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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ein Haupthindernis werden muß für das Sammeln von Erfahrungen, die auf diesem
Gebiete im Interesse der Gerechtigkeit von großem Werte sind. Es wäre nicht
uninteressant, die Fehlerkette zu verfolgen, die aus den Übertreibungen der Klagen
über die Steuerlast entsteht. Die berechtigte und sogar Vom Gesetzgeber beabsichtigte
Abwälzung der Steuern auf den Konsumenten wird vom Produzenten benutzt, um
einen größern Vorteil herauszuschlagen, als durch die Steuererhöhung bedingt ist.
Dem Konsumenten wird aus Parteisucht weisgemacht, das sei die notwendige Folge
der neuen Steuern. Aus den falschen Vorstellungen über das wirkliche Maß der
Lasten und aus den falschen Maßregeln zu ihrer Vermeidung -- zum Beispiel
Anhäufung von Vorräten in überflüssigem Umfang, Einschränkung des Konsums über
das notwendige Maß hinaus -- entstehn unerwartete Verschiebungen in Angebot
und Nachfrage, die nun erst alle die Übel nach sich ziehen, die bei ruhiger Über¬
nahme der notwendigen unbedeutenden Mehrbelastung und bei verständiger Abwehr
unberechtigter Zwischengewinne wohl zu vermeiden gewesen wären. Und infolge¬
dessen treffen auch wieder die Berechnungen der Reichsfinanzverwaltung nicht ein,
und es müssen neue Steuerexperimente gemacht werden. Das würde alles vermieden
werden, wenn das Finanzwesen des Reichs endlich einmal auf so feste Grundlagen
gestellt werden könnte, daß der Reichsschatzsekretär einmal die Wünschelrute, mit der
er fortwährend nach einzelnen kleinen Einnahmequellen suchen muß, in die Ecke
stellen könnte. Denn alle die soeben geschilderten Übelstände regulieren sich von
selber, wenn die Einrichtungen, die sie hervorgerufen haben, Zeit haben, sich ein¬
zuleben. Darum geht das allgemeine Interesse dahin, dieses Einleben zu beschleunigen,
und dos geschieht am besten durch verständige, ruhige und kühle Prüfung der zu
übernehmenden Lasten, Abwehr unberechtigter Ausnutzung der Situation, vor allem
aber Vermeidung von Übertreibungen, die nicht wirtschaftspolitische, sondern wahl¬
politische Zwecke verfolgen.

Wir haben schon vor acht Tagen des Breslauer Katholikentages gedacht, der
inzwischen den erwarteten Verlauf genommen hat. Wir wiederholen, daß wir
durchaus nicht blind sind gegen die Bedeutung, die diese Veranstaltung für das
religiös-kirchliche Leben der deutschen Katholiken hat. Es ist selbstverständlich
dafür gesorgt, daß diese Bedeutung gerade genug zum Ausdruck kommt, um nicht
nur die Teilnahme der kirchlichen Organe selbst, sondern auch die Beteiligung
hervorragender Persönlichkeiten katholischen Bekenntnisses aus verschiednen Partei-
lägern zu ermöglichen. Um nur ein Beispiel zu nennen, so hat dem Breslauer
Katholikentage auch der Fürst Hatzfeld, Herzog von Trachenberg, der einstige Ober-
Prcisideut von Schlesien, beigewohnt, obwohl er im Reichstage der Fraktion der
Reichspartei angehört und von Zentrumsneigungen weit entfernt ist. Aber bei
aller Würdigung dieser religiösen Bedeutung des Katholikentages kann sich ein un¬
befangner Beobachter doch nicht der Feststellung entziehen, daß auch die Breslauer
Generalversammlung wieder die Erfahrung bestätigt hat, daß die Politik davon
nicht ferngehalten werden kann. Und diese Politik erscheint -- daran ist kein
Zweifel -- im Gewände des Zentrums; so ist es ja auch immer gewesen. Die
Versicherung , daß der Katholikentag keine Politik treibe, gänzlich unpolitisch sei --
diese Versicherung haben wir diesmal sogar öfter und nachdrücklicher als sonst ge¬
hört; eine etwas weniger beflissene Betonung des unpolitischen Charakters hätte
vielleicht den außenstehenden Beobachter nicht so sehr gereizt, nach dem Grunde
der Versicherung zu fragen. Wir wollen aber gern glauben, daß es für einen
großen Teil der Versammlung wirklich ein Bedürfnis war, das zu hören, und daß
ste es ehrlich so Meinem und wollten. Es ist aber immer sehr schwer, in einer
gleichgestimmten, von derselben religiösen und sittlichen Weltanschauung beseelten
Versammlung, die sich über alle möglichen, sie gemeinsam bewegenden Fragen
unterhält, zu bestimmen, wo die Politik anfängt und wo sie aufhört. Man hat


