Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Herrenmenschen

Wirkung aus. Die Knechte rieben sich die Augen und kratzte" sich den Kopf. Sie
richteten nach einigem Zureden deu Wagen auf, fischten die Garben mis der Pfütze
und stellten sie in die Sonne zum Trocknen auf. Die Mägde knicksten, küßten die
Hand und baten, der Herr möchte doch derb zuschlagen und deu betrunknen Kerls
die Schnapsflaschen wegnehmen. Der Knecht müsse die Reitpeitsche haben, wenn
er betrunken sei, sonst sei er nicht zu brauchen.

Über diese plötzliche Wendung der Dinge höchst erstaunt, zog der Inspektor
die Hände aus den Taschen. Dann kam er unsicher" Schritts heran, stellte sich,
die Pfeife im Munde, dicht vor den Doktor hin und sagte: Herr--!

Der Doktor sah ihn mit verächtlichem Blick an und drehte ihm den Rücken.

--r! wiederholte der Inspektor. Wer sind Sie? und wie können Sie
sich unterstehn, in meinen Machtbereich einzugreifen?

Wer sind Sie denn? erwiderte der Doktor. Einer, der hier etwas zu sagen
hat, sind Sie doch wohl nicht.

Ich bin der angestellte und verpflichtete Jnspektoor vom Hofe, verstehn Sie
mich? Und hier hat kein Mensch etwas anzuordnen und zu befehlen außer mir.
Verstehn Sie mich?

Darauf zog er einen schmierigen Wisch, seinen Kontrakt, aus der Tasche, faltete
ihn auf und zeigte ans eine Stelle, wobei er las: Niemand soll dem Inspektor hinein¬
reden. Er allein soll alle Dispositionen zu treffen haben. Verstehn Sie mich?

Ich verstehe, sagte der Doktor, daß Sie sich einbilden, hier Inspektor sein zu
können, ohne Ihre Pflicht und Schuldigkeit zu tun. Sich betrinken, Wagen um¬
werfen lassen, allem Unfug Vorschub leisten, wie verträgt sich das mit Ihrer Pflicht
als verpflichteter Inspektor?

Der Inspektor lachte höhnisch und sagte: Mumpitz. Ich tue, was mir paßt,
und ich will doch mal sehen, wer mir mein Recht streitig macht.

Das werden Sie sogleich sehen, sagte der Doktor.

Der Inspektor war ein großer, starkknochiger Mann, an Kräften dem Doktor
weit überlegen. Aber er war betrunken und schlaff, und der Doktor war entrüstet
über die Unverschämtheit des Menschen und gebot über seine gesamte Spannkraft.
Er faßte also den Inspektor beim Kragen, führte ihn vom Hofe auf die Land¬
straße, gab ihm einen Stoß, daß er sich einmal mehr, als nötig gewesen wäre, um
sich selber drehte, und sagte: Wenn Sie sich wieder auf dem Hofe sehen lassen,
wird man Sie mit der Hundepeitsche auf den Weg bringen. Verstehn Sie mich?

Der Inspektor war zu verdutzt, als daß er eine Antwort gefunden hätte. Er
erhob die Faust, schüttelte sie gegen den Hof und stiefelte dem Dorfe zu.

Gott sei Dank, rief Tauenden, als Ramborn auf den Hof zurückgekehrt war,
daß wir den Menschen los sind. Er wäre mein Tod geworden!

Was aber nun? Diese Frage drängte sich sogleich ans. Ein neuer Inspektor
war nicht zu haben. Irgendeine Hilfe ans dem Dorfe zu beschaffen, war eben-
falls unmöglich. Und wenn auch jemand da gewesen wäre, es würde niemand
gewagt haben, an des Inspektors Stelle zu treten -- so versicherte Tauenden.

Aber warum denn nicht? fragte Rainborn.

Man fürchtet sich vor Hoheit.

Aber mein Gott, was geht denn Hoheit dieser Hof an?

Tauenden antwortete mit einem beredten Stillschweigen.

