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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

so brutal auch nach außen hin aufgetreten. Die offne Einschüchterung von Kreisen,
die bisher diesen Einflüssen gar nicht oder nur wenig unterworfen waren, die
direkte Bedrohung der politischen Meinungsfreiheit ist in solchem Umfange zum
erstenmale versucht worden.

Die andre bedeutungsvolle Erscheinung in diesen: Wahlkampf, das Bündnis
zwischen Zentrum und Polen, hat den Beteiligten nicht die Befriedigung gebracht,
auf die sie gerechnet hatten. Die deutschen Katholiken im Osten sind, soweit sich
die Lage bis jetzt übersehe" läßt, der Aufforderung der Zentrumspartei, die Ver¬
bindung mit ihren deutschen Landsleuten zu lösen und zu den Polen überzugehn,
im allgemeinen nicht gefolgt. Sie haben sich offenbar nicht überzeugen können,
daß ihr Glaube in Gefahr ist, aber sie keime" die Pole" und die Ziele ihrer Be¬
strebungen gut genug, um die Schmach zu empfinden, die ihnen von der Zentrums-
partei zugemutet wird. Den Polen ist durch die Einigkeit der Deutschen der Wahl¬
kreis Gnesen-Witkowo entrissen worden. Dieser Wahlkreis umfaßt die Bezirke, in
denen das Ansiedlungswerk in der Provinz Posen bisher um weitesten vorgeschritten
ist. Der erfreuliche Wahlerfolg dient also auch zugleich zur Beleuchtung der oft
aufgestellten Behauptung, daß die Ansiedlungspolitik keine Erfolge aufzuweisen habe,
sondern nnr den Widerstand der Polen zu größern Leistungen ansporne.

In der auswärtigen Politik dienen die Beziehungen zwischen England, Nußland
und Frankreich und die Stellung dieser drei Mächte zu Deutschland fortgesetzt als
Grundlage lebhafter Erörterungen in der Presse. König Eduard hat seine Reise
nach Reval angetreten, nicht ohne vorher eine scharfe Kritik dieses Unternehmens in
einer lebhaften Debatte des Unterhauses erfahren zu haben. Der Ansturm dieser
parlamentarischen Kritiker, deren Kern die Arbeiterpartei bildete, wurde, wie zu er¬
warten war, abgeschlagen. Man pflegt sich in England bei Fragen der auswärtigen
Politik nicht auf Unmögliches zu verbeißen und sich uicht in unhaltbaren Positionen
festzulegen. Sir Edward Grey hatte bei dieser Erörterung die volle Überlegenheit
auf seiner Seite und benutzte die Anregung dieser Frage hauptsächlich, um die Be¬
fürchtungen oder Hoffnungen zu widerlegen, die durch die Vorstellung eines neuen
europäischen Dreibunds erregt worden waren. Wir brauchen auf diesen Punkt nicht
noch einmal zurückzukommen, denn an den bestehenden Auffassungen werden die Aus¬
führungen des englischen Staatsmanns nicht viel ändern. Unser eigner Standpunkt
ist den Lesern bekannt. Wir gehören nicht zu denen, in deren politischer Vorstellung
König Eduard ungefähr dieselbe Rolle spielt, wie für die Franzosen lange Zeit die
ti-ouSs as Lslfort. Wir starren nicht wie hypnotisiert auf diese eine Stelle und wissen
bei aller Hochachtung vor der staatsmännischen Bedeutung des britischen Herrschers,
welche Grenzen ihm gesteckt sind. Nicht seine persönlichen Wünsche, sondern die vielfach
verschlungnen Interessen der Völker bestimmen den Gang der Politik. Es ist wahr,
daß die Richtung dieser Interessen nicht überall und immer so klar zutage liegt, daß
es einer überlegnen staatsmännischen Intelligenz nicht gelingen könnte, sie vorüber¬
gehend und in bestimmter Ausdehnung in ihrem Sinne zu leiten. Aber es
ist unschwer einzusehn, daß eine solche Möglichkeit um so eher vorliegt, je
mehr auf der Gegenseite der Vorstellung Raum gegeben wird, daß die Inter¬
essen der Völker wirklich die Richtung nehmen, wie es jener Staatsmann gern
glaube" machen möchte. Es gibt immer Gegenströmungen, die zu unserm Vorteil
laufen; unsre Staatsmäner müssen sie natürlich in jedem Falle kennen und
sehn, aber man erschwert ihnen die Arbeit, wenn die öffentliche Meinung
gewissermaßen angeleitet wird, die Dinge immer nur so zu sehen, wie sie die
Gegner unsrer Interessen gern gesehen habe" möchten. Das ist durchaus kein
sorgloser Optimismus. Wir wissen sehr genau, daß die durch die persönliche Tätigkeit


Maßgebliches und Unmaßgebliches

so brutal auch nach außen hin aufgetreten. Die offne Einschüchterung von Kreisen,
die bisher diesen Einflüssen gar nicht oder nur wenig unterworfen waren, die
direkte Bedrohung der politischen Meinungsfreiheit ist in solchem Umfange zum
erstenmale versucht worden.

