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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

freilich vereitelte Die Gefahr einer Katastrophe lag nicht ganz außer dem Bereich
der Möglichkeit. Die Blockfeinde glaubten, die Regierung werde sich der ganzen
Debatte gegenüber schroff ablehnend Verhalten. Geschah das, so mußten allerdings
die Liberalen schwer gereizt werden, und unter solchen Umständen wäre es den be¬
sonnenen Führern der freisinnigen Parteien kaum möglich gewesen, eine Wieder¬
holung der Debatte vom 10. November über die kaiserliche Politik und über das
persönliche Regiment zu verhindern. Die Folge wäre wohl ein scharfer Zusammenstoß
Mit den Konservativen gewesen, und dieser konnte noch verschärft werden, wenn der
Präsident bei seinem Bemühen, eine Debatte über die Person des Kaisers zu ver¬
hindern, auf Widerstand gestoßen wäre. Dann war eine Krisis im Präsidium da,
und das hätte aller Voraussicht nach zu einem kaum noch heilbaren Bruch zwischen
Konservativen und Freisinnigen geführt. Aber glücklicherweise hielten die Freisinnigen
ihre vorher in der Presse genug angestachelte Angriffslust im Zaum, was ihnen
durch die Haltung der Regierung sehr wesentlich erleichtert wurde. Während sonst
bei dergleichen heikeln Initiativanträgen der Bundesratstisch öde und verlassen bleibt,
folgten diesmal die höchsten Vertreter des Bundesrath den Verhandlungen mit höf¬
licher Aufmerksamkeit, und der Staatssekretär des Innern, Herr v. Bethmann-
Hollwcg, brach allen unangenehmen Erörterungen die Spitze ub, indem er im Auf¬
trage des Reichskanzlers eine Erklärung abgab. Ihr kurzer Sinn war, daß der
Bundesrat sich ein Vergnügen daraus machen werde, auf die Wünsche des Reichs¬
tags einzugehn, wenn dieser nnr die Güte haben wollte, etwas Vernünftiges zu
beschließen. Dagegen war schlechterdings nichts zu sagen, und so gelang es, nachdem
das Redebedürfnis zwei Tage lang gestillt war. die Anträge zur weitern Be¬
arbeitung in eine Kommission zu bringen. Nachträglich wollte sich freilich keine
rechte Zufriedenheit einstellen. Die Freisinnigen hatten sich viel von dem Auf¬
treten des Abgeordneten Naumann versprochen, der einer von den wenigen Aus¬
erwählten im Reichstage ist, die die Gabe der Redekunst im wahren Sinne des
Wortes besitzen. Man hört dem geistreichen, für den Gegenstand seiner Rede stets
innerlich erwärmten Manne gern zu, auch wenn man vielleicht in allen Punkten
genau entgegengesetzter Ansicht ist. Das will etwas sagen an einer Stelle, wo
auch unter den inhaltlich guten Reden die meisten derart vorgetragen werden, daß
es eine Qual ist, sie zu hören. Friedrich Naumann hat auch diesmal "das Ohr
des Hauses gehabt", wie der parlamentarische Kunstausdruck lautet, und doch war
seine Rede eine große Enttäuschung. Sie kam aus dem Bereich der schönen Ge¬
danken nicht heraus, und gerade hier forderte die Situation, daß die Linke einmal
die Fähigkeit zeigte, ihre Idee" in eine praktisch brauchbare Form zu gießen und
das Ganze in die bestehende Gesetzgebung so einzufügen, daß es weder Risse und
Lücken noch hervorstehende Kanten und Ecken gab. Naumann wollte es gewiß
gerade recht gut machen, aber die ihm gesinnuugsverwaudte Richtung wurde dadurch
mehr bloßgestellt als gefördert, und auch seine Freunde ließen ihn das fühlen, weil
sie wohl empfanden, daß diese Wirkung nicht auf einem zufälligen Ungeschick,
sondern auf innern Notwendigkeiten beruhte.

Schon am 5. Dezember ist der Reichstag zur Beratung des Etats übergegangen.
Damit ist reichlich Gelegenheit gegeben, die schon bei der ersten Lesung der Reichs¬
finanzreform vorgebrachten Punkte zu ergänzen. Der Etat rückt wieder die schlimme
Tatsache des Defizits vor aller Angen, und so kann man ans dem Munde aller
Redner Betrachtungen über die notwendige Sparsamkeit hören. Der erste Tag der
Debatte brachte außer der üblichen Etatsrede des Reichsschatzsekretärs die des Zentrums¬
redners Abgeordneten Speck und die des Führers der Nationalliberalen Abgeordneten
Bassermann. Es war vielleicht die glücklichste und beste Rede, die Herr Wassermann
seit langer Zeit gehalten hat. Er fühlte sich wohl angesichts vieler Vorgänge der


