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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Blockhäusern geschützt, einem wahren japanischen Limes; und Viscount Kodmna hatte
die Absicht, hier noch im westlichen Teil weiterzukommen, ehe er an die Unterwerfung
der Wilden denken wollte. Japan hat das Gefühl, daß es in Formosa als kolonisatorische
Macht vor dem Gericht der Öffentlichkeit steht, und daß nach seinen dortigen Er¬
folgen seine Bestrebungen in Korea und der Mandschurei beurteilt werden würden.
Die Japaner sind von einer ganz besondern Empfindlichkeit gegenüber fremdem
Urteil; sie wollen darum ihre Leistungen auf Formosa genau gewürdigt haben,
wozu neben dem erwähnten erschöpfenden Buche von Takekoshi die japanischen
Blaubücher stets Gelegenheit gegeben haben. Man darf also wirklich sagen, daß
Japan auf vieles, was auf der Insel geschehen ist, stolz sein kann. Das Raub¬
unwesen, der Fluch der Jahrhunderte, ist beseitigt; die Zivilverwaltung war durch
Viscount Kodcima bald an Stelle des militärischen Gouvernements gesetzt worden.
Wenn man Formosa noch heute "die Insel der Schutzleute oder Polizeidiener"
nennen kann, so ist doch zu bemerken, daß diese Policemen dem Generalgouvemeur
direkt verantwortlich sind. Gewiß sind die Steuern unter der japanischen Herrschaft
bedeutend höher geworden; aber dies wird wohl dadurch aufgewogen, daß die
Zahlungen an die Briganten und die korrupten Beamten Chinas aufgehört haben,
daß Eisenbahnen und Straßen gebaut, Leben und Eigentum gesichert sind. Dazu
erhält der Pflanzer weit bessere Preise für seinen Reis, die Löhne sind höher, und
die Gelderwerbs- und Geschäftsmöglichkeiten sind gewachsen. Im Jahre 1904 hat
Japan den letzten Zuschuß zu der Verwaltung der Insel gezahlt, jetzt steht sie auf
eignen Füßen, und 1910 hofft Japan, wie schon bemerkt worden ist, sein Geld
wieder herausbekommen zu haben, ganz abgesehen von den dein Mutterlande für
alle Zeiten zuteil gewordnen Handelsvorteilen.

Im Jahre 1899 brachte Formosa 20529000 Bushels Reis hervor. 1904 sind
daraus 41598000 Bushels, mehr als das Doppelte, geworden. Die Eisenbahnen
mit 400 Kilometern Ausdehnung -- gegen 95 -- zahlen sich selbst; 9000 Kilo¬
meter gute Straßen, fast alle zwischen 1899 und 1902 gebant, durchziehen das
Land. Drahtloser Telegraph und Telephon sind eingeführt worden, und 3000 Kilo¬
meter Telegraphenlinien sind in Funktion. Hat nun auch Japan den besten
Beweis dafür geliefert, daß es eine kolonisierende Nation sein darf: liefert es eine
gerechte Negierung für Formosa, und sind die Jnselbewohner zufrieden? Takekoshi
sagt: "Neues Territorium kann durch das Schwert gewonnen werden, aber ohne
daß die erobernde Nation die Eigenschaften hat, die für die weise Administration
ihrer Besitzungen ein Bedürfnis sind, muß Enttäuschung und Auflösung unbedingt
folgen." Takekoshi läßt merken, daß die Erfolge Japans auf Formosa das Reich in
die Gemeinschaft der großen Kolonialmächte der Erde aufnehmen, er zweifelt nicht,
an dem endlichen Glück der Formoscmer unter japanischer Herrschaft, gerade so wie
er das Regierungsmonopol auf Salz, Kampfer und die ganze Tabakindustrie ver¬
teidigt. Klug genug wären ja auch die Japaner, wenn sie die folgende Maxime
verfolgten: "Jeder Versuch, unsre Gewohnheiten und sozialen Institutionen den
Formoscmer" aufzuzwingen und sie nach japanischem Modell umzuformen, wird unsre
Politik nur Gefahren aussetzen und uns in der Kolonisation der Insel gar keinen
Nutzen bringen. Vergessen wir nicht, daß der Erfolg in der Kolonisation von
Tropenländern darin liegt, daß man das Vertrauen der Eingebornen durch liberale
und weise Administration und ihre Heranziehung zur loyalen Mitarbeit gewinnt."
