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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Die Landesverteidigung Dänemarks

einzusetzen vermag, um seine Landesgrenzen gegen einen feindlichen Angriff zu
schützen. Wir lassen deshalb zunächst den erwähnten Kommissionsbericht hier
im Wortlaut folgen:

Die Aufgabe der Aommission

Die Lösung der wichtigsten Aufgabe der Vertcidigungskommission ist jetzt
zum Abschluß gebracht, nämlich in den Hauptzügen einen Gesamtplan auszu¬
arbeiten für Erreichung der den Verhältnissen des Landes angepaßten und zur
Aufrechterhaltung seiner Neutralität geeignete", bestmöglichen Anordnung der
Landes- und Seeverteidigung, unter gebührender Berücksichtigung der finanziellen
Leistungsfähigkeit des Landes, die durch die vorgeschlagne Regelung entstehenden
augenblicklichen und stetig wiederkehrenden Ausgaben zu tragen.

Was den andern Auftrag der Kommission betrifft, über unsre jetzige mili¬
tärische Stellung usw. möglichst vollständige Aufklärung zu schaffen, so legt
die Kommission später zwei Bände vor, von denen der eine, im Hinblick auf
seinen vertraulichen Inhalt, vorläufig nicht zur öffentlichen Kenntnis gebracht
werden kann. Der zweite besteht aus geheimen Aktenstücken, die für die Ne¬
gierung und den Reichstag bestimmt sind.

Es herrschte in der Kommission keine Einstimmigkeit über einen Ver¬
teidigungsplan. Ihre neunzehn stimmberechtigten Mitglieder haben sich deshalb
in eine Mehrheit und drei Minderheiten geteilt, sodaß der Kommissionsbericht
aus vier Vorschlägen besteht, die von zehn, sechs, zwei und einem Mitgliede ver¬
faßt worden sind. Zu diesen vier Vorschlügen kommen noch die Bemerkungen
des Flotten- und des Armeevertreters, die, was den letzten betrifft, sehr um¬
fangreich sind.


Die Mehrheit

Die Herren Ki. Verntsen, Jngvard Imsen, Imsen-Knudstrup, N. Johcmsen,
Mathem-Mygdal. Anders Unser, Jörgen Petersen, P. P. Pinstrup, L. Ras-
mussen und A. Thomsen behaupten, der Große Belt sei in besonderm Grade
bestimmend für Dänemaks strategische Bedeutung. Sie fassen ihre Meinung
über die Aufgabe, die Dänemark im Falle eines Neutralitätsbruchs zufalle, wie
folgt zusammen:

1. Eine wirksame Verteidigung der seeländischen Inselgruppe mit der Haupt¬
stadt und des innern Fahrwassers um die Inseln zu schaffen.

2. Eine Verteidigung von Fyen und Langeland vorzunehmen, die stark
genng sein müsse, vor allem einem Angriff entgegentreten zu können.

3. Verteidigung der Inseln und der innern jütischen Fahrwasser bei und
im Süden der Aarhusbucht.

4. Bewachung der Festlandsgrenzen sowie Deckung der jütischen See und
Fjorde mit Kräften, die gleichzeitig bei größern feindlichen Landungsunter¬
nehmungen den Kampf in erster Linie aufnehmen können.

Was die Aufstellung dieser Hauptpunkte für die Verteidigung betrifft, so
äußert sich die Mehrheit dahin, daß es sich besonders empfehle, die Ver¬
teidigung Dänemarks der lebenden Wehr anzuvertrauen, und sie schlage darum


Die Landesverteidigung Dänemarks

einzusetzen vermag, um seine Landesgrenzen gegen einen feindlichen Angriff zu
schützen. Wir lassen deshalb zunächst den erwähnten Kommissionsbericht hier
im Wortlaut folgen:

Die Aufgabe der Aommission

Die Lösung der wichtigsten Aufgabe der Vertcidigungskommission ist jetzt
zum Abschluß gebracht, nämlich in den Hauptzügen einen Gesamtplan auszu¬
arbeiten für Erreichung der den Verhältnissen des Landes angepaßten und zur
Aufrechterhaltung seiner Neutralität geeignete», bestmöglichen Anordnung der
Landes- und Seeverteidigung, unter gebührender Berücksichtigung der finanziellen
Leistungsfähigkeit des Landes, die durch die vorgeschlagne Regelung entstehenden
augenblicklichen und stetig wiederkehrenden Ausgaben zu tragen.

Was den andern Auftrag der Kommission betrifft, über unsre jetzige mili¬
tärische Stellung usw. möglichst vollständige Aufklärung zu schaffen, so legt
die Kommission später zwei Bände vor, von denen der eine, im Hinblick auf
seinen vertraulichen Inhalt, vorläufig nicht zur öffentlichen Kenntnis gebracht
werden kann. Der zweite besteht aus geheimen Aktenstücken, die für die Ne¬
gierung und den Reichstag bestimmt sind.

Es herrschte in der Kommission keine Einstimmigkeit über einen Ver¬
teidigungsplan. Ihre neunzehn stimmberechtigten Mitglieder haben sich deshalb
in eine Mehrheit und drei Minderheiten geteilt, sodaß der Kommissionsbericht
aus vier Vorschlägen besteht, die von zehn, sechs, zwei und einem Mitgliede ver¬
faßt worden sind. Zu diesen vier Vorschlügen kommen noch die Bemerkungen
des Flotten- und des Armeevertreters, die, was den letzten betrifft, sehr um¬
fangreich sind.


Die Mehrheit

Die Herren Ki. Verntsen, Jngvard Imsen, Imsen-Knudstrup, N. Johcmsen,
Mathem-Mygdal. Anders Unser, Jörgen Petersen, P. P. Pinstrup, L. Ras-
mussen und A. Thomsen behaupten, der Große Belt sei in besonderm Grade
bestimmend für Dänemaks strategische Bedeutung. Sie fassen ihre Meinung
über die Aufgabe, die Dänemark im Falle eines Neutralitätsbruchs zufalle, wie
folgt zusammen:

1. Eine wirksame Verteidigung der seeländischen Inselgruppe mit der Haupt¬
stadt und des innern Fahrwassers um die Inseln zu schaffen.

2. Eine Verteidigung von Fyen und Langeland vorzunehmen, die stark
genng sein müsse, vor allem einem Angriff entgegentreten zu können.

3. Verteidigung der Inseln und der innern jütischen Fahrwasser bei und
im Süden der Aarhusbucht.

4. Bewachung der Festlandsgrenzen sowie Deckung der jütischen See und
Fjorde mit Kräften, die gleichzeitig bei größern feindlichen Landungsunter¬
nehmungen den Kampf in erster Linie aufnehmen können.

Was die Aufstellung dieser Hauptpunkte für die Verteidigung betrifft, so
äußert sich die Mehrheit dahin, daß es sich besonders empfehle, die Ver¬
teidigung Dänemarks der lebenden Wehr anzuvertrauen, und sie schlage darum


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/526>, abgerufen am 22.05.2024.