Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

alledem sieht man, daß es mit dem Reichtum der Sprache nicht weit her sein kann,
daß sie sich sehr einrichten und es zusammennehmen muß, um auszukommen, daß
sie nicht allzuviel übrig hat. Wirtschaft, Horatio, Wirtschaft! Wäre die Sprache
reich, sie würde in erhabner Verschwendung Worte bilden und verschleudern.

Wenn sie dem Laien reich erscheint, so liegt das eben daran, daß sie eine gute
Wirtin ist, die sich zu helfen weiß, bescheidne Mittel gut verwertet und bis auf das
letzte Restchen ausnutzt. Ihr ganzer Reichtum beruht auf unablässiger Denkarbeit;
sie selbst ist arm. Bei der Sprache fällt einem unwillkürlich das Sprichwort ein:
Mit vielem hält man Haus, mit wenig kommt man ans.

Geschieht es nicht, daß ein armer Mann seinen Rock wenden läßt, anstatt einen
neuen zu kaufen? Auch die Sprache läßt wenden. Man spricht dann von angewandten
Bedeutungen. Die Gelehrten nennen es einen Tropus. Das ist so viel wie Wendung.

Dabei wird demi Hörer oft ohne weiteres zugemutet, daß er die Anwendung
verstehe und den Gedankensprung von einem zum andern mitmache; kann ers nicht,
so ists sein Schade. Gewöhnlich aber nimmt man Rücksicht; es werden Zusätze
gemacht, die ihm auf deu Trichter helfen und das Verständnis erleichtern sollen.
Durch Zusammensetzung, durch nähere und immer nähere Bestimmung entstehen dann
die unförmlichen Wortklnmpen, die notwendig sind, weil es an einfachen Begriffen
fehlt. Auf einer solchen Zusammensetzung beruht die gesamte Ableitung, ja schon
die Flexion, und nur weil der Laie die fortwährende Wiederholung der Pronomina,
der Hilfsverba, der Suffixe nicht durchschaut, wiegt er sich in Illusionen über seine
Sprache. Aber ich will ein paar ganz naheliegende, triviale Beispiele aufs Gerate¬
wohl herausgreifen und einem Schuljungen nachsehn, der nach Hause geht und sich
eine Tute Kirschen kauft. Nur zwei oder drei von seinen Worten sollen vor¬
genommen werden.

Da ist zunächst die Tute. Welch ein sonderbarer Begriff, die Tute! Eine
Tute ist eigentlich ein Blasinstrument, ein Ding, auf dem man tutet. Ein Horn;
die Franzosen nennen eine Zuckertüte: rür Ooinst. Und weil nun ein kegelförmig
zusammengedrehtes Stück Papier wie ein Blashorn aussieht, so sind die Menschen
naiv genug, diesem Papier den Namen Horn zu geben, so unpassend er auch
ist, denn niemand will drauf blasen. Oder sollte die Tute etwa ein Bild des Füll¬
horns sein, wie man die Wörterbücher auch Oornu Loxias betitelt? An jeder Butter¬
glocke, an jeder Kaffeetrommel sieht man doch, wie die bloße äußere Ähnlichkeit
hier maßgebend gewesen ist. Eine Tute sieht auch aus wie eine Kapuze, darum
nannten sie die alten Römer: Ououllns. Und wir selbst, sprechen wir nicht von
einem Papiersack, wenn das Papierbehältnis die Form einer Tasche hat? Ein
Sack! Ein Leinwandsack! Eine Kapuze! Ein Horn! Da haben wir unsern Reichtum.

