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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wie man nun aber eines die Vorgänge in der Politik der auswärtigen Mächte
auffassen mag, die Grundlage ist ja allerdings immer festzuhalten, daß wir eine
Politik der Wachsamkeit und des ruhigen Selbstbewußtseins beobachten müssen,
damit wir in allen Wechselfällen, denen wir ausgesetzt sind, unsre volle Kraft zur
Geltung bringen können. Entspricht nun eine Politik, die sich überall ihre Be¬
sorgnisse merken läßt und überall Ansprüche erhebt, die sie gar nicht verfolgen kann,
dieser Anforderung? Gewiß nicht! Und deshalb sind wir der Meinung, daß die
vielen wohlgemeinten Kritiken und Klagen über die seit der Verständigung zwischen
Rußland und England vollzogne Einkreisung Deutschlands weder nützlich noch
würdig sind. Was die beiden asiatischen Mächte untereinander abgemacht haben,
berührt die Interessen, auf deren Berücksichtigung wir Anspruch haben, tatsächlich
nicht, England und Rußland haben sich verständigt, weil gewisse eigne Interessen,
in denen Deutschland gar keine Rolle spielt, ihnen dies geboten hat. Wenn wir freilich
allen auswärtigen Mächten nicht gestatten wollen, ihre weltpolitischen Interessen,
in denen sie sich berühren, nach ihrem Sinne zu ordnen, nur weil sie in Europa
räumlich um unser Laud gruppiert sind, so würde in diesem Vorgehen das Ein¬
geständnis liegen, daß wir nicht eine kraftvolle Interessenpolitik, sondern die Politik
einer ziellosen und unklaren Begehrlichkeit treiben wollen, und erst dann würden
die Gründe, die die andern Mächte bei ihren verschleimen gegenseitigen Abmachungen
geleitet haben, eine deutschfeindliche Spitze von gefahrdrohender Art erhalten. Es ist
natürlich sehr beqnem, den Leuten, die an den beständigen Kassandrarufen, mit denen
unsre auswärtige Politik von manchen Seiten begleitet wird, keinen Geschmack finden,
den Vorwurf eines "rosenfarbnen Optimismus" zu machen. Das klingt sehr weise,
es ist aber nichts dahinter. Denn dieser angebliche Optimismus wendet sich gar
nicht gegen die Auffassung, daß unsre Lage große Gefahren in sich schließt, sondern
nur gegen die falsche Taktik, die in dieser Kassandramethode enthalten ist. Diese
Taktik kennzeichnet sich dadurch, daß einerseits verlangt wird, das Deutsche Reich
solle überall dabei sein und sich überall einen guten Bissen sichern, also anstatt
einer vernünftigen Realpolitik einem ungesunden Machthunger folgen. Wo aber
das Reich wirklich genötigt ist, in Wahrnehmung seiner berechtigten Interessen
einmal etwas weiter aufzugreifen, da wird andrerseits der Sache ein andrer
Zweck untergeschoben. Es wird dann einfach vorausgesetzt, daß diese Politik unter¬
nommen worden sei, nicht um wirklicher Interessen willen, sondern um den Hans
Dampf in allen Gassen zu spielen. Und wenn dann der Erfolg dieser Voraus¬
setzung nicht entspricht, so redet man von Rückzug und Niederlage. Diesen Fall
haben wir bei der Marokkofrage erlebt. Berechtigt ist natürlich jede Kritik an der
auswärtigen Politik des Reiches, wenn sie selbst ein klares und erreichbares Ziel
aufstellt und die Wirkungen ihrer Urteile auf das Ausland im Auge behält. Das
unablässige Klagen aber über Benachteiligung und Feindseligkeit von feiten der
auswärtigen Mächte, wo wir in Wirklichkeit gar keine Schädigung unsrer realen
Interessen und vernünftigen Ziele erfahren haben, kann uns unmöglich Achtung
und Sympathien verschaffen, muß uns vielmehr im Auslande den Ruf ungerecht¬
fertigter Begehrlichkeit eintragen und uns zugleich schwächer erscheinen lassen, als wir
wirklich sind. Das sind Gedanken, die man schwer unterdrücken kann, wenn man
so manche Kommentare über die Bedeutung des englisch-russischen Abkommens für
uns liest. Man darf sich eben in politische Abenteuer nur dann einlassen, wenn
sie wirklich wert sind, daß man nötigenfalls die "Knochen des pommerschen
Musketiers" -- wie Fürst Bismarck sagte -- dafür einsetzt.

