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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wir gehn hier auf die einzelnen Unglücksfälle bei der geschäftlichen Behandlung des
verhängnisvollen Schriftstücks aus wohlerwognen Gründen nicht ein. Was darüber
in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung gesagt wird, ist die peinlichste Feststellung,
die über den Geschäftsbetrieb unsrer Neichsbehörden erfolgen konnte.

Diese Aufklärung -- wenn man eine Darstellung so nennen darf, die noch viele
Dunkelheiten enthält -- war vielleicht der einzige Ausweg, der gewählt werden
konnte, um zunächst aus den schlimmsten Schwierigkeiten herauszukommen; sie öffnete
der leidenschaftlichen Erregung, die sich des Publikums bemächtigt hatte, allerdings
ein Tor, nur führte es leider nicht ins Freie, sondern in einen Irrgarten, worin
sich niemand zurechtfand und jedermann immer wieder auf denselben Fleck zurück
gelangte, der die Verhältnisse ganz unhaltbar erscheinen ließ.

Aus der allgemeinen Kopflosigkeit, in der man sich zunächst instinktiv an
konstitutionelle Formen und unklare Begriffe klammerte, ging der Ruf nach dem
Rücktritt des Reichskanzlers hervor, eine Unüberlegtheit, die das Gespött des Aus¬
lands nicht zurückhalten, wohl aber den Unannehmlichkeiten, die wir ohnehin schon
tragen müssen, noch das verächtliche Gelächter desselben Auslands über unsern
Mangel an gesunden politischen Instinkten hinzufügen wird. Wenn unsre Staats¬
einrichtungen nach englischem Muster zugeschnitten wären, könnten wir uns ja den
Luxus leisten, den Fürsten Bülow ein klein wenig zu stürzen, bis über die dumme
Geschichte etwas Gras gewachsen wäre, und wir ihn wieder holen könnten. Als
Lord Palmerston im Dezember 1851 eine konstitutionelle Eigenmächtigkeit begangen
hatte, die eine formelle Sühne erheischte -- bekanntlich hatte er auf eigne Faust
den Staatsstreich Louis Napoleons gebilligt --, mußte er sofort den Platz räumen;
man hielt die knapp bemessene Anstandsfrist von kaum zwei Monaten inne und
holte sich dann "Old Peru" wieder. Dergleichen können wir den Briten nicht
nachmachen. Wenn der Kaiser einen Reichskanzler fallen läßt, so ist dieser ein
politisch toter Mann, und es ist ausgeschlossen, daß er dann noch während der
Fortdauer derselben politischen Situation wieder in sein Amt zurückkehrt. Darum
können wir das Ministerstürzen nicht als Sport betreiben, um nationalen Empfind¬
lichkeiten einen konstitutionell hergebrachten Ausdruck zu geben. Wir müssen uns
vielmehr reiflich überlegen, welche politische Verantwortung auf allen Gebieten die
übernehmen, die den leitenden Staatsmann aus einer so eigenartigen Veranlassung,
die rin seiner Führung der innern und auswärtigen Politik keinen wirklichen Zu¬
sammenhang hat, ihr Vertrauen entziehen und daraus die Konsequenzen ziehen
"vollen. Da der Kaiser nicht gezwungen werden kann, einen Kanzler seines Ver¬
trauens zu entlassen, so würden diese Konsequenzen nur darin praktisch zum Aus¬
druck kommen können, daß die Parteien, die bisher die Politik des Fürsten Bülow
unterstützt haben, ihm von nun an die Heeresfolge verweigern. Der Leidtragende
dabei würde nicht Fürst Bülow, sondern das Vaterland sein. Der gegenwärtige
Augenblick verträgt keine Kanzlerkrisis, weder in der innern noch in der auswärtigen
Politik. Diese Überzeugung müßte auch politischen Gegnern des Fürsten Bülow
kommen, wenn sie sich über die Aufgaben der Reichspolitik noch einen einigermaßen
klaren Blick bewahrt haben. Aufgabe der Blockparteien wird es vor allem sein,
auch unter den niederdrückenden Erfahrungen der unglücklichen Geschichte mit dem
Artikel des Daily Telegraph die kühle Überlegung nicht zu verlieren und über dem
Ausschäumen berechtigter Empörung über das Demütigende dieser Eindrücke keine
parlamentarischen Übereilungen zu begehen. Schon steht das Zentrum bereit, die
Rolle des großmütig vergessenden, der das Vaterland über die Partei stellt, zu
spielen und die Katastrophe reparieren zu helfen -- wenn Fürst Bülow gegangen ist!
Man sieht, was die Glocke geschlagen hat. Darum ruhig Blut, Volksvertreter!