Also was nun? Tauenden wollte alles übernehmen, aufs Feld gehn, das Ab¬
laden auf dem Hofe überwachen, die Küche besorgen, Frau Mary beruhigen, Wolf
bei den Schularbeiten beaufsichtigen und die alte Harne pflegen, aber es war
klar, daß dies über ihre Kräfte ging. Eine männliche Hilfe war ""entbehrlich.

Dann bleibt "indes übrig, als daß ich in des Inspektors Kontrakt eintrete,
sagte Rainborn. Ich bin zwar kein Ökonom, aber es ist ja auch jetzt nichts weiter
nötig, als daß die Arbeit im Gange erhalten bleibt, ein Kommando und schlimmsten¬
falls die Reitpeitsche -- ich meine natürlich eine moralische Reitpeitsche.


Grenzboten >l N)05 14
Herrenmenschen

Wirkung aus. Die Knechte rieben sich die Augen und kratzte« sich den Kopf. Sie
richteten nach einigem Zureden deu Wagen auf, fischten die Garben mis der Pfütze
und stellten sie in die Sonne zum Trocknen auf. Die Mägde knicksten, küßten die
Hand und baten, der Herr möchte doch derb zuschlagen und deu betrunknen Kerls
die Schnapsflaschen wegnehmen. Der Knecht müsse die Reitpeitsche haben, wenn
er betrunken sei, sonst sei er nicht zu brauchen.

Über diese plötzliche Wendung der Dinge höchst erstaunt, zog der Inspektor
die Hände aus den Taschen. Dann kam er unsicher» Schritts heran, stellte sich,
die Pfeife im Munde, dicht vor den Doktor hin und sagte: Herr--!

Der Doktor sah ihn mit verächtlichem Blick an und drehte ihm den Rücken.

—r! wiederholte der Inspektor. Wer sind Sie? und wie können Sie
sich unterstehn, in meinen Machtbereich einzugreifen?

Wer sind Sie denn? erwiderte der Doktor. Einer, der hier etwas zu sagen
hat, sind Sie doch wohl nicht.

Ich bin der angestellte und verpflichtete Jnspektoor vom Hofe, verstehn Sie
mich? Und hier hat kein Mensch etwas anzuordnen und zu befehlen außer mir.
Verstehn Sie mich?

Darauf zog er einen schmierigen Wisch, seinen Kontrakt, aus der Tasche, faltete
ihn auf und zeigte ans eine Stelle, wobei er las: Niemand soll dem Inspektor hinein¬
reden. Er allein soll alle Dispositionen zu treffen haben. Verstehn Sie mich?

Ich verstehe, sagte der Doktor, daß Sie sich einbilden, hier Inspektor sein zu
können, ohne Ihre Pflicht und Schuldigkeit zu tun. Sich betrinken, Wagen um¬
werfen lassen, allem Unfug Vorschub leisten, wie verträgt sich das mit Ihrer Pflicht
als verpflichteter Inspektor?

Der Inspektor lachte höhnisch und sagte: Mumpitz. Ich tue, was mir paßt,
und ich will doch mal sehen, wer mir mein Recht streitig macht.

Das werden Sie sogleich sehen, sagte der Doktor.

Der Inspektor war ein großer, starkknochiger Mann, an Kräften dem Doktor
weit überlegen. Aber er war betrunken und schlaff, und der Doktor war entrüstet
über die Unverschämtheit des Menschen und gebot über seine gesamte Spannkraft.
Er faßte also den Inspektor beim Kragen, führte ihn vom Hofe auf die Land¬
straße, gab ihm einen Stoß, daß er sich einmal mehr, als nötig gewesen wäre, um
sich selber drehte, und sagte: Wenn Sie sich wieder auf dem Hofe sehen lassen,
wird man Sie mit der Hundepeitsche auf den Weg bringen. Verstehn Sie mich?

Der Inspektor war zu verdutzt, als daß er eine Antwort gefunden hätte. Er
erhob die Faust, schüttelte sie gegen den Hof und stiefelte dem Dorfe zu.

