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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

frühern Wahlen die Lage die gleiche gewesen ist. Nur werden wohl die Parteiführer
die Erfahrung machen müssen, daß die deutsche katholische Bevölkerung der Ost¬
marken jetzt über das wahre Wesen und die Bestrebungen der Polen sehr viel besser
aufgeklärt ist als früher.

In der auswärtigen Politik beherrschen die Erörterungen über das künftige
Verhältnis Englands, Frankreichs und Rußlands immer noch das Feld. Während
die Vorbereitungen zu der Nevaler Zusammenkunft zwischen König Eduard und
Kaiser Nikolaus getroffen werden, hat Präsident Fnllieres zur Eröffnung der englisch¬
französischen Ausstellung in London seineu ersten offiziellen Besuch auf englischem
Boden abgestattet. Er ist von König Eduard und dem englischen Volke mit der
Wärme und Herzlichkeit aufgenommen worden, die der bestehenden I-'"w>,la oorciiais
zwischen beiden Mächten entspricht. Wir dürfen uns durchaus nicht verhehlen, daß
die Temperatur dieses Empfanges um mehrere Grade wärmer war, als es den
Gewohnheiten internationaler Gastfreundschaft, die man in England in vorbildlicher
Weise zu üben versteht, entspricht. Aber die darauf folgende" Kommentare der
öffentlichen Meinung haben einen etwas eigenartigen Verlauf genommen. In Frank¬
reich wurde die Frage aufgeworfen, ob sich die MtMts oorclials vielleicht zu einem
förmlichen Bündnis umgestalten lasse. Man kann es als ein Zeichen der Zeit be¬
trachten, daß bedeutende Organe der französischen Presse mit der größten Offenheit
und Unbefangenheit die Möglichkeit kriegerischer Verwicklungen mit Deutschland als
den selbstverständlichen Ausgangspunkt des ganzen Gedankenganges hinstellten. Aber
vielleicht ebenso bezeichnend ist, daß dieser Lieblingsgcdanke der Franzosen einen
großen Teil seines berauschenden Einflusses auf das gallische Blut eingebüßt hat.
Besondres Aufsehen haben die Betrachtungen des Temps erregt. Sie bewegen sich
ganz in der soeben angedeuteten Richtung. Der erste und Nächstliegende Gedanke,
an den, jede politische Frage gemessen wird, ist: Welchen Vorteil hat Frankreich
davon bei einem Kriege mit Deutschland? So geschieht es auch in diesem Falle.
Der Franzose denkt bei einem Bündnis mit England zunächst nicht an die Ver¬
hältnisse im Mittelmeer oder in Afrika, wo sich die weltpolitischen Einflußsphären
der beiden Mächte berühren, er denkt auch nicht an etwa zu erlangende handels¬
politische Vorteile oder ähnliches, sondern ihn beschäftigt nur die Frage, was ihm
die Sache in einem Kriege mit Deutschland nützen könnte. Aber er prüft auch diese
ihm besonders am Herzen liegende Frage nüchtern und geschäftlich und kommt zu dem
Schluß, daß das englische Landheer für die Erfüllung der französischen Wünsche nicht
ausreicht. Die Betrachtungen des Temps mündeten geradezu in die Aufforderung an
England aus, sein Heer zu reformieren, damit Frankreich ausreichende Unterstützung
gegen Deutschland erhalten könne. Die fast einhellige Antwort der englischen Presse
mif diese Aufforderung war, wie man erwarten mußte, eine entschiedn" Ablehnung.
Selbst die konservative und sogar die ausgesprochen deutschfeindliche Presse lehnt es
begreiflicherweise ab, sich in der auswärtigen Politik in solcher Art festlegen zu lassen
und offen auf eine bestimmte kriegerische Verwicklung hinzuarbeiten. Die englischen
Blätter erklärten sich für enge und freundschaftliche Beziehungen zu Frankreich, aber sie
wollen auch mit andern Mächten in Frieden und Freundschaft leben. Mau möchte
freilich bei der Naivität dieser Erörterungen glauben, daß sie nicht ernst zu nehmen
sind und einen Nebenzweck decken sollen. Es scheint beinahe, als ob die ungewöhnlich
plumpe Art, wie sich ein Blatt von dem Ansehen des Temps von englischer Seite eine
Zurückweisung holte, den Zweck verfolgte, kriegerischen Strömungen in Frankreich,
die der Regierung unbequem zu werden anfangen, zu einer gewissen Ernüchterung
M verhelfen. Für uns werden alle diese Äußerungen kaum dazu dienen, eine
Revision unsrer Auffassungen vorzunehmen. Wahrheit ist, daß das Bedürfnis der
gegenwärtigen englischen Politik sehr stark dahin geht, alle Gegensätze, die irgendwie
die englische Weltstellung in Mitleidenschaft ziehen könnten, nach Möglichkeit aus-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

frühern Wahlen die Lage die gleiche gewesen ist. Nur werden wohl die Parteiführer
die Erfahrung machen müssen, daß die deutsche katholische Bevölkerung der Ost¬
marken jetzt über das wahre Wesen und die Bestrebungen der Polen sehr viel besser
aufgeklärt ist als früher.