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wir gehn hier auf die einzelnen Unglücksfälle bei der geschäftlichen Behandlung des
verhängnisvollen Schriftstücks aus wohlerwognen Gründen nicht ein. Was darüber
in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung gesagt wird, ist die peinlichste Feststellung,
die über den Geschäftsbetrieb unsrer Neichsbehörden erfolgen konnte.

Diese Aufklärung — wenn man eine Darstellung so nennen darf, die noch viele
Dunkelheiten enthält — war vielleicht der einzige Ausweg, der gewählt werden
konnte, um zunächst aus den schlimmsten Schwierigkeiten herauszukommen; sie öffnete
der leidenschaftlichen Erregung, die sich des Publikums bemächtigt hatte, allerdings
ein Tor, nur führte es leider nicht ins Freie, sondern in einen Irrgarten, worin
sich niemand zurechtfand und jedermann immer wieder auf denselben Fleck zurück
gelangte, der die Verhältnisse ganz unhaltbar erscheinen ließ.

Aus der allgemeinen Kopflosigkeit, in der man sich zunächst instinktiv an
konstitutionelle Formen und unklare Begriffe klammerte, ging der Ruf nach dem
Rücktritt des Reichskanzlers hervor, eine Unüberlegtheit, die das Gespött des Aus¬
lands nicht zurückhalten, wohl aber den Unannehmlichkeiten, die wir ohnehin schon
tragen müssen, noch das verächtliche Gelächter desselben Auslands über unsern
Mangel an gesunden politischen Instinkten hinzufügen wird. Wenn unsre Staats¬
einrichtungen nach englischem Muster zugeschnitten wären, könnten wir uns ja den
Luxus leisten, den Fürsten Bülow ein klein wenig zu stürzen, bis über die dumme
Geschichte etwas Gras gewachsen wäre, und wir ihn wieder holen könnten. Als
Lord Palmerston im Dezember 1851 eine konstitutionelle Eigenmächtigkeit begangen
hatte, die eine formelle Sühne erheischte — bekanntlich hatte er auf eigne Faust
den Staatsstreich Louis Napoleons gebilligt —, mußte er sofort den Platz räumen;
man hielt die knapp bemessene Anstandsfrist von kaum zwei Monaten inne und
holte sich dann „Old Peru" wieder. Dergleichen können wir den Briten nicht
nachmachen. Wenn der Kaiser einen Reichskanzler fallen läßt, so ist dieser ein
politisch toter Mann, und es ist ausgeschlossen, daß er dann noch während der
Fortdauer derselben politischen Situation wieder in sein Amt zurückkehrt. Darum
können wir das Ministerstürzen nicht als Sport betreiben, um nationalen Empfind¬
lichkeiten einen konstitutionell hergebrachten Ausdruck zu geben. Wir müssen uns
vielmehr reiflich überlegen, welche politische Verantwortung auf allen Gebieten die
übernehmen, die den leitenden Staatsmann aus einer so eigenartigen Veranlassung,
die rin seiner Führung der innern und auswärtigen Politik keinen wirklichen Zu¬
sammenhang hat, ihr Vertrauen entziehen und daraus die Konsequenzen ziehen
»vollen. Da der Kaiser nicht gezwungen werden kann, einen Kanzler seines Ver¬
trauens zu entlassen, so würden diese Konsequenzen nur darin praktisch zum Aus¬
druck kommen können, daß die Parteien, die bisher die Politik des Fürsten Bülow
unterstützt haben, ihm von nun an die Heeresfolge verweigern. Der Leidtragende
dabei würde nicht Fürst Bülow, sondern das Vaterland sein. Der gegenwärtige
Augenblick verträgt keine Kanzlerkrisis, weder in der innern noch in der auswärtigen
Politik. Diese Überzeugung müßte auch politischen Gegnern des Fürsten Bülow
kommen, wenn sie sich über die Aufgaben der Reichspolitik noch einen einigermaßen
klaren Blick bewahrt haben. Aufgabe der Blockparteien wird es vor allem sein,
auch unter den niederdrückenden Erfahrungen der unglücklichen Geschichte mit dem
Artikel des Daily Telegraph die kühle Überlegung nicht zu verlieren und über dem
Ausschäumen berechtigter Empörung über das Demütigende dieser Eindrücke keine
parlamentarischen Übereilungen zu begehen. Schon steht das Zentrum bereit, die
Rolle des großmütig vergessenden, der das Vaterland über die Partei stellt, zu
spielen und die Katastrophe reparieren zu helfen — wenn Fürst Bülow gegangen ist!
Man sieht, was die Glocke geschlagen hat. Darum ruhig Blut, Volksvertreter!