Maßgebliches und Unmaßgebliches

freilich vereitelte Die Gefahr einer Katastrophe lag nicht ganz außer dem Bereich
der Möglichkeit. Die Blockfeinde glaubten, die Regierung werde sich der ganzen
Debatte gegenüber schroff ablehnend Verhalten. Geschah das, so mußten allerdings
die Liberalen schwer gereizt werden, und unter solchen Umständen wäre es den be¬
sonnenen Führern der freisinnigen Parteien kaum möglich gewesen, eine Wieder¬
holung der Debatte vom 10. November über die kaiserliche Politik und über das
persönliche Regiment zu verhindern. Die Folge wäre wohl ein scharfer Zusammenstoß
Mit den Konservativen gewesen, und dieser konnte noch verschärft werden, wenn der
Präsident bei seinem Bemühen, eine Debatte über die Person des Kaisers zu ver¬
hindern, auf Widerstand gestoßen wäre. Dann war eine Krisis im Präsidium da,
und das hätte aller Voraussicht nach zu einem kaum noch heilbaren Bruch zwischen
Konservativen und Freisinnigen geführt. Aber glücklicherweise hielten die Freisinnigen
ihre vorher in der Presse genug angestachelte Angriffslust im Zaum, was ihnen
durch die Haltung der Regierung sehr wesentlich erleichtert wurde. Während sonst
bei dergleichen heikeln Initiativanträgen der Bundesratstisch öde und verlassen bleibt,
folgten diesmal die höchsten Vertreter des Bundesrath den Verhandlungen mit höf¬
licher Aufmerksamkeit, und der Staatssekretär des Innern, Herr v. Bethmann-
Hollwcg, brach allen unangenehmen Erörterungen die Spitze ub, indem er im Auf¬
trage des Reichskanzlers eine Erklärung abgab. Ihr kurzer Sinn war, daß der
Bundesrat sich ein Vergnügen daraus machen werde, auf die Wünsche des Reichs¬
tags einzugehn, wenn dieser nnr die Güte haben wollte, etwas Vernünftiges zu
beschließen. Dagegen war schlechterdings nichts zu sagen, und so gelang es, nachdem
das Redebedürfnis zwei Tage lang gestillt war. die Anträge zur weitern Be¬
arbeitung in eine Kommission zu bringen. Nachträglich wollte sich freilich keine
rechte Zufriedenheit einstellen. Die Freisinnigen hatten sich viel von dem Auf¬
treten des Abgeordneten Naumann versprochen, der einer von den wenigen Aus¬
erwählten im Reichstage ist, die die Gabe der Redekunst im wahren Sinne des
Wortes besitzen. Man hört dem geistreichen, für den Gegenstand seiner Rede stets
innerlich erwärmten Manne gern zu, auch wenn man vielleicht in allen Punkten
genau entgegengesetzter Ansicht ist. Das will etwas sagen an einer Stelle, wo
auch unter den inhaltlich guten Reden die meisten derart vorgetragen werden, daß
es eine Qual ist, sie zu hören. Friedrich Naumann hat auch diesmal „das Ohr
des Hauses gehabt", wie der parlamentarische Kunstausdruck lautet, und doch war
seine Rede eine große Enttäuschung. Sie kam aus dem Bereich der schönen Ge¬
danken nicht heraus, und gerade hier forderte die Situation, daß die Linke einmal
die Fähigkeit zeigte, ihre Idee» in eine praktisch brauchbare Form zu gießen und
das Ganze in die bestehende Gesetzgebung so einzufügen, daß es weder Risse und
Lücken noch hervorstehende Kanten und Ecken gab. Naumann wollte es gewiß
gerade recht gut machen, aber die ihm gesinnuugsverwaudte Richtung wurde dadurch
mehr bloßgestellt als gefördert, und auch seine Freunde ließen ihn das fühlen, weil
sie wohl empfanden, daß diese Wirkung nicht auf einem zufälligen Ungeschick,
sondern auf innern Notwendigkeiten beruhte.

Schon am 5. Dezember ist der Reichstag zur Beratung des Etats übergegangen.
Damit ist reichlich Gelegenheit gegeben, die schon bei der ersten Lesung der Reichs¬
finanzreform vorgebrachten Punkte zu ergänzen. Der Etat rückt wieder die schlimme
Tatsache des Defizits vor aller Angen, und so kann man ans dem Munde aller
Redner Betrachtungen über die notwendige Sparsamkeit hören. Der erste Tag der
Debatte brachte außer der üblichen Etatsrede des Reichsschatzsekretärs die des Zentrums¬
redners Abgeordneten Speck und die des Führers der Nationalliberalen Abgeordneten
Bassermann. Es war vielleicht die glücklichste und beste Rede, die Herr Wassermann
seit langer Zeit gehalten hat. Er fühlte sich wohl angesichts vieler Vorgänge der