Maßgebliches und Unmaßgebliches

ein Haupthindernis werden muß für das Sammeln von Erfahrungen, die auf diesem
Gebiete im Interesse der Gerechtigkeit von großem Werte sind. Es wäre nicht
uninteressant, die Fehlerkette zu verfolgen, die aus den Übertreibungen der Klagen
über die Steuerlast entsteht. Die berechtigte und sogar Vom Gesetzgeber beabsichtigte
Abwälzung der Steuern auf den Konsumenten wird vom Produzenten benutzt, um
einen größern Vorteil herauszuschlagen, als durch die Steuererhöhung bedingt ist.
Dem Konsumenten wird aus Parteisucht weisgemacht, das sei die notwendige Folge
der neuen Steuern. Aus den falschen Vorstellungen über das wirkliche Maß der
Lasten und aus den falschen Maßregeln zu ihrer Vermeidung — zum Beispiel
Anhäufung von Vorräten in überflüssigem Umfang, Einschränkung des Konsums über
das notwendige Maß hinaus — entstehn unerwartete Verschiebungen in Angebot
und Nachfrage, die nun erst alle die Übel nach sich ziehen, die bei ruhiger Über¬
nahme der notwendigen unbedeutenden Mehrbelastung und bei verständiger Abwehr
unberechtigter Zwischengewinne wohl zu vermeiden gewesen wären. Und infolge¬
dessen treffen auch wieder die Berechnungen der Reichsfinanzverwaltung nicht ein,
und es müssen neue Steuerexperimente gemacht werden. Das würde alles vermieden
werden, wenn das Finanzwesen des Reichs endlich einmal auf so feste Grundlagen
gestellt werden könnte, daß der Reichsschatzsekretär einmal die Wünschelrute, mit der
er fortwährend nach einzelnen kleinen Einnahmequellen suchen muß, in die Ecke
stellen könnte. Denn alle die soeben geschilderten Übelstände regulieren sich von
selber, wenn die Einrichtungen, die sie hervorgerufen haben, Zeit haben, sich ein¬
zuleben. Darum geht das allgemeine Interesse dahin, dieses Einleben zu beschleunigen,
und dos geschieht am besten durch verständige, ruhige und kühle Prüfung der zu
übernehmenden Lasten, Abwehr unberechtigter Ausnutzung der Situation, vor allem
aber Vermeidung von Übertreibungen, die nicht wirtschaftspolitische, sondern wahl¬
politische Zwecke verfolgen.

Wir haben schon vor acht Tagen des Breslauer Katholikentages gedacht, der
inzwischen den erwarteten Verlauf genommen hat. Wir wiederholen, daß wir
durchaus nicht blind sind gegen die Bedeutung, die diese Veranstaltung für das
religiös-kirchliche Leben der deutschen Katholiken hat. Es ist selbstverständlich
dafür gesorgt, daß diese Bedeutung gerade genug zum Ausdruck kommt, um nicht
nur die Teilnahme der kirchlichen Organe selbst, sondern auch die Beteiligung
hervorragender Persönlichkeiten katholischen Bekenntnisses aus verschiednen Partei-
lägern zu ermöglichen. Um nur ein Beispiel zu nennen, so hat dem Breslauer
Katholikentage auch der Fürst Hatzfeld, Herzog von Trachenberg, der einstige Ober-
Prcisideut von Schlesien, beigewohnt, obwohl er im Reichstage der Fraktion der
Reichspartei angehört und von Zentrumsneigungen weit entfernt ist. Aber bei
aller Würdigung dieser religiösen Bedeutung des Katholikentages kann sich ein un¬
befangner Beobachter doch nicht der Feststellung entziehen, daß auch die Breslauer
Generalversammlung wieder die Erfahrung bestätigt hat, daß die Politik davon
nicht ferngehalten werden kann. Und diese Politik erscheint — daran ist kein
Zweifel — im Gewände des Zentrums; so ist es ja auch immer gewesen. Die
Versicherung , daß der Katholikentag keine Politik treibe, gänzlich unpolitisch sei —
diese Versicherung haben wir diesmal sogar öfter und nachdrücklicher als sonst ge¬
hört; eine etwas weniger beflissene Betonung des unpolitischen Charakters hätte
vielleicht den außenstehenden Beobachter nicht so sehr gereizt, nach dem Grunde
der Versicherung zu fragen. Wir wollen aber gern glauben, daß es für einen
großen Teil der Versammlung wirklich ein Bedürfnis war, das zu hören, und daß
ste es ehrlich so Meinem und wollten. Es ist aber immer sehr schwer, in einer
gleichgestimmten, von derselben religiösen und sittlichen Weltanschauung beseelten
Versammlung, die sich über alle möglichen, sie gemeinsam bewegenden Fragen
unterhält, zu bestimmen, wo die Politik anfängt und wo sie aufhört. Man hat


