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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Anschauen. Denn der stärkere Nachbar ruft uus vielleicht vorzeitig weiter. Und
da schon die Art, wie ein Künstler in einer so großen Ausstellung repräsentiert
wird, oft eine -- nach der doppelten Auswahl durch ihn selbst und durch die Jury
-- ganz zufällige und ungenügende sein muß, so bringt auch die Einreihung des
Werkes so manchmal daS Wollen und Können des einzelnen nicht richtig zum
Ausdruck. Mehr als jede andere Kunstgattung verlangen aber gerade graphische
Arbeiten ein liebevolles Verweilen, eine Hingabe an die intimsten Wirkungen.
Wenn also auf begrenztem Raum ein Bild dieser mehr als tausend Werke um¬
fassenden Ausstellung gegeben werden soll, wird die Ungerechtigkeit, die in jedem
durch so vielerlei Umstände beeinflußten, auswählenden Urteil liegt, geringer
sein, je weniger Namen und Leistungen genannt werden. Drum sei zunächst gesagt,
daß der Gesamteindruck, den die Ausstellung hinterläßt, der eines ungewöhnlich
hohen künstlerischen Niveaus ist. Man sieht da ein vielfältiges Können vereint
mit redlicher Arbeit, mit ernstem Streben. Neben rein graphischen Werken
wurden auch Aquarelle und Pastelle und in geringerer Zahl Skulpturen auf¬
genommen. Nur bei einigen wenigen der ausgestellten Arbeiten hätte man ein
strengeres Urteil der Jury wünschen dürfen. Von der überwiegenden Mehrzahl
ist Gutes zu sagen. Freilich, gerade die Künstler, deren Namen aufs engste mit
der Geschichte der Berliner Sezession verknüpft sind, oder die zu ihren ständigen
Gästen gehören, bringen diesmal kaum etwas, das als absolut Neues in ihrer
künstlerischen Physiognomie erschiene oder sie in ihrer vollen Kraft zeigte, so
interessant manches (Liebermanns Karton zur "Judengasse", Corinths Arbeiten,
ein paar der Aquarelle von Slevogt, Radierungen von E. R. Weiß, Skulpturen
und Zeichnungen von Barlach) an sich auch sein mögen.

Und doch hat diese Ausstellung einiges, was sie weit über eine gewöhnliche
gute Jahresrevue erhebt, zu einem künstlerischen Ereignis macht für jeden, dem
Kunst mehr als eine angenehme Unterbrechung der Alltäglichkeit bedeutet: das sind
vor allem Schöpfungen von Künstlern, die schou der Geschichte angehören. Die
Faustillustratiouen von Delacroir mögen für viele doch allzuviel historisches
Anschauen voraussetzen und darum nicht den reinsten Genuß geben: mit der Frische
und Unmittelbarkeit höchster Kunst aber sprechen die Zeichnungen Goyas zu uns.
In ihnen ist eine solche Fülle von Leben und Phantasie, festes Ergreifen der Wirklichkeit,
überlegener Hohn und menschliches Verstehen, ein so meisterhaftes Herrschen über
alle Mittel, daß man immer wieder zu ihnen zurückgezogen wird und kaum Zeit
findet, zu sehen, was sonst an Schönem und Wertvollen in diesem Saale vereinigt
ist: die famosen Aquarelle und Zeichnungen von Daumier, Arbeiten von Degcis
und Guys, die Radierungen Meryons und seltene Blätter von Corot.

Ein ähnliches Erlebnis wie Goyas Zeichnungen sind für mich die Studien eines
Modernen: die Entwürfe und Skizzen Ferdinand Hodlers. In jedemWerkdieses großen
Schweizers haben wir die Lebendigkeit bewundert, mit der ein bewußter Künstlerwille
Monumentalität und dekorative Wirkung vermählte. Die Wurzeln der machtvollen
Wirklichkeitsimpression waren: charakteristische Stellungen und Bewegungsiuotive, so
sicher angefaßt und festgehalten, daß man oft den Eindruck haben durfte, als seien
sie nie vorher von einem Künstler beobachtet worden, als Hütte man selbst sie im Leben
nie in ihrer vollen Bedeutung begriffen, sie niemals so gesehen wie dieses Maler¬
auge, dem ein -- oft fast unwirklich geringer -- Bruchteil einer Sekunde die aus¬
drucksvollste Lebensfülle enthüllt. Und nun offenbart uns eine Sammlung von
mehr als siebzig Zeichnungen, wie dieser Künstler arbeitet. Mit wie unermüdlicher
Ausdauer wiederholt sich da das Ringen um ein kleines, scheinbar so leicht zu
Packendes, oft untergeordnetes Motiv! Wie wird es immer wieder erprobt in