Besagter Schuljunge ißt seine Kirschen und nimmt eine nach der andern zwischen
Daumen und Zeigefinger. Zwischen Daumen und Zeigefinger? Da hapert es
schon wieder. Der Daumen hat einen eignen Namen, wie er ihn auch in andern
Sprachen führt; die Namen der übrigen Finger werden umständlich durch nähere
Bestimmung des allgemeinen Begriffs Finger gewonnen. Zeigefinger, Mittelfinger,
Goldfinger, kleiner Finger. Im Griechischen hat nicht einmal der Daumen eine
besondre Bezeichnung, er heißt: der große Finger; auf ihn folgt der Zeigefinger
als der zweite Finger, es wird gezählt wie bei den Häusern auf der Straße. Ja
in den beiden klassischen Sprachen, daher auch in den romanischen werden nicht
einmal die Zehen von den Fingern unterschieden. Die Italiener lächeln über das
deutsche Wort Handschuh; sie müßten von Rechts wegen Handschuhe an ihren Füßen
tragen. Wir aber brauchen uns auf unsre Zehen auch nichts einzubilden; jedes Huhn
hat Zehen. UnVollkommenheit! Eigentlich müßten wir für die Füße aller Tiere, die


Maßgebliches und Unmaßgebliches

alledem sieht man, daß es mit dem Reichtum der Sprache nicht weit her sein kann,
daß sie sich sehr einrichten und es zusammennehmen muß, um auszukommen, daß
sie nicht allzuviel übrig hat. Wirtschaft, Horatio, Wirtschaft! Wäre die Sprache
reich, sie würde in erhabner Verschwendung Worte bilden und verschleudern.

Wenn sie dem Laien reich erscheint, so liegt das eben daran, daß sie eine gute
Wirtin ist, die sich zu helfen weiß, bescheidne Mittel gut verwertet und bis auf das
letzte Restchen ausnutzt. Ihr ganzer Reichtum beruht auf unablässiger Denkarbeit;
sie selbst ist arm. Bei der Sprache fällt einem unwillkürlich das Sprichwort ein:
Mit vielem hält man Haus, mit wenig kommt man ans.

Geschieht es nicht, daß ein armer Mann seinen Rock wenden läßt, anstatt einen
neuen zu kaufen? Auch die Sprache läßt wenden. Man spricht dann von angewandten
Bedeutungen. Die Gelehrten nennen es einen Tropus. Das ist so viel wie Wendung.

Dabei wird demi Hörer oft ohne weiteres zugemutet, daß er die Anwendung
verstehe und den Gedankensprung von einem zum andern mitmache; kann ers nicht,
so ists sein Schade. Gewöhnlich aber nimmt man Rücksicht; es werden Zusätze
gemacht, die ihm auf deu Trichter helfen und das Verständnis erleichtern sollen.
Durch Zusammensetzung, durch nähere und immer nähere Bestimmung entstehen dann
die unförmlichen Wortklnmpen, die notwendig sind, weil es an einfachen Begriffen
fehlt. Auf einer solchen Zusammensetzung beruht die gesamte Ableitung, ja schon
die Flexion, und nur weil der Laie die fortwährende Wiederholung der Pronomina,
der Hilfsverba, der Suffixe nicht durchschaut, wiegt er sich in Illusionen über seine
Sprache. Aber ich will ein paar ganz naheliegende, triviale Beispiele aufs Gerate¬
wohl herausgreifen und einem Schuljungen nachsehn, der nach Hause geht und sich
eine Tute Kirschen kauft. Nur zwei oder drei von seinen Worten sollen vor¬
genommen werden.

Da ist zunächst die Tute. Welch ein sonderbarer Begriff, die Tute! Eine
Tute ist eigentlich ein Blasinstrument, ein Ding, auf dem man tutet. Ein Horn;
die Franzosen nennen eine Zuckertüte: rür Ooinst. Und weil nun ein kegelförmig
zusammengedrehtes Stück Papier wie ein Blashorn aussieht, so sind die Menschen
naiv genug, diesem Papier den Namen Horn zu geben, so unpassend er auch
ist, denn niemand will drauf blasen. Oder sollte die Tute etwa ein Bild des Füll¬
horns sein, wie man die Wörterbücher auch Oornu Loxias betitelt? An jeder Butter¬
glocke, an jeder Kaffeetrommel sieht man doch, wie die bloße äußere Ähnlichkeit
hier maßgebend gewesen ist. Eine Tute sieht auch aus wie eine Kapuze, darum
nannten sie die alten Römer: Ououllns. Und wir selbst, sprechen wir nicht von
einem Papiersack, wenn das Papierbehältnis die Form einer Tasche hat? Ein
Sack! Ein Leinwandsack! Eine Kapuze! Ein Horn! Da haben wir unsern Reichtum.

