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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

blinden und notwendigen Wirbels von Ereignissen darstellen könne, in welchem für
Freiheit nirgends Platz sei: diese Überzeugung unsrer Vernunft steht uns so un¬
erschütterlich fest, daß aller übrigen Erkenntnis nur die Aufgabe zufallen kann, mit
ihr als dem zuerst gewissen Punkte den widersprechenden Anschein unsrer Erfahrung
in Einklang zu bringen". Wie er diese nach unsrer Überzeugung unlösbare Auf¬
gabe zu lösen versucht, mag der folgende Satz andeuten: "Nicht darin besteht die
unbedingte Giltigkeit des Kausalgesetzes, daß jeder Teil der endlichen Wirklichkeit
immer nur im Gebiete dieser Endlichkeit selbst durch bestimmte Ursachen noch all¬
gemeinen Gesetzen erzeugt werden müßte, sondern darin, daß jeder in diese Wirklich¬
keit einmal eingeführte Bestandteil nach diesen Gesetzen weiter wirkt." Jede in
diese Kausalvorstellung eintretende Menschenseele ist also ein Quell neuer Wirkungen,
die aber nach dem allgemeinen Gesetz verlaufen: zu den vorhandnen Ursachen tritt
eine neue hinzu. Petersen selbst ist genötigt, sich in der Redeweise hie und da
dem aus dem Freiheitsglauben entsprungnen Sprachgebrauch anzubequemen, zum
Beispiel wenn er sagt, der Verbrecher werde sich freilich vom deterministischen
Standpunkt aus damit entschuldigen, er habe nicht anders gekonnt; aber darauf
sei zu erwidern, dann sei er eben ein schlechter Mensch und müßte sich bemühen,
anders und besser zu werden. Welcher "er"? Wenn die Motive allein bestimmen,
dann gibt es keinen "er" hinter oder über den Motiven. Gibt es aber einen
solchen "er", der den edeln Motiven zum Siege verhilft, so entscheiden eben die
Motive nicht allein, sondern die substantielle Seele, das Ich, der freie Wille, oder
wie man das tätige Subjekt sonst nennen will. Und es ist wohl keine Frage, daß
die Überzeugung: ich bin kein willenloser Mechanismus von Motiven, sondern eine
Person, die schlechte Motive zu bändigen vermag, mag diese Überzeugung auch bloß
eine den guten Motiven als neues Motiv zuHilfe kommende Illusion genannt werden,
das Handeln günstiger beeinflussen wird als die entgegengesetzte. Diese wird den
Schwachen und den Trägen verleiten, sich widerstandslos seinen Trieben zu überlassen.
Der Energische wird mit Freuden den Ruf des Dichters vernehmen: Der Mensch
ist frei geschaffen, ist frei, und würd er in Ketten geboren, und dieses "Wort des
Glaubens" wird seine Energie erhöhen. So ganz gefahrlos -- das ist die ange¬
kündigte Einschränkung unsrer Zustimmung -- würde sich demnach der Deter¬
minismus Wohl nicht erweisen, wenn er durch Presse und Volksunterricht, zum Bei¬
spiel durch einen an die Stelle des Religionsunterrichts tretenden Unterricht in der
Anthropologie, allgemeiner Volksglaube würde.

Das betont auch der Gießener Theologieprofessor O. Paul Drews in einem
Vortrage, den er (bei I. C. B. Mohr in Tübingen, 1905) unter dem Titel: Die
Reform des Strafrechts und die Ethik des Christentums herausgegeben
hat. Auf den ersten Blick, meint er, scheine die klassische, die positive Rechtsschule
mit dem Christentum besser zu stimmen, weil sie die Willensfreiheit voraussetze und
Physische Übel als Sühne einer sittlichen Schuld verhänge. Aber bei genaueren Zu¬
sehen bemerke man, daß auch die Anhänger dieser ältern Schule gleich den Ver¬
tretern der neuern Richtungen ihre Theorien nicht auf ethisch-idealistische, sondern
auf rein praktische Erwägungen gründeten. Und von den neuen Richtungen sei
zwar die rein biologische Lombrosos als verfehlt zu bezeichnen, von der soziologischen
dagegen, die nicht die Straftat, sondern den Täter ins Auge fasse und ihn zum
Gegenstand vorbeugender, bessernder und behütender Fürsorge mache, müsse man
geradezu sagen, daß sie aus dem Geiste des Christentums entsprungen sei, aus dem
Geiste, den Wiehern und die Innere Mission verkörpern. Zu tadeln sei nur, daß
sich die Neuern um die Willensfreiheit herumdrückten. "So wenig uns die Halb¬
heit der alten Schule behagt hat, die bald die Willensfreiheit setzt, bald verleugnet,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

