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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Andenken deutscher Dichter gewidmet: der Goethe-Kalender, herausgegeben von
Otto Julius Bterbanm, und der Fritz Reuter-Kalender, herausgegeben von Karl
Theodor Gaedertz. Beide stimmen in Format, Ausstattung und Preis (1 Mark für
das broschierte, 2 Mark für das gebundne Exemplar) überein, wie sich denn auch
die Herausgeber offenbar von denselben Grundsätzen haben leiten lassen. Neben
zahlreichen, mit Geschick und Geschmack ausgewählten Stellen aus den Schriften der
Dichter bieten sie interessante Urteile von Zeltgenossen, biographische Episoden und
Anekdoten, zum Teil durch Illustrationen ergänzt und erläutert. Im Reuter-Kalender
finden wir außerdem noch eine Anzahl bisher unveröffentlichter Gedichte und Ge¬
schichten aus dem Nachlaß, darunter manches, das Reuter in hochdeutscher Sprache
geschrieben hat.

Der Verlag von W. Spemann in Stuttgart und Berlin tritt gleich mit drei
Abreißkalendern auf deu Plan, die zunächst als Mittel zur Ankündigung Spe-
mannscher Verlagswerke gedacht find, dabei aber in vorzüglicher Ausstattung so viel
Interessantes bieten, daß sie auf selbständigen Wert Anspruch erheben können. So
werden Freunde des Hochgebirges den Alpenkalender (Preis 2 Mark) mit seiner
Fülle von Landschnftsbildern nach Originalaufnahmen gern durchblättern, während
Kunstfreunde im Kunstkalender (Preis 2 Mark) auf jedem Blatt die vorzüglich
ausgeführte Reproduktion eines Gemäldes, einer Handzeichnung, einer Skulptur
oder eines Gebäudes finden werden. Hier kommt die bildende Kunst in ihrem
weitesten Umfange und im bunten Wechsel der Gegenstände, Schulen und Perioden
zu Wort; zu den meisten Abbildungen wird eine knapp gefaßte Erläuterung ge¬
geben, die, soweit wir Stichproben entnommen haben, den neuesten Stand der
Forschung berücksichtigt. Speziell für Ärzte ist der historische Medizinal¬
kalender, bearbeitet vou den Professoren I. Pagel und I. Schwalbe (Preis 2 Mark).
Er enthält auf jedem Blatt eine authentische bildliche Darstellung aus der Geschichte
der Medizin, das Porträt eines berühmten Arztes, eine Szene am Krankenbett oder
am Operationstisch oder einen alten Holzschnitt aus der medizinischen Literatur der
Vergangenheit. Außerdem bietet er die biographischen Daten und Zitate aus den
Schriften der medizinischen Klassiker.

Von mehr lokalem Interesse ist der stattliche, geschmackvoll ausgestattete und
hübsch gebundne Leipziger Kalender, herausgegeben von Georg Merseburger
(Verlag von Georg Merseburger, Leipzig, Preis 2 Mark), ein Buch, das schon
im vierten Jahrgange erscheint und damit wohl den Beweis erbringt, daß es sich
einen Stamm von Freunden erworben hat. Neben dem sehr ausführlichen Kalen-
darium und gemeinnützigen Mitteilungen bietet der Kalender in Text und Bild
Beiträge aus der Geschichte, Kulturgeschichte, dem Kunst- und Musikleben Leipzigs,
daneben Gedichte und novellistische Skizzen aus der Feder Leipziger Schriftsteller.
Wer zu "Kleinparis" in irgendwelcher Beziehung steht, dort lebt oder gelebt hat,
wird das schöne, außerordentlich reichhaltige Buch mit Freuden begrüßen.


I- R. q.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Andenken deutscher Dichter gewidmet: der Goethe-Kalender, herausgegeben von
Otto Julius Bterbanm, und der Fritz Reuter-Kalender, herausgegeben von Karl
Theodor Gaedertz. Beide stimmen in Format, Ausstattung und Preis (1 Mark für
das broschierte, 2 Mark für das gebundne Exemplar) überein, wie sich denn auch
die Herausgeber offenbar von denselben Grundsätzen haben leiten lassen. Neben
zahlreichen, mit Geschick und Geschmack ausgewählten Stellen aus den Schriften der
Dichter bieten sie interessante Urteile von Zeltgenossen, biographische Episoden und
Anekdoten, zum Teil durch Illustrationen ergänzt und erläutert. Im Reuter-Kalender
finden wir außerdem noch eine Anzahl bisher unveröffentlichter Gedichte und Ge¬
schichten aus dem Nachlaß, darunter manches, das Reuter in hochdeutscher Sprache
geschrieben hat.

