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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

angeführte Buch, Österreichs Bedränger, geradezu als statistisches Handbuch empfehlen,
wenn man sicher wäre, daß alle seine Tabellen zuverlässig sind. Zwar führt er
meist seine Quelle an, aber er nimmt alles, was er irgendwo findet, kritiklos auf,
"logen sich dabei auch Widersprüche ergebe". So zum Beispiel werden für das
französische Nationalvermögen Seite 541 andre Zahlen angegeben als auf Seite 535.
Es ist unglaublich, was man in diesem Buche über den österreichischen Nationali-
tätenstreit alles findet. Unter andern? die Namen sämtlicher jüdischer Bankiers in
Berlin, die Geschichte der im Jahre 1991 verkrachten reichsdeutschen Banken, die
Geschichte der Austreibung der Kartäuser in Frankreich (die Juden beherrschen
nach Vrba dieses Land und besitzen die Hälfte des französischen Nationalvermögens),
den Brief einer französischen Oberin und Schulleiterin zu Eski-Schehir, worin sie
sich über die Germanisierung und Protestantisiernng beklagt, die von den deutschen
Behörden der Auatolischcu Bahn betrieben werde. Die Bedränger Österreichs sind
nämlich nach Vrba die Preußen, die sich der Altdeutschen als eines Werkzeugs be¬
dienen, und die Juden, wobei denn wieder merkwürdig ist, daß die Altdeutschen
nicht weniger stramme Antisemiten sind als unser Vrba.


Bücher über philosophische Gegenstände.

Über die Natur der Seele und
ihr Verhältnis zum Leibe ist in neuerer Zeit unendlich viel geschrieben worden.
Aber eben darum hat Ludwig Busse, Professor der Philosophie in Königsberg,
sehr Recht, wenn er meint, "ein Buch, das diese Frage in umfassender, möglichst
alle Gesichtspunkte berücksichtigender Weise behandelt," möchte nicht ganz unzeit¬
gemäß sein. Sein Buch: Geist und Körper, Seele und Leib (Leipzig, Dürrsche
Buchhandlung, 1993) löst die Aufgabe erschöpfend. Busse beleuchtet darin kritisch
die Ansichten aller modernen Psychologen, Physiologen und Biologen; und er bleibt
nicht in der Kritik stecken, sondern gibt eine Positive Antwort ans die große Frage,
eine Antwort, die so viel Befriedigung gewährt, als wir bei der Beschränktheit
unsers Erkenntnisvermögens zu erwarten berechtigt sind. Bei einer andern Ge¬
legenheit gedenken wir ausführlich auf das ausgezeichnete Werk einzugehn; hier
können wir den Inhalt nur andeuten. Busse zeigt unwiderleglich die Unmöglichkeit
aller Versuche eiuer materialistischen Ableitung des Seelenlebens, zeigt auch die
Unzulässigkeit des Parallelismus, mit dem Wunde, Paulsen und viele andre die
Schwierigkeit zu heben versuchen, und nimmt mit Lotze eine Wechselwirkung zwischen
Leib und Seele an. Den Leibnizischen Grundgedanken mit den nötigen Ab¬
änderungen festhaltend, läßt er das Universum aus Dingmonaden besteh", zu deren
Gruppierungen i" Organismen Seeleninonadcn hinzutreten, und zwar verschiedne
zu den auf verschiednen Stufen der Entwicklung stehenden Organismen. Menschen¬
seelen entstehn weder aus dem Organismus uoch entwickeln sie sich aus den Seelen
niederer Organismen; Menschenseelen sind keine Affenseelen. Beide Arten von
Monaden hat Gott in Beziehung zueinander gesetzt, sodaß sie -- freilich in einer
uns unerforschlichen Weise -- aufeinander wirken können. Die Einwendungen, die
aus dem Gesetz der Erhaltung der Energie gegen geistige Einwirkungen auf den
Leib erhoben werden können, widerlegt er durch die Unterscheidung der beiden
Bedeutungen, die dem Gesetz beigelegt zu werden pflegen. Als Gesetz der Äquivalenz
sagt es, daß bei jeder Veränderung an die Stelle des einen Euergiequautums el"
andres gleichwertiges tritt, die Ursache vollständig in der äquivalenten Wirkung
verschwindet, die Wirkung ohne die äquivalente Ursache nicht denkbar ist. Dieses
Gesetz wird dnrch die Einwirkung der Seele ans den Leib nicht angetastet. Da¬
gegen wird das Gesetz der Konstanz aufgehoben, nach dem die Summe der im
Universuni vorhandnen materiellen Energie ein für allemal gegeben, unveränderlich,
konstant sein soll, wenn die Seele den? Leibe Energie zuführt. Aber diese Konstanz
ist nieder bewiesen uoch beweisbar. -- Aus dem Gebiet des Abstrakten und Meta¬
physischen führt uns O. Flügel mit seinem Buche: Das Ich und die sittlichen
Ideen im Leben der Voller (Vierte Auflage. Langensalza, Hermann Bayer


