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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Theater

Berlins Fühvcrrottc als Theirterstadt. Es
ist ein offenes Geheimnis, das; sich die Berliner
Theaterverhttltnisse von Jahr zu Jnhr un¬
erfreulicher gestalten. Die "erste Theaterstadt
der Welt", wie sie sich mit Vorliebe titulieren
läßt, macht eine schwere und besorgniserregende
Krise durch. Niemand kann heute sagen, ob
und wie sie diese Krise überstehen wird. Aber
das; die Situation unhaltbar geworden und
daß die Frucht zum Abfallen reif ist, darf
leider nicht länger verschwiegen werden.

Die Symptome dieses ungesunden Zu¬
standes sind rasch gekennzeichnet. Die Berliner
Bühnen sind immer mehr zum Tummelplatz
eines unsinnigen AuSländerkultcs und eines
verdrießlichen Snvbtums geworden. Die wirk¬
lich ernsthafte deutsche Dramatik wird nahezu
grundsätzlich ausgeschlossen. Wo nicht irgend¬
eine stoffliche Pikanterie so etwas wie einen
Erfolg verspricht, findet der Autor in der
Hauptstadt des Deutschen Reiches verschlossene
Türen. Und dabei läßt sich die billige Be¬
hauptung, die deutsche Produktion läge hoff¬
nungslos danieder, jederzeit durch einen schlag¬
kräftigen Gegenbeweis entkräften. Warumist--
an ein Paar Beispiele herauszugreifen --
noch kein Direktor auf den Gedanken ge¬
kommen, Herbert Eulenbergs ausgezeichnete
Jugendtraum auf die Bühne zu bringen?
Warum warten wir Noch heute auf den viel¬
versprechenden Paul Ernst, auf den "Thersites"
von Stefan Zweig, auf den "Zorn des
Achilles" von Schmidtbonn, auf das"Kurallen-
kettlin" von Franz Dülberg und auf eine
so tapfere und kräftige Arbeit wie Erich
Schlaikjers "Lahmen Hans"? Warumhat ein
warmblütiger Autor wie Ottomar Erling für
seine prächtige Komödie "Das .Kind" keine
reguläre Bühne gefunden, sondern ist auf
eine Nachmittagsvorstellung der Neuen Freien
Volksbühne angewiesen geblieben? Und warum

[Spaltenumbruch]

hat man in Berlin leine Zeit für die um Herz
und Nieren greifende Dichtung eines deutschen
Bauernsohnes (Karl Schönherrs "Glaube und
Heimat"), die seit Wochen in stürmischem
Siegeslauf über zwanzig oder dreißig Provinz-
thenter geht und den Menschen überall die
ernsthaftesten und ehrlichsten Erschütterungen
abtrotzt? Damit wären wir um dein Kern der
leidigen Angelegenheit. Die Tatsache, daß
Schönherrs Prachtvolles Drama in Berlin
noch keinen Einlaß gefunden hat, weil ja hier
das Publikum mit französischen Pikcmterien
und russischen oder englischen Nichtigkeiten ge¬
füttert werden muß, ist so ungeheuerlich, daß
sie grelle Schlaglichter auf die gegenwärtige
Theatermisere der Reichshauptstadt wirft. Die
Aufführung von "Glaube und Heimat" war
für Berlin eine nationale so gut wie eine
künstlerische Pflicht. Das; sie bis auf den
heutigen Tag nicht erfüllt worden ist und,
wie es scheint, vorläufig nicht erfüllt werden
wird, bleibt ein nicht wegzuwischender dunkler
Fleck auf dem Ehrenschilde der ersten Theater¬
stadt. Die deutsche Provinz hat bewiesen, das;
sie in Theaterdingen gesündere Instinkte besitzt
als die Stadt der unbegrenzten Möglich¬
keiten, in der so viel von künstlerischer Kultur
gefaselt wird und in der erst ganz neuerdings
der Name eines TheatermanneS, Max Rein¬
hardts, europäischen Klang gewonnen hat. Die
häßlichen Geschwüre am Organismus des so¬
genannten Spreeathens haben sich den Blicken
des Beschauers nie unbarmherziger preis¬
gegeben als in diesem Augenblick nationaler
Gleichgültigkeit. Das Parvenühaftc seines
Wesens und das durch und durch Faule seiner
von eingewanderten Galiziern gemachten
"Kultur" hat sich der Welt nie schmachvoller
präsentiert als da, wo es sich von Wien und
München, von Frankfurt und Köln, von Düssel¬
dorf und Hamburg in puncto Gesinnung be¬
schämen lassen muß.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Theater

Berlins Fühvcrrottc als Theirterstadt. Es
ist ein offenes Geheimnis, das; sich die Berliner
Theaterverhttltnisse von Jahr zu Jnhr un¬
erfreulicher gestalten. Die „erste Theaterstadt
der Welt", wie sie sich mit Vorliebe titulieren
läßt, macht eine schwere und besorgniserregende
Krise durch. Niemand kann heute sagen, ob
und wie sie diese Krise überstehen wird. Aber
das; die Situation unhaltbar geworden und
daß die Frucht zum Abfallen reif ist, darf
leider nicht länger verschwiegen werden.

