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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Die christlichen Gewerkschaften in den Jahren 1,906 und IM?

deren Zahl sich um das Doppelte vermehrt hat. Die Gesamtzahl der Mit¬
glieder stellt sich somit auf 335 247.

Hiervon entfallen 260040 auf die dem Gesamtverband angeschlossenen Ver¬
bände, während sich die übrigen aus Vereinen rekrutieren, die dem Gesamt¬
verband nicht angeschlossen sind, aber immerhin mit zugezählt werden können,
da jene eine dem christlichen Gewerkschaftsprogramm entsprechende grundsätzliche
Bestimmung in ihr Statut aufgenommen haben und von christlicher Seite ge¬
gründet worden sind.

Die höchste Mitgliederzahl im Jahre 1906 hatten die Bergarbeiter mit
73542. die Textilarbeiter mit 34581, die Bauhandwerker mit 36459, die
bayrischen Eisenbahner mit 22155, die Metallarbeiter mit 24744 usw. Gegen¬
über dem Vorjahre hatten die Bauhandwerker einen Zuwachs von 15780, die
Metallarbeiter von 6804, die Hilfs- und Transportarbeiter von 4848, die
Textilarbeiter von 4600, die Keramarbeiter von 3604 Mitgliedern. An der
Zunahme der weiblichen Mitglieder sind der Textilarbeiterverband mit 5246, der
Tabakarbeiterverband mit 2098, der Keramarbeiterverband mit 827, die Heim¬
arbeiterinnen mit 527 Mitgliedern beteiligt.

Besonders auffallend ist der Mitgliederwechsel in den einzelnen Verbänden
selbst. Selbstverständlich findet ein solcher in jeder Gewerkschaftsorganisation
statt; immerhin ist die Zahl der Personen, die den christlichen Gewerkschaften
wieder den Rücken gekehrt haben, ziemlich bedeutend, nämlich 70804. Die
folgende Tabelle veranschaulicht den Mitgliederwechsel etwas genauer:

OrganisationEs wurdenDie Zunahme betrugEs schieden
Mitgliedervon Jahre-zschlusjsonach
aufgenommenzu Jahrcsschlus!wieder aus
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Bäurische Salinenarbeiter . . .983365
702422280
zusammen1313806057670804

Zur Entschuldigung führt das Zentralblatt der christlichen Gewerk¬
schaften Deutschlands an, daß "der Wechsel im Vergleich mit den meisten sozial¬
demokratischen Verbänden allerdings schwächer ist als in diesen". Diese Er¬
widerung steht doch auf sehr schwachen Füßen, denn die sozialdemokratischen


Die christlichen Gewerkschaften in den Jahren 1,906 und IM?

deren Zahl sich um das Doppelte vermehrt hat. Die Gesamtzahl der Mit¬
glieder stellt sich somit auf 335 247.

Hiervon entfallen 260040 auf die dem Gesamtverband angeschlossenen Ver¬
bände, während sich die übrigen aus Vereinen rekrutieren, die dem Gesamt¬
verband nicht angeschlossen sind, aber immerhin mit zugezählt werden können,
da jene eine dem christlichen Gewerkschaftsprogramm entsprechende grundsätzliche
Bestimmung in ihr Statut aufgenommen haben und von christlicher Seite ge¬
gründet worden sind.

Die höchste Mitgliederzahl im Jahre 1906 hatten die Bergarbeiter mit
73542. die Textilarbeiter mit 34581, die Bauhandwerker mit 36459, die
bayrischen Eisenbahner mit 22155, die Metallarbeiter mit 24744 usw. Gegen¬
über dem Vorjahre hatten die Bauhandwerker einen Zuwachs von 15780, die
Metallarbeiter von 6804, die Hilfs- und Transportarbeiter von 4848, die
Textilarbeiter von 4600, die Keramarbeiter von 3604 Mitgliedern. An der
Zunahme der weiblichen Mitglieder sind der Textilarbeiterverband mit 5246, der
Tabakarbeiterverband mit 2098, der Keramarbeiterverband mit 827, die Heim¬
arbeiterinnen mit 527 Mitgliedern beteiligt.