blinden und notwendigen Wirbels von Ereignissen darstellen könne, in welchem für
Freiheit nirgends Platz sei: diese Überzeugung unsrer Vernunft steht uns so un¬
erschütterlich fest, daß aller übrigen Erkenntnis nur die Aufgabe zufallen kann, mit
ihr als dem zuerst gewissen Punkte den widersprechenden Anschein unsrer Erfahrung
in Einklang zu bringen". Wie er diese nach unsrer Überzeugung unlösbare Auf¬
gabe zu lösen versucht, mag der folgende Satz andeuten: „Nicht darin besteht die
unbedingte Giltigkeit des Kausalgesetzes, daß jeder Teil der endlichen Wirklichkeit
immer nur im Gebiete dieser Endlichkeit selbst durch bestimmte Ursachen noch all¬
gemeinen Gesetzen erzeugt werden müßte, sondern darin, daß jeder in diese Wirklich¬
keit einmal eingeführte Bestandteil nach diesen Gesetzen weiter wirkt." Jede in
diese Kausalvorstellung eintretende Menschenseele ist also ein Quell neuer Wirkungen,
die aber nach dem allgemeinen Gesetz verlaufen: zu den vorhandnen Ursachen tritt
eine neue hinzu. Petersen selbst ist genötigt, sich in der Redeweise hie und da
dem aus dem Freiheitsglauben entsprungnen Sprachgebrauch anzubequemen, zum
Beispiel wenn er sagt, der Verbrecher werde sich freilich vom deterministischen
Standpunkt aus damit entschuldigen, er habe nicht anders gekonnt; aber darauf
sei zu erwidern, dann sei er eben ein schlechter Mensch und müßte sich bemühen,
anders und besser zu werden. Welcher „er"? Wenn die Motive allein bestimmen,
dann gibt es keinen „er" hinter oder über den Motiven. Gibt es aber einen
solchen „er", der den edeln Motiven zum Siege verhilft, so entscheiden eben die
Motive nicht allein, sondern die substantielle Seele, das Ich, der freie Wille, oder
wie man das tätige Subjekt sonst nennen will. Und es ist wohl keine Frage, daß
die Überzeugung: ich bin kein willenloser Mechanismus von Motiven, sondern eine
Person, die schlechte Motive zu bändigen vermag, mag diese Überzeugung auch bloß
eine den guten Motiven als neues Motiv zuHilfe kommende Illusion genannt werden,
das Handeln günstiger beeinflussen wird als die entgegengesetzte. Diese wird den
Schwachen und den Trägen verleiten, sich widerstandslos seinen Trieben zu überlassen.
Der Energische wird mit Freuden den Ruf des Dichters vernehmen: Der Mensch
ist frei geschaffen, ist frei, und würd er in Ketten geboren, und dieses „Wort des
Glaubens" wird seine Energie erhöhen. So ganz gefahrlos — das ist die ange¬
kündigte Einschränkung unsrer Zustimmung — würde sich demnach der Deter¬
minismus Wohl nicht erweisen, wenn er durch Presse und Volksunterricht, zum Bei¬
spiel durch einen an die Stelle des Religionsunterrichts tretenden Unterricht in der
Anthropologie, allgemeiner Volksglaube würde.

Das betont auch der Gießener Theologieprofessor O. Paul Drews in einem
Vortrage, den er (bei I. C. B. Mohr in Tübingen, 1905) unter dem Titel: Die
Reform des Strafrechts und die Ethik des Christentums herausgegeben
hat. Auf den ersten Blick, meint er, scheine die klassische, die positive Rechtsschule
mit dem Christentum besser zu stimmen, weil sie die Willensfreiheit voraussetze und
Physische Übel als Sühne einer sittlichen Schuld verhänge. Aber bei genaueren Zu¬
sehen bemerke man, daß auch die Anhänger dieser ältern Schule gleich den Ver¬
tretern der neuern Richtungen ihre Theorien nicht auf ethisch-idealistische, sondern
auf rein praktische Erwägungen gründeten. Und von den neuen Richtungen sei
zwar die rein biologische Lombrosos als verfehlt zu bezeichnen, von der soziologischen
dagegen, die nicht die Straftat, sondern den Täter ins Auge fasse und ihn zum
Gegenstand vorbeugender, bessernder und behütender Fürsorge mache, müsse man
geradezu sagen, daß sie aus dem Geiste des Christentums entsprungen sei, aus dem
Geiste, den Wiehern und die Innere Mission verkörpern. Zu tadeln sei nur, daß
sich die Neuern um die Willensfreiheit herumdrückten. „So wenig uns die Halb¬
heit der alten Schule behagt hat, die bald die Willensfreiheit setzt, bald verleugnet,