Grenzboten IV 1910 68
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Anschauen. Denn der stärkere Nachbar ruft uus vielleicht vorzeitig weiter. Und
da schon die Art, wie ein Künstler in einer so großen Ausstellung repräsentiert
wird, oft eine — nach der doppelten Auswahl durch ihn selbst und durch die Jury
— ganz zufällige und ungenügende sein muß, so bringt auch die Einreihung des
Werkes so manchmal daS Wollen und Können des einzelnen nicht richtig zum
Ausdruck. Mehr als jede andere Kunstgattung verlangen aber gerade graphische
Arbeiten ein liebevolles Verweilen, eine Hingabe an die intimsten Wirkungen.
Wenn also auf begrenztem Raum ein Bild dieser mehr als tausend Werke um¬
fassenden Ausstellung gegeben werden soll, wird die Ungerechtigkeit, die in jedem
durch so vielerlei Umstände beeinflußten, auswählenden Urteil liegt, geringer
sein, je weniger Namen und Leistungen genannt werden. Drum sei zunächst gesagt,
daß der Gesamteindruck, den die Ausstellung hinterläßt, der eines ungewöhnlich
hohen künstlerischen Niveaus ist. Man sieht da ein vielfältiges Können vereint
mit redlicher Arbeit, mit ernstem Streben. Neben rein graphischen Werken
wurden auch Aquarelle und Pastelle und in geringerer Zahl Skulpturen auf¬
genommen. Nur bei einigen wenigen der ausgestellten Arbeiten hätte man ein
strengeres Urteil der Jury wünschen dürfen. Von der überwiegenden Mehrzahl
ist Gutes zu sagen. Freilich, gerade die Künstler, deren Namen aufs engste mit
der Geschichte der Berliner Sezession verknüpft sind, oder die zu ihren ständigen
Gästen gehören, bringen diesmal kaum etwas, das als absolut Neues in ihrer
künstlerischen Physiognomie erschiene oder sie in ihrer vollen Kraft zeigte, so
interessant manches (Liebermanns Karton zur „Judengasse", Corinths Arbeiten,
ein paar der Aquarelle von Slevogt, Radierungen von E. R. Weiß, Skulpturen
und Zeichnungen von Barlach) an sich auch sein mögen.

Und doch hat diese Ausstellung einiges, was sie weit über eine gewöhnliche
gute Jahresrevue erhebt, zu einem künstlerischen Ereignis macht für jeden, dem
Kunst mehr als eine angenehme Unterbrechung der Alltäglichkeit bedeutet: das sind
vor allem Schöpfungen von Künstlern, die schou der Geschichte angehören. Die
Faustillustratiouen von Delacroir mögen für viele doch allzuviel historisches
Anschauen voraussetzen und darum nicht den reinsten Genuß geben: mit der Frische
und Unmittelbarkeit höchster Kunst aber sprechen die Zeichnungen Goyas zu uns.
In ihnen ist eine solche Fülle von Leben und Phantasie, festes Ergreifen der Wirklichkeit,
überlegener Hohn und menschliches Verstehen, ein so meisterhaftes Herrschen über
alle Mittel, daß man immer wieder zu ihnen zurückgezogen wird und kaum Zeit
findet, zu sehen, was sonst an Schönem und Wertvollen in diesem Saale vereinigt
ist: die famosen Aquarelle und Zeichnungen von Daumier, Arbeiten von Degcis
und Guys, die Radierungen Meryons und seltene Blätter von Corot.

Ein ähnliches Erlebnis wie Goyas Zeichnungen sind für mich die Studien eines
Modernen: die Entwürfe und Skizzen Ferdinand Hodlers. In jedemWerkdieses großen
Schweizers haben wir die Lebendigkeit bewundert, mit der ein bewußter Künstlerwille
Monumentalität und dekorative Wirkung vermählte. Die Wurzeln der machtvollen
Wirklichkeitsimpression waren: charakteristische Stellungen und Bewegungsiuotive, so
sicher angefaßt und festgehalten, daß man oft den Eindruck haben durfte, als seien
sie nie vorher von einem Künstler beobachtet worden, als Hütte man selbst sie im Leben
nie in ihrer vollen Bedeutung begriffen, sie niemals so gesehen wie dieses Maler¬
auge, dem ein — oft fast unwirklich geringer — Bruchteil einer Sekunde die aus¬
drucksvollste Lebensfülle enthüllt. Und nun offenbart uns eine Sammlung von
mehr als siebzig Zeichnungen, wie dieser Künstler arbeitet. Mit wie unermüdlicher
Ausdauer wiederholt sich da das Ringen um ein kleines, scheinbar so leicht zu
Packendes, oft untergeordnetes Motiv! Wie wird es immer wieder erprobt in