Gott sei Dank, rief Tauenden, als Ramborn auf den Hof zurückgekehrt war,
daß wir den Menschen los sind. Er wäre mein Tod geworden!

Was aber nun? Diese Frage drängte sich sogleich ans. Ein neuer Inspektor
war nicht zu haben. Irgendeine Hilfe ans dem Dorfe zu beschaffen, war eben-
falls unmöglich. Und wenn auch jemand da gewesen wäre, es würde niemand
gewagt haben, an des Inspektors Stelle zu treten — so versicherte Tauenden.

Aber warum denn nicht? fragte Rainborn.

Man fürchtet sich vor Hoheit.

Aber mein Gott, was geht denn Hoheit dieser Hof an?

Tauenden antwortete mit einem beredten Stillschweigen.

Also was nun? Tauenden wollte alles übernehmen, aufs Feld gehn, das Ab¬
laden auf dem Hofe überwachen, die Küche besorgen, Frau Mary beruhigen, Wolf
bei den Schularbeiten beaufsichtigen und die alte Harne pflegen, aber es war
klar, daß dies über ihre Kräfte ging. Eine männliche Hilfe war »»entbehrlich.

Dann bleibt »indes übrig, als daß ich in des Inspektors Kontrakt eintrete,
sagte Rainborn. Ich bin zwar kein Ökonom, aber es ist ja auch jetzt nichts weiter
nötig, als daß die Arbeit im Gange erhalten bleibt, ein Kommando und schlimmsten¬
falls die Reitpeitsche — ich meine natürlich eine moralische Reitpeitsche.


