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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Die großen Flotten der Welt im Jahre ^Y03

sind, zunächst der nicht unbeträchtliche Restbestand des atlantischen Geschwaders
aus vier Linienschiffen, zwei Panzerkreuzern, drei geschützten Kreuzern und
zwölf Unterseebooten zu sofortiger Verwendung bereit. Und dann ist doch
noch die stattliche Anzahl von neun großen und vielen kleinen Neubauten
vorhanden, die sehr wohl den Kern eines ganz neuen atlantischen Geschwaders
bilden können. Von den neun großen Schiffen sind die Linienschiffe Mississippi,
Idaho und New Hampshire (die beiden ersten von je 13200 Tonnen, das
letzte von 16250 Tonnen) sowie die beiden Panzerkreuzer North Carolina
und Montana von je 16000 Tonnen in diesem Augenblick schon so gut wie
verwendungsbereit. Die Linienschiffe South Carolina und Michigan von
je 12620 Tonnen sollen im Laufe des nächsten Jahres abgeliefert werden,
und die beiden jüngsten Neubauten aus dem letzten Etat New Aork (früher
Delaware) und North Dakota von 20000 Tonnen sind schon ziemlich weit
vorgeschritten.

Trotzdem also die amerikanische Flotte, wie aus dieser kurzen Übersicht
hervorgehn dürfte, zahlreich und mächtig ist, halten Präsident Roosevelt und
mit ihm die Regierung dafür, daß auf dem Wege der Schiffsvermehrung
weiter gegangen und angestrebt werden müsse, daß die amerikanische Flotte all¬
mählich den zweiten Platz unter den Seemächten erreiche. In Ausführung
dieser Gedankenrichtung hatte der Staatssekretär für die Flotte, Metccilf, dem
Kongreß einen Voranschlag für das Etatsjahr 1908/09 vorgelegt, der allein
für den Bau neuer Schiffe die hohe Forderung von mehr als 69 Millionen
Dollar enthielt. Es sollten dafür u. ni. nicht weniger als vier Schlachtschiffe
gebaut werden, und Mr. Metcalf hatte dazu erklärt, daß sich seine Forderungen
im wesentlichen auf den Bericht des SörMg.1 Log.r<Z ok t-Ks Mo^ und des
Loarä ok (üovstruotion stützten, die übereinstimmend die Dringlichkeit der bean¬
tragten Neubauten befürwortet hätten. Der Ausschuß des Repräsentanten¬
hauses, der sich zunächst mit dem Programm des Ministers zu beschäftigen
und es zu prüfen hatte, scheint aber von der Notwendigkeit so hoher Be¬
willigungen nicht in gleichem Maße überzeugt zu sein wie die Antragsteller.
Denn er hat unter Betonung der allgemein friedlichen politischen Lage und mit
dem Hinweis auf das Wünschenswerte einer Einschränkung der Rüstungen bei
allen Nationen nur zwei Schlachtschiffe vom DelawaretYP und außerdem noch
zehn Zerstörer und acht Unterseeboote für das nächste Etatsjahr bewilligt.

Die italienische Flotte hat dank der Energie und Tüchtigkeit des
Marineministers Mirabello im Jahre 1907 mancherlei bemerkenswerte Fort¬
schritte gemacht. Die Früchte dieser Rührigkeit sowohl auf organisatorischem
wie auf schiffbautechnischem Gebiet werden sich allerdings wohl erst im Laufe
der Jahre bemerkbar machen, denn ein solcher Stillstand wie der, in den das
gesamte Marinewesen Italiens aus vielen, schon oft besprochnen Gründen ge¬
raten war, läßt sich nicht mit einem Male überwinden. So wird also auch
der Zuwachs an großen Schiffen, den die Flotte Italiens erhalten soll, erst in


Die großen Flotten der Welt im Jahre ^Y03

sind, zunächst der nicht unbeträchtliche Restbestand des atlantischen Geschwaders
aus vier Linienschiffen, zwei Panzerkreuzern, drei geschützten Kreuzern und
zwölf Unterseebooten zu sofortiger Verwendung bereit. Und dann ist doch
noch die stattliche Anzahl von neun großen und vielen kleinen Neubauten
vorhanden, die sehr wohl den Kern eines ganz neuen atlantischen Geschwaders
bilden können. Von den neun großen Schiffen sind die Linienschiffe Mississippi,
Idaho und New Hampshire (die beiden ersten von je 13200 Tonnen, das
letzte von 16250 Tonnen) sowie die beiden Panzerkreuzer North Carolina
und Montana von je 16000 Tonnen in diesem Augenblick schon so gut wie
verwendungsbereit. Die Linienschiffe South Carolina und Michigan von
je 12620 Tonnen sollen im Laufe des nächsten Jahres abgeliefert werden,
und die beiden jüngsten Neubauten aus dem letzten Etat New Aork (früher
Delaware) und North Dakota von 20000 Tonnen sind schon ziemlich weit
vorgeschritten.

