Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches in Sachsen eingezogen, aber ohne Ergebnis, während die Neue Hamburger Zeitung Für die von Delbrück vermuteten Staatsstreichpläne Bismarcks läßt sich aus Gelo Aaemmel Maßgebliches und Unmaßgebliches in Sachsen eingezogen, aber ohne Ergebnis, während die Neue Hamburger Zeitung Für die von Delbrück vermuteten Staatsstreichpläne Bismarcks läßt sich aus Gelo Aaemmel <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0392" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301646"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1485" prev="#ID_1484"> in Sachsen eingezogen, aber ohne Ergebnis, während die Neue Hamburger Zeitung<lb/> behauptet, sie sei ihm „schon länger bekannt" gewesen. Ich weiß nicht, ob die<lb/> Quelle dafür nicht etwa gar meine eigne „Deutsche Geschichte (11^, 531) ist; den<lb/> Gewährsmann zu nennen, halte ich mich aber auch jetzt noch nicht für befugt, und<lb/> ich bestreite durchaus, daß das Urteil des Königs, das, wie gesagt, auf dem des<lb/> Großherzogs von Baden beruhte, in irgendwelchem Widerspruche stehe und der Ver¬<lb/> ehrung und Bewunderung, die der König sonst dem großen Staatsmann zollte (vgl.<lb/> meine kurze Biographie desKöuigs in Bettelheims Deutschem Nekrolog von 1902, VII).<lb/> Er konnte trotzdem finden, daß unter den damaligen Umständen der Rücktritt des<lb/> Kanzlers unvermeidlich gewesen sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_1486"> Für die von Delbrück vermuteten Staatsstreichpläne Bismarcks läßt sich aus<lb/> seinen Äußerungen mir gegenüber keine Bestätigung ableiten, so wenig wie aus<lb/> Hohenlohe II, 468. Deshalb spricht sich jetzt auch Fr. Meinecke im neusten Heft der<lb/> Historischen Zeitschrift gegen die Wahrscheinlichkeit solcher Pläne aus. Es bleibt<lb/> somit nur die Tatsache bestehen, das; Bismarck kurz vor seinem Rücktritt entschlossen<lb/> war, gegen die Sozialdemokratie schärfere Mittel zu ergreife», als sie ihm das<lb/> ablaufende Sozialistengesetz in seiner bevorstehenden Abschwttchuug bot, und daß er<lb/> im Falle von ernsten Unruhen militärische Gewalt anwenden wollte (was eigentlich<lb/> selbstverständlich ist), daß aber der Kaiser diese Gedanken abwies.</p><lb/> <note type="byline"> Gelo Aaemmel</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0392]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
in Sachsen eingezogen, aber ohne Ergebnis, während die Neue Hamburger Zeitung
behauptet, sie sei ihm „schon länger bekannt" gewesen. Ich weiß nicht, ob die
Quelle dafür nicht etwa gar meine eigne „Deutsche Geschichte (11^, 531) ist; den
Gewährsmann zu nennen, halte ich mich aber auch jetzt noch nicht für befugt, und
ich bestreite durchaus, daß das Urteil des Königs, das, wie gesagt, auf dem des
Großherzogs von Baden beruhte, in irgendwelchem Widerspruche stehe und der Ver¬
ehrung und Bewunderung, die der König sonst dem großen Staatsmann zollte (vgl.
meine kurze Biographie desKöuigs in Bettelheims Deutschem Nekrolog von 1902, VII).
Er konnte trotzdem finden, daß unter den damaligen Umständen der Rücktritt des
Kanzlers unvermeidlich gewesen sei.
Für die von Delbrück vermuteten Staatsstreichpläne Bismarcks läßt sich aus
seinen Äußerungen mir gegenüber keine Bestätigung ableiten, so wenig wie aus
Hohenlohe II, 468. Deshalb spricht sich jetzt auch Fr. Meinecke im neusten Heft der
Historischen Zeitschrift gegen die Wahrscheinlichkeit solcher Pläne aus. Es bleibt
somit nur die Tatsache bestehen, das; Bismarck kurz vor seinem Rücktritt entschlossen
war, gegen die Sozialdemokratie schärfere Mittel zu ergreife», als sie ihm das
ablaufende Sozialistengesetz in seiner bevorstehenden Abschwttchuug bot, und daß er
im Falle von ernsten Unruhen militärische Gewalt anwenden wollte (was eigentlich
selbstverständlich ist), daß aber der Kaiser diese Gedanken abwies.
Gelo Aaemmel
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