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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wollte oder nicht, und es ist nicht bekannt geworden, ob der Herzog mit seiner
eiligen Abreise dänischen Wünschen entsprochen hat, oder ob das Gegenteil der Fall
gewesen ist. Jedenfalls stehn Preußen und sein König in dieser Angelegenheit ans
dem Standpunkt: es geht auch so. Findet der Herzog es weiter für angeniesten,
sich wie weiland Graf Chambord in die weiße Fahne seines Protestes einzuwickeln,
so wird er damit den Gang der geschichtlichen Entwicklung schwerlich aufhalten.
Braunschweig ist zwar die Stadt der Konserven, aber man wird auch dort eines
Tags zu der Einsicht kommen, daß es nützlichere Dinge gibt, als ein Menschen¬
alter und darüber hinaus Ausschau nach einem dem Reiche fremd gewordnen
Fürstenhause zu halten, das eine Anhänglichkeit an das niemals besessene Land
weder hat noch haben kann. Eine soeben veröffentlichte Unterredung des bisherigen
braunschweigischen Gesandten in Berlin, Freiherrn von Cramm - Burgsdorf, mit
Windthorst in Eins im Jahre 1879 bereichert die Akten zur "braunschweigischen
Frage" in dankenswerter Weise. Die Verhältnisse in Braunschweig drängen durchaus
nicht zu einer Änderung. Land und Regent haben sich einander im Laufe der
langen Jahre mehr und mehr genähert, und die in Bayern fast eben so lange
bestehende Regentschaft tut dar, daß die Stellung des zweitgrößten Bundes¬
staates dnrch die "Verweserschaft" in keiner Weise berührt wird. Dasselbe ist bei
Braunschweig der Fall. Die braunschweigische Regierung hat sich im Bundesrat
die volle Freiheit ihrer Entschließungen bewahrt und solche oft genug bettttigt,
andrerseits ist Braunschweigs Verhältnis zu dem das Land umgebenden Preußen jetzt
jedenfalls besser, als dies uuter einem welfischen Herzog der Fall sein würde. Die
Gegenwart ist in guten Händen gesichert und die Zukunft ist offen gehalten.




Die Reichstagsferieu sind zu Ende. In der Weihucichtsvause hat die publi¬
zistische Erörterung der Aufgaben, die das Reichsparlnment beschäftigen, fortgedauert,
ohne irgendein Resultat, d. h. ohne irgendeine Klärung herbeigeführt zu haben. In
der Finanzfrage ist freilich die Ansicht, daß es so wie bisher nicht weiter fort¬
gehn kann, ziemlich allgemein geworden, aber jeder einzelne Steuervvrschlag hat
den lebhaften Widerspruch der dadurch zunächst berührten Kreise gefunden Es ist
die alte Erfahrung, daß eben niemand seinen Geschäftsverdienst vermindert
sehen will, daß aber dagegen Einkommen- und Erbschaftssteuer auf viel weniger
Widerspruch stoßen. Die einzelnen Geschäftszweige haben entweder durch ihre
Organisationen oder durch eigne publizistische Organe oder durch gut gepflegte Be¬
ziehungen zur Presse die Möglichkeit, jede ihnen unbequeme Besteuerung durch
einen großen Lärmaufwand zu bekämpfen, während die so tief in die Privatver-
lMnisse Aller eingreifende Erbschaftssteuer unciugefochtner bleibt, weil sie nicht
einen bestimmten Geschäftszweig trifft, und weil ein Widerspruch schwer zu organi¬
sieren ist. Steuern, die in jedem andern Lande ohne weiteres hingenommen werden
-- es sei zum Beispiel an den Frachtbriefstempel in Österreich erinnert --, werden bei
uns zu Lande als eine schnöde Ungerechtigkeit angesehen. Der Bayer hat seit Jahr¬
zehnten seine hohe Biersteuer und trinkt dafür sein gutes Bier, während alle Brauereien
florieren. Wir Norddeutschen dagegen regen uus wegen einer höhern Besteuerung
des Braugewerbes mächtig ans, um bei unserm geringen Bier mit seinen Surrogaten
zu bleiben. Die Deutschen sind nun einmal ein komisches Volk!