Die Symptome dieses ungesunden Zu¬
standes sind rasch gekennzeichnet. Die Berliner
Bühnen sind immer mehr zum Tummelplatz
eines unsinnigen AuSländerkultcs und eines
verdrießlichen Snvbtums geworden. Die wirk¬
lich ernsthafte deutsche Dramatik wird nahezu
grundsätzlich ausgeschlossen. Wo nicht irgend¬
eine stoffliche Pikanterie so etwas wie einen
Erfolg verspricht, findet der Autor in der
Hauptstadt des Deutschen Reiches verschlossene
Türen. Und dabei läßt sich die billige Be¬
hauptung, die deutsche Produktion läge hoff¬
nungslos danieder, jederzeit durch einen schlag¬
kräftigen Gegenbeweis entkräften. Warumist—
an ein Paar Beispiele herauszugreifen —
noch kein Direktor auf den Gedanken ge¬
kommen, Herbert Eulenbergs ausgezeichnete
Jugendtraum auf die Bühne zu bringen?
Warum warten wir Noch heute auf den viel¬
versprechenden Paul Ernst, auf den „Thersites"
von Stefan Zweig, auf den „Zorn des
Achilles" von Schmidtbonn, auf das„Kurallen-
kettlin" von Franz Dülberg und auf eine
so tapfere und kräftige Arbeit wie Erich
Schlaikjers „Lahmen Hans"? Warumhat ein
warmblütiger Autor wie Ottomar Erling für
seine prächtige Komödie „Das .Kind" keine
reguläre Bühne gefunden, sondern ist auf
eine Nachmittagsvorstellung der Neuen Freien
Volksbühne angewiesen geblieben? Und warum

[Spaltenumbruch]

hat man in Berlin leine Zeit für die um Herz
und Nieren greifende Dichtung eines deutschen
Bauernsohnes (Karl Schönherrs „Glaube und
Heimat"), die seit Wochen in stürmischem
Siegeslauf über zwanzig oder dreißig Provinz-
thenter geht und den Menschen überall die
ernsthaftesten und ehrlichsten Erschütterungen
abtrotzt? Damit wären wir um dein Kern der
leidigen Angelegenheit. Die Tatsache, daß
Schönherrs Prachtvolles Drama in Berlin
noch keinen Einlaß gefunden hat, weil ja hier
das Publikum mit französischen Pikcmterien
und russischen oder englischen Nichtigkeiten ge¬
füttert werden muß, ist so ungeheuerlich, daß
sie grelle Schlaglichter auf die gegenwärtige
Theatermisere der Reichshauptstadt wirft. Die
Aufführung von „Glaube und Heimat" war
für Berlin eine nationale so gut wie eine
künstlerische Pflicht. Das; sie bis auf den
heutigen Tag nicht erfüllt worden ist und,
wie es scheint, vorläufig nicht erfüllt werden
wird, bleibt ein nicht wegzuwischender dunkler
Fleck auf dem Ehrenschilde der ersten Theater¬
stadt. Die deutsche Provinz hat bewiesen, das;
sie in Theaterdingen gesündere Instinkte besitzt
als die Stadt der unbegrenzten Möglich¬
keiten, in der so viel von künstlerischer Kultur
gefaselt wird und in der erst ganz neuerdings
der Name eines TheatermanneS, Max Rein¬
hardts, europäischen Klang gewonnen hat. Die
häßlichen Geschwüre am Organismus des so¬
genannten Spreeathens haben sich den Blicken
des Beschauers nie unbarmherziger preis¬
gegeben als in diesem Augenblick nationaler
Gleichgültigkeit. Das Parvenühaftc seines
Wesens und das durch und durch Faule seiner
von eingewanderten Galiziern gemachten
„Kultur" hat sich der Welt nie schmachvoller
präsentiert als da, wo es sich von Wien und
München, von Frankfurt und Köln, von Düssel¬
dorf und Hamburg in puncto Gesinnung be¬
schämen lassen muß.