Für die Würdigung unsrer Interessen läßt sich natürlich kein für alle Zeiten
giltiges Schema aufstellen. Unsre wirtschaftlichen Beziehungen reichen heute im
nahen Orient viel weiter als noch vor einem Menschenalter. Diktiere sind ja auch


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wie man nun aber eines die Vorgänge in der Politik der auswärtigen Mächte
auffassen mag, die Grundlage ist ja allerdings immer festzuhalten, daß wir eine
Politik der Wachsamkeit und des ruhigen Selbstbewußtseins beobachten müssen,
damit wir in allen Wechselfällen, denen wir ausgesetzt sind, unsre volle Kraft zur
Geltung bringen können. Entspricht nun eine Politik, die sich überall ihre Be¬
sorgnisse merken läßt und überall Ansprüche erhebt, die sie gar nicht verfolgen kann,
dieser Anforderung? Gewiß nicht! Und deshalb sind wir der Meinung, daß die
vielen wohlgemeinten Kritiken und Klagen über die seit der Verständigung zwischen
Rußland und England vollzogne Einkreisung Deutschlands weder nützlich noch
würdig sind. Was die beiden asiatischen Mächte untereinander abgemacht haben,
berührt die Interessen, auf deren Berücksichtigung wir Anspruch haben, tatsächlich
nicht, England und Rußland haben sich verständigt, weil gewisse eigne Interessen,
in denen Deutschland gar keine Rolle spielt, ihnen dies geboten hat. Wenn wir freilich
allen auswärtigen Mächten nicht gestatten wollen, ihre weltpolitischen Interessen,
in denen sie sich berühren, nach ihrem Sinne zu ordnen, nur weil sie in Europa
räumlich um unser Laud gruppiert sind, so würde in diesem Vorgehen das Ein¬
geständnis liegen, daß wir nicht eine kraftvolle Interessenpolitik, sondern die Politik
einer ziellosen und unklaren Begehrlichkeit treiben wollen, und erst dann würden
die Gründe, die die andern Mächte bei ihren verschleimen gegenseitigen Abmachungen
geleitet haben, eine deutschfeindliche Spitze von gefahrdrohender Art erhalten. Es ist
natürlich sehr beqnem, den Leuten, die an den beständigen Kassandrarufen, mit denen
unsre auswärtige Politik von manchen Seiten begleitet wird, keinen Geschmack finden,
den Vorwurf eines „rosenfarbnen Optimismus" zu machen. Das klingt sehr weise,
es ist aber nichts dahinter. Denn dieser angebliche Optimismus wendet sich gar
nicht gegen die Auffassung, daß unsre Lage große Gefahren in sich schließt, sondern
nur gegen die falsche Taktik, die in dieser Kassandramethode enthalten ist. Diese
Taktik kennzeichnet sich dadurch, daß einerseits verlangt wird, das Deutsche Reich
solle überall dabei sein und sich überall einen guten Bissen sichern, also anstatt
einer vernünftigen Realpolitik einem ungesunden Machthunger folgen. Wo aber
das Reich wirklich genötigt ist, in Wahrnehmung seiner berechtigten Interessen
einmal etwas weiter aufzugreifen, da wird andrerseits der Sache ein andrer
Zweck untergeschoben. Es wird dann einfach vorausgesetzt, daß diese Politik unter¬
nommen worden sei, nicht um wirklicher Interessen willen, sondern um den Hans
Dampf in allen Gassen zu spielen. Und wenn dann der Erfolg dieser Voraus¬
setzung nicht entspricht, so redet man von Rückzug und Niederlage. Diesen Fall
haben wir bei der Marokkofrage erlebt. Berechtigt ist natürlich jede Kritik an der
auswärtigen Politik des Reiches, wenn sie selbst ein klares und erreichbares Ziel
aufstellt und die Wirkungen ihrer Urteile auf das Ausland im Auge behält. Das
unablässige Klagen aber über Benachteiligung und Feindseligkeit von feiten der
auswärtigen Mächte, wo wir in Wirklichkeit gar keine Schädigung unsrer realen
Interessen und vernünftigen Ziele erfahren haben, kann uns unmöglich Achtung
und Sympathien verschaffen, muß uns vielmehr im Auslande den Ruf ungerecht¬
fertigter Begehrlichkeit eintragen und uns zugleich schwächer erscheinen lassen, als wir
wirklich sind. Das sind Gedanken, die man schwer unterdrücken kann, wenn man
so manche Kommentare über die Bedeutung des englisch-russischen Abkommens für
uns liest. Man darf sich eben in politische Abenteuer nur dann einlassen, wenn
sie wirklich wert sind, daß man nötigenfalls die „Knochen des pommerschen
Musketiers" — wie Fürst Bismarck sagte — dafür einsetzt.