Grenzboten IV 1910 68
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[0549] Maßgebliches und Unmaßgebliches Anschauen. Denn der stärkere Nachbar ruft uus vielleicht vorzeitig weiter. Und da schon die Art, wie ein Künstler in einer so großen Ausstellung repräsentiert wird, oft eine — nach der doppelten Auswahl durch ihn selbst und durch die Jury — ganz zufällige und ungenügende sein muß, so bringt auch die Einreihung des Werkes so manchmal daS Wollen und Können des einzelnen nicht richtig zum Ausdruck. Mehr als jede andere Kunstgattung verlangen aber gerade graphische Arbeiten ein liebevolles Verweilen, eine Hingabe an die intimsten Wirkungen. Wenn also auf begrenztem Raum ein Bild dieser mehr als tausend Werke um¬ fassenden Ausstellung gegeben werden soll, wird die Ungerechtigkeit, die in jedem durch so vielerlei Umstände beeinflußten, auswählenden Urteil liegt, geringer sein, je weniger Namen und Leistungen genannt werden. Drum sei zunächst gesagt, daß der Gesamteindruck, den die Ausstellung hinterläßt, der eines ungewöhnlich hohen künstlerischen Niveaus ist. Man sieht da ein vielfältiges Können vereint mit redlicher Arbeit, mit ernstem Streben. Neben rein graphischen Werken wurden auch Aquarelle und Pastelle und in geringerer Zahl Skulpturen auf¬ genommen. Nur bei einigen wenigen der ausgestellten Arbeiten hätte man ein strengeres Urteil der Jury wünschen dürfen. Von der überwiegenden Mehrzahl ist Gutes zu sagen. Freilich, gerade die Künstler, deren Namen aufs engste mit der Geschichte der Berliner Sezession verknüpft sind, oder die zu ihren ständigen Gästen gehören, bringen diesmal kaum etwas, das als absolut Neues in ihrer künstlerischen Physiognomie erschiene oder sie in ihrer vollen Kraft zeigte, so interessant manches (Liebermanns Karton zur „Judengasse", Corinths Arbeiten, ein paar der Aquarelle von Slevogt, Radierungen von E. R. Weiß, Skulpturen und Zeichnungen von Barlach) an sich auch sein mögen. Und doch hat diese Ausstellung einiges, was sie weit über eine gewöhnliche gute Jahresrevue erhebt, zu einem künstlerischen Ereignis macht für jeden, dem Kunst mehr als eine angenehme Unterbrechung der Alltäglichkeit bedeutet: das sind vor allem Schöpfungen von Künstlern, die schou der Geschichte angehören. Die Faustillustratiouen von Delacroir mögen für viele doch allzuviel historisches Anschauen voraussetzen und darum nicht den reinsten Genuß geben: mit der Frische und Unmittelbarkeit höchster Kunst aber sprechen die Zeichnungen Goyas zu uns. In ihnen ist eine solche Fülle von Leben und Phantasie, festes Ergreifen der Wirklichkeit, überlegener Hohn und menschliches Verstehen, ein so meisterhaftes Herrschen über alle Mittel, daß man immer wieder zu ihnen zurückgezogen wird und kaum Zeit findet, zu sehen, was sonst an Schönem und Wertvollen in diesem Saale vereinigt ist: die famosen Aquarelle und Zeichnungen von Daumier, Arbeiten von Degcis und Guys, die Radierungen Meryons und seltene Blätter von Corot. Ein ähnliches Erlebnis wie Goyas Zeichnungen sind für mich die Studien eines Modernen: die Entwürfe und Skizzen Ferdinand Hodlers. In jedemWerkdieses großen Schweizers haben wir die Lebendigkeit bewundert, mit der ein bewußter Künstlerwille Monumentalität und dekorative Wirkung vermählte. Die Wurzeln der machtvollen Wirklichkeitsimpression waren: charakteristische Stellungen und Bewegungsiuotive, so sicher angefaßt und festgehalten, daß man oft den Eindruck haben durfte, als seien sie nie vorher von einem Künstler beobachtet worden, als Hütte man selbst sie im Leben nie in ihrer vollen Bedeutung begriffen, sie niemals so gesehen wie dieses Maler¬ auge, dem ein — oft fast unwirklich geringer — Bruchteil einer Sekunde die aus¬ drucksvollste Lebensfülle enthüllt. Und nun offenbart uns eine Sammlung von mehr als siebzig Zeichnungen, wie dieser Künstler arbeitet. Mit wie unermüdlicher Ausdauer wiederholt sich da das Ringen um ein kleines, scheinbar so leicht zu Packendes, oft untergeordnetes Motiv! Wie wird es immer wieder erprobt in Grenzboten IV 1910 68

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/549>, abgerufen am 15.05.2024.