Die publizistischen Erörterungen, mit denen die seit Monaten erwartete Er-
nennung des Generals von Moltke zum Chef des Großen Generalstabes be¬
gleitet wurde, sind für die deutsche Politik dem Auslande gegenüber auch nicht
gerade nützlich. Militärische Schriftsteller scheinen es dem General zu verübeln, daß
er aus der Garde hervorgegangen ist. Dafür kann er aber doch nicht; im übrigen
ist seine Vorbildung für den Posten eine solche, wie sie nnr gewünscht werden kann,
mit Ausnahme des Umstandes, daß er nicht wie Graf Waldersee und wie der Feld-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

wollte oder nicht, und es ist nicht bekannt geworden, ob der Herzog mit seiner
eiligen Abreise dänischen Wünschen entsprochen hat, oder ob das Gegenteil der Fall
gewesen ist. Jedenfalls stehn Preußen und sein König in dieser Angelegenheit ans
dem Standpunkt: es geht auch so. Findet der Herzog es weiter für angeniesten,
sich wie weiland Graf Chambord in die weiße Fahne seines Protestes einzuwickeln,
so wird er damit den Gang der geschichtlichen Entwicklung schwerlich aufhalten.
Braunschweig ist zwar die Stadt der Konserven, aber man wird auch dort eines
Tags zu der Einsicht kommen, daß es nützlichere Dinge gibt, als ein Menschen¬
alter und darüber hinaus Ausschau nach einem dem Reiche fremd gewordnen
Fürstenhause zu halten, das eine Anhänglichkeit an das niemals besessene Land
weder hat noch haben kann. Eine soeben veröffentlichte Unterredung des bisherigen
braunschweigischen Gesandten in Berlin, Freiherrn von Cramm - Burgsdorf, mit
Windthorst in Eins im Jahre 1879 bereichert die Akten zur „braunschweigischen
Frage" in dankenswerter Weise. Die Verhältnisse in Braunschweig drängen durchaus
nicht zu einer Änderung. Land und Regent haben sich einander im Laufe der
langen Jahre mehr und mehr genähert, und die in Bayern fast eben so lange
bestehende Regentschaft tut dar, daß die Stellung des zweitgrößten Bundes¬
staates dnrch die „Verweserschaft" in keiner Weise berührt wird. Dasselbe ist bei
Braunschweig der Fall. Die braunschweigische Regierung hat sich im Bundesrat
die volle Freiheit ihrer Entschließungen bewahrt und solche oft genug bettttigt,
andrerseits ist Braunschweigs Verhältnis zu dem das Land umgebenden Preußen jetzt
jedenfalls besser, als dies uuter einem welfischen Herzog der Fall sein würde. Die
Gegenwart ist in guten Händen gesichert und die Zukunft ist offen gehalten.




Die Reichstagsferieu sind zu Ende. In der Weihucichtsvause hat die publi¬
zistische Erörterung der Aufgaben, die das Reichsparlnment beschäftigen, fortgedauert,
ohne irgendein Resultat, d. h. ohne irgendeine Klärung herbeigeführt zu haben. In
der Finanzfrage ist freilich die Ansicht, daß es so wie bisher nicht weiter fort¬
gehn kann, ziemlich allgemein geworden, aber jeder einzelne Steuervvrschlag hat
den lebhaften Widerspruch der dadurch zunächst berührten Kreise gefunden Es ist
die alte Erfahrung, daß eben niemand seinen Geschäftsverdienst vermindert
sehen will, daß aber dagegen Einkommen- und Erbschaftssteuer auf viel weniger
Widerspruch stoßen. Die einzelnen Geschäftszweige haben entweder durch ihre
Organisationen oder durch eigne publizistische Organe oder durch gut gepflegte Be¬
ziehungen zur Presse die Möglichkeit, jede ihnen unbequeme Besteuerung durch
einen großen Lärmaufwand zu bekämpfen, während die so tief in die Privatver-
lMnisse Aller eingreifende Erbschaftssteuer unciugefochtner bleibt, weil sie nicht
einen bestimmten Geschäftszweig trifft, und weil ein Widerspruch schwer zu organi¬
sieren ist. Steuern, die in jedem andern Lande ohne weiteres hingenommen werden
— es sei zum Beispiel an den Frachtbriefstempel in Österreich erinnert —, werden bei
uns zu Lande als eine schnöde Ungerechtigkeit angesehen. Der Bayer hat seit Jahr¬
zehnten seine hohe Biersteuer und trinkt dafür sein gutes Bier, während alle Brauereien
florieren. Wir Norddeutschen dagegen regen uus wegen einer höhern Besteuerung
des Braugewerbes mächtig ans, um bei unserm geringen Bier mit seinen Surrogaten
zu bleiben. Die Deutschen sind nun einmal ein komisches Volk!