Besagter Schuljunge ißt seine Kirschen und nimmt eine nach der andern zwischen
Daumen und Zeigefinger. Zwischen Daumen und Zeigefinger? Da hapert es
schon wieder. Der Daumen hat einen eignen Namen, wie er ihn auch in andern
Sprachen führt; die Namen der übrigen Finger werden umständlich durch nähere
Bestimmung des allgemeinen Begriffs Finger gewonnen. Zeigefinger, Mittelfinger,
Goldfinger, kleiner Finger. Im Griechischen hat nicht einmal der Daumen eine
besondre Bezeichnung, er heißt: der große Finger; auf ihn folgt der Zeigefinger
als der zweite Finger, es wird gezählt wie bei den Häusern auf der Straße. Ja
in den beiden klassischen Sprachen, daher auch in den romanischen werden nicht
einmal die Zehen von den Fingern unterschieden. Die Italiener lächeln über das
deutsche Wort Handschuh; sie müßten von Rechts wegen Handschuhe an ihren Füßen
tragen. Wir aber brauchen uns auf unsre Zehen auch nichts einzubilden; jedes Huhn
hat Zehen. UnVollkommenheit! Eigentlich müßten wir für die Füße aller Tiere, die


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0166" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/302868"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_703" prev="#ID_702"> alledem sieht man, daß es mit dem Reichtum der Sprache nicht weit her sein kann,<lb/>
daß sie sich sehr einrichten und es zusammennehmen muß, um auszukommen, daß<lb/>
sie nicht allzuviel übrig hat. Wirtschaft, Horatio, Wirtschaft! Wäre die Sprache<lb/>
reich, sie würde in erhabner Verschwendung Worte bilden und verschleudern.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_704"> Wenn sie dem Laien reich erscheint, so liegt das eben daran, daß sie eine gute<lb/>
Wirtin ist, die sich zu helfen weiß, bescheidne Mittel gut verwertet und bis auf das<lb/>
letzte Restchen ausnutzt. Ihr ganzer Reichtum beruht auf unablässiger Denkarbeit;<lb/>
sie selbst ist arm. Bei der Sprache fällt einem unwillkürlich das Sprichwort ein:<lb/>
Mit vielem hält man Haus, mit wenig kommt man ans.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_705"> Geschieht es nicht, daß ein armer Mann seinen Rock wenden läßt, anstatt einen<lb/>
neuen zu kaufen? Auch die Sprache läßt wenden. Man spricht dann von angewandten<lb/>
Bedeutungen. Die Gelehrten nennen es einen Tropus. Das ist so viel wie Wendung.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_706"> Dabei wird demi Hörer oft ohne weiteres zugemutet, daß er die Anwendung<lb/>
verstehe und den Gedankensprung von einem zum andern mitmache; kann ers nicht,<lb/>
so ists sein Schade. Gewöhnlich aber nimmt man Rücksicht; es werden Zusätze<lb/>
gemacht, die ihm auf deu Trichter helfen und das Verständnis erleichtern sollen.<lb/>
Durch Zusammensetzung, durch nähere und immer nähere Bestimmung entstehen dann<lb/>
die unförmlichen Wortklnmpen, die notwendig sind, weil es an einfachen Begriffen<lb/>
fehlt. Auf einer solchen Zusammensetzung beruht die gesamte Ableitung, ja schon<lb/>
die Flexion, und nur weil der Laie die fortwährende Wiederholung der Pronomina,<lb/>
der Hilfsverba, der Suffixe nicht durchschaut, wiegt er sich in Illusionen über seine<lb/>
Sprache. Aber ich will ein paar ganz naheliegende, triviale Beispiele aufs Gerate¬<lb/>
