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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Meine Eltern nahm nach der Übersiedlung das Geschäft, das sie übernommen
hatten, ganz in Anspruch, darum sehe ich mich, zurückschauend, in jener Zeit immer
an der Hand von Verwandten die Enge des Häuser- und Menschengewimmels
und das unberührbare Aquariengrüu gepflegter und gehüteter Anlagen durch¬
wandern. Man zeigte meinen ältern Geschwistern die Sehenswürdigkeiten der
Stadt, und Sehenswürdig erschienen dem Paganenglauben meiner Verwandten in
erster Linie die Kirchen. Nicht die ragenden Türme, die meinen liebedürstiger
Augen aus der grauen Enge der Stadt einen Weg ins Blau gewiesen hätten,
sondern die bald engen bald weiten, immer düstern Gewölbe und Grüfte.

Da trat ich aus den hellen Straßen, die das Heute füllte, und in denen ich
noch eben mit Freuden in Kanonieren des Feldartillerieregiments, die das breite
bayrische Faschinenmesser mit dem Löwenkopfgefäß am weißen Leibriemen trugen,
Fußartilleristen aus meinem Heimatstädtchen zu erkennen geglaubt hatte, in halb¬
dunkle Räume, in denen aus den Bildern vergangner Schrecken furchtbares Grauen
in meine Seele schlich. Im Dämmerlichte der Kirchen kam ans Legendenbildern
und Legendenerzählungen eine neue Farbe verwüstend in das heitre Bild der Welt,
das ich aus der Heimat meiner Kindheit mitgebracht hatte: Helles und dunkles Rot.
Nicht das Not der Geranien, die sich um Gnadenbilder drängten, nicht das Rot
der Kirchenfahnen, die die Gänge säumten -- das Rot, das meine Seele befleckte
und krank machte, kam von den alten Bildern, grell flatterte es um Henkerschnltern,
hell rann es aus Märtyrerwunden, dunkel stand es auf Kerkerflieseu, und den
Kreuzdorn, der in meiner Welt bis dahin sommergrün gewesen war, fand ich hier
verwelkt, zur Krone gewunden auf einem bleichen, blutigen Haupte wieder. Dieses
Rot siegte, alle freundlichen roten Töne, die mir in meiner Welt bis jetzt begegnet
waren: Flaggen- und Uniforinenrot, Blüten-und Himmelrot, Lippen- und Wangenrot
erlagen ihm. Mit dem düstern feindlichen Rot des Blutes, das auf den alten
Bildern reichlich floß, Verbündeten sich verwandte Töne, der rotbraune Fleischton
der rohen Krieger- und Henkergestalten, die das Märtyrerblut vergossen, die roten
Blüten, die fromme Gläubige vor die Bilder stellten, die roten Fahnen, Priester-
und Ministrantengewänder, die die Schönheit des Gottesdienstes erhöhen sollen.

Im Dunkel einer Märtyrergruft tauchte die Tante, die mich führte. Taschen¬
tücher in ein Becken, ich weiß nicht mehr, war es das Weihwasserbecken oder eine
Quelle, die bei dem Grabe der Heiligen ans der Erde sickerte, und erzählte, wie
die Frcmkenapostcl Knieen, Kolonat und Totnan nachts von Knechten des Herzogs
Gozbert getötet wurden, weil die Herzogin Geilana es wollte. Die Erzählung war
kunstlos, aber meine Phantasie illustrierte sie mir furchtbar mit den schwächlichen
oder brutalen Gestalten und mit den brannroten Blut- und Fleischtöneu, die sich
ihr von den Altarbildern eingeprägt hatten. Von einem Schatten begleitet stieg ich
aus dem Dunkel der Gruft wieder zum Tageslicht empor. In der Schule schilderte
der Lehrer den Tod der irischen Priester ausführlicher als meine Tante, und ein
unglücklicher Zufall spielte mir gerade damals eine Chronik in die Hände, in der
das Martyrium nicht mir erzählt, sondern auch durch einen rohen Holzschnitt
illustriert war.