In der auswärtigen Politik beherrschen die Erörterungen über das künftige
Verhältnis Englands, Frankreichs und Rußlands immer noch das Feld. Während
die Vorbereitungen zu der Nevaler Zusammenkunft zwischen König Eduard und
Kaiser Nikolaus getroffen werden, hat Präsident Fnllieres zur Eröffnung der englisch¬
französischen Ausstellung in London seineu ersten offiziellen Besuch auf englischem
Boden abgestattet. Er ist von König Eduard und dem englischen Volke mit der
Wärme und Herzlichkeit aufgenommen worden, die der bestehenden I-'»w>,la oorciiais
zwischen beiden Mächten entspricht. Wir dürfen uns durchaus nicht verhehlen, daß
die Temperatur dieses Empfanges um mehrere Grade wärmer war, als es den
Gewohnheiten internationaler Gastfreundschaft, die man in England in vorbildlicher
Weise zu üben versteht, entspricht. Aber die darauf folgende» Kommentare der
öffentlichen Meinung haben einen etwas eigenartigen Verlauf genommen. In Frank¬
reich wurde die Frage aufgeworfen, ob sich die MtMts oorclials vielleicht zu einem
förmlichen Bündnis umgestalten lasse. Man kann es als ein Zeichen der Zeit be¬
trachten, daß bedeutende Organe der französischen Presse mit der größten Offenheit
und Unbefangenheit die Möglichkeit kriegerischer Verwicklungen mit Deutschland als
den selbstverständlichen Ausgangspunkt des ganzen Gedankenganges hinstellten. Aber
vielleicht ebenso bezeichnend ist, daß dieser Lieblingsgcdanke der Franzosen einen
großen Teil seines berauschenden Einflusses auf das gallische Blut eingebüßt hat.
Besondres Aufsehen haben die Betrachtungen des Temps erregt. Sie bewegen sich
ganz in der soeben angedeuteten Richtung. Der erste und Nächstliegende Gedanke,
an den, jede politische Frage gemessen wird, ist: Welchen Vorteil hat Frankreich
davon bei einem Kriege mit Deutschland? So geschieht es auch in diesem Falle.
Der Franzose denkt bei einem Bündnis mit England zunächst nicht an die Ver¬
hältnisse im Mittelmeer oder in Afrika, wo sich die weltpolitischen Einflußsphären
der beiden Mächte berühren, er denkt auch nicht an etwa zu erlangende handels¬
politische Vorteile oder ähnliches, sondern ihn beschäftigt nur die Frage, was ihm
die Sache in einem Kriege mit Deutschland nützen könnte. Aber er prüft auch diese
ihm besonders am Herzen liegende Frage nüchtern und geschäftlich und kommt zu dem
Schluß, daß das englische Landheer für die Erfüllung der französischen Wünsche nicht
ausreicht. Die Betrachtungen des Temps mündeten geradezu in die Aufforderung an
England aus, sein Heer zu reformieren, damit Frankreich ausreichende Unterstützung
gegen Deutschland erhalten könne. Die fast einhellige Antwort der englischen Presse
mif diese Aufforderung war, wie man erwarten mußte, eine entschiedn« Ablehnung.
Selbst die konservative und sogar die ausgesprochen deutschfeindliche Presse lehnt es
begreiflicherweise ab, sich in der auswärtigen Politik in solcher Art festlegen zu lassen
und offen auf eine bestimmte kriegerische Verwicklung hinzuarbeiten. Die englischen
Blätter erklärten sich für enge und freundschaftliche Beziehungen zu Frankreich, aber sie
wollen auch mit andern Mächten in Frieden und Freundschaft leben. Mau möchte
freilich bei der Naivität dieser Erörterungen glauben, daß sie nicht ernst zu nehmen
sind und einen Nebenzweck decken sollen. Es scheint beinahe, als ob die ungewöhnlich
plumpe Art, wie sich ein Blatt von dem Ansehen des Temps von englischer Seite eine
Zurückweisung holte, den Zweck verfolgte, kriegerischen Strömungen in Frankreich,
die der Regierung unbequem zu werden anfangen, zu einer gewissen Ernüchterung
M verhelfen. Für uns werden alle diese Äußerungen kaum dazu dienen, eine
Revision unsrer Auffassungen vorzunehmen. Wahrheit ist, daß das Bedürfnis der
gegenwärtigen englischen Politik sehr stark dahin geht, alle Gegensätze, die irgendwie
die englische Weltstellung in Mitleidenschaft ziehen könnten, nach Möglichkeit aus-