Der Verlag von W. Spemann in Stuttgart und Berlin tritt gleich mit drei
Abreißkalendern auf deu Plan, die zunächst als Mittel zur Ankündigung Spe-
mannscher Verlagswerke gedacht find, dabei aber in vorzüglicher Ausstattung so viel
Interessantes bieten, daß sie auf selbständigen Wert Anspruch erheben können. So
werden Freunde des Hochgebirges den Alpenkalender (Preis 2 Mark) mit seiner
Fülle von Landschnftsbildern nach Originalaufnahmen gern durchblättern, während
Kunstfreunde im Kunstkalender (Preis 2 Mark) auf jedem Blatt die vorzüglich
ausgeführte Reproduktion eines Gemäldes, einer Handzeichnung, einer Skulptur
oder eines Gebäudes finden werden. Hier kommt die bildende Kunst in ihrem
weitesten Umfange und im bunten Wechsel der Gegenstände, Schulen und Perioden
zu Wort; zu den meisten Abbildungen wird eine knapp gefaßte Erläuterung ge¬
geben, die, soweit wir Stichproben entnommen haben, den neuesten Stand der
Forschung berücksichtigt. Speziell für Ärzte ist der historische Medizinal¬
kalender, bearbeitet vou den Professoren I. Pagel und I. Schwalbe (Preis 2 Mark).
Er enthält auf jedem Blatt eine authentische bildliche Darstellung aus der Geschichte
der Medizin, das Porträt eines berühmten Arztes, eine Szene am Krankenbett oder
am Operationstisch oder einen alten Holzschnitt aus der medizinischen Literatur der
Vergangenheit. Außerdem bietet er die biographischen Daten und Zitate aus den
Schriften der medizinischen Klassiker.

Von mehr lokalem Interesse ist der stattliche, geschmackvoll ausgestattete und
hübsch gebundne Leipziger Kalender, herausgegeben von Georg Merseburger
(Verlag von Georg Merseburger, Leipzig, Preis 2 Mark), ein Buch, das schon
im vierten Jahrgange erscheint und damit wohl den Beweis erbringt, daß es sich
einen Stamm von Freunden erworben hat. Neben dem sehr ausführlichen Kalen-
darium und gemeinnützigen Mitteilungen bietet der Kalender in Text und Bild
Beiträge aus der Geschichte, Kulturgeschichte, dem Kunst- und Musikleben Leipzigs,
daneben Gedichte und novellistische Skizzen aus der Feder Leipziger Schriftsteller.
Wer zu „Kleinparis" in irgendwelcher Beziehung steht, dort lebt oder gelebt hat,
wird das schöne, außerordentlich reichhaltige Buch mit Freuden begrüßen.


I- R. q.


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[0516] Maßgebliches und Unmaßgebliches Andenken deutscher Dichter gewidmet: der Goethe-Kalender, herausgegeben von Otto Julius Bterbanm, und der Fritz Reuter-Kalender, herausgegeben von Karl Theodor Gaedertz. Beide stimmen in Format, Ausstattung und Preis (1 Mark für das broschierte, 2 Mark für das gebundne Exemplar) überein, wie sich denn auch die Herausgeber offenbar von denselben Grundsätzen haben leiten lassen. Neben zahlreichen, mit Geschick und Geschmack ausgewählten Stellen aus den Schriften der Dichter bieten sie interessante Urteile von Zeltgenossen, biographische Episoden und Anekdoten, zum Teil durch Illustrationen ergänzt und erläutert. Im Reuter-Kalender finden wir außerdem noch eine Anzahl bisher unveröffentlichter Gedichte und Ge¬ schichten aus dem Nachlaß, darunter manches, das Reuter in hochdeutscher Sprache geschrieben hat. Der Verlag von W. Spemann in Stuttgart und Berlin tritt gleich mit drei Abreißkalendern auf deu Plan, die zunächst als Mittel zur Ankündigung Spe- mannscher Verlagswerke gedacht find, dabei aber in vorzüglicher Ausstattung so viel Interessantes bieten, daß sie auf selbständigen Wert Anspruch erheben können. So werden Freunde des Hochgebirges den Alpenkalender (Preis 2 Mark) mit seiner Fülle von Landschnftsbildern nach Originalaufnahmen gern durchblättern, während Kunstfreunde im Kunstkalender (Preis 2 Mark) auf jedem Blatt die vorzüglich ausgeführte Reproduktion eines Gemäldes, einer Handzeichnung, einer Skulptur oder eines Gebäudes finden werden. Hier kommt die bildende Kunst in ihrem weitesten Umfange und im bunten Wechsel der Gegenstände, Schulen und Perioden zu Wort; zu den meisten Abbildungen wird eine knapp gefaßte Erläuterung ge¬ geben, die, soweit wir Stichproben entnommen haben, den neuesten Stand der Forschung berücksichtigt. Speziell für Ärzte ist der historische Medizinal¬ kalender, bearbeitet vou den Professoren I. Pagel und I. Schwalbe (Preis 2 Mark). Er enthält auf jedem Blatt eine authentische bildliche Darstellung aus der Geschichte der Medizin, das Porträt eines berühmten Arztes, eine Szene am Krankenbett oder am Operationstisch oder einen alten Holzschnitt aus der medizinischen Literatur der Vergangenheit. Außerdem bietet er die biographischen Daten und Zitate aus den Schriften der medizinischen Klassiker. Von mehr lokalem Interesse ist der stattliche, geschmackvoll ausgestattete und hübsch gebundne Leipziger Kalender, herausgegeben von Georg Merseburger (Verlag von Georg Merseburger, Leipzig, Preis 2 Mark), ein Buch, das schon im vierten Jahrgange erscheint und damit wohl den Beweis erbringt, daß es sich einen Stamm von Freunden erworben hat. Neben dem sehr ausführlichen Kalen- darium und gemeinnützigen Mitteilungen bietet der Kalender in Text und Bild Beiträge aus der Geschichte, Kulturgeschichte, dem Kunst- und Musikleben Leipzigs, daneben Gedichte und novellistische Skizzen aus der Feder Leipziger Schriftsteller. Wer zu „Kleinparis" in irgendwelcher Beziehung steht, dort lebt oder gelebt hat, wird das schöne, außerordentlich reichhaltige Buch mit Freuden begrüßen. I- R. q.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/516>, abgerufen am 16.05.2024.