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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Giltiges über das Klima Italiens

Der Übergang von der Regenzeit zur trocknen und umgekehrt ist im Süden
kurz; Frühling und Herbst verkürzen sich oft auf wenige Wochen. Plötzlich
hört der Winterregen auf, die Temperatur steigt bedeutend. Dezember, Januar,
Februar und März haben fast gleichmäßige Temperatur. April und November
haben ziemlich gleich hohe Temperatur. Schon von April bis Mai steigt aber
die Temperatur um 4 bis 5 Grad Celsius.

Neben der Temperatur und den Niederschlägen ist das Klima vom Winde
abhängig. Der Nordwind (Tramontana), der über den Apennin streicht, ist kalt
und bringt klares trocknes Wetter. In Süditalien ist er im Winter gefürchtet,
da er die Temperatur unter 0 Grad sinken läßt.

Ebenso fürchtet man den Nordostwind, der im Februar und März kalte
Regen bringt, auch wohl selbst noch die Westabhänge des Gebirges bis in
Kompanien und in die römische Campagna hinein mit Schnee bedeckt.

Der Ostwind (Levante) ist ein warmer Luftstrom. Der Süd- und Süd¬
westwind, der Scirocco, ist heiß, macht den Menschen müde und schlaff und
unfähig zur geistigen und körperlichen Arbeit. Bei diesem Winde ist der Himmel
trübe, grau oder gelblich grau oder rötlich gefärbt. Die Luft ist drückend schwül,
der Wind ist meist stark. An der Ostküste Siziliens ist die Luft während des
Sciroccos feucht, ohne daß es dabei regnet. An der Nordküste ist dagegen
die Luft trocken, der Scirocco tritt in Sizilien in jedem Monat auf und hält
im Oktober und November wochenlang an.

Im Winter herrschen im südlichen Teile westliche Winde vor, die bedeutende
Mengen Feuchtigkeit mitführe" und ihrer Herkunft entsprechend stets eine hohe
Wärme haben. Im Sommer weht in Italien meist ein nördlicher Wind.

Den Leser wird das Klima der Riviera besonders interessieren.

Es gibt in Europa nur wenige Gegenden, die sich eines so sonnigen Klimas
erfreuen wie die Riviera. Die Milde tritt natürlich im Winter zutage, indem
Frost nur selten vorkommt. Die Durchschnittstemperatur von Dezember bis
März betrug in dreißig Jahren 9 bis 11 Grad. Die Temperatur steigt aber
auch in diesen Monaten nicht selten bis zu 21 Grad.

Die Milde des Klimas wird durch die südliche Lage, durch die den Küsten¬
strich abschließenden Gebirge und nach dem Süden durch das offene Meer
verursacht; in den tiefen Buchten kommt noch der Schutz gegen Osten und
Westen hinzu, deshalb ist das Klima an der Riviera weit milder als sonst
irgendwo unter demselben Breitengrade in Europa. Am auffallendsten tritt dies
bei einem Vergleiche mit dem Klima Oberitaliens hervor. Während hier der
Frost im Winter oft wochenlang anhält, und der Schnee tagelang liegen bleibt,
blüht und grünt es an der Riviera.

Das Klima der Riviera stellen sich viele allerdings milder vor, als es in
Wirklichkeit ist. Der Winter kann auch Frost und das Frühjahr kalte Winde
bringen. Auch kann im Winter Schnee fallen, er bleibt jedoch höchstens einige
Stunden liegen.


Giltiges über das Klima Italiens

Der Übergang von der Regenzeit zur trocknen und umgekehrt ist im Süden
kurz; Frühling und Herbst verkürzen sich oft auf wenige Wochen. Plötzlich
hört der Winterregen auf, die Temperatur steigt bedeutend. Dezember, Januar,
Februar und März haben fast gleichmäßige Temperatur. April und November
haben ziemlich gleich hohe Temperatur. Schon von April bis Mai steigt aber
die Temperatur um 4 bis 5 Grad Celsius.

Neben der Temperatur und den Niederschlägen ist das Klima vom Winde
abhängig. Der Nordwind (Tramontana), der über den Apennin streicht, ist kalt
und bringt klares trocknes Wetter. In Süditalien ist er im Winter gefürchtet,
da er die Temperatur unter 0 Grad sinken läßt.

Ebenso fürchtet man den Nordostwind, der im Februar und März kalte
Regen bringt, auch wohl selbst noch die Westabhänge des Gebirges bis in
Kompanien und in die römische Campagna hinein mit Schnee bedeckt.

Der Ostwind (Levante) ist ein warmer Luftstrom. Der Süd- und Süd¬
westwind, der Scirocco, ist heiß, macht den Menschen müde und schlaff und
unfähig zur geistigen und körperlichen Arbeit. Bei diesem Winde ist der Himmel
trübe, grau oder gelblich grau oder rötlich gefärbt. Die Luft ist drückend schwül,
der Wind ist meist stark. An der Ostküste Siziliens ist die Luft während des
Sciroccos feucht, ohne daß es dabei regnet. An der Nordküste ist dagegen
die Luft trocken, der Scirocco tritt in Sizilien in jedem Monat auf und hält
im Oktober und November wochenlang an.

