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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Betrachtungen zu den Aaisermanövern von ^9^?

Verpflegungshilfen auf beiden Seiten bei den verschiedensten Gelegenheiten, sogar
während kurzer Gefechtspausen und in den Schützengräben vielfach bewährt
hatten, hatte unsre Heeresverwaltung eine Reihe von Proben gemacht. Einige
Schmierigkeiten bereitet es, unter den vielen vorgestellten Modellen das unter
allen Umständen zweckmäßigste und geeignetste herauszufinden. Diesesmal
waren dem dritten Bataillon des 55. Infanterieregiments auf der blauen Partei
und dem zweiten Bataillon des 74. Infanterieregiments auf der roten Seite
verschiedne solcher Kochherde übergeben worden, und es mag die endgiltige
Entscheidung keine geringe Mühe machen, da es heißt, daß die Truppen
durchweg mit dem übergebnen Material zufrieden gewesen seien.

Sonst erfolgte die Verpflegung unsrer Truppen im diesjährigen Kaiser¬
manöver wie in frühern Jahren durch Kolonnen aus Proviantmagazinen.
Für jedes Korps und die Divisionen waren vier solche Magazine eingerichtet,
mit denen der Zu- und Abschub der Kolonnen durch die Intendantur sorg¬
fältig wie immer geregelt war. Außer den acht großen Magazinen für die
Lebensmittel der Truppen waren noch zwanzig Rauhfuttermagazine organisiert.
Das Aufsichtspersonal bei den Kolonnen war den Trainbataillonen 8, 11, 14
und 15 entnommen worden. Da wo die Verpflegung aus Kolonnen nicht
mehr vorgesehen war, wurde sie am letzten Tage (11. September) durch die
Eisenbahn sichergestellt. Damit ist wiederum ein höchst wertvoller Versuch
gemacht worden, die militärischen Aufgaben der Eisenbahn auch im Frieden
zu üben. Daß auch sonst die Bahnen und die dazu gehörenden Behörden
und Beamten ganz auf der Höhe ihrer Aufgabe stehn, wenn es sich darum
handelt, für militärische Interessen tätig zu sein, das haben sie u. a. bewiesen,
als es galt, den Abtransport der großen Truppenmassen aus dem Manöver-
gelünde nach ihren Standorten zu regeln, ohne dabei den regelmäßigen
Personenverkehr zu stören. Einige Zahlen mögen als Beweis dienen. Noch
am 11. September, nach Schluß der Übungen, konnten fast die gesamten Fu߬
truppen des 7. Armeekorps mit 1500 Offizieren, 54000 Mann, 1400 Pferden,
75 Fahrzeugen und 25000 Kilogramm Gepäck in 47 Zügen abtransportiert
werden; ihnen folgten am 12. September 25 Sonderzüge und am 13. Sep¬
tember noch 50 Sonderzüge mit rund 500 Offizieren, 8700 Mann, 320 Fahr¬
zeugen und 64000 Kilogramm Gepäck.

So läßt sich das Gesamturteil über das Kaisermanöver von 1907 dahin
zusammenfassen, daß es auch auf den von uns behandelten Gebieten lehrreich
verlaufen ist und viele Anregungen und Fingerzeige gegeben hat, die dazu
führen werden, unsre Armee weiter zu vervollkommnen.




Betrachtungen zu den Aaisermanövern von ^9^?

Verpflegungshilfen auf beiden Seiten bei den verschiedensten Gelegenheiten, sogar
während kurzer Gefechtspausen und in den Schützengräben vielfach bewährt
hatten, hatte unsre Heeresverwaltung eine Reihe von Proben gemacht. Einige
Schmierigkeiten bereitet es, unter den vielen vorgestellten Modellen das unter
allen Umständen zweckmäßigste und geeignetste herauszufinden. Diesesmal
waren dem dritten Bataillon des 55. Infanterieregiments auf der blauen Partei
und dem zweiten Bataillon des 74. Infanterieregiments auf der roten Seite
verschiedne solcher Kochherde übergeben worden, und es mag die endgiltige
Entscheidung keine geringe Mühe machen, da es heißt, daß die Truppen
durchweg mit dem übergebnen Material zufrieden gewesen seien.

Sonst erfolgte die Verpflegung unsrer Truppen im diesjährigen Kaiser¬
manöver wie in frühern Jahren durch Kolonnen aus Proviantmagazinen.
Für jedes Korps und die Divisionen waren vier solche Magazine eingerichtet,
mit denen der Zu- und Abschub der Kolonnen durch die Intendantur sorg¬
fältig wie immer geregelt war. Außer den acht großen Magazinen für die
Lebensmittel der Truppen waren noch zwanzig Rauhfuttermagazine organisiert.
Das Aufsichtspersonal bei den Kolonnen war den Trainbataillonen 8, 11, 14
und 15 entnommen worden. Da wo die Verpflegung aus Kolonnen nicht
mehr vorgesehen war, wurde sie am letzten Tage (11. September) durch die
Eisenbahn sichergestellt. Damit ist wiederum ein höchst wertvoller Versuch
gemacht worden, die militärischen Aufgaben der Eisenbahn auch im Frieden
zu üben. Daß auch sonst die Bahnen und die dazu gehörenden Behörden
und Beamten ganz auf der Höhe ihrer Aufgabe stehn, wenn es sich darum
handelt, für militärische Interessen tätig zu sein, das haben sie u. a. bewiesen,
als es galt, den Abtransport der großen Truppenmassen aus dem Manöver-
gelünde nach ihren Standorten zu regeln, ohne dabei den regelmäßigen
Personenverkehr zu stören. Einige Zahlen mögen als Beweis dienen. Noch
am 11. September, nach Schluß der Übungen, konnten fast die gesamten Fu߬
truppen des 7. Armeekorps mit 1500 Offizieren, 54000 Mann, 1400 Pferden,
75 Fahrzeugen und 25000 Kilogramm Gepäck in 47 Zügen abtransportiert
werden; ihnen folgten am 12. September 25 Sonderzüge und am 13. Sep¬
tember noch 50 Sonderzüge mit rund 500 Offizieren, 8700 Mann, 320 Fahr¬
zeugen und 64000 Kilogramm Gepäck.

So läßt sich das Gesamturteil über das Kaisermanöver von 1907 dahin
zusammenfassen, daß es auch auf den von uns behandelten Gebieten lehrreich
verlaufen ist und viele Anregungen und Fingerzeige gegeben hat, die dazu
führen werden, unsre Armee weiter zu vervollkommnen.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/239>, abgerufen am 17.06.2024.