Für die Würdigung unsrer Interessen läßt sich natürlich kein für alle Zeiten
giltiges Schema aufstellen. Unsre wirtschaftlichen Beziehungen reichen heute im
nahen Orient viel weiter als noch vor einem Menschenalter. Diktiere sind ja auch


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[0114] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wie man nun aber eines die Vorgänge in der Politik der auswärtigen Mächte auffassen mag, die Grundlage ist ja allerdings immer festzuhalten, daß wir eine Politik der Wachsamkeit und des ruhigen Selbstbewußtseins beobachten müssen, damit wir in allen Wechselfällen, denen wir ausgesetzt sind, unsre volle Kraft zur Geltung bringen können. Entspricht nun eine Politik, die sich überall ihre Be¬ sorgnisse merken läßt und überall Ansprüche erhebt, die sie gar nicht verfolgen kann, dieser Anforderung? Gewiß nicht! Und deshalb sind wir der Meinung, daß die vielen wohlgemeinten Kritiken und Klagen über die seit der Verständigung zwischen Rußland und England vollzogne Einkreisung Deutschlands weder nützlich noch würdig sind. Was die beiden asiatischen Mächte untereinander abgemacht haben, berührt die Interessen, auf deren Berücksichtigung wir Anspruch haben, tatsächlich nicht, England und Rußland haben sich verständigt, weil gewisse eigne Interessen, in denen Deutschland gar keine Rolle spielt, ihnen dies geboten hat. Wenn wir freilich allen auswärtigen Mächten nicht gestatten wollen, ihre weltpolitischen Interessen, in denen sie sich berühren, nach ihrem Sinne zu ordnen, nur weil sie in Europa räumlich um unser Laud gruppiert sind, so würde in diesem Vorgehen das Ein¬ geständnis liegen, daß wir nicht eine kraftvolle Interessenpolitik, sondern die Politik einer ziellosen und unklaren Begehrlichkeit treiben wollen, und erst dann würden die Gründe, die die andern Mächte bei ihren verschleimen gegenseitigen Abmachungen geleitet haben, eine deutschfeindliche Spitze von gefahrdrohender Art erhalten. Es ist natürlich sehr beqnem, den Leuten, die an den beständigen Kassandrarufen, mit denen unsre auswärtige Politik von manchen Seiten begleitet wird, keinen Geschmack finden, den Vorwurf eines „rosenfarbnen Optimismus" zu machen. Das klingt sehr weise, es ist aber nichts dahinter. Denn dieser angebliche Optimismus wendet sich gar nicht gegen die Auffassung, daß unsre Lage große Gefahren in sich schließt, sondern nur gegen die falsche Taktik, die in dieser Kassandramethode enthalten ist. Diese Taktik kennzeichnet sich dadurch, daß einerseits verlangt wird, das Deutsche Reich solle überall dabei sein und sich überall einen guten Bissen sichern, also anstatt einer vernünftigen Realpolitik einem ungesunden Machthunger folgen. Wo aber das Reich wirklich genötigt ist, in Wahrnehmung seiner berechtigten Interessen einmal etwas weiter aufzugreifen, da wird andrerseits der Sache ein andrer Zweck untergeschoben. Es wird dann einfach vorausgesetzt, daß diese Politik unter¬ nommen worden sei, nicht um wirklicher Interessen willen, sondern um den Hans Dampf in allen Gassen zu spielen. Und wenn dann der Erfolg dieser Voraus¬ setzung nicht entspricht, so redet man von Rückzug und Niederlage. Diesen Fall haben wir bei der Marokkofrage erlebt. Berechtigt ist natürlich jede Kritik an der auswärtigen Politik des Reiches, wenn sie selbst ein klares und erreichbares Ziel aufstellt und die Wirkungen ihrer Urteile auf das Ausland im Auge behält. Das unablässige Klagen aber über Benachteiligung und Feindseligkeit von feiten der auswärtigen Mächte, wo wir in Wirklichkeit gar keine Schädigung unsrer realen Interessen und vernünftigen Ziele erfahren haben, kann uns unmöglich Achtung und Sympathien verschaffen, muß uns vielmehr im Auslande den Ruf ungerecht¬ fertigter Begehrlichkeit eintragen und uns zugleich schwächer erscheinen lassen, als wir wirklich sind. Das sind Gedanken, die man schwer unterdrücken kann, wenn man so manche Kommentare über die Bedeutung des englisch-russischen Abkommens für uns liest. Man darf sich eben in politische Abenteuer nur dann einlassen, wenn sie wirklich wert sind, daß man nötigenfalls die „Knochen des pommerschen Musketiers" — wie Fürst Bismarck sagte — dafür einsetzt. Für die Würdigung unsrer Interessen läßt sich natürlich kein für alle Zeiten giltiges Schema aufstellen. Unsre wirtschaftlichen Beziehungen reichen heute im nahen Orient viel weiter als noch vor einem Menschenalter. Diktiere sind ja auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/114>, abgerufen am 09.06.2024.