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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

seinem Vaterlande. Als patriotischen Schmerzensschrei und als patriotische Warnung,
nicht als geschichtsphilosophische Studie, meint ein Rezensent, müsse man das Buch
auffassen. In diesem Sinne kann man es in der Tat gerechtfertigt finden, und
das hat denn auch den Präsidenten Roosevelt bewogen, eine lange Einleitung dazu zu
schreiben. Eben lese ich eine greuliche Schilderung des angeblich aus lauter Korruption,
Schwindel, Raub und Diebstahl, sinnlosem Luxus und verbrecherischen Genuß be¬
stehenden Newyorker Lebens in dem Buche ^luz Nstroxolis von Upton Sinclair.


Hygiene der geistigen Arbeit.

Von Dr. usa. Otto Dornbluth, Nervenarzt
in Frankfurt a. M. Zweite, völlig umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage.
(Deutscher Verlag für Volkswohlfahrt, Berlin, 1907. 258 Seiten, geb. 4 Mark.)
Durch seine medizinischen Werke, namentlich durch sein Kompendium der innern
Medizin, hat sich der Verfasser unter den Fachgenossen einen geachteten Namen
gemacht. Mit dem vorliegenden Buche wendet er sich an weitere Kreise, an die
gebildete Laienwelt, an alle Freunde der Volkswohlfahrt, vor allem an die Eltern
und an die Erzieher; und wir müssen gestehn, daß er es vortrefflich versteht, den
Leser in die Hygiene der geistigen Arbeit einzuführen, ihn mit den Bedingungen
für die gesunde Leistungsfähigkeit des Körpers und des Geistes bekannt zu machen
und ihn von den schweren Nachteilen gewisser gedankenlos übernommner Gewohn¬
heiten und Einrichtungen unsers Kulturlebens zu überzeugen. Er behandelt in kurzen,
anregend geschriebnen Kapiteln einzelne Elemente des geistigen Lebens: das Gedächtnis,
das Gefühls- und Gemütsleben und die Willenskraft, geht dann auf das Verhältnis
zwischen Arbeit und Ermüdung ein, zwischen Arbeit und Stimmung und zwischen
Arbeit und Erholung und hebt überall das nachteilige und das Vorteilhafte in
unsern Gewohnheiten hervor. Er wendet sich nachdrücklich gegen die noch bei vielen
Pädagogen ältern Schlages zu findende Ansicht, daß körperliche Arbeit eine Erholung
von geistiger Arbeit sei; durch diesen beklagenswerten Irrtum hätten sich schon viele
durch Geistesarbeit angegriffne in ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit schwer
geschädigt.

Ausführlich spricht der Verfasser von den Bedingungen eines normalen gesunden
Schlafes, von der Ernährung des geistig Arbeitenden, von den Genußmitteln und
von der Erziehung zur geistigen Gesundheit im Kindesalter. Sich gehn zu lassen
hält er für die Quelle mancher Störungen. "Die Kinder, sagt er, müssen vielmehr
dazu angehalten werden, nicht jeder körperlichen Mißempfindung gleich starken
Ausdruck zu geben. Es gibt Kinder, die bei jedem Hustenreiz, bei dem einfachen
Verschlucken usw. gleich tun, als müßten sie vor Husten ersticken oder sich die
Seele aus dem Leibe husten." Wenn man ihnen aber sagt, daß das unnötig und
unschicklich sei. daß vielmehr ein vernünftiger Mensch den Husten möglichst unter¬
drücke, so gewöhnen sie sich daran und sehen schnell ein, daß es auch ohne soviel
Geräusch geht. Höchst auffallend ist der Einfluß einer solchen Erziehung zum Beispiel
bei einem später auftretenden Keuchhusten. Die Kinder, die gewohnt waren, sich zu
beherrschen, bekommen entschieden viel leichtere Anfälle, während unerzogne regel¬
mäßig bei den Hustenanfällen zum Erbrechen kommen. Allein schon das Vorbild der
Eltern macht sehr viel ans. Wo die Kinder täglich sehn, daß der Vater jeden Reiz
im Rachen mit endlosem, geräuschvollem Räuspern und Husten beantwortet, wo die
Schüler einen Lehrer aller Augenblicke zum Spucknapf laufen sehen, um mit großer
Umständlichkeit jeden Auswurf zu entleeren, gewöhnen sie sich leicht auch solche
Unschönheit an. Ich erinnere mich einer ganzen Schulklasse, die von einem Lehrer die
Gewohnheit angenommen hatte, fortwährend ganz leicht zu spucken, etwa so, als ob
man ein auf den Lippen sitzendes Teilchen wegblasen wollte."