Maßgebliches und Unmaßgebliches

angeführte Buch, Österreichs Bedränger, geradezu als statistisches Handbuch empfehlen,
wenn man sicher wäre, daß alle seine Tabellen zuverlässig sind. Zwar führt er
meist seine Quelle an, aber er nimmt alles, was er irgendwo findet, kritiklos auf,
»logen sich dabei auch Widersprüche ergebe». So zum Beispiel werden für das
französische Nationalvermögen Seite 541 andre Zahlen angegeben als auf Seite 535.
Es ist unglaublich, was man in diesem Buche über den österreichischen Nationali-
tätenstreit alles findet. Unter andern? die Namen sämtlicher jüdischer Bankiers in
Berlin, die Geschichte der im Jahre 1991 verkrachten reichsdeutschen Banken, die
Geschichte der Austreibung der Kartäuser in Frankreich (die Juden beherrschen
nach Vrba dieses Land und besitzen die Hälfte des französischen Nationalvermögens),
den Brief einer französischen Oberin und Schulleiterin zu Eski-Schehir, worin sie
sich über die Germanisierung und Protestantisiernng beklagt, die von den deutschen
Behörden der Auatolischcu Bahn betrieben werde. Die Bedränger Österreichs sind
nämlich nach Vrba die Preußen, die sich der Altdeutschen als eines Werkzeugs be¬
dienen, und die Juden, wobei denn wieder merkwürdig ist, daß die Altdeutschen
nicht weniger stramme Antisemiten sind als unser Vrba.


Bücher über philosophische Gegenstände.

Über die Natur der Seele und
ihr Verhältnis zum Leibe ist in neuerer Zeit unendlich viel geschrieben worden.
Aber eben darum hat Ludwig Busse, Professor der Philosophie in Königsberg,
sehr Recht, wenn er meint, „ein Buch, das diese Frage in umfassender, möglichst
alle Gesichtspunkte berücksichtigender Weise behandelt," möchte nicht ganz unzeit¬
gemäß sein. Sein Buch: Geist und Körper, Seele und Leib (Leipzig, Dürrsche
Buchhandlung, 1993) löst die Aufgabe erschöpfend. Busse beleuchtet darin kritisch
die Ansichten aller modernen Psychologen, Physiologen und Biologen; und er bleibt
nicht in der Kritik stecken, sondern gibt eine Positive Antwort ans die große Frage,
eine Antwort, die so viel Befriedigung gewährt, als wir bei der Beschränktheit
unsers Erkenntnisvermögens zu erwarten berechtigt sind. Bei einer andern Ge¬
legenheit gedenken wir ausführlich auf das ausgezeichnete Werk einzugehn; hier
können wir den Inhalt nur andeuten. Busse zeigt unwiderleglich die Unmöglichkeit
aller Versuche eiuer materialistischen Ableitung des Seelenlebens, zeigt auch die
Unzulässigkeit des Parallelismus, mit dem Wunde, Paulsen und viele andre die
Schwierigkeit zu heben versuchen, und nimmt mit Lotze eine Wechselwirkung zwischen
Leib und Seele an. Den Leibnizischen Grundgedanken mit den nötigen Ab¬
änderungen festhaltend, läßt er das Universum aus Dingmonaden besteh», zu deren
Gruppierungen i» Organismen Seeleninonadcn hinzutreten, und zwar verschiedne
zu den auf verschiednen Stufen der Entwicklung stehenden Organismen. Menschen¬
seelen entstehn weder aus dem Organismus uoch entwickeln sie sich aus den Seelen
niederer Organismen; Menschenseelen sind keine Affenseelen. Beide Arten von
Monaden hat Gott in Beziehung zueinander gesetzt, sodaß sie — freilich in einer
uns unerforschlichen Weise — aufeinander wirken können. Die Einwendungen, die
aus dem Gesetz der Erhaltung der Energie gegen geistige Einwirkungen auf den
Leib erhoben werden können, widerlegt er durch die Unterscheidung der beiden
Bedeutungen, die dem Gesetz beigelegt zu werden pflegen. Als Gesetz der Äquivalenz
sagt es, daß bei jeder Veränderung an die Stelle des einen Euergiequautums el»
andres gleichwertiges tritt, die Ursache vollständig in der äquivalenten Wirkung
verschwindet, die Wirkung ohne die äquivalente Ursache nicht denkbar ist. Dieses
Gesetz wird dnrch die Einwirkung der Seele ans den Leib nicht angetastet. Da¬
gegen wird das Gesetz der Konstanz aufgehoben, nach dem die Summe der im
Universuni vorhandnen materiellen Energie ein für allemal gegeben, unveränderlich,
konstant sein soll, wenn die Seele den? Leibe Energie zuführt. Aber diese Konstanz
ist nieder bewiesen uoch beweisbar. — Aus dem Gebiet des Abstrakten und Meta¬
physischen führt uns O. Flügel mit seinem Buche: Das Ich und die sittlichen
Ideen im Leben der Voller (Vierte Auflage. Langensalza, Hermann Bayer