So brach die Legende wie ein Unhold in meine Jugend ein. Bei Tag und
bei Nacht hielt mir meine Phantasie düstere blutige Bilder vor, wie die Glaubens-
boten wachten und beteten, und wie die Knechte eindrangen und die Betenden
niedermachten. Ich blieb selbst bei Tage nicht allein im Zimmer, das Grauen,
das meine Seele füllte, bannte meinen Blick, sowie ich mich allein sah, auf die
Tür, als müsse sie sich eindringenden Mördern öffnen. Ich weiß nicht, wann der
Alpdruck der Legende von meiner Seele wich. Er lag lange auf mir. Und der


Grenzboten III 1909 12

Meine Eltern nahm nach der Übersiedlung das Geschäft, das sie übernommen
hatten, ganz in Anspruch, darum sehe ich mich, zurückschauend, in jener Zeit immer
an der Hand von Verwandten die Enge des Häuser- und Menschengewimmels
und das unberührbare Aquariengrüu gepflegter und gehüteter Anlagen durch¬
wandern. Man zeigte meinen ältern Geschwistern die Sehenswürdigkeiten der
Stadt, und Sehenswürdig erschienen dem Paganenglauben meiner Verwandten in
erster Linie die Kirchen. Nicht die ragenden Türme, die meinen liebedürstiger
Augen aus der grauen Enge der Stadt einen Weg ins Blau gewiesen hätten,
sondern die bald engen bald weiten, immer düstern Gewölbe und Grüfte.

Da trat ich aus den hellen Straßen, die das Heute füllte, und in denen ich
noch eben mit Freuden in Kanonieren des Feldartillerieregiments, die das breite
bayrische Faschinenmesser mit dem Löwenkopfgefäß am weißen Leibriemen trugen,
Fußartilleristen aus meinem Heimatstädtchen zu erkennen geglaubt hatte, in halb¬
dunkle Räume, in denen aus den Bildern vergangner Schrecken furchtbares Grauen
in meine Seele schlich. Im Dämmerlichte der Kirchen kam ans Legendenbildern
und Legendenerzählungen eine neue Farbe verwüstend in das heitre Bild der Welt,
das ich aus der Heimat meiner Kindheit mitgebracht hatte: Helles und dunkles Rot.
Nicht das Not der Geranien, die sich um Gnadenbilder drängten, nicht das Rot
der Kirchenfahnen, die die Gänge säumten — das Rot, das meine Seele befleckte
und krank machte, kam von den alten Bildern, grell flatterte es um Henkerschnltern,
hell rann es aus Märtyrerwunden, dunkel stand es auf Kerkerflieseu, und den
Kreuzdorn, der in meiner Welt bis dahin sommergrün gewesen war, fand ich hier
verwelkt, zur Krone gewunden auf einem bleichen, blutigen Haupte wieder. Dieses
Rot siegte, alle freundlichen roten Töne, die mir in meiner Welt bis jetzt begegnet
waren: Flaggen- und Uniforinenrot, Blüten-und Himmelrot, Lippen- und Wangenrot
erlagen ihm. Mit dem düstern feindlichen Rot des Blutes, das auf den alten
Bildern reichlich floß, Verbündeten sich verwandte Töne, der rotbraune Fleischton
der rohen Krieger- und Henkergestalten, die das Märtyrerblut vergossen, die roten
Blüten, die fromme Gläubige vor die Bilder stellten, die roten Fahnen, Priester-
und Ministrantengewänder, die die Schönheit des Gottesdienstes erhöhen sollen.

Im Dunkel einer Märtyrergruft tauchte die Tante, die mich führte. Taschen¬
tücher in ein Becken, ich weiß nicht mehr, war es das Weihwasserbecken oder eine
Quelle, die bei dem Grabe der Heiligen ans der Erde sickerte, und erzählte, wie
die Frcmkenapostcl Knieen, Kolonat und Totnan nachts von Knechten des Herzogs
Gozbert getötet wurden, weil die Herzogin Geilana es wollte. Die Erzählung war
kunstlos, aber meine Phantasie illustrierte sie mir furchtbar mit den schwächlichen
oder brutalen Gestalten und mit den brannroten Blut- und Fleischtöneu, die sich
ihr von den Altarbildern eingeprägt hatten. Von einem Schatten begleitet stieg ich
aus dem Dunkel der Gruft wieder zum Tageslicht empor. In der Schule schilderte
der Lehrer den Tod der irischen Priester ausführlicher als meine Tante, und ein
unglücklicher Zufall spielte mir gerade damals eine Chronik in die Hände, in der
das Martyrium nicht mir erzählt, sondern auch durch einen rohen Holzschnitt
illustriert war.