Besonders auffallend ist der Mitgliederwechsel in den einzelnen Verbänden
selbst. Selbstverständlich findet ein solcher in jeder Gewerkschaftsorganisation
statt; immerhin ist die Zahl der Personen, die den christlichen Gewerkschaften
wieder den Rücken gekehrt haben, ziemlich bedeutend, nämlich 70804. Die
folgende Tabelle veranschaulicht den Mitgliederwechsel etwas genauer:

OrganisationEs wurdenDie Zunahme betrugEs schieden
Mitgliedervon Jahre-zschlusjsonach
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Zur Entschuldigung führt das Zentralblatt der christlichen Gewerk¬
schaften Deutschlands an, daß „der Wechsel im Vergleich mit den meisten sozial¬
demokratischen Verbänden allerdings schwächer ist als in diesen". Diese Er¬
widerung steht doch auf sehr schwachen Füßen, denn die sozialdemokratischen


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[0334] Die christlichen Gewerkschaften in den Jahren 1,906 und IM? deren Zahl sich um das Doppelte vermehrt hat. Die Gesamtzahl der Mit¬ glieder stellt sich somit auf 335 247. Hiervon entfallen 260040 auf die dem Gesamtverband angeschlossenen Ver¬ bände, während sich die übrigen aus Vereinen rekrutieren, die dem Gesamt¬ verband nicht angeschlossen sind, aber immerhin mit zugezählt werden können, da jene eine dem christlichen Gewerkschaftsprogramm entsprechende grundsätzliche Bestimmung in ihr Statut aufgenommen haben und von christlicher Seite ge¬ gründet worden sind. Die höchste Mitgliederzahl im Jahre 1906 hatten die Bergarbeiter mit 73542. die Textilarbeiter mit 34581, die Bauhandwerker mit 36459, die bayrischen Eisenbahner mit 22155, die Metallarbeiter mit 24744 usw. Gegen¬ über dem Vorjahre hatten die Bauhandwerker einen Zuwachs von 15780, die Metallarbeiter von 6804, die Hilfs- und Transportarbeiter von 4848, die Textilarbeiter von 4600, die Keramarbeiter von 3604 Mitgliedern. An der Zunahme der weiblichen Mitglieder sind der Textilarbeiterverband mit 5246, der Tabakarbeiterverband mit 2098, der Keramarbeiterverband mit 827, die Heim¬ arbeiterinnen mit 527 Mitgliedern beteiligt. Besonders auffallend ist der Mitgliederwechsel in den einzelnen Verbänden selbst. Selbstverständlich findet ein solcher in jeder Gewerkschaftsorganisation statt; immerhin ist die Zahl der Personen, die den christlichen Gewerkschaften wieder den Rücken gekehrt haben, ziemlich bedeutend, nämlich 70804. Die folgende Tabelle veranschaulicht den Mitgliederwechsel etwas genauer: OrganisationEs wurdenDie Zunahme betrugEs schieden Mitgliedervon Jahre-zschlusjsonach aufgenommenzu Jahrcsschlus!wieder aus Bergarbeiter.......1293485234411 301381609«14039 22106959412512 21044913211912 Hilss- und Transportarbeiter . >. 140084S109498 74721349«12S S27230012271 783030204810 11501006144 Schuh- und Lederarbeiter . . .. 263214481234 334612562090 18141068746 784115669 Bäurische Salinenarbeiter . . .983365 702422280 zusammen1313806057670804 Zur Entschuldigung führt das Zentralblatt der christlichen Gewerk¬ schaften Deutschlands an, daß „der Wechsel im Vergleich mit den meisten sozial¬ demokratischen Verbänden allerdings schwächer ist als in diesen". Diese Er¬ widerung steht doch auf sehr schwachen Füßen, denn die sozialdemokratischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/334>, abgerufen am 14.05.2024.