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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Es kann natürlich keinem vernünftigen Menschen einfallen, dieses Streben
nach neuen Wahrheiten grundsätzlich zu verdammen. Im Gegenteil, man wird
sich aus mehr als einem Grunde auch über diese Signatur unserer Zeit nur freuen
können. Problemlose Zeiten sind tote Zeiten, sie führen leicht zur Gefahr der
Stagnation. Aber der muntere Kampf um neue Ideale erhält die Gemüter in
lebhafter Bewegung, nicht nur das Pro, sondern auch das Kontra wird eingehend
erwogen, und zuletzt geht der Weg doch meist hindurch zur Wahrheit und Klarheit.
Als ein besonderer Vorzug unserer neuerungssüchtigen Zeit darf auch betont
werden, daß das Interesse an Erziehungsfragen bedeutend gestiegen ist. Weite
Kreise bringen der Pädagogik eine erhöhte Teilnahme entgegen, so daß sich unsereZeit
in dieser Beziehung wohl die Bezeichnung "Jahrhundert des Kindes" beilegen darf.

Aber es gilt in diesen bewegten Tagen auch die Augen recht offen zu halten,
besonders für den praktischen Erzieher, der sich bei seinem Tun von den Theo¬
retikern leiten läßt, deren Stimmen ihm aus Büchern und Zeitschriften immer
und immer wieder entgegenschallen. Unser Kind soll nicht ohne weiteres zum
Versuchsobjekt für jeden Propheten gemacht werden, der seine neue Lehre mit
lauter Stimme ins Land hinausposaunt. Im Durcheinander der mannigfachen
neuen Forderungen kann sich der Erzieher leicht verirren, wenn er nicht selber
vorsichtig beobachtet, sondiert, abwägt, oder es könnte leicht dem Kinde zum
Schaden ausschlagen, was ihm doch zum Besten gereichen sollte.

Denn nicht jede Reform ist in ihren Zielen und Mitteln gut, und es treten
hier und da pädagogische Himmelsstürmer auf, denen man nur mit Vorsicht
begegnen sollte. Gemeine sind jene Leute, die sich meist in eine besondere Idee
hineinbohren und sie bis in die äußersten Konsequenzen verfolgen und verfechten,
die gerade gern ins Extrem einer Anschauung gehen und blind und taub sind für
die Gründe der Gegner. Solche Naturen, die' sich am liebsten für eine radikale
Neuerung ins Zeug werfen, berühren zwar oft recht sympathisch und wirken in
mancher Beziehung auch recht segensreich. Ihr Wesen zeigt, daß sie meist von
einem edlen Feuereifer oder von einer heiligen Leidenschaft getrieben werden und
ihre ganze Kraft anwenden, um ein in ihrem Sinne Gutes zu verwirklichen. Sie
sind meist herzhafte Draufgängernaturen, die ihr Ziel fest im Auge behalten, die
mannhaft zu kämpfen, interessant anzuregen, kräftig aufzurütteln, entschieden mit
fortzureißen verstehen und so zum durchdringenden und treibenden Sauerteige in
der Masse von mehr ruhigen phlegmatischem Wesen, zu Anregern der laxen,
abgestumpften pädagogischen Gewissen werden. Die Pädagogik wird ihnen aus
diesen Gründen immer zu Dank verpflichtet sein.

Aber als Führer, denen unbedingt gefolgt werden könnte, sind solche Leute
meist nicht tauglich. Dazu fehlt ihnen häufig die ruhige Besonnenheit, die Kunst des
Abwartens und objektiven Abwägens. Aber weil es in ihrem Wesen liegt, um
Anerkennung und Gefolgschaft zu werben, können sie der Gesamtheit auch gefährlich
werden. In ihrer agitatorischen Art liegt es zwar, aufzurütteln, aber ebenso auch
einzuschläfern. Ihre Forderungen verstecken sie oft hinter ein prunkendes Schlag¬
wort, das in seiner präzisen Fassung ein leicht erregbares Gemüt oder einen
schwachen Verstand besticht und rasch gefangen nimmt. Solchen Hinunelsstürmern
kommt die Suggestibilität der Masse in einem hohen Grade zugute. Je ent¬
schlossener, sieghafter sie auftreten, um so mehr beugt sich ihnen die Menge, die
sich ja oft vom Schein blenden und vom marktschreierischen Lärm betören läßt.
Charakteristisch für diese radikalen Reformer ist es oft, daß sie den Boden der
Realität völlig verlieren und sich mit ihren Gedanken in ein Wolkenkuckucksheim
verirren und Phantomen nachjagen, die sich nie verwirklichen lassen. Wieviel