Maßgebliches und Unmaßgebliches

seinem Vaterlande. Als patriotischen Schmerzensschrei und als patriotische Warnung,
nicht als geschichtsphilosophische Studie, meint ein Rezensent, müsse man das Buch
auffassen. In diesem Sinne kann man es in der Tat gerechtfertigt finden, und
das hat denn auch den Präsidenten Roosevelt bewogen, eine lange Einleitung dazu zu
schreiben. Eben lese ich eine greuliche Schilderung des angeblich aus lauter Korruption,
Schwindel, Raub und Diebstahl, sinnlosem Luxus und verbrecherischen Genuß be¬
stehenden Newyorker Lebens in dem Buche ^luz Nstroxolis von Upton Sinclair.


Hygiene der geistigen Arbeit.

Von Dr. usa. Otto Dornbluth, Nervenarzt
in Frankfurt a. M. Zweite, völlig umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage.
(Deutscher Verlag für Volkswohlfahrt, Berlin, 1907. 258 Seiten, geb. 4 Mark.)
Durch seine medizinischen Werke, namentlich durch sein Kompendium der innern
Medizin, hat sich der Verfasser unter den Fachgenossen einen geachteten Namen
gemacht. Mit dem vorliegenden Buche wendet er sich an weitere Kreise, an die
gebildete Laienwelt, an alle Freunde der Volkswohlfahrt, vor allem an die Eltern
und an die Erzieher; und wir müssen gestehn, daß er es vortrefflich versteht, den
Leser in die Hygiene der geistigen Arbeit einzuführen, ihn mit den Bedingungen
für die gesunde Leistungsfähigkeit des Körpers und des Geistes bekannt zu machen
und ihn von den schweren Nachteilen gewisser gedankenlos übernommner Gewohn¬
heiten und Einrichtungen unsers Kulturlebens zu überzeugen. Er behandelt in kurzen,
anregend geschriebnen Kapiteln einzelne Elemente des geistigen Lebens: das Gedächtnis,
das Gefühls- und Gemütsleben und die Willenskraft, geht dann auf das Verhältnis
zwischen Arbeit und Ermüdung ein, zwischen Arbeit und Stimmung und zwischen
Arbeit und Erholung und hebt überall das nachteilige und das Vorteilhafte in
unsern Gewohnheiten hervor. Er wendet sich nachdrücklich gegen die noch bei vielen
Pädagogen ältern Schlages zu findende Ansicht, daß körperliche Arbeit eine Erholung
von geistiger Arbeit sei; durch diesen beklagenswerten Irrtum hätten sich schon viele
durch Geistesarbeit angegriffne in ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit schwer
geschädigt.

Ausführlich spricht der Verfasser von den Bedingungen eines normalen gesunden
Schlafes, von der Ernährung des geistig Arbeitenden, von den Genußmitteln und
von der Erziehung zur geistigen Gesundheit im Kindesalter. Sich gehn zu lassen
hält er für die Quelle mancher Störungen. „Die Kinder, sagt er, müssen vielmehr
dazu angehalten werden, nicht jeder körperlichen Mißempfindung gleich starken
Ausdruck zu geben. Es gibt Kinder, die bei jedem Hustenreiz, bei dem einfachen
Verschlucken usw. gleich tun, als müßten sie vor Husten ersticken oder sich die
Seele aus dem Leibe husten." Wenn man ihnen aber sagt, daß das unnötig und
unschicklich sei. daß vielmehr ein vernünftiger Mensch den Husten möglichst unter¬
drücke, so gewöhnen sie sich daran und sehen schnell ein, daß es auch ohne soviel
Geräusch geht. Höchst auffallend ist der Einfluß einer solchen Erziehung zum Beispiel
bei einem später auftretenden Keuchhusten. Die Kinder, die gewohnt waren, sich zu
beherrschen, bekommen entschieden viel leichtere Anfälle, während unerzogne regel¬
mäßig bei den Hustenanfällen zum Erbrechen kommen. Allein schon das Vorbild der
Eltern macht sehr viel ans. Wo die Kinder täglich sehn, daß der Vater jeden Reiz
im Rachen mit endlosem, geräuschvollem Räuspern und Husten beantwortet, wo die
Schüler einen Lehrer aller Augenblicke zum Spucknapf laufen sehen, um mit großer
Umständlichkeit jeden Auswurf zu entleeren, gewöhnen sie sich leicht auch solche
Unschönheit an. Ich erinnere mich einer ganzen Schulklasse, die von einem Lehrer die
Gewohnheit angenommen hatte, fortwährend ganz leicht zu spucken, etwa so, als ob
man ein auf den Lippen sitzendes Teilchen wegblasen wollte."