So brach die Legende wie ein Unhold in meine Jugend ein. Bei Tag und
bei Nacht hielt mir meine Phantasie düstere blutige Bilder vor, wie die Glaubens-
boten wachten und beteten, und wie die Knechte eindrangen und die Betenden
niedermachten. Ich blieb selbst bei Tage nicht allein im Zimmer, das Grauen,
das meine Seele füllte, bannte meinen Blick, sowie ich mich allein sah, auf die
Tür, als müsse sie sich eindringenden Mördern öffnen. Ich weiß nicht, wann der
Alpdruck der Legende von meiner Seele wich. Er lag lange auf mir. Und der


Grenzboten III 1909 12
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[0093] Meine Eltern nahm nach der Übersiedlung das Geschäft, das sie übernommen hatten, ganz in Anspruch, darum sehe ich mich, zurückschauend, in jener Zeit immer an der Hand von Verwandten die Enge des Häuser- und Menschengewimmels und das unberührbare Aquariengrüu gepflegter und gehüteter Anlagen durch¬ wandern. Man zeigte meinen ältern Geschwistern die Sehenswürdigkeiten der Stadt, und Sehenswürdig erschienen dem Paganenglauben meiner Verwandten in erster Linie die Kirchen. Nicht die ragenden Türme, die meinen liebedürstiger Augen aus der grauen Enge der Stadt einen Weg ins Blau gewiesen hätten, sondern die bald engen bald weiten, immer düstern Gewölbe und Grüfte. Da trat ich aus den hellen Straßen, die das Heute füllte, und in denen ich noch eben mit Freuden in Kanonieren des Feldartillerieregiments, die das breite bayrische Faschinenmesser mit dem Löwenkopfgefäß am weißen Leibriemen trugen, Fußartilleristen aus meinem Heimatstädtchen zu erkennen geglaubt hatte, in halb¬ dunkle Räume, in denen aus den Bildern vergangner Schrecken furchtbares Grauen in meine Seele schlich. Im Dämmerlichte der Kirchen kam ans Legendenbildern und Legendenerzählungen eine neue Farbe verwüstend in das heitre Bild der Welt, das ich aus der Heimat meiner Kindheit mitgebracht hatte: Helles und dunkles Rot. Nicht das Not der Geranien, die sich um Gnadenbilder drängten, nicht das Rot der Kirchenfahnen, die die Gänge säumten — das Rot, das meine Seele befleckte und krank machte, kam von den alten Bildern, grell flatterte es um Henkerschnltern, hell rann es aus Märtyrerwunden, dunkel stand es auf Kerkerflieseu, und den Kreuzdorn, der in meiner Welt bis dahin sommergrün gewesen war, fand ich hier verwelkt, zur Krone gewunden auf einem bleichen, blutigen Haupte wieder. Dieses Rot siegte, alle freundlichen roten Töne, die mir in meiner Welt bis jetzt begegnet waren: Flaggen- und Uniforinenrot, Blüten-und Himmelrot, Lippen- und Wangenrot erlagen ihm. Mit dem düstern feindlichen Rot des Blutes, das auf den alten Bildern reichlich floß, Verbündeten sich verwandte Töne, der rotbraune Fleischton der rohen Krieger- und Henkergestalten, die das Märtyrerblut vergossen, die roten Blüten, die fromme Gläubige vor die Bilder stellten, die roten Fahnen, Priester- und Ministrantengewänder, die die Schönheit des Gottesdienstes erhöhen sollen. Im Dunkel einer Märtyrergruft tauchte die Tante, die mich führte. Taschen¬ tücher in ein Becken, ich weiß nicht mehr, war es das Weihwasserbecken oder eine Quelle, die bei dem Grabe der Heiligen ans der Erde sickerte, und erzählte, wie die Frcmkenapostcl Knieen, Kolonat und Totnan nachts von Knechten des Herzogs Gozbert getötet wurden, weil die Herzogin Geilana es wollte. Die Erzählung war kunstlos, aber meine Phantasie illustrierte sie mir furchtbar mit den schwächlichen oder brutalen Gestalten und mit den brannroten Blut- und Fleischtöneu, die sich ihr von den Altarbildern eingeprägt hatten. Von einem Schatten begleitet stieg ich aus dem Dunkel der Gruft wieder zum Tageslicht empor. In der Schule schilderte der Lehrer den Tod der irischen Priester ausführlicher als meine Tante, und ein unglücklicher Zufall spielte mir gerade damals eine Chronik in die Hände, in der das Martyrium nicht mir erzählt, sondern auch durch einen rohen Holzschnitt illustriert war. So brach die Legende wie ein Unhold in meine Jugend ein. Bei Tag und bei Nacht hielt mir meine Phantasie düstere blutige Bilder vor, wie die Glaubens- boten wachten und beteten, und wie die Knechte eindrangen und die Betenden niedermachten. Ich blieb selbst bei Tage nicht allein im Zimmer, das Grauen, das meine Seele füllte, bannte meinen Blick, sowie ich mich allein sah, auf die Tür, als müsse sie sich eindringenden Mördern öffnen. Ich weiß nicht, wann der Alpdruck der Legende von meiner Seele wich. Er lag lange auf mir. Und der Grenzboten III 1909 12

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/93>, abgerufen am 12.05.2024.