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[0401] Maßgebliches und Unmaßgebliches angeführte Buch, Österreichs Bedränger, geradezu als statistisches Handbuch empfehlen, wenn man sicher wäre, daß alle seine Tabellen zuverlässig sind. Zwar führt er meist seine Quelle an, aber er nimmt alles, was er irgendwo findet, kritiklos auf, »logen sich dabei auch Widersprüche ergebe». So zum Beispiel werden für das französische Nationalvermögen Seite 541 andre Zahlen angegeben als auf Seite 535. Es ist unglaublich, was man in diesem Buche über den österreichischen Nationali- tätenstreit alles findet. Unter andern? die Namen sämtlicher jüdischer Bankiers in Berlin, die Geschichte der im Jahre 1991 verkrachten reichsdeutschen Banken, die Geschichte der Austreibung der Kartäuser in Frankreich (die Juden beherrschen nach Vrba dieses Land und besitzen die Hälfte des französischen Nationalvermögens), den Brief einer französischen Oberin und Schulleiterin zu Eski-Schehir, worin sie sich über die Germanisierung und Protestantisiernng beklagt, die von den deutschen Behörden der Auatolischcu Bahn betrieben werde. Die Bedränger Österreichs sind nämlich nach Vrba die Preußen, die sich der Altdeutschen als eines Werkzeugs be¬ dienen, und die Juden, wobei denn wieder merkwürdig ist, daß die Altdeutschen nicht weniger stramme Antisemiten sind als unser Vrba. Bücher über philosophische Gegenstände. Über die Natur der Seele und ihr Verhältnis zum Leibe ist in neuerer Zeit unendlich viel geschrieben worden. Aber eben darum hat Ludwig Busse, Professor der Philosophie in Königsberg, sehr Recht, wenn er meint, „ein Buch, das diese Frage in umfassender, möglichst alle Gesichtspunkte berücksichtigender Weise behandelt," möchte nicht ganz unzeit¬ gemäß sein. Sein Buch: Geist und Körper, Seele und Leib (Leipzig, Dürrsche Buchhandlung, 1993) löst die Aufgabe erschöpfend. Busse beleuchtet darin kritisch die Ansichten aller modernen Psychologen, Physiologen und Biologen; und er bleibt nicht in der Kritik stecken, sondern gibt eine Positive Antwort ans die große Frage, eine Antwort, die so viel Befriedigung gewährt, als wir bei der Beschränktheit unsers Erkenntnisvermögens zu erwarten berechtigt sind. Bei einer andern Ge¬ legenheit gedenken wir ausführlich auf das ausgezeichnete Werk einzugehn; hier können wir den Inhalt nur andeuten. Busse zeigt unwiderleglich die Unmöglichkeit aller Versuche eiuer materialistischen Ableitung des Seelenlebens, zeigt auch die Unzulässigkeit des Parallelismus, mit dem Wunde, Paulsen und viele andre die Schwierigkeit zu heben versuchen, und nimmt mit Lotze eine Wechselwirkung zwischen Leib und Seele an. Den Leibnizischen Grundgedanken mit den nötigen Ab¬ änderungen festhaltend, läßt er das Universum aus Dingmonaden besteh», zu deren Gruppierungen i» Organismen Seeleninonadcn hinzutreten, und zwar verschiedne zu den auf verschiednen Stufen der Entwicklung stehenden Organismen. Menschen¬ seelen entstehn weder aus dem Organismus uoch entwickeln sie sich aus den Seelen niederer Organismen; Menschenseelen sind keine Affenseelen. Beide Arten von Monaden hat Gott in Beziehung zueinander gesetzt, sodaß sie — freilich in einer uns unerforschlichen Weise — aufeinander wirken können. Die Einwendungen, die aus dem Gesetz der Erhaltung der Energie gegen geistige Einwirkungen auf den Leib erhoben werden können, widerlegt er durch die Unterscheidung der beiden Bedeutungen, die dem Gesetz beigelegt zu werden pflegen. Als Gesetz der Äquivalenz sagt es, daß bei jeder Veränderung an die Stelle des einen Euergiequautums el» andres gleichwertiges tritt, die Ursache vollständig in der äquivalenten Wirkung verschwindet, die Wirkung ohne die äquivalente Ursache nicht denkbar ist. Dieses Gesetz wird dnrch die Einwirkung der Seele ans den Leib nicht angetastet. Da¬ gegen wird das Gesetz der Konstanz aufgehoben, nach dem die Summe der im Universuni vorhandnen materiellen Energie ein für allemal gegeben, unveränderlich, konstant sein soll, wenn die Seele den? Leibe Energie zuführt. Aber diese Konstanz ist nieder bewiesen uoch beweisbar. — Aus dem Gebiet des Abstrakten und Meta¬ physischen führt uns O. Flügel mit seinem Buche: Das Ich und die sittlichen Ideen im Leben der Voller (Vierte Auflage. Langensalza, Hermann Bayer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/401>, abgerufen am 19.05.2024.