf eine Tätigkeit und eine Tüchtigkeit seines Volkes stolz zu sein, die seinem im Binnenlande wohnenden Stamme fremd sind, auf die deutsche Seeschiffahrt und auf die deutsche Schiffbau- und Seefahrkunst. Und mehr noch:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/512>, abgerufen am 19.05.2024.