Wahre und beherzigenswerte Worte, die die Japaner hier für tropische Kolonial¬
gebiete -- und nicht bloß ihre eignen -- aussprechen: in Korea und der Mandschurei,
als nichttropischen Gebieten, machen sie auch wirklich keinen Gebrauch davon, und der
Ausblick auf die japanischen Erfolge in Korea ist ebenso düster, als er für Formosa
hell erscheint.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Blockhäusern geschützt, einem wahren japanischen Limes; und Viscount Kodmna hatte
die Absicht, hier noch im westlichen Teil weiterzukommen, ehe er an die Unterwerfung
der Wilden denken wollte. Japan hat das Gefühl, daß es in Formosa als kolonisatorische
Macht vor dem Gericht der Öffentlichkeit steht, und daß nach seinen dortigen Er¬
folgen seine Bestrebungen in Korea und der Mandschurei beurteilt werden würden.
Die Japaner sind von einer ganz besondern Empfindlichkeit gegenüber fremdem
Urteil; sie wollen darum ihre Leistungen auf Formosa genau gewürdigt haben,
wozu neben dem erwähnten erschöpfenden Buche von Takekoshi die japanischen
Blaubücher stets Gelegenheit gegeben haben. Man darf also wirklich sagen, daß
Japan auf vieles, was auf der Insel geschehen ist, stolz sein kann. Das Raub¬
unwesen, der Fluch der Jahrhunderte, ist beseitigt; die Zivilverwaltung war durch
Viscount Kodcima bald an Stelle des militärischen Gouvernements gesetzt worden.
Wenn man Formosa noch heute „die Insel der Schutzleute oder Polizeidiener"
nennen kann, so ist doch zu bemerken, daß diese Policemen dem Generalgouvemeur
direkt verantwortlich sind. Gewiß sind die Steuern unter der japanischen Herrschaft
bedeutend höher geworden; aber dies wird wohl dadurch aufgewogen, daß die
Zahlungen an die Briganten und die korrupten Beamten Chinas aufgehört haben,
daß Eisenbahnen und Straßen gebaut, Leben und Eigentum gesichert sind. Dazu
erhält der Pflanzer weit bessere Preise für seinen Reis, die Löhne sind höher, und
die Gelderwerbs- und Geschäftsmöglichkeiten sind gewachsen. Im Jahre 1904 hat
Japan den letzten Zuschuß zu der Verwaltung der Insel gezahlt, jetzt steht sie auf
eignen Füßen, und 1910 hofft Japan, wie schon bemerkt worden ist, sein Geld
wieder herausbekommen zu haben, ganz abgesehen von den dein Mutterlande für
alle Zeiten zuteil gewordnen Handelsvorteilen.

Im Jahre 1899 brachte Formosa 20529000 Bushels Reis hervor. 1904 sind
daraus 41598000 Bushels, mehr als das Doppelte, geworden. Die Eisenbahnen
mit 400 Kilometern Ausdehnung — gegen 95 — zahlen sich selbst; 9000 Kilo¬
meter gute Straßen, fast alle zwischen 1899 und 1902 gebant, durchziehen das
Land. Drahtloser Telegraph und Telephon sind eingeführt worden, und 3000 Kilo¬
meter Telegraphenlinien sind in Funktion. Hat nun auch Japan den besten
Beweis dafür geliefert, daß es eine kolonisierende Nation sein darf: liefert es eine
gerechte Negierung für Formosa, und sind die Jnselbewohner zufrieden? Takekoshi
sagt: „Neues Territorium kann durch das Schwert gewonnen werden, aber ohne
daß die erobernde Nation die Eigenschaften hat, die für die weise Administration
ihrer Besitzungen ein Bedürfnis sind, muß Enttäuschung und Auflösung unbedingt
folgen." Takekoshi läßt merken, daß die Erfolge Japans auf Formosa das Reich in
die Gemeinschaft der großen Kolonialmächte der Erde aufnehmen, er zweifelt nicht,
an dem endlichen Glück der Formoscmer unter japanischer Herrschaft, gerade so wie
er das Regierungsmonopol auf Salz, Kampfer und die ganze Tabakindustrie ver¬
teidigt. Klug genug wären ja auch die Japaner, wenn sie die folgende Maxime
verfolgten: „Jeder Versuch, unsre Gewohnheiten und sozialen Institutionen den
Formoscmer» aufzuzwingen und sie nach japanischem Modell umzuformen, wird unsre
Politik nur Gefahren aussetzen und uns in der Kolonisation der Insel gar keinen
Nutzen bringen. Vergessen wir nicht, daß der Erfolg in der Kolonisation von
Tropenländern darin liegt, daß man das Vertrauen der Eingebornen durch liberale
und weise Administration und ihre Heranziehung zur loyalen Mitarbeit gewinnt."
Wahre und beherzigenswerte Worte, die die Japaner hier für tropische Kolonial¬
gebiete — und nicht bloß ihre eignen — aussprechen: in Korea und der Mandschurei,
als nichttropischen Gebieten, machen sie auch wirklich keinen Gebrauch davon, und der
Ausblick auf die japanischen Erfolge in Korea ist ebenso düster, als er für Formosa
hell erscheint.