Grenzboten IV 1910 "2
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Es kann natürlich keinem vernünftigen Menschen einfallen, dieses Streben
nach neuen Wahrheiten grundsätzlich zu verdammen. Im Gegenteil, man wird
sich aus mehr als einem Grunde auch über diese Signatur unserer Zeit nur freuen
können. Problemlose Zeiten sind tote Zeiten, sie führen leicht zur Gefahr der
Stagnation. Aber der muntere Kampf um neue Ideale erhält die Gemüter in
lebhafter Bewegung, nicht nur das Pro, sondern auch das Kontra wird eingehend
erwogen, und zuletzt geht der Weg doch meist hindurch zur Wahrheit und Klarheit.
Als ein besonderer Vorzug unserer neuerungssüchtigen Zeit darf auch betont
werden, daß das Interesse an Erziehungsfragen bedeutend gestiegen ist. Weite
Kreise bringen der Pädagogik eine erhöhte Teilnahme entgegen, so daß sich unsereZeit
in dieser Beziehung wohl die Bezeichnung „Jahrhundert des Kindes" beilegen darf.

Aber es gilt in diesen bewegten Tagen auch die Augen recht offen zu halten,
besonders für den praktischen Erzieher, der sich bei seinem Tun von den Theo¬
retikern leiten läßt, deren Stimmen ihm aus Büchern und Zeitschriften immer
und immer wieder entgegenschallen. Unser Kind soll nicht ohne weiteres zum
Versuchsobjekt für jeden Propheten gemacht werden, der seine neue Lehre mit
lauter Stimme ins Land hinausposaunt. Im Durcheinander der mannigfachen
neuen Forderungen kann sich der Erzieher leicht verirren, wenn er nicht selber
vorsichtig beobachtet, sondiert, abwägt, oder es könnte leicht dem Kinde zum
Schaden ausschlagen, was ihm doch zum Besten gereichen sollte.

Denn nicht jede Reform ist in ihren Zielen und Mitteln gut, und es treten
hier und da pädagogische Himmelsstürmer auf, denen man nur mit Vorsicht
begegnen sollte. Gemeine sind jene Leute, die sich meist in eine besondere Idee
hineinbohren und sie bis in die äußersten Konsequenzen verfolgen und verfechten,
die gerade gern ins Extrem einer Anschauung gehen und blind und taub sind für
die Gründe der Gegner. Solche Naturen, die' sich am liebsten für eine radikale
Neuerung ins Zeug werfen, berühren zwar oft recht sympathisch und wirken in
mancher Beziehung auch recht segensreich. Ihr Wesen zeigt, daß sie meist von
einem edlen Feuereifer oder von einer heiligen Leidenschaft getrieben werden und
ihre ganze Kraft anwenden, um ein in ihrem Sinne Gutes zu verwirklichen. Sie
sind meist herzhafte Draufgängernaturen, die ihr Ziel fest im Auge behalten, die
mannhaft zu kämpfen, interessant anzuregen, kräftig aufzurütteln, entschieden mit
fortzureißen verstehen und so zum durchdringenden und treibenden Sauerteige in
der Masse von mehr ruhigen phlegmatischem Wesen, zu Anregern der laxen,
abgestumpften pädagogischen Gewissen werden. Die Pädagogik wird ihnen aus
diesen Gründen immer zu Dank verpflichtet sein.

Aber als Führer, denen unbedingt gefolgt werden könnte, sind solche Leute
meist nicht tauglich. Dazu fehlt ihnen häufig die ruhige Besonnenheit, die Kunst des
Abwartens und objektiven Abwägens. Aber weil es in ihrem Wesen liegt, um
Anerkennung und Gefolgschaft zu werben, können sie der Gesamtheit auch gefährlich
werden. In ihrer agitatorischen Art liegt es zwar, aufzurütteln, aber ebenso auch
einzuschläfern. Ihre Forderungen verstecken sie oft hinter ein prunkendes Schlag¬
wort, das in seiner präzisen Fassung ein leicht erregbares Gemüt oder einen
schwachen Verstand besticht und rasch gefangen nimmt. Solchen Hinunelsstürmern
kommt die Suggestibilität der Masse in einem hohen Grade zugute. Je ent¬
schlossener, sieghafter sie auftreten, um so mehr beugt sich ihnen die Menge, die
sich ja oft vom Schein blenden und vom marktschreierischen Lärm betören läßt.
Charakteristisch für diese radikalen Reformer ist es oft, daß sie den Boden der
Realität völlig verlieren und sich mit ihren Gedanken in ein Wolkenkuckucksheim
verirren und Phantomen nachjagen, die sich nie verwirklichen lassen. Wieviel