Grenzboten >l N)05 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297241"/>
          <fw type="header" place="top"> Herrenmenschen</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_353" prev="#ID_352"> Wirkung aus. Die Knechte rieben sich die Augen und kratzte« sich den Kopf. Sie<lb/>
richteten nach einigem Zureden deu Wagen auf, fischten die Garben mis der Pfütze<lb/>
und stellten sie in die Sonne zum Trocknen auf. Die Mägde knicksten, küßten die<lb/>
Hand und baten, der Herr möchte doch derb zuschlagen und deu betrunknen Kerls<lb/>
die Schnapsflaschen wegnehmen. Der Knecht müsse die Reitpeitsche haben, wenn<lb/>
er betrunken sei, sonst sei er nicht zu brauchen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_354"> Über diese plötzliche Wendung der Dinge höchst erstaunt, zog der Inspektor<lb/>
die Hände aus den Taschen. Dann kam er unsicher» Schritts heran, stellte sich,<lb/>
die Pfeife im Munde, dicht vor den Doktor hin und sagte: Herr--!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_355"> Der Doktor sah ihn mit verächtlichem Blick an und drehte ihm den Rücken.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_356"> &#x2014;r! wiederholte der Inspektor. Wer sind Sie? und wie können Sie<lb/>
sich unterstehn, in meinen Machtbereich einzugreifen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_357"> Wer sind Sie denn? erwiderte der Doktor. Einer, der hier etwas zu sagen<lb/>
hat, sind Sie doch wohl nicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_358"> Ich bin der angestellte und verpflichtete Jnspektoor vom Hofe, verstehn Sie<lb/>
mich? Und hier hat kein Mensch etwas anzuordnen und zu befehlen außer mir.<lb/>
Verstehn Sie mich?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_359"> Darauf zog er einen schmierigen Wisch, seinen Kontrakt, aus der Tasche, faltete<lb/>
ihn auf und zeigte ans eine Stelle, wobei er las: Niemand soll dem Inspektor hinein¬<lb/>
reden. Er allein soll alle Dispositionen zu treffen haben. Verstehn Sie mich?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_360"> Ich verstehe, sagte der Doktor, daß Sie sich einbilden, hier Inspektor sein zu<lb/>
können, ohne Ihre Pflicht und Schuldigkeit zu tun. Sich betrinken, Wagen um¬<lb/>
werfen lassen, allem Unfug Vorschub leisten, wie verträgt sich das mit Ihrer Pflicht<lb/>
als verpflichteter Inspektor?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_361"> Der Inspektor lachte höhnisch und sagte: Mumpitz. Ich tue, was mir paßt,<lb/>
und ich will doch mal sehen, wer mir mein Recht streitig macht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_362"> Das werden Sie sogleich sehen, sagte der Doktor.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_363"> Der Inspektor war ein großer, starkknochiger Mann, an Kräften dem Doktor<lb/>
weit überlegen. Aber er war betrunken und schlaff, und der Doktor war entrüstet<lb/>
über die Unverschämtheit des Menschen und gebot über seine gesamte Spannkraft.<lb/>
Er faßte also den Inspektor beim Kragen, führte ihn vom Hofe auf die Land¬<lb/>
straße, gab ihm einen Stoß, daß er sich einmal mehr, als nötig gewesen wäre, um<lb/>
sich selber drehte, und sagte: Wenn Sie sich wieder auf dem Hofe sehen lassen,<lb/>
wird man Sie mit der Hundepeitsche auf den Weg bringen. Verstehn Sie mich?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_364"> Der Inspektor war zu verdutzt, als daß er eine Antwort gefunden hätte. Er<lb/>
erhob die Faust, schüttelte sie gegen den Hof und stiefelte dem Dorfe zu.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_365"> Gott sei Dank, rief Tauenden, als Ramborn auf den Hof zurückgekehrt war,<lb/>
daß wir den Menschen los sind.  Er wäre mein Tod geworden!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_366"> Was aber nun? Diese Frage drängte sich sogleich ans. Ein neuer Inspektor<lb/>
war nicht zu haben. Irgendeine Hilfe ans dem Dorfe zu beschaffen, war eben-<lb/>
falls unmöglich. Und wenn auch jemand da gewesen wäre, es würde niemand<lb/>
gewagt haben, an des Inspektors Stelle zu treten &#x2014; so versicherte Tauenden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_367"> Aber warum denn nicht? fragte Rainborn.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_368"> Man fürchtet sich vor Hoheit.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_369"> Aber mein Gott, was geht denn Hoheit dieser Hof an?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_370"> Tauenden antwortete mit einem beredten Stillschweigen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_371"> Also was nun? Tauenden wollte alles übernehmen, aufs Feld gehn, das Ab¬<lb/>