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[0279] Maßgebliches und Unmaßgebliches Blockhäusern geschützt, einem wahren japanischen Limes; und Viscount Kodmna hatte die Absicht, hier noch im westlichen Teil weiterzukommen, ehe er an die Unterwerfung der Wilden denken wollte. Japan hat das Gefühl, daß es in Formosa als kolonisatorische Macht vor dem Gericht der Öffentlichkeit steht, und daß nach seinen dortigen Er¬ folgen seine Bestrebungen in Korea und der Mandschurei beurteilt werden würden. Die Japaner sind von einer ganz besondern Empfindlichkeit gegenüber fremdem Urteil; sie wollen darum ihre Leistungen auf Formosa genau gewürdigt haben, wozu neben dem erwähnten erschöpfenden Buche von Takekoshi die japanischen Blaubücher stets Gelegenheit gegeben haben. Man darf also wirklich sagen, daß Japan auf vieles, was auf der Insel geschehen ist, stolz sein kann. Das Raub¬ unwesen, der Fluch der Jahrhunderte, ist beseitigt; die Zivilverwaltung war durch Viscount Kodcima bald an Stelle des militärischen Gouvernements gesetzt worden. Wenn man Formosa noch heute „die Insel der Schutzleute oder Polizeidiener" nennen kann, so ist doch zu bemerken, daß diese Policemen dem Generalgouvemeur direkt verantwortlich sind. Gewiß sind die Steuern unter der japanischen Herrschaft bedeutend höher geworden; aber dies wird wohl dadurch aufgewogen, daß die Zahlungen an die Briganten und die korrupten Beamten Chinas aufgehört haben, daß Eisenbahnen und Straßen gebaut, Leben und Eigentum gesichert sind. Dazu erhält der Pflanzer weit bessere Preise für seinen Reis, die Löhne sind höher, und die Gelderwerbs- und Geschäftsmöglichkeiten sind gewachsen. Im Jahre 1904 hat Japan den letzten Zuschuß zu der Verwaltung der Insel gezahlt, jetzt steht sie auf eignen Füßen, und 1910 hofft Japan, wie schon bemerkt worden ist, sein Geld wieder herausbekommen zu haben, ganz abgesehen von den dein Mutterlande für alle Zeiten zuteil gewordnen Handelsvorteilen. Im Jahre 1899 brachte Formosa 20529000 Bushels Reis hervor. 1904 sind daraus 41598000 Bushels, mehr als das Doppelte, geworden. Die Eisenbahnen mit 400 Kilometern Ausdehnung — gegen 95 — zahlen sich selbst; 9000 Kilo¬ meter gute Straßen, fast alle zwischen 1899 und 1902 gebant, durchziehen das Land. Drahtloser Telegraph und Telephon sind eingeführt worden, und 3000 Kilo¬ meter Telegraphenlinien sind in Funktion. Hat nun auch Japan den besten Beweis dafür geliefert, daß es eine kolonisierende Nation sein darf: liefert es eine gerechte Negierung für Formosa, und sind die Jnselbewohner zufrieden? Takekoshi sagt: „Neues Territorium kann durch das Schwert gewonnen werden, aber ohne daß die erobernde Nation die Eigenschaften hat, die für die weise Administration ihrer Besitzungen ein Bedürfnis sind, muß Enttäuschung und Auflösung unbedingt folgen." Takekoshi läßt merken, daß die Erfolge Japans auf Formosa das Reich in die Gemeinschaft der großen Kolonialmächte der Erde aufnehmen, er zweifelt nicht, an dem endlichen Glück der Formoscmer unter japanischer Herrschaft, gerade so wie er das Regierungsmonopol auf Salz, Kampfer und die ganze Tabakindustrie ver¬ teidigt. Klug genug wären ja auch die Japaner, wenn sie die folgende Maxime verfolgten: „Jeder Versuch, unsre Gewohnheiten und sozialen Institutionen den Formoscmer» aufzuzwingen und sie nach japanischem Modell umzuformen, wird unsre Politik nur Gefahren aussetzen und uns in der Kolonisation der Insel gar keinen Nutzen bringen. Vergessen wir nicht, daß der Erfolg in der Kolonisation von Tropenländern darin liegt, daß man das Vertrauen der Eingebornen durch liberale und weise Administration und ihre Heranziehung zur loyalen Mitarbeit gewinnt." Wahre und beherzigenswerte Worte, die die Japaner hier für tropische Kolonial¬ gebiete — und nicht bloß ihre eignen — aussprechen: in Korea und der Mandschurei, als nichttropischen Gebieten, machen sie auch wirklich keinen Gebrauch davon, und der Ausblick auf die japanischen Erfolge in Korea ist ebenso düster, als er für Formosa hell erscheint.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/279>, abgerufen am 14.05.2024.