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[0221] Maßgebliches und Unmaßgebliches blinden und notwendigen Wirbels von Ereignissen darstellen könne, in welchem für Freiheit nirgends Platz sei: diese Überzeugung unsrer Vernunft steht uns so un¬ erschütterlich fest, daß aller übrigen Erkenntnis nur die Aufgabe zufallen kann, mit ihr als dem zuerst gewissen Punkte den widersprechenden Anschein unsrer Erfahrung in Einklang zu bringen". Wie er diese nach unsrer Überzeugung unlösbare Auf¬ gabe zu lösen versucht, mag der folgende Satz andeuten: „Nicht darin besteht die unbedingte Giltigkeit des Kausalgesetzes, daß jeder Teil der endlichen Wirklichkeit immer nur im Gebiete dieser Endlichkeit selbst durch bestimmte Ursachen noch all¬ gemeinen Gesetzen erzeugt werden müßte, sondern darin, daß jeder in diese Wirklich¬ keit einmal eingeführte Bestandteil nach diesen Gesetzen weiter wirkt." Jede in diese Kausalvorstellung eintretende Menschenseele ist also ein Quell neuer Wirkungen, die aber nach dem allgemeinen Gesetz verlaufen: zu den vorhandnen Ursachen tritt eine neue hinzu. Petersen selbst ist genötigt, sich in der Redeweise hie und da dem aus dem Freiheitsglauben entsprungnen Sprachgebrauch anzubequemen, zum Beispiel wenn er sagt, der Verbrecher werde sich freilich vom deterministischen Standpunkt aus damit entschuldigen, er habe nicht anders gekonnt; aber darauf sei zu erwidern, dann sei er eben ein schlechter Mensch und müßte sich bemühen, anders und besser zu werden. Welcher „er"? Wenn die Motive allein bestimmen, dann gibt es keinen „er" hinter oder über den Motiven. Gibt es aber einen solchen „er", der den edeln Motiven zum Siege verhilft, so entscheiden eben die Motive nicht allein, sondern die substantielle Seele, das Ich, der freie Wille, oder wie man das tätige Subjekt sonst nennen will. Und es ist wohl keine Frage, daß die Überzeugung: ich bin kein willenloser Mechanismus von Motiven, sondern eine Person, die schlechte Motive zu bändigen vermag, mag diese Überzeugung auch bloß eine den guten Motiven als neues Motiv zuHilfe kommende Illusion genannt werden, das Handeln günstiger beeinflussen wird als die entgegengesetzte. Diese wird den Schwachen und den Trägen verleiten, sich widerstandslos seinen Trieben zu überlassen. Der Energische wird mit Freuden den Ruf des Dichters vernehmen: Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd er in Ketten geboren, und dieses „Wort des Glaubens" wird seine Energie erhöhen. So ganz gefahrlos — das ist die ange¬ kündigte Einschränkung unsrer Zustimmung — würde sich demnach der Deter¬ minismus Wohl nicht erweisen, wenn er durch Presse und Volksunterricht, zum Bei¬ spiel durch einen an die Stelle des Religionsunterrichts tretenden Unterricht in der Anthropologie, allgemeiner Volksglaube würde. Das betont auch der Gießener Theologieprofessor O. Paul Drews in einem Vortrage, den er (bei I. C. B. Mohr in Tübingen, 1905) unter dem Titel: Die Reform des Strafrechts und die Ethik des Christentums herausgegeben hat. Auf den ersten Blick, meint er, scheine die klassische, die positive Rechtsschule mit dem Christentum besser zu stimmen, weil sie die Willensfreiheit voraussetze und Physische Übel als Sühne einer sittlichen Schuld verhänge. Aber bei genaueren Zu¬ sehen bemerke man, daß auch die Anhänger dieser ältern Schule gleich den Ver¬ tretern der neuern Richtungen ihre Theorien nicht auf ethisch-idealistische, sondern auf rein praktische Erwägungen gründeten. Und von den neuen Richtungen sei zwar die rein biologische Lombrosos als verfehlt zu bezeichnen, von der soziologischen dagegen, die nicht die Straftat, sondern den Täter ins Auge fasse und ihn zum Gegenstand vorbeugender, bessernder und behütender Fürsorge mache, müsse man geradezu sagen, daß sie aus dem Geiste des Christentums entsprungen sei, aus dem Geiste, den Wiehern und die Innere Mission verkörpern. Zu tadeln sei nur, daß sich die Neuern um die Willensfreiheit herumdrückten. „So wenig uns die Halb¬ heit der alten Schule behagt hat, die bald die Willensfreiheit setzt, bald verleugnet,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/221>, abgerufen am 27.04.2024.