laden auf dem Hofe überwachen, die Küche besorgen, Frau Mary beruhigen, Wolf<lb/>
bei den Schularbeiten beaufsichtigen und die alte Harne pflegen, aber es war<lb/>
klar, daß dies über ihre Kräfte ging.  Eine männliche Hilfe war »»entbehrlich.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_372"> Dann bleibt »indes übrig, als daß ich in des Inspektors Kontrakt eintrete,<lb/>
sagte Rainborn. Ich bin zwar kein Ökonom, aber es ist ja auch jetzt nichts weiter<lb/>
nötig, als daß die Arbeit im Gange erhalten bleibt, ein Kommando und schlimmsten¬<lb/>
falls die Reitpeitsche &#x2014; ich meine natürlich eine moralische Reitpeitsche.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten &gt;l N)05 14</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0109] Herrenmenschen Wirkung aus. Die Knechte rieben sich die Augen und kratzte« sich den Kopf. Sie richteten nach einigem Zureden deu Wagen auf, fischten die Garben mis der Pfütze und stellten sie in die Sonne zum Trocknen auf. Die Mägde knicksten, küßten die Hand und baten, der Herr möchte doch derb zuschlagen und deu betrunknen Kerls die Schnapsflaschen wegnehmen. Der Knecht müsse die Reitpeitsche haben, wenn er betrunken sei, sonst sei er nicht zu brauchen. Über diese plötzliche Wendung der Dinge höchst erstaunt, zog der Inspektor die Hände aus den Taschen. Dann kam er unsicher» Schritts heran, stellte sich, die Pfeife im Munde, dicht vor den Doktor hin und sagte: Herr--! Der Doktor sah ihn mit verächtlichem Blick an und drehte ihm den Rücken. —r! wiederholte der Inspektor. Wer sind Sie? und wie können Sie sich unterstehn, in meinen Machtbereich einzugreifen? Wer sind Sie denn? erwiderte der Doktor. Einer, der hier etwas zu sagen hat, sind Sie doch wohl nicht. Ich bin der angestellte und verpflichtete Jnspektoor vom Hofe, verstehn Sie mich? Und hier hat kein Mensch etwas anzuordnen und zu befehlen außer mir. Verstehn Sie mich? Darauf zog er einen schmierigen Wisch, seinen Kontrakt, aus der Tasche, faltete ihn auf und zeigte ans eine Stelle, wobei er las: Niemand soll dem Inspektor hinein¬ reden. Er allein soll alle Dispositionen zu treffen haben. Verstehn Sie mich? Ich verstehe, sagte der Doktor, daß Sie sich einbilden, hier Inspektor sein zu können, ohne Ihre Pflicht und Schuldigkeit zu tun. Sich betrinken, Wagen um¬ werfen lassen, allem Unfug Vorschub leisten, wie verträgt sich das mit Ihrer Pflicht als verpflichteter Inspektor? Der Inspektor lachte höhnisch und sagte: Mumpitz. Ich tue, was mir paßt, und ich will doch mal sehen, wer mir mein Recht streitig macht. Das werden Sie sogleich sehen, sagte der Doktor. Der Inspektor war ein großer, starkknochiger Mann, an Kräften dem Doktor weit überlegen. Aber er war betrunken und schlaff, und der Doktor war entrüstet über die Unverschämtheit des Menschen und gebot über seine gesamte Spannkraft. Er faßte also den Inspektor beim Kragen, führte ihn vom Hofe auf die Land¬ straße, gab ihm einen Stoß, daß er sich einmal mehr, als nötig gewesen wäre, um sich selber drehte, und sagte: Wenn Sie sich wieder auf dem Hofe sehen lassen, wird man Sie mit der Hundepeitsche auf den Weg bringen. Verstehn Sie mich? Der Inspektor war zu verdutzt, als daß er eine Antwort gefunden hätte. Er erhob die Faust, schüttelte sie gegen den Hof und stiefelte dem Dorfe zu. Gott sei Dank, rief Tauenden, als Ramborn auf den Hof zurückgekehrt war, daß wir den Menschen los sind. Er wäre mein Tod geworden! Was aber nun? Diese Frage drängte sich sogleich ans. Ein neuer Inspektor war nicht zu haben. Irgendeine Hilfe ans dem Dorfe zu beschaffen, war eben- falls unmöglich. Und wenn auch jemand da gewesen wäre, es würde niemand gewagt haben, an des Inspektors Stelle zu treten — so versicherte Tauenden. Aber warum denn nicht? fragte Rainborn. Man fürchtet sich vor Hoheit. Aber mein Gott, was geht denn Hoheit dieser Hof an? Tauenden antwortete mit einem beredten Stillschweigen. Also was nun? Tauenden wollte alles übernehmen, aufs Feld gehn, das Ab¬ laden auf dem Hofe überwachen, die Küche besorgen, Frau Mary beruhigen, Wolf bei den Schularbeiten beaufsichtigen und die alte Harne pflegen, aber es war klar, daß dies über ihre Kräfte ging. Eine männliche Hilfe war »»entbehrlich. Dann bleibt »indes übrig, als daß ich in des Inspektors Kontrakt eintrete, sagte Rainborn. Ich bin zwar kein Ökonom, aber es ist ja auch jetzt nichts weiter nötig, als daß die Arbeit im Gange erhalten bleibt, ein Kommando und schlimmsten¬ falls die Reitpeitsche — ich meine natürlich eine moralische Reitpeitsche. Grenzboten >l N)05 14

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/109
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/109>, abgerufen am 19.05.2024.