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[0308] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wir gehn hier auf die einzelnen Unglücksfälle bei der geschäftlichen Behandlung des verhängnisvollen Schriftstücks aus wohlerwognen Gründen nicht ein. Was darüber in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung gesagt wird, ist die peinlichste Feststellung, die über den Geschäftsbetrieb unsrer Neichsbehörden erfolgen konnte. Diese Aufklärung — wenn man eine Darstellung so nennen darf, die noch viele Dunkelheiten enthält — war vielleicht der einzige Ausweg, der gewählt werden konnte, um zunächst aus den schlimmsten Schwierigkeiten herauszukommen; sie öffnete der leidenschaftlichen Erregung, die sich des Publikums bemächtigt hatte, allerdings ein Tor, nur führte es leider nicht ins Freie, sondern in einen Irrgarten, worin sich niemand zurechtfand und jedermann immer wieder auf denselben Fleck zurück gelangte, der die Verhältnisse ganz unhaltbar erscheinen ließ. Aus der allgemeinen Kopflosigkeit, in der man sich zunächst instinktiv an konstitutionelle Formen und unklare Begriffe klammerte, ging der Ruf nach dem Rücktritt des Reichskanzlers hervor, eine Unüberlegtheit, die das Gespött des Aus¬ lands nicht zurückhalten, wohl aber den Unannehmlichkeiten, die wir ohnehin schon tragen müssen, noch das verächtliche Gelächter desselben Auslands über unsern Mangel an gesunden politischen Instinkten hinzufügen wird. Wenn unsre Staats¬ einrichtungen nach englischem Muster zugeschnitten wären, könnten wir uns ja den Luxus leisten, den Fürsten Bülow ein klein wenig zu stürzen, bis über die dumme Geschichte etwas Gras gewachsen wäre, und wir ihn wieder holen könnten. Als Lord Palmerston im Dezember 1851 eine konstitutionelle Eigenmächtigkeit begangen hatte, die eine formelle Sühne erheischte — bekanntlich hatte er auf eigne Faust den Staatsstreich Louis Napoleons gebilligt —, mußte er sofort den Platz räumen; man hielt die knapp bemessene Anstandsfrist von kaum zwei Monaten inne und holte sich dann „Old Peru" wieder. Dergleichen können wir den Briten nicht nachmachen. Wenn der Kaiser einen Reichskanzler fallen läßt, so ist dieser ein politisch toter Mann, und es ist ausgeschlossen, daß er dann noch während der Fortdauer derselben politischen Situation wieder in sein Amt zurückkehrt. Darum können wir das Ministerstürzen nicht als Sport betreiben, um nationalen Empfind¬ lichkeiten einen konstitutionell hergebrachten Ausdruck zu geben. Wir müssen uns vielmehr reiflich überlegen, welche politische Verantwortung auf allen Gebieten die übernehmen, die den leitenden Staatsmann aus einer so eigenartigen Veranlassung, die rin seiner Führung der innern und auswärtigen Politik keinen wirklichen Zu¬ sammenhang hat, ihr Vertrauen entziehen und daraus die Konsequenzen ziehen »vollen. Da der Kaiser nicht gezwungen werden kann, einen Kanzler seines Ver¬ trauens zu entlassen, so würden diese Konsequenzen nur darin praktisch zum Aus¬ druck kommen können, daß die Parteien, die bisher die Politik des Fürsten Bülow unterstützt haben, ihm von nun an die Heeresfolge verweigern. Der Leidtragende dabei würde nicht Fürst Bülow, sondern das Vaterland sein. Der gegenwärtige Augenblick verträgt keine Kanzlerkrisis, weder in der innern noch in der auswärtigen Politik. Diese Überzeugung müßte auch politischen Gegnern des Fürsten Bülow kommen, wenn sie sich über die Aufgaben der Reichspolitik noch einen einigermaßen klaren Blick bewahrt haben. Aufgabe der Blockparteien wird es vor allem sein, auch unter den niederdrückenden Erfahrungen der unglücklichen Geschichte mit dem Artikel des Daily Telegraph die kühle Überlegung nicht zu verlieren und über dem Ausschäumen berechtigter Empörung über das Demütigende dieser Eindrücke keine parlamentarischen Übereilungen zu begehen. Schon steht das Zentrum bereit, die Rolle des großmütig vergessenden, der das Vaterland über die Partei stellt, zu spielen und die Katastrophe reparieren zu helfen — wenn Fürst Bülow gegangen ist! Man sieht, was die Glocke geschlagen hat. Darum ruhig Blut, Volksvertreter!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/308>, abgerufen am 21.05.2024.