Grenzboten IV 1910 »2
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[0501] Maßgebliches und Unmaßgebliches Es kann natürlich keinem vernünftigen Menschen einfallen, dieses Streben nach neuen Wahrheiten grundsätzlich zu verdammen. Im Gegenteil, man wird sich aus mehr als einem Grunde auch über diese Signatur unserer Zeit nur freuen können. Problemlose Zeiten sind tote Zeiten, sie führen leicht zur Gefahr der Stagnation. Aber der muntere Kampf um neue Ideale erhält die Gemüter in lebhafter Bewegung, nicht nur das Pro, sondern auch das Kontra wird eingehend erwogen, und zuletzt geht der Weg doch meist hindurch zur Wahrheit und Klarheit. Als ein besonderer Vorzug unserer neuerungssüchtigen Zeit darf auch betont werden, daß das Interesse an Erziehungsfragen bedeutend gestiegen ist. Weite Kreise bringen der Pädagogik eine erhöhte Teilnahme entgegen, so daß sich unsereZeit in dieser Beziehung wohl die Bezeichnung „Jahrhundert des Kindes" beilegen darf. Aber es gilt in diesen bewegten Tagen auch die Augen recht offen zu halten, besonders für den praktischen Erzieher, der sich bei seinem Tun von den Theo¬ retikern leiten läßt, deren Stimmen ihm aus Büchern und Zeitschriften immer und immer wieder entgegenschallen. Unser Kind soll nicht ohne weiteres zum Versuchsobjekt für jeden Propheten gemacht werden, der seine neue Lehre mit lauter Stimme ins Land hinausposaunt. Im Durcheinander der mannigfachen neuen Forderungen kann sich der Erzieher leicht verirren, wenn er nicht selber vorsichtig beobachtet, sondiert, abwägt, oder es könnte leicht dem Kinde zum Schaden ausschlagen, was ihm doch zum Besten gereichen sollte. Denn nicht jede Reform ist in ihren Zielen und Mitteln gut, und es treten hier und da pädagogische Himmelsstürmer auf, denen man nur mit Vorsicht begegnen sollte. Gemeine sind jene Leute, die sich meist in eine besondere Idee hineinbohren und sie bis in die äußersten Konsequenzen verfolgen und verfechten, die gerade gern ins Extrem einer Anschauung gehen und blind und taub sind für die Gründe der Gegner. Solche Naturen, die' sich am liebsten für eine radikale Neuerung ins Zeug werfen, berühren zwar oft recht sympathisch und wirken in mancher Beziehung auch recht segensreich. Ihr Wesen zeigt, daß sie meist von einem edlen Feuereifer oder von einer heiligen Leidenschaft getrieben werden und ihre ganze Kraft anwenden, um ein in ihrem Sinne Gutes zu verwirklichen. Sie sind meist herzhafte Draufgängernaturen, die ihr Ziel fest im Auge behalten, die mannhaft zu kämpfen, interessant anzuregen, kräftig aufzurütteln, entschieden mit fortzureißen verstehen und so zum durchdringenden und treibenden Sauerteige in der Masse von mehr ruhigen phlegmatischem Wesen, zu Anregern der laxen, abgestumpften pädagogischen Gewissen werden. Die Pädagogik wird ihnen aus diesen Gründen immer zu Dank verpflichtet sein. Aber als Führer, denen unbedingt gefolgt werden könnte, sind solche Leute meist nicht tauglich. Dazu fehlt ihnen häufig die ruhige Besonnenheit, die Kunst des Abwartens und objektiven Abwägens. Aber weil es in ihrem Wesen liegt, um Anerkennung und Gefolgschaft zu werben, können sie der Gesamtheit auch gefährlich werden. In ihrer agitatorischen Art liegt es zwar, aufzurütteln, aber ebenso auch einzuschläfern. Ihre Forderungen verstecken sie oft hinter ein prunkendes Schlag¬ wort, das in seiner präzisen Fassung ein leicht erregbares Gemüt oder einen schwachen Verstand besticht und rasch gefangen nimmt. Solchen Hinunelsstürmern kommt die Suggestibilität der Masse in einem hohen Grade zugute. Je ent¬ schlossener, sieghafter sie auftreten, um so mehr beugt sich ihnen die Menge, die sich ja oft vom Schein blenden und vom marktschreierischen Lärm betören läßt. Charakteristisch für diese radikalen Reformer ist es oft, daß sie den Boden der Realität völlig verlieren und sich mit ihren Gedanken in ein Wolkenkuckucksheim verirren und Phantomen nachjagen, die sich nie verwirklichen lassen. Wieviel Grenzboten IV 1910 »2

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/501>, abgerufen am 15.05.2024.