Die andre bedeutungsvolle Erscheinung in diesen: Wahlkampf, das Bündnis
zwischen Zentrum und Polen, hat den Beteiligten nicht die Befriedigung gebracht,
auf die sie gerechnet hatten. Die deutschen Katholiken im Osten sind, soweit sich
die Lage bis jetzt übersehe» läßt, der Aufforderung der Zentrumspartei, die Ver¬
bindung mit ihren deutschen Landsleuten zu lösen und zu den Polen überzugehn,
im allgemeinen nicht gefolgt. Sie haben sich offenbar nicht überzeugen können,
daß ihr Glaube in Gefahr ist, aber sie keime» die Pole» und die Ziele ihrer Be¬
strebungen gut genug, um die Schmach zu empfinden, die ihnen von der Zentrums-
partei zugemutet wird. Den Polen ist durch die Einigkeit der Deutschen der Wahl¬
kreis Gnesen-Witkowo entrissen worden. Dieser Wahlkreis umfaßt die Bezirke, in
denen das Ansiedlungswerk in der Provinz Posen bisher um weitesten vorgeschritten
ist. Der erfreuliche Wahlerfolg dient also auch zugleich zur Beleuchtung der oft
aufgestellten Behauptung, daß die Ansiedlungspolitik keine Erfolge aufzuweisen habe,
sondern nnr den Widerstand der Polen zu größern Leistungen ansporne.

In der auswärtigen Politik dienen die Beziehungen zwischen England, Nußland
und Frankreich und die Stellung dieser drei Mächte zu Deutschland fortgesetzt als
Grundlage lebhafter Erörterungen in der Presse. König Eduard hat seine Reise
nach Reval angetreten, nicht ohne vorher eine scharfe Kritik dieses Unternehmens in
einer lebhaften Debatte des Unterhauses erfahren zu haben. Der Ansturm dieser
parlamentarischen Kritiker, deren Kern die Arbeiterpartei bildete, wurde, wie zu er¬
warten war, abgeschlagen. Man pflegt sich in England bei Fragen der auswärtigen
Politik nicht auf Unmögliches zu verbeißen und sich uicht in unhaltbaren Positionen
festzulegen. Sir Edward Grey hatte bei dieser Erörterung die volle Überlegenheit
auf seiner Seite und benutzte die Anregung dieser Frage hauptsächlich, um die Be¬
fürchtungen oder Hoffnungen zu widerlegen, die durch die Vorstellung eines neuen
europäischen Dreibunds erregt worden waren. Wir brauchen auf diesen Punkt nicht
noch einmal zurückzukommen, denn an den bestehenden Auffassungen werden die Aus¬
führungen des englischen Staatsmanns nicht viel ändern. Unser eigner Standpunkt
ist den Lesern bekannt. Wir gehören nicht zu denen, in deren politischer Vorstellung
König Eduard ungefähr dieselbe Rolle spielt, wie für die Franzosen lange Zeit die
ti-ouSs as Lslfort. Wir starren nicht wie hypnotisiert auf diese eine Stelle und wissen
bei aller Hochachtung vor der staatsmännischen Bedeutung des britischen Herrschers,
welche Grenzen ihm gesteckt sind. Nicht seine persönlichen Wünsche, sondern die vielfach
verschlungnen Interessen der Völker bestimmen den Gang der Politik. Es ist wahr,
daß die Richtung dieser Interessen nicht überall und immer so klar zutage liegt, daß
es einer überlegnen staatsmännischen Intelligenz nicht gelingen könnte, sie vorüber¬
gehend und in bestimmter Ausdehnung in ihrem Sinne zu leiten. Aber es
ist unschwer einzusehn, daß eine solche Möglichkeit um so eher vorliegt, je
mehr auf der Gegenseite der Vorstellung Raum gegeben wird, daß die Inter¬
essen der Völker wirklich die Richtung nehmen, wie es jener Staatsmann gern
glaube» machen möchte. Es gibt immer Gegenströmungen, die zu unserm Vorteil
laufen; unsre Staatsmäner müssen sie natürlich in jedem Falle kennen und
sehn, aber man erschwert ihnen die Arbeit, wenn die öffentliche Meinung
gewissermaßen angeleitet wird, die Dinge immer nur so zu sehen, wie sie die
Gegner unsrer Interessen gern gesehen habe» möchten. Das ist durchaus kein
sorgloser Optimismus. Wir wissen sehr genau, daß die durch die persönliche Tätigkeit


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/548>, abgerufen am 22.05.2024.