wohl herausgreifen und einem Schuljungen nachsehn, der nach Hause geht und sich<lb/>
eine Tute Kirschen kauft. Nur zwei oder drei von seinen Worten sollen vor¬<lb/>
genommen werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_707"> Da ist zunächst die Tute. Welch ein sonderbarer Begriff, die Tute! Eine<lb/>
Tute ist eigentlich ein Blasinstrument, ein Ding, auf dem man tutet. Ein Horn;<lb/>
die Franzosen nennen eine Zuckertüte: rür Ooinst. Und weil nun ein kegelförmig<lb/>
zusammengedrehtes Stück Papier wie ein Blashorn aussieht, so sind die Menschen<lb/>
naiv genug, diesem Papier den Namen Horn zu geben, so unpassend er auch<lb/>
ist, denn niemand will drauf blasen. Oder sollte die Tute etwa ein Bild des Füll¬<lb/>
horns sein, wie man die Wörterbücher auch Oornu Loxias betitelt? An jeder Butter¬<lb/>
glocke, an jeder Kaffeetrommel sieht man doch, wie die bloße äußere Ähnlichkeit<lb/>
hier maßgebend gewesen ist. Eine Tute sieht auch aus wie eine Kapuze, darum<lb/>
nannten sie die alten Römer: Ououllns. Und wir selbst, sprechen wir nicht von<lb/>
einem Papiersack, wenn das Papierbehältnis die Form einer Tasche hat? Ein<lb/>
Sack! Ein Leinwandsack! Eine Kapuze! Ein Horn! Da haben wir unsern Reichtum.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_708" next="#ID_709"> Besagter Schuljunge ißt seine Kirschen und nimmt eine nach der andern zwischen<lb/>
Daumen und Zeigefinger. Zwischen Daumen und Zeigefinger? Da hapert es<lb/>
schon wieder. Der Daumen hat einen eignen Namen, wie er ihn auch in andern<lb/>
Sprachen führt; die Namen der übrigen Finger werden umständlich durch nähere<lb/>
Bestimmung des allgemeinen Begriffs Finger gewonnen. Zeigefinger, Mittelfinger,<lb/>
Goldfinger, kleiner Finger. Im Griechischen hat nicht einmal der Daumen eine<lb/>
besondre Bezeichnung, er heißt: der große Finger; auf ihn folgt der Zeigefinger<lb/>
als der zweite Finger, es wird gezählt wie bei den Häusern auf der Straße. Ja<lb/>
in den beiden klassischen Sprachen, daher auch in den romanischen werden nicht<lb/>
einmal die Zehen von den Fingern unterschieden. Die Italiener lächeln über das<lb/>
deutsche Wort Handschuh; sie müßten von Rechts wegen Handschuhe an ihren Füßen<lb/>
tragen. Wir aber brauchen uns auf unsre Zehen auch nichts einzubilden; jedes Huhn<lb/>
hat Zehen. UnVollkommenheit! Eigentlich müßten wir für die Füße aller Tiere, die</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0166] Maßgebliches und Unmaßgebliches alledem sieht man, daß es mit dem Reichtum der Sprache nicht weit her sein kann, daß sie sich sehr einrichten und es zusammennehmen muß, um auszukommen, daß sie nicht allzuviel übrig hat. Wirtschaft, Horatio, Wirtschaft! Wäre die Sprache reich, sie würde in erhabner Verschwendung Worte bilden und verschleudern. Wenn sie dem Laien reich erscheint, so liegt das eben daran, daß sie eine gute Wirtin ist, die sich zu helfen weiß, bescheidne Mittel gut verwertet und bis auf das letzte Restchen ausnutzt. Ihr ganzer Reichtum beruht auf unablässiger Denkarbeit; sie selbst ist arm. Bei der Sprache fällt einem unwillkürlich das Sprichwort ein: Mit vielem hält man Haus, mit wenig kommt man ans. Geschieht es nicht, daß ein armer Mann seinen Rock wenden läßt, anstatt