Die publizistischen Erörterungen, mit denen die seit Monaten erwartete Er-
nennung des Generals von Moltke zum Chef des Großen Generalstabes be¬
gleitet wurde, sind für die deutsche Politik dem Auslande gegenüber auch nicht
gerade nützlich. Militärische Schriftsteller scheinen es dem General zu verübeln, daß
er aus der Garde hervorgegangen ist. Dafür kann er aber doch nicht; im übrigen
ist seine Vorbildung für den Posten eine solche, wie sie nnr gewünscht werden kann,
mit Ausnahme des Umstandes, daß er nicht wie Graf Waldersee und wie der Feld-


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[0126] Maßgebliches und Unmaßgebliches wollte oder nicht, und es ist nicht bekannt geworden, ob der Herzog mit seiner eiligen Abreise dänischen Wünschen entsprochen hat, oder ob das Gegenteil der Fall gewesen ist. Jedenfalls stehn Preußen und sein König in dieser Angelegenheit ans dem Standpunkt: es geht auch so. Findet der Herzog es weiter für angeniesten, sich wie weiland Graf Chambord in die weiße Fahne seines Protestes einzuwickeln, so wird er damit den Gang der geschichtlichen Entwicklung schwerlich aufhalten. Braunschweig ist zwar die Stadt der Konserven, aber man wird auch dort eines Tags zu der Einsicht kommen, daß es nützlichere Dinge gibt, als ein Menschen¬ alter und darüber hinaus Ausschau nach einem dem Reiche fremd gewordnen Fürstenhause zu halten, das eine Anhänglichkeit an das niemals besessene Land weder hat noch haben kann. Eine soeben veröffentlichte Unterredung des bisherigen braunschweigischen Gesandten in Berlin, Freiherrn von Cramm - Burgsdorf, mit Windthorst in Eins im Jahre 1879 bereichert die Akten zur „braunschweigischen Frage" in dankenswerter Weise. Die Verhältnisse in Braunschweig drängen durchaus nicht zu einer Änderung. Land und Regent haben sich einander im Laufe der langen Jahre mehr und mehr genähert, und die in Bayern fast eben so lange bestehende Regentschaft tut dar, daß die Stellung des zweitgrößten Bundes¬ staates dnrch die „Verweserschaft" in keiner Weise berührt wird. Dasselbe ist bei Braunschweig der Fall. Die braunschweigische Regierung hat sich im Bundesrat die volle Freiheit ihrer Entschließungen bewahrt und solche oft genug bettttigt, andrerseits ist Braunschweigs Verhältnis zu dem das Land umgebenden Preußen jetzt jedenfalls besser, als dies uuter einem welfischen Herzog der Fall sein würde. Die Gegenwart ist in guten Händen gesichert und die Zukunft ist offen gehalten. Die Reichstagsferieu sind zu Ende. In der Weihucichtsvause hat die publi¬ zistische Erörterung der Aufgaben, die das Reichsparlnment beschäftigen, fortgedauert, ohne irgendein Resultat, d. h. ohne irgendeine Klärung herbeigeführt zu haben. In der Finanzfrage ist freilich die Ansicht, daß es so wie bisher nicht weiter fort¬ gehn kann, ziemlich allgemein geworden, aber jeder einzelne Steuervvrschlag hat den lebhaften Widerspruch der dadurch zunächst berührten Kreise gefunden Es ist die alte Erfahrung, daß eben niemand seinen Geschäftsverdienst vermindert sehen will, daß aber dagegen Einkommen- und Erbschaftssteuer auf viel weniger Widerspruch stoßen. Die einzelnen Geschäftszweige haben entweder durch ihre Organisationen oder durch eigne publizistische Organe oder durch gut gepflegte Be¬ ziehungen zur Presse die Möglichkeit, jede ihnen unbequeme Besteuerung durch einen großen Lärmaufwand zu bekämpfen, während die so tief in die Privatver- lMnisse Aller eingreifende Erbschaftssteuer unciugefochtner bleibt, weil sie nicht einen bestimmten Geschäftszweig trifft, und weil ein Widerspruch schwer zu organi¬ sieren ist. Steuern, die in jedem andern Lande ohne weiteres hingenommen werden — es sei zum Beispiel an den Frachtbriefstempel in Österreich erinnert —, werden bei uns zu Lande als eine schnöde Ungerechtigkeit angesehen. Der Bayer hat seit Jahr¬ zehnten seine hohe Biersteuer und trinkt dafür sein gutes Bier, während alle Brauereien florieren. Wir Norddeutschen dagegen regen uus wegen einer höhern Besteuerung des Braugewerbes mächtig ans, um bei unserm geringen Bier mit seinen Surrogaten zu bleiben. Die Deutschen sind nun einmal ein komisches Volk! Die publizistischen Erörterungen, mit denen die seit Monaten erwartete Er- nennung des Generals von Moltke zum Chef des Großen Generalstabes be¬ gleitet wurde, sind für die deutsche Politik dem Auslande gegenüber auch nicht gerade nützlich. Militärische Schriftsteller scheinen es dem General zu verübeln, daß er aus der Garde hervorgegangen ist. Dafür kann er aber doch nicht; im übrigen ist seine Vorbildung für den Posten eine solche, wie sie nnr gewünscht werden kann, mit Ausnahme des Umstandes, daß er nicht wie Graf Waldersee und wie der Feld-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_298274/126>, abgerufen am 19.05.2024.