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[0501] Maßgebliches und Unmaßgebliches frühern Wahlen die Lage die gleiche gewesen ist. Nur werden wohl die Parteiführer die Erfahrung machen müssen, daß die deutsche katholische Bevölkerung der Ost¬ marken jetzt über das wahre Wesen und die Bestrebungen der Polen sehr viel besser aufgeklärt ist als früher. In der auswärtigen Politik beherrschen die Erörterungen über das künftige Verhältnis Englands, Frankreichs und Rußlands immer noch das Feld. Während die Vorbereitungen zu der Nevaler Zusammenkunft zwischen König Eduard und Kaiser Nikolaus getroffen werden, hat Präsident Fnllieres zur Eröffnung der englisch¬ französischen Ausstellung in London seineu ersten offiziellen Besuch auf englischem Boden abgestattet. Er ist von König Eduard und dem englischen Volke mit der Wärme und Herzlichkeit aufgenommen worden, die der bestehenden I-'»w>,la oorciiais zwischen beiden Mächten entspricht. Wir dürfen uns durchaus nicht verhehlen, daß die Temperatur dieses Empfanges um mehrere Grade wärmer war, als es den Gewohnheiten internationaler Gastfreundschaft, die man in England in vorbildlicher Weise zu üben versteht, entspricht. Aber die darauf folgende» Kommentare der öffentlichen Meinung haben einen etwas eigenartigen Verlauf genommen. In Frank¬ reich wurde die Frage aufgeworfen, ob sich die MtMts oorclials vielleicht zu einem förmlichen Bündnis umgestalten lasse. Man kann es als ein Zeichen der Zeit be¬ trachten, daß bedeutende Organe der französischen Presse mit der größten Offenheit und Unbefangenheit die Möglichkeit kriegerischer Verwicklungen mit Deutschland als den selbstverständlichen Ausgangspunkt des ganzen Gedankenganges hinstellten. Aber vielleicht ebenso bezeichnend ist, daß dieser Lieblingsgcdanke der Franzosen einen großen Teil seines berauschenden Einflusses auf das gallische Blut eingebüßt hat. Besondres Aufsehen haben die Betrachtungen des Temps erregt. Sie bewegen sich ganz in der soeben angedeuteten Richtung. Der erste und Nächstliegende Gedanke, an den, jede politische Frage gemessen wird, ist: Welchen Vorteil hat Frankreich davon bei einem Kriege mit Deutschland? So geschieht es auch in diesem Falle. Der Franzose denkt bei einem Bündnis mit England zunächst nicht an die Ver¬ hältnisse im Mittelmeer oder in Afrika, wo sich die weltpolitischen Einflußsphären der beiden Mächte berühren, er denkt auch nicht an etwa zu erlangende handels¬ politische Vorteile oder ähnliches, sondern ihn beschäftigt nur die Frage, was ihm die Sache in einem Kriege mit Deutschland nützen könnte. Aber er prüft auch diese ihm besonders am Herzen liegende Frage nüchtern und geschäftlich und kommt zu dem Schluß, daß das englische Landheer für die Erfüllung der französischen Wünsche nicht ausreicht. Die Betrachtungen des Temps mündeten geradezu in die Aufforderung an England aus, sein Heer zu reformieren, damit Frankreich ausreichende Unterstützung gegen Deutschland erhalten könne. Die fast einhellige Antwort der englischen Presse mif diese Aufforderung war, wie man erwarten mußte, eine entschiedn« Ablehnung. Selbst die konservative und sogar die ausgesprochen deutschfeindliche Presse lehnt es begreiflicherweise ab, sich in der auswärtigen Politik in solcher Art festlegen zu lassen und offen auf eine bestimmte kriegerische Verwicklung hinzuarbeiten. Die englischen Blätter erklärten sich für enge und freundschaftliche Beziehungen zu Frankreich, aber sie wollen auch mit andern Mächten in Frieden und Freundschaft leben. Mau möchte freilich bei der Naivität dieser Erörterungen glauben, daß sie nicht ernst zu nehmen sind und einen Nebenzweck decken sollen. Es scheint beinahe, als ob die ungewöhnlich plumpe Art, wie sich ein Blatt von dem Ansehen des Temps von englischer Seite eine Zurückweisung holte, den Zweck verfolgte, kriegerischen Strömungen in Frankreich, die der Regierung unbequem zu werden anfangen, zu einer gewissen Ernüchterung M verhelfen. Für uns werden alle diese Äußerungen kaum dazu dienen, eine Revision unsrer Auffassungen vorzunehmen. Wahrheit ist, daß das Bedürfnis der gegenwärtigen englischen Politik sehr stark dahin geht, alle Gegensätze, die irgendwie die englische Weltstellung in Mitleidenschaft ziehen könnten, nach Möglichkeit aus-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/501>, abgerufen am 15.05.2024.