[Ende Spaltensatz]
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[0454] [Abbildung] Maßgebliches und Unmaßgebliches Theater Berlins Fühvcrrottc als Theirterstadt. Es ist ein offenes Geheimnis, das; sich die Berliner Theaterverhttltnisse von Jahr zu Jnhr un¬ erfreulicher gestalten. Die „erste Theaterstadt der Welt", wie sie sich mit Vorliebe titulieren läßt, macht eine schwere und besorgniserregende Krise durch. Niemand kann heute sagen, ob und wie sie diese Krise überstehen wird. Aber das; die Situation unhaltbar geworden und daß die Frucht zum Abfallen reif ist, darf leider nicht länger verschwiegen werden. Die Symptome dieses ungesunden Zu¬ standes sind rasch gekennzeichnet. Die Berliner Bühnen sind immer mehr zum Tummelplatz eines unsinnigen AuSländerkultcs und eines verdrießlichen Snvbtums geworden. Die wirk¬ lich ernsthafte deutsche Dramatik wird nahezu grundsätzlich ausgeschlossen. Wo nicht irgend¬ eine stoffliche Pikanterie so etwas wie einen Erfolg verspricht, findet der Autor in der Hauptstadt des Deutschen Reiches verschlossene Türen. Und dabei läßt sich die billige Be¬ hauptung, die deutsche Produktion läge hoff¬ nungslos danieder, jederzeit durch einen schlag¬ kräftigen Gegenbeweis entkräften. Warumist— an ein Paar Beispiele herauszugreifen — noch kein Direktor auf den Gedanken ge¬ kommen, Herbert Eulenbergs ausgezeichnete Jugendtraum auf die Bühne zu bringen? Warum warten wir Noch heute auf den viel¬ versprechenden Paul Ernst, auf den „Thersites" von Stefan Zweig, auf den „Zorn des Achilles" von Schmidtbonn, auf das„Kurallen- kettlin" von Franz Dülberg und auf eine so tapfere und kräftige Arbeit wie Erich Schlaikjers „Lahmen Hans"? Warumhat ein warmblütiger Autor wie Ottomar Erling für seine prächtige Komödie „Das .Kind" keine reguläre Bühne gefunden, sondern ist auf eine Nachmittagsvorstellung der Neuen Freien Volksbühne angewiesen geblieben? Und warum hat man in Berlin leine Zeit für die um Herz und Nieren greifende Dichtung eines deutschen Bauernsohnes (Karl Schönherrs „Glaube und Heimat"), die seit Wochen in stürmischem Siegeslauf über zwanzig oder dreißig Provinz- thenter geht und den Menschen überall die ernsthaftesten und ehrlichsten Erschütterungen abtrotzt? Damit wären wir um dein Kern der leidigen Angelegenheit. Die Tatsache, daß Schönherrs Prachtvolles Drama in Berlin noch keinen Einlaß gefunden hat, weil ja hier das Publikum mit französischen Pikcmterien und russischen oder englischen Nichtigkeiten ge¬ füttert werden muß, ist so ungeheuerlich, daß sie grelle Schlaglichter auf die gegenwärtige Theatermisere der Reichshauptstadt wirft. Die Aufführung von „Glaube und Heimat" war für Berlin eine nationale so gut wie eine künstlerische Pflicht. Das; sie bis auf den heutigen Tag nicht erfüllt worden ist und, wie es scheint, vorläufig nicht erfüllt werden wird, bleibt ein nicht wegzuwischender dunkler Fleck auf dem Ehrenschilde der ersten Theater¬ stadt. Die deutsche Provinz hat bewiesen, das; sie in Theaterdingen gesündere Instinkte besitzt als die Stadt der unbegrenzten Möglich¬ keiten, in der so viel von künstlerischer Kultur gefaselt wird und in der erst ganz neuerdings der Name eines TheatermanneS, Max Rein¬ hardts, europäischen Klang gewonnen hat. Die häßlichen Geschwüre am Organismus des so¬ genannten Spreeathens haben sich den Blicken des Beschauers nie unbarmherziger preis¬ gegeben als in diesem Augenblick nationaler Gleichgültigkeit. Das Parvenühaftc seines Wesens und das durch und durch Faule seiner von eingewanderten Galiziern gemachten „Kultur" hat sich der Welt nie schmachvoller präsentiert als da, wo es sich von Wien und München, von Frankfurt und Köln, von Düssel¬ dorf und Hamburg in puncto Gesinnung be¬ schämen lassen muß.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/454>, abgerufen am 21.05.2024.