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[0651] Maßgebliches und Unmaßgebliches seinem Vaterlande. Als patriotischen Schmerzensschrei und als patriotische Warnung, nicht als geschichtsphilosophische Studie, meint ein Rezensent, müsse man das Buch auffassen. In diesem Sinne kann man es in der Tat gerechtfertigt finden, und das hat denn auch den Präsidenten Roosevelt bewogen, eine lange Einleitung dazu zu schreiben. Eben lese ich eine greuliche Schilderung des angeblich aus lauter Korruption, Schwindel, Raub und Diebstahl, sinnlosem Luxus und verbrecherischen Genuß be¬ stehenden Newyorker Lebens in dem Buche ^luz Nstroxolis von Upton Sinclair. Hygiene der geistigen Arbeit. Von Dr. usa. Otto Dornbluth, Nervenarzt in Frankfurt a. M. Zweite, völlig umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage. (Deutscher Verlag für Volkswohlfahrt, Berlin, 1907. 258 Seiten, geb. 4 Mark.) Durch seine medizinischen Werke, namentlich durch sein Kompendium der innern Medizin, hat sich der Verfasser unter den Fachgenossen einen geachteten Namen gemacht. Mit dem vorliegenden Buche wendet er sich an weitere Kreise, an die gebildete Laienwelt, an alle Freunde der Volkswohlfahrt, vor allem an die Eltern und an die Erzieher; und wir müssen gestehn, daß er es vortrefflich versteht, den Leser in die Hygiene der geistigen Arbeit einzuführen, ihn mit den Bedingungen für die gesunde Leistungsfähigkeit des Körpers und des Geistes bekannt zu machen und ihn von den schweren Nachteilen gewisser gedankenlos übernommner Gewohn¬ heiten und Einrichtungen unsers Kulturlebens zu überzeugen. Er behandelt in kurzen, anregend geschriebnen Kapiteln einzelne Elemente des geistigen Lebens: das Gedächtnis, das Gefühls- und Gemütsleben und die Willenskraft, geht dann auf das Verhältnis zwischen Arbeit und Ermüdung ein, zwischen Arbeit und Stimmung und zwischen Arbeit und Erholung und hebt überall das nachteilige und das Vorteilhafte in unsern Gewohnheiten hervor. Er wendet sich nachdrücklich gegen die noch bei vielen Pädagogen ältern Schlages zu findende Ansicht, daß körperliche Arbeit eine Erholung von geistiger Arbeit sei; durch diesen beklagenswerten Irrtum hätten sich schon viele durch Geistesarbeit angegriffne in ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit schwer geschädigt. Ausführlich spricht der Verfasser von den Bedingungen eines normalen gesunden Schlafes, von der Ernährung des geistig Arbeitenden, von den Genußmitteln und von der Erziehung zur geistigen Gesundheit im Kindesalter. Sich gehn zu lassen hält er für die Quelle mancher Störungen. „Die Kinder, sagt er, müssen vielmehr dazu angehalten werden, nicht jeder körperlichen Mißempfindung gleich starken Ausdruck zu geben. Es gibt Kinder, die bei jedem Hustenreiz, bei dem einfachen Verschlucken usw. gleich tun, als müßten sie vor Husten ersticken oder sich die Seele aus dem Leibe husten." Wenn man ihnen aber sagt, daß das unnötig und unschicklich sei. daß vielmehr ein vernünftiger Mensch den Husten möglichst unter¬ drücke, so gewöhnen sie sich daran und sehen schnell ein, daß es auch ohne soviel Geräusch geht. Höchst auffallend ist der Einfluß einer solchen Erziehung zum Beispiel bei einem später auftretenden Keuchhusten. Die Kinder, die gewohnt waren, sich zu beherrschen, bekommen entschieden viel leichtere Anfälle, während unerzogne regel¬ mäßig bei den Hustenanfällen zum Erbrechen kommen. Allein schon das Vorbild der Eltern macht sehr viel ans. Wo die Kinder täglich sehn, daß der Vater jeden Reiz im Rachen mit endlosem, geräuschvollem Räuspern und Husten beantwortet, wo die Schüler einen Lehrer aller Augenblicke zum Spucknapf laufen sehen, um mit großer Umständlichkeit jeden Auswurf zu entleeren, gewöhnen sie sich leicht auch solche Unschönheit an. Ich erinnere mich einer ganzen Schulklasse, die von einem Lehrer die Gewohnheit angenommen hatte, fortwährend ganz leicht zu spucken, etwa so, als ob man ein auf den Lippen sitzendes Teilchen wegblasen wollte."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/651>, abgerufen am 22.05.2024.