Trotzdem also die amerikanische Flotte, wie aus dieser kurzen Übersicht
hervorgehn dürfte, zahlreich und mächtig ist, halten Präsident Roosevelt und
mit ihm die Regierung dafür, daß auf dem Wege der Schiffsvermehrung
weiter gegangen und angestrebt werden müsse, daß die amerikanische Flotte all¬
mählich den zweiten Platz unter den Seemächten erreiche. In Ausführung
dieser Gedankenrichtung hatte der Staatssekretär für die Flotte, Metccilf, dem
Kongreß einen Voranschlag für das Etatsjahr 1908/09 vorgelegt, der allein
für den Bau neuer Schiffe die hohe Forderung von mehr als 69 Millionen
Dollar enthielt. Es sollten dafür u. ni. nicht weniger als vier Schlachtschiffe
gebaut werden, und Mr. Metcalf hatte dazu erklärt, daß sich seine Forderungen
im wesentlichen auf den Bericht des SörMg.1 Log.r<Z ok t-Ks Mo^ und des
Loarä ok (üovstruotion stützten, die übereinstimmend die Dringlichkeit der bean¬
tragten Neubauten befürwortet hätten. Der Ausschuß des Repräsentanten¬
hauses, der sich zunächst mit dem Programm des Ministers zu beschäftigen
und es zu prüfen hatte, scheint aber von der Notwendigkeit so hoher Be¬
willigungen nicht in gleichem Maße überzeugt zu sein wie die Antragsteller.
Denn er hat unter Betonung der allgemein friedlichen politischen Lage und mit
dem Hinweis auf das Wünschenswerte einer Einschränkung der Rüstungen bei
allen Nationen nur zwei Schlachtschiffe vom DelawaretYP und außerdem noch
zehn Zerstörer und acht Unterseeboote für das nächste Etatsjahr bewilligt.

Die italienische Flotte hat dank der Energie und Tüchtigkeit des
Marineministers Mirabello im Jahre 1907 mancherlei bemerkenswerte Fort¬
schritte gemacht. Die Früchte dieser Rührigkeit sowohl auf organisatorischem
wie auf schiffbautechnischem Gebiet werden sich allerdings wohl erst im Laufe
der Jahre bemerkbar machen, denn ein solcher Stillstand wie der, in den das
gesamte Marinewesen Italiens aus vielen, schon oft besprochnen Gründen ge¬
raten war, läßt sich nicht mit einem Male überwinden. So wird also auch
der Zuwachs an großen Schiffen, den die Flotte Italiens erhalten soll, erst in


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[0016] Die großen Flotten der Welt im Jahre ^Y03 sind, zunächst der nicht unbeträchtliche Restbestand des atlantischen Geschwaders aus vier Linienschiffen, zwei Panzerkreuzern, drei geschützten Kreuzern und zwölf Unterseebooten zu sofortiger Verwendung bereit. Und dann ist doch noch die stattliche Anzahl von neun großen und vielen kleinen Neubauten vorhanden, die sehr wohl den Kern eines ganz neuen atlantischen Geschwaders bilden können. Von den neun großen Schiffen sind die Linienschiffe Mississippi, Idaho und New Hampshire (die beiden ersten von je 13200 Tonnen, das letzte von 16250 Tonnen) sowie die beiden Panzerkreuzer North Carolina und Montana von je 16000 Tonnen in diesem Augenblick schon so gut wie verwendungsbereit. Die Linienschiffe South Carolina und Michigan von je 12620 Tonnen sollen im Laufe des nächsten Jahres abgeliefert werden, und die beiden jüngsten Neubauten aus dem letzten Etat New Aork (früher Delaware) und North Dakota von 20000 Tonnen sind schon ziemlich weit vorgeschritten. Trotzdem also die amerikanische Flotte, wie aus dieser kurzen Übersicht hervorgehn dürfte, zahlreich und mächtig ist, halten Präsident Roosevelt und mit ihm die Regierung dafür, daß auf dem Wege der Schiffsvermehrung weiter gegangen und angestrebt werden müsse, daß die amerikanische Flotte all¬ mählich den zweiten Platz unter den Seemächten erreiche. In Ausführung dieser Gedankenrichtung hatte der Staatssekretär für die Flotte, Metccilf, dem Kongreß einen Voranschlag für das Etatsjahr 1908/09 vorgelegt, der allein für den Bau neuer Schiffe die hohe Forderung von mehr als 69 Millionen Dollar enthielt. Es sollten dafür u. ni. nicht weniger als vier Schlachtschiffe gebaut werden, und Mr. Metcalf hatte dazu erklärt, daß sich seine Forderungen im wesentlichen auf den Bericht des SörMg.1 Log.r<Z ok t-Ks Mo^ und des Loarä ok (üovstruotion stützten, die übereinstimmend die Dringlichkeit der bean¬ tragten Neubauten befürwortet hätten. Der Ausschuß des Repräsentanten¬ hauses, der sich zunächst mit dem Programm des Ministers zu beschäftigen und es zu prüfen hatte, scheint aber von der Notwendigkeit so hoher Be¬ willigungen nicht in gleichem Maße überzeugt zu sein wie die Antragsteller. Denn er hat unter Betonung der allgemein friedlichen politischen Lage und mit dem Hinweis auf das Wünschenswerte einer Einschränkung der Rüstungen bei allen Nationen nur zwei Schlachtschiffe vom DelawaretYP und außerdem noch zehn Zerstörer und acht Unterseeboote für das nächste Etatsjahr bewilligt. Die italienische Flotte hat dank der Energie und Tüchtigkeit des Marineministers Mirabello im Jahre 1907 mancherlei bemerkenswerte Fort¬ schritte gemacht. Die Früchte dieser Rührigkeit sowohl auf organisatorischem wie auf schiffbautechnischem Gebiet werden sich allerdings wohl erst im Laufe der Jahre bemerkbar machen, denn ein solcher Stillstand wie der, in den das gesamte Marinewesen Italiens aus vielen, schon oft besprochnen Gründen ge¬ raten war, läßt sich nicht mit einem Male überwinden. So wird also auch der Zuwachs an großen Schiffen, den die Flotte Italiens erhalten soll, erst in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/16>, abgerufen am 16.05.2024.