Im Winter herrschen im südlichen Teile westliche Winde vor, die bedeutende
Mengen Feuchtigkeit mitführe» und ihrer Herkunft entsprechend stets eine hohe
Wärme haben. Im Sommer weht in Italien meist ein nördlicher Wind.

Den Leser wird das Klima der Riviera besonders interessieren.

Es gibt in Europa nur wenige Gegenden, die sich eines so sonnigen Klimas
erfreuen wie die Riviera. Die Milde tritt natürlich im Winter zutage, indem
Frost nur selten vorkommt. Die Durchschnittstemperatur von Dezember bis
März betrug in dreißig Jahren 9 bis 11 Grad. Die Temperatur steigt aber
auch in diesen Monaten nicht selten bis zu 21 Grad.

Die Milde des Klimas wird durch die südliche Lage, durch die den Küsten¬
strich abschließenden Gebirge und nach dem Süden durch das offene Meer
verursacht; in den tiefen Buchten kommt noch der Schutz gegen Osten und
Westen hinzu, deshalb ist das Klima an der Riviera weit milder als sonst
irgendwo unter demselben Breitengrade in Europa. Am auffallendsten tritt dies
bei einem Vergleiche mit dem Klima Oberitaliens hervor. Während hier der
Frost im Winter oft wochenlang anhält, und der Schnee tagelang liegen bleibt,
blüht und grünt es an der Riviera.

Das Klima der Riviera stellen sich viele allerdings milder vor, als es in
Wirklichkeit ist. Der Winter kann auch Frost und das Frühjahr kalte Winde
bringen. Auch kann im Winter Schnee fallen, er bleibt jedoch höchstens einige
Stunden liegen.


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[0034] Giltiges über das Klima Italiens Der Übergang von der Regenzeit zur trocknen und umgekehrt ist im Süden kurz; Frühling und Herbst verkürzen sich oft auf wenige Wochen. Plötzlich hört der Winterregen auf, die Temperatur steigt bedeutend. Dezember, Januar, Februar und März haben fast gleichmäßige Temperatur. April und November haben ziemlich gleich hohe Temperatur. Schon von April bis Mai steigt aber die Temperatur um 4 bis 5 Grad Celsius. Neben der Temperatur und den Niederschlägen ist das Klima vom Winde abhängig. Der Nordwind (Tramontana), der über den Apennin streicht, ist kalt und bringt klares trocknes Wetter. In Süditalien ist er im Winter gefürchtet, da er die Temperatur unter 0 Grad sinken läßt. Ebenso fürchtet man den Nordostwind, der im Februar und März kalte Regen bringt, auch wohl selbst noch die Westabhänge des Gebirges bis in Kompanien und in die römische Campagna hinein mit Schnee bedeckt. Der Ostwind (Levante) ist ein warmer Luftstrom. Der Süd- und Süd¬ westwind, der Scirocco, ist heiß, macht den Menschen müde und schlaff und unfähig zur geistigen und körperlichen Arbeit. Bei diesem Winde ist der Himmel trübe, grau oder gelblich grau oder rötlich gefärbt. Die Luft ist drückend schwül, der Wind ist meist stark. An der Ostküste Siziliens ist die Luft während des Sciroccos feucht, ohne daß es dabei regnet. An der Nordküste ist dagegen die Luft trocken, der Scirocco tritt in Sizilien in jedem Monat auf und hält im Oktober und November wochenlang an. Im Winter herrschen im südlichen Teile westliche Winde vor, die bedeutende Mengen Feuchtigkeit mitführe» und ihrer Herkunft entsprechend stets eine hohe Wärme haben. Im Sommer weht in Italien meist ein nördlicher Wind. Den Leser wird das Klima der Riviera besonders interessieren. Es gibt in Europa nur wenige Gegenden, die sich eines so sonnigen Klimas erfreuen wie die Riviera. Die Milde tritt natürlich im Winter zutage, indem Frost nur selten vorkommt. Die Durchschnittstemperatur von Dezember bis März betrug in dreißig Jahren 9 bis 11 Grad. Die Temperatur steigt aber auch in diesen Monaten nicht selten bis zu 21 Grad. Die Milde des Klimas wird durch die südliche Lage, durch die den Küsten¬ strich abschließenden Gebirge und nach dem Süden durch das offene Meer verursacht; in den tiefen Buchten kommt noch der Schutz gegen Osten und Westen hinzu, deshalb ist das Klima an der Riviera weit milder als sonst irgendwo unter demselben Breitengrade in Europa. Am auffallendsten tritt dies bei einem Vergleiche mit dem Klima Oberitaliens hervor. Während hier der Frost im Winter oft wochenlang anhält, und der Schnee tagelang liegen bleibt, blüht und grünt es an der Riviera. Das Klima der Riviera stellen sich viele allerdings milder vor, als es in Wirklichkeit ist. Der Winter kann auch Frost und das Frühjahr kalte Winde bringen. Auch kann im Winter Schnee fallen, er bleibt jedoch höchstens einige Stunden liegen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/34>, abgerufen am 10.05.2024.