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[0562] Maßgebliches und Unmaßgebliches freilich vereitelte Die Gefahr einer Katastrophe lag nicht ganz außer dem Bereich der Möglichkeit. Die Blockfeinde glaubten, die Regierung werde sich der ganzen Debatte gegenüber schroff ablehnend Verhalten. Geschah das, so mußten allerdings die Liberalen schwer gereizt werden, und unter solchen Umständen wäre es den be¬ sonnenen Führern der freisinnigen Parteien kaum möglich gewesen, eine Wieder¬ holung der Debatte vom 10. November über die kaiserliche Politik und über das persönliche Regiment zu verhindern. Die Folge wäre wohl ein scharfer Zusammenstoß Mit den Konservativen gewesen, und dieser konnte noch verschärft werden, wenn der Präsident bei seinem Bemühen, eine Debatte über die Person des Kaisers zu ver¬ hindern, auf Widerstand gestoßen wäre. Dann war eine Krisis im Präsidium da, und das hätte aller Voraussicht nach zu einem kaum noch heilbaren Bruch zwischen Konservativen und Freisinnigen geführt. Aber glücklicherweise hielten die Freisinnigen ihre vorher in der Presse genug angestachelte Angriffslust im Zaum, was ihnen durch die Haltung der Regierung sehr wesentlich erleichtert wurde. Während sonst bei dergleichen heikeln Initiativanträgen der Bundesratstisch öde und verlassen bleibt, folgten diesmal die höchsten Vertreter des Bundesrath den Verhandlungen mit höf¬ licher Aufmerksamkeit, und der Staatssekretär des Innern, Herr v. Bethmann- Hollwcg, brach allen unangenehmen Erörterungen die Spitze ub, indem er im Auf¬ trage des Reichskanzlers eine Erklärung abgab. Ihr kurzer Sinn war, daß der Bundesrat sich ein Vergnügen daraus machen werde, auf die Wünsche des Reichs¬ tags einzugehn, wenn dieser nnr die Güte haben wollte, etwas Vernünftiges zu beschließen. Dagegen war schlechterdings nichts zu sagen, und so gelang es, nachdem das Redebedürfnis zwei Tage lang gestillt war. die Anträge zur weitern Be¬ arbeitung in eine Kommission zu bringen. Nachträglich wollte sich freilich keine rechte Zufriedenheit einstellen. Die Freisinnigen hatten sich viel von dem Auf¬ treten des Abgeordneten Naumann versprochen, der einer von den wenigen Aus¬ erwählten im Reichstage ist, die die Gabe der Redekunst im wahren Sinne des Wortes besitzen. Man hört dem geistreichen, für den Gegenstand seiner Rede stets innerlich erwärmten Manne gern zu, auch wenn man vielleicht in allen Punkten genau entgegengesetzter Ansicht ist. Das will etwas sagen an einer Stelle, wo auch unter den inhaltlich guten Reden die meisten derart vorgetragen werden, daß es eine Qual ist, sie zu hören. Friedrich Naumann hat auch diesmal „das Ohr des Hauses gehabt", wie der parlamentarische Kunstausdruck lautet, und doch war seine Rede eine große Enttäuschung. Sie kam aus dem Bereich der schönen Ge¬ danken nicht heraus, und gerade hier forderte die Situation, daß die Linke einmal die Fähigkeit zeigte, ihre Idee» in eine praktisch brauchbare Form zu gießen und das Ganze in die bestehende Gesetzgebung so einzufügen, daß es weder Risse und Lücken noch hervorstehende Kanten und Ecken gab. Naumann wollte es gewiß gerade recht gut machen, aber die ihm gesinnuugsverwaudte Richtung wurde dadurch mehr bloßgestellt als gefördert, und auch seine Freunde ließen ihn das fühlen, weil sie wohl empfanden, daß diese Wirkung nicht auf einem zufälligen Ungeschick, sondern auf innern Notwendigkeiten beruhte. Schon am 5. Dezember ist der Reichstag zur Beratung des Etats übergegangen. Damit ist reichlich Gelegenheit gegeben, die schon bei der ersten Lesung der Reichs¬ finanzreform vorgebrachten Punkte zu ergänzen. Der Etat rückt wieder die schlimme Tatsache des Defizits vor aller Angen, und so kann man ans dem Munde aller Redner Betrachtungen über die notwendige Sparsamkeit hören. Der erste Tag der Debatte brachte außer der üblichen Etatsrede des Reichsschatzsekretärs die des Zentrums¬ redners Abgeordneten Speck und die des Führers der Nationalliberalen Abgeordneten Bassermann. Es war vielleicht die glücklichste und beste Rede, die Herr Wassermann seit langer Zeit gehalten hat. Er fühlte sich wohl angesichts vieler Vorgänge der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/562>, abgerufen am 21.05.2024.