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[0537] Maßgebliches und Unmaßgebliches ein Haupthindernis werden muß für das Sammeln von Erfahrungen, die auf diesem Gebiete im Interesse der Gerechtigkeit von großem Werte sind. Es wäre nicht uninteressant, die Fehlerkette zu verfolgen, die aus den Übertreibungen der Klagen über die Steuerlast entsteht. Die berechtigte und sogar Vom Gesetzgeber beabsichtigte Abwälzung der Steuern auf den Konsumenten wird vom Produzenten benutzt, um einen größern Vorteil herauszuschlagen, als durch die Steuererhöhung bedingt ist. Dem Konsumenten wird aus Parteisucht weisgemacht, das sei die notwendige Folge der neuen Steuern. Aus den falschen Vorstellungen über das wirkliche Maß der Lasten und aus den falschen Maßregeln zu ihrer Vermeidung — zum Beispiel Anhäufung von Vorräten in überflüssigem Umfang, Einschränkung des Konsums über das notwendige Maß hinaus — entstehn unerwartete Verschiebungen in Angebot und Nachfrage, die nun erst alle die Übel nach sich ziehen, die bei ruhiger Über¬ nahme der notwendigen unbedeutenden Mehrbelastung und bei verständiger Abwehr unberechtigter Zwischengewinne wohl zu vermeiden gewesen wären. Und infolge¬ dessen treffen auch wieder die Berechnungen der Reichsfinanzverwaltung nicht ein, und es müssen neue Steuerexperimente gemacht werden. Das würde alles vermieden werden, wenn das Finanzwesen des Reichs endlich einmal auf so feste Grundlagen gestellt werden könnte, daß der Reichsschatzsekretär einmal die Wünschelrute, mit der er fortwährend nach einzelnen kleinen Einnahmequellen suchen muß, in die Ecke stellen könnte. Denn alle die soeben geschilderten Übelstände regulieren sich von selber, wenn die Einrichtungen, die sie hervorgerufen haben, Zeit haben, sich ein¬ zuleben. Darum geht das allgemeine Interesse dahin, dieses Einleben zu beschleunigen, und dos geschieht am besten durch verständige, ruhige und kühle Prüfung der zu übernehmenden Lasten, Abwehr unberechtigter Ausnutzung der Situation, vor allem aber Vermeidung von Übertreibungen, die nicht wirtschaftspolitische, sondern wahl¬ politische Zwecke verfolgen. Wir haben schon vor acht Tagen des Breslauer Katholikentages gedacht, der inzwischen den erwarteten Verlauf genommen hat. Wir wiederholen, daß wir durchaus nicht blind sind gegen die Bedeutung, die diese Veranstaltung für das religiös-kirchliche Leben der deutschen Katholiken hat. Es ist selbstverständlich dafür gesorgt, daß diese Bedeutung gerade genug zum Ausdruck kommt, um nicht nur die Teilnahme der kirchlichen Organe selbst, sondern auch die Beteiligung hervorragender Persönlichkeiten katholischen Bekenntnisses aus verschiednen Partei- lägern zu ermöglichen. Um nur ein Beispiel zu nennen, so hat dem Breslauer Katholikentage auch der Fürst Hatzfeld, Herzog von Trachenberg, der einstige Ober- Prcisideut von Schlesien, beigewohnt, obwohl er im Reichstage der Fraktion der Reichspartei angehört und von Zentrumsneigungen weit entfernt ist. Aber bei aller Würdigung dieser religiösen Bedeutung des Katholikentages kann sich ein un¬ befangner Beobachter doch nicht der Feststellung entziehen, daß auch die Breslauer Generalversammlung wieder die Erfahrung bestätigt hat, daß die Politik davon nicht ferngehalten werden kann. Und diese Politik erscheint — daran ist kein Zweifel — im Gewände des Zentrums; so ist es ja auch immer gewesen. Die Versicherung , daß der Katholikentag keine Politik treibe, gänzlich unpolitisch sei — diese Versicherung haben wir diesmal sogar öfter und nachdrücklicher als sonst ge¬ hört; eine etwas weniger beflissene Betonung des unpolitischen Charakters hätte vielleicht den außenstehenden Beobachter nicht so sehr gereizt, nach dem Grunde der Versicherung zu fragen. Wir wollen aber gern glauben, daß es für einen großen Teil der Versammlung wirklich ein Bedürfnis war, das zu hören, und daß ste es ehrlich so Meinem und wollten. Es ist aber immer sehr schwer, in einer gleichgestimmten, von derselben religiösen und sittlichen Weltanschauung beseelten Versammlung, die sich über alle möglichen, sie gemeinsam bewegenden Fragen unterhält, zu bestimmen, wo die Politik anfängt und wo sie aufhört. Man hat

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/537>, abgerufen am 12.05.2024.