einen neuen zu kaufen? Auch die Sprache läßt wenden. Man spricht dann von angewandten Bedeutungen. Die Gelehrten nennen es einen Tropus. Das ist so viel wie Wendung. Dabei wird demi Hörer oft ohne weiteres zugemutet, daß er die Anwendung verstehe und den Gedankensprung von einem zum andern mitmache; kann ers nicht, so ists sein Schade. Gewöhnlich aber nimmt man Rücksicht; es werden Zusätze gemacht, die ihm auf deu Trichter helfen und das Verständnis erleichtern sollen. Durch Zusammensetzung, durch nähere und immer nähere Bestimmung entstehen dann die unförmlichen Wortklnmpen, die notwendig sind, weil es an einfachen Begriffen fehlt. Auf einer solchen Zusammensetzung beruht die gesamte Ableitung, ja schon die Flexion, und nur weil der Laie die fortwährende Wiederholung der Pronomina, der Hilfsverba, der Suffixe nicht durchschaut, wiegt er sich in Illusionen über seine Sprache. Aber ich will ein paar ganz naheliegende, triviale Beispiele aufs Gerate¬ wohl herausgreifen und einem Schuljungen nachsehn, der nach Hause geht und sich eine Tute Kirschen kauft. Nur zwei oder drei von seinen Worten sollen vor¬ genommen werden. Da ist zunächst die Tute. Welch ein sonderbarer Begriff, die Tute! Eine Tute ist eigentlich ein Blasinstrument, ein Ding, auf dem man tutet. Ein Horn; die Franzosen nennen eine Zuckertüte: rür Ooinst. Und weil nun ein kegelförmig zusammengedrehtes Stück Papier wie ein Blashorn aussieht, so sind die Menschen naiv genug, diesem Papier den Namen Horn zu geben, so unpassend er auch ist, denn niemand will drauf blasen. Oder sollte die Tute etwa ein Bild des Füll¬ horns sein, wie man die Wörterbücher auch Oornu Loxias betitelt? An jeder Butter¬ glocke, an jeder Kaffeetrommel sieht man doch, wie die bloße äußere Ähnlichkeit hier maßgebend gewesen ist. Eine Tute sieht auch aus wie eine Kapuze, darum nannten sie die alten Römer: Ououllns. Und wir selbst, sprechen wir nicht von einem Papiersack, wenn das Papierbehältnis die Form einer Tasche hat? Ein Sack! Ein Leinwandsack! Eine Kapuze! Ein Horn! Da haben wir unsern Reichtum. Besagter Schuljunge ißt seine Kirschen und nimmt eine nach der andern zwischen Daumen und Zeigefinger. Zwischen Daumen und Zeigefinger? Da hapert es schon wieder. Der Daumen hat einen eignen Namen, wie er ihn auch in andern Sprachen führt; die Namen der übrigen Finger werden umständlich durch nähere Bestimmung des allgemeinen Begriffs Finger gewonnen. Zeigefinger, Mittelfinger, Goldfinger, kleiner Finger. Im Griechischen hat nicht einmal der Daumen eine besondre Bezeichnung, er heißt: der große Finger; auf ihn folgt der Zeigefinger als der zweite Finger, es wird gezählt wie bei den Häusern auf der Straße. Ja in den beiden klassischen Sprachen, daher auch in den romanischen werden nicht einmal die Zehen von den Fingern unterschieden. Die Italiener lächeln über das deutsche Wort Handschuh; sie müßten von Rechts wegen Handschuhe an ihren Füßen tragen. Wir aber brauchen uns auf unsre Zehen auch nichts einzubilden; jedes Huhn hat Zehen. UnVollkommenheit! Eigentlich müßten wir für die Füße aller Tiere, die

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/166
